Kapitel 13...Rasend vor Wut

Serena und Nicole verließen Arm in Arm eingehakt das Kino und werteten den Film mit samt seiner Handlung und der Besetzung mit den Schauspielern aus.
"Wollen wir noch etwas Essen gehen, Mahoni?", erwähnte Serena nebenbei im laufenden Gespräch, während die Beiden gemütlich unter den Ellenbogen eingehakt über die Straße schlendernden.

"Was ist mit deinem Mann? Wartet er nicht zu Hause auf dich? Er wird langsam eifersüchtig, wenn du so viel Zeit mit mir verbringst.", witzelte Nicole und schmunzelte dabei.

Serena lachte wie ein kleines Schulmädchen und antwortete darauf: "Da muss er durch. Er ist ein Mann. Er kann das ab. Und mal ein paar Stunden allein ohne mich zu sein, tut ihm auch mal ganz gut. Schließlich bleibe ich auch zu Hause, wenn er mit seinen Freunden und Kollegen unterwegs ist.", und Serena grinste sich einen ab, als hätte sie bereits eine Flasche Whiskey oder Scotch geköpft.

"Wenn du das sagst? Dann ist das wohl so!...Du könntest ja mich anrufen. Dann verbringst du den Abend wenigstens nicht allein...ohne deinen Mann...sondern mit mir, der fabelhaften Geschenkboutique - Chefin.", belächelte Nicole die Antwort.

"Für das nächste Mal ist das gar keine so schlechte Idee, Mahoni! Ich nehme dich beim Wort."

"Das war mein voller Ernst, Serena!", und die Beiden fuhren zu einem indischen Restaurant.

Als die zwei auf dem Parkplatz angekommen waren, meinte Serena aus heiterem Himmel beim Aussteigen: "Molly war deine beste Freundin, nicht wahr?"

Nicole zog sich ihre Jacke über und knöpfte sich die oberen drei Knöpfe zu. "Sie war so etwas wie eine Schwester für mich, bevor sie sich zum Negativen entwickelt hat...Sprechen wir heute nicht mehr von ihr. Ich hab einen Bärenhunger.", und Nicole hakte sich bei Serena unter und steuerte mit ihr auf das Restaurant zu. Serena öffnete die Tür und ließ Nicole zuerst eintreten.

"Danke sehr!", bedankte sich Nicole bei ihr mit einem leichten Kopfnicken. 

"Hättest du auch für mich getan, Mahoni!", erwiderte Serena grinsend aus heiterem Himmel.

Nicole musste lachen und begann zu flunkern. "Was macht dich da so sicher?...War ein Scherz, Serena!...Rein mit dir!", und sie stupste Serena mit ihrem rechten Zeigefinger auf der Nasenspitze an.

"Guten Abend!", grüßten sie dann eine Bedienung, die auf die Beiden erfreut zu kam.

"Namaste!...", und die Bedienung hob ihre Arme waagerecht vor ihre Brust und legte die Handinnenflächen aufeinander und neigte ihren Kopf etwas nach unten, bis sie fast ihre Fingerspitzen berührten. Serena und Nicole taten es ebenfalls.

"Was kann ich für Sie tun?", wurden Nicole und Serena von der Bedienung gefragt. "Haben Sie einen Tisch bestellt?"

"Oh!...Ehm!...Einen Tisch für zwei Personen?...Ehm!...Wir haben uns spontan entschieden hierher zu kommen.", antwortete Serena etwas hastig und abgehakt blicksuchend zu Nicole.

Nicole lächelte leise hinter Serenas Rücken in ihre Jacke hinein. "Gut argumentiert Serena!", flüsterte sie ihr dann in ihr linkes Ohr.

Serena nuschelte zurück: "Vielen Dank für deine Mahoni - Unterstützung!"

"Gern geschehen!"

"Wenn Sie mir Beide folgen würden!", forderte die Bedienung die zwei Frauen auf.

•••

Als Nicole vor dem Gebäude ihres Apartments ankam, sah sie das schwarze Motorrad, mit einem goldenen Streifen an jeder Seite, an der Bordsteinkante stehen. Sie kannte den Fahrer der Maschine sehr wohl - Er war kein Unbekannter für sie. Es gab nur einen, der so eine in Schwarz - Gold - lackierte Maschine fuhr. "Oh nein!...Auch das noch!...Was will der denn hier?", stöhnte sie genervt.

Sie ging langsam auf die Maschine zu und stellte sich vor den Lenker. Der Fahrer zog die Handschuhe aus und legte sie übereinander vor sich auf den Motorradsitz, nahm den Helm ab, stopfte seine Handschuhe da hinein und hängte ihn auf die rechte Seite des Lenkers. In seinem Gesicht wucherte bereits ein Drei - Tage - Bart. Er sah umwerfend und verführerisch damit aus. Nicole konnte ihm nie widerstehen, wenn er diesen Bart trug. Sie dachte an den Kuss in der Boutique...so warm und leidenschaftlich. Doch er war damals tabu für sie, denn sein Körper sollte Molly gehören.

"Mahoni!", begrüßte er sie. Doch sie nickte nur. "Siehst gut aus!", sprach er gelassen weiter.

"Bist du deswegen hier, um mir irgendwelche Komplimente zu machen?", fragte sie ihn verärgert. "Wieso bist du hier?"

"Schön auch dich zu sehen!", antwortete er leidenschaftlich und stieg lässig von seinem Motorrad ab und bockte es nach hinten auf. Als er auf Nicole zu kam, ging sie ein paar Schritte zurück.

Er hatte eine Hand in seiner linken Motorradhosentasche stecken und die andere griff nach ihrer linken Hand. "Du fehlst mir, Mahoni!"

Sie stand wie versteinert vor ihm und ihre Augen nahmen einen glasigen Ton an. Wie oft hatte sie darauf gewartet, dass er die Art von Satz ihr gegenüber aussprach. Sie hob ihren Kopf, um ihn anzusehen.

"Es tut mir leid, Nicole!", flüsterte er.

Doch Nicole entriss ihm sauer ihre Hand und umfasste sie mit ihrer anderen freien Hand. Sie formte daraus eine Kugel und zog sie ganz fest an ihren Oberkörper heran. Sie hatte mit ihren Tränen zu kämpfen, doch sie musste etwas sagen und sie versuchte ihrer Stimme einen standhaft festen Ton zu verleihen. "Was soll dir denn schon leid tun, Kinney? Deine ganze Abfuhr mir gegenüber? Dein Mitleid? Dein Verhalten in den letzten Wochen? Willst du mir jetzt sagen, dass ich doch recht hatte mit all meinem Reden, dass du die Finger von ihr lassen solltest? Du wolltest nicht auf mich hören! ICH wäre dann am Ende die Böse gewesen, wenn es nicht funktioniert hätte!...Vielleicht hätte ich dich von Anfang an ins Fettnäpfchen treten lassen sollen, damit du aufwachst...!

Nein Mahoni! Auf keinen Fall ist Molly so!
Nein Mahoni! Das bildest du dir nur ein!
Nein Mahoni! So etwas würde Molly nie tun! ",

wiederholte sie ihm seine Worte, die er ihr oft nach vertraulichen Gesprächen entgegen geworfen hatte, weil er ihr nicht glauben wollte. Sagen wir mal so: Kelly verdrängte die ganze Wahrheit, die ihm Nicole prophezeit hatte. Und nun war die Bombe geplatzt.

"Es ist dafür zu spät, Kelly!", flüsterte sie forsch.

Kelly musste sich eingestehen, dass seine Mitbewohnerin und beste Freundin Nicole Recht hatte und ihn vorwarnen wollte. Aber war wirklich alles schon zu spät? War der Zug bereits für sie Beide abgefahren?

"Also! Sag mir: Was davon tut dir denn so leid?", wütete sie ihn an und setzte sich in Bewegung, um an ihm vorbei zu gehen. Sie wollte einfach nur noch weg von ihm.

Kelly streckte seine rechte Hand aus und stoppte sie an ihrem Ellenbogen. "Mahoni! Warte!...Es tut mir leid, dass ich deine Signale nicht erkannt habe, die du mir gesendet hast! Ich war so..."

"...Vernebelt und blind und nicht zu vergessen die rosa - rote Brille...Vergiss es! Das war ein Fehler dir überhaupt etwas auszusenden! Ich hätte es besser wissen müssen!", fügte sie rasend vor Wut hinzu.

"Mahoni, ich hätte dich mit anderen Augen sehen müssen!"

Nicole hatte genug und zog an ihrem Arm. "Das sagst du mir jetzt, Kinney? Dafür ist es leider zu spät!...Lass mich...sofort...los!", fauchte sie ihn an.

Er ließ sie widerwillig los. Er hatte gerade wieder ihre weiche Haut gefühlt, der Blick ihrer funkelnden, grünen Augen, wenn sie wütend war. Das ist das, was er die letzten Wochen so vermisst hatte: SIE...Nicole Mahoni...Ein Strom durchzog  seinen Körper und er wollte sich zu ihr herunter beugen und ihre Lippen mit seinen versiegeln. 

Nicole entzog sich ihm und sah zu, dass sie ins Gebäude kam, weg von der Straße und weg von ihm.

"Verdammt nochmal, Mahoni!... Warte!", rief er ihr frustriert nach. Er rannte ihr hinterher und holte sie im Foyer ein und hielt sie erneut am Ellenbogen fest.

Nicole sah darauf und wollte die Hand von ihm grob wegstoßen. Sie drehte sich zu ihm wütend um und funkelte ihn böse an. "Was an...SUCH NICHT NACH MIR!...hast du nicht verstanden, Kelly? Ich will dich hier nicht haben! Verstehst du? Fahr nach Hause und lass mich in Ruhe!", machte sie ihm begreiflich.

"Nicole!...Schick mich jetzt nicht einfach so weg!", flehte er sie an. Was war nur in sie gefahren? 

"Ich weiß, wann ich aufhören muss darüber nachzudenken, ob es das alles auch wert ist und einen Sinn ergibt. Ich hatte all die Jahre Gefühle für dich entwickelt, Kelly, die du von dir geschobenen hast, Und glaub mir, sie versteckt zu halten, war eine Qual für mich!...Die Warterei hat ein Ende!

Stattdessen hast du dich bei Molly voll zum Clown gemacht...im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hat dich verarscht und du hast es nicht mal bemerkt. Du hast mich ausgeblendet, als ob ich überhaupt nicht existiert habe. Du hast mich nur ausgelacht, wenn ich dir klar machen wollte, was ich für dich empfinde. Ich habe es dann einfach versucht zu ignorieren, weil du mein bester Freund warst, der aussichtslos einer Verrückten nachgelaufen ist und geglaubt hat, in sie verliebt zu sein...Fahr nach Hause, Kelly!", wiederholte sie den Satz jetzt mit etwas festerer Stimme.

Kelly stand wie angewurzelt da, als sie offen über ihre versteckten Gefühle für ihn sprach...nach all den Jahren brach sie ihr Schweigen. Doch nun war es zu spät...für ihn.

Nicole hatte die vorige Nacht mit Leon verbracht und sie hatten miteinander geschlafen. Und nun tauchte Kelly wie aus dem Nichts auf. Woher wusste er, wo sie sich aufhielt? Hat Shannon ihm bescheid gegeben, nachdem sie wütend aus der Custer - Villa gestürmt war?

Kelly konnte nicht glauben, dass sie ihn wieder fortschickte. "Das meinst du jetzt nicht ernst, Mahoni!...Du bist wütend auf mich! Das verstehe ich...!"

Nicole schubste ihn nach hinten und kochte vor Wut. "Sag du mir nicht, wie meine Gemütslage momentan aussieht, Kinney! Verschwinde von hier und aus meinen Augen!", herrschte sie ihn an und schubste ihn ein weiteres Mal nach hinten.

Mittlerweile hatte sich Cello dazwischen gebettet und räusperte sich: "Gibt es hier ein Problem?", fragte er in die Runde der Kampfhähne.

Kelly sah ihn verstohlen an. "Wer sind Sie denn?", fragte er ihn sarkastisch.

"Der Page dieses Gebäudes! Ich habe gerade Nachtschicht und dulde keinerlei Eskapaden wie diese in meiner Schicht!...Also Mister! Was ist ihr Problem?", wiederholte sich Cello abermals.

"Mister Kinney wollte gerade gehen!", mischte Nicole sich ein und warf Kelly einen vorwurfsvollen Blick zu, dem er versuchte zu widerstehen.

Kelly blieb wohl nichts anderes übrig, als sich schnaubend umzudrehen und das Gebäude zu verlassen.

Nicole bedankte sich bei Cello für sein Eingreifen und wünschte ihm noch einen schönen Abend. Sie ging zum Fahrstuhl, gefolgt von Cello. "Geht es Ihnen gut, Miss Mahoni?...Soll ich Ihnen noch etwas hinauf bringen?"

"Nein Danke! Ich möchte einfach nur noch ins Bett!"

"Gute Nacht Miss Mahoni!"

Nicole nickte und drückte auf den Knopf der neunundzwanzigsten Etage. Nicole stieg ein, als der Fahrstuhl anhielt und sich geöffnet hatte. Kurz, bevor er sich wieder schloss, wurde ein Fuß zwischen beide Türen gestellt und jemand schob diese noch etwas auseinander. Es war Kelly, der in den Fahrstuhl halbwegs sprang. "Welcher Stock?", fragte er gelassen und die Türen schlossen sich.

Nicole kam aus ihrer Ecke und drückte auf den Stopp - Knopf und legte somit den Fahrstuhl lahm. "Was soll das werden, wenn's fertig ist, Kelly Kinney?", fragte sie ihn wütend. 

Kelly kam im Sturmschritt auf sie zu und zog sie an sich und küsste sie und drückte sie an die Fahrstuhlwand. Er wollte ihr endlich zeigen, was er ebenfalls für sie empfand und presste sie fest an die Wand. "Ich lass mich nicht einfach so von dir wegschicken, bis du mich angehört hast, Mahoni! Glaubst du etwa, mir fiel es leicht, die Gefühle zu dir zu ignorieren? Du bist meine beste Freundin und da kann  ich mich nicht einfach so in dich verlieben! So wäre alles zwischen uns zerstört worden! Wir hätten es kaputt gemacht, verstehst du? Lieber in Freundschaft miteinander verbunden sein, als sie Hals über Kopf in einer Beziehung zu riskieren, wenn sie von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist!", und wieder küsste er sie leidenschaftlich und verlangend.

Nicole wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Wieso kam er jetzt damit? Für sie hatte sich die Kelly - Sache schon längst erledigt...oder doch nicht? Warum war er hier? Er sollte sie nicht suchen, weil sie mit Molly und mit ihm und der WG abschließen wollte. Mit Leon hatte gestern Abend für sie ein neues Kapitel begonnen...Kelly war für sie Geschichte...Vergangenheit. Und für ihre Zukunft hatte Kelly keinen Platz. Als bester Freund schien er wohl noch nicht ganz ausgedient zu haben. 

Nicole kam als Erste von den Beiden zur Besinnung und stieß ihn von sich. Dann holte sie gegen ihn aus und schlug ihm ins Gesicht. Dann brachte sie den Fahrstuhl wieder zum Laufen und öffnete ihn und schubste Kelly nach draußen.

"Cello?", rief sie, nervös und durcheinander und den Tränen nahe, nach dem Pagen. Der kam auf sie zu gerannt. Und sah den Beiden ins Gesicht.

"Könnten Sie bitte Mister Kinney vor die Tür setzen?...Wir sind hier fertig!", gab sie Cello entrüstet zu verstehen.

Nicole ging wieder rückwärts in den Fahrstuhl hinein und verschloss seine Türen. Dann drückte sie den Knopf für ihre Etage und fuhr nach oben.

Kelly drehte sich zum Fahrstuhl um und sah zu, wie der Fahrstuhl nach oben fuhr und wo er anhielt. Er lächelte vor sich hin und bewegte sich zu seinem Motorrad. Er stülpte sich den Helm auf den Kopf und setzte sich auf seine Maschine und schob sie ein wenig nach vorn, um sie zu entbocken und startete sie laut und ließ sie aufjaulen. Sein Blick fiel bis in die Etage, in der sich das Apartment von Nicole und Leon befand und wartete, bis das Licht angemacht wurde.

Er musste nicht lange darauf warten. Dann flüsterte er vor sich hin: "Ich werde dich nicht einfach so aufgeben! Ich hab dich einmal verloren. Das wird mir kein zweites Mal passieren, Mahoni!" Er drehte die Maschine sehr laut auf, dass sie überall in jeder Ecke zu hören war und raste nach einem derben Driften des Hinterreifens davon, der schwarze Schmauchspuren hinterließ.

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