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[3894 Wörter]

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Ein lautes, schmerzhaftes Niesen verließ mich gerade, als ich den Videoanruf von Jimin annahm.

>Gesundheit.<, lachte er erschrocken und sah mich durch die Handykamera mehr als besorgt an. Ich lag bis zum Kinn zugedeckt auf meinem Sofa und blinzelte müde in mein Handy, das ich schräg vor mich hielt.

>Ich hasse es krank zu sein.<, nuschelte ich ruhig und hatte die Befürchtung, dass er mich überhaupt nicht verstanden hat.

>Und ich hasse es, dass ich nicht mit in die Philippinen reisen konnte.<, Jimin sah mich entschuldigend schmunzelnd an und schien von irgendetwas für einen Moment abgelenkt zu sein. Er sah irgendwo anders hin. Ich nutzte seine Ablenkung, um mich aufzusetzen und mir die Wärmflasche wieder zurück auf den Schoß zu legen. Mir war unfassbar kalt und das, obwohl draußen geradezu tropische Temperaturen herrschten.

Es war mittlerweile Ende Oktober und doch war das Wetter so warm, als wäre es erst Mitte Juni, der Hochsommer.

>Baby, deine Gesundheit ist wichtiger als eines unserer Konzerte. Sobald du wieder fit genug bist, kannst du einfach in den nächsten Flieger steigen und dich uns anschließen. Du wirst nichts verpassen.<, ich spitzte meine Lippen und zog die Augenbrauen nach unten.
>Mach nicht so ein Gesicht.<, lachte mein bester Freund in sein Handy und lehnte es gegen etwas vor sich, wohl auf dem Tisch in seinem Hotelzimmer.

>Seit ihr den gut angekommen?<

Tatsächlich haben die Jungs bereits am Vorabend den Flieger in die Philippinen genommen.

Die Flugzeit von etwa vier Stunden haben sie gut überstanden und die eine Stunde Zeitunterschied, die zwischen Korea und den Philippinen herrschte, machte nicht wirklich etwas aus.

>Ja. Wir sind direkt vom Flughafen zur Konzerthalle gefahren und haben eine erste Probe gemacht.<, er lehnte sich zurück und strich einmal die Haare nach hinten.

>Bei euch müsste es jetzt erst acht Uhr sein.<, warf ich offen in den Raum, nachdem ich einen Blick auf meine Uhr geworfen habe. Hier in Korea war neun Uhr und um zehn hatte ich einen Termin bei meinem Arzt, der mich einmal durchchecken wollte.

Ich hatte eine einfache Erkältung! Was muss man da checken?

>Wir gehen gleich erst gemeinsam Frühstücken und fahren dann wieder direkt in die Halle. Wir machen eine letzte Rehearsal vor heute Abend.<, er schenkte mir ein breites Grinsen und ich konnte die Aufregung durch mein Handy hindurch spüren.

>Ihr müsst aufgeregt sein. Endlich wieder auf Tour gehen zu können.<, grinste ich leicht und erhob mich langsam vom Sofa, schmiss die Wärmflasche hinter mich und schlang die Decke fest um meine Schultern, während ich mit dem Handy erhoben in meine Küche trottete.

>Sehr. Wir freuen uns einfach, endlich wieder Army zu treffen.<, er seufzte glücklich und lächelte verträumt.

Ich konnte darüber auch nur schmunzeln und lehnte mein Handy gegen die Vase, in der der noch immer frisch aussehende Blumenstrauß der Jungs war, den sie mir zum Geburtstag geschenkt haben.

Wie diese Blumen so lange am Leben bleiben können, ist mir ein wahres Rätsel.

>Ach, mir fällt da gerade noch was ein.<, Jimin lehnte sich wieder nach vorne, verschränkte die Arme vor sich und betete sein Kinn darauf.

>Das du mir noch Oreos schuldest?<, sagte ich außerhalb der Sichtweite meiner Handykamera, während ich im Kühlschrank nach etwas suchte, das ich essen konnte und hoffentlich auch im Magen behalten würde.

Es war kurz still zwischen uns und ich lehnte mich etwas zurück, sodass ich gerade mit meinem Gesicht in die Kamera erschien.

Jimin verzog sein Gesicht und mied es in die Kamera zu sehen. Ich seufzte laut und wandte mich wieder meinem Kühlschrank zu, zog kopfschüttelnd einen Joghurt heraus.

>Ich werde dir noch welche besorgen.<, schmollte er schon fast.

>Es ist mittlerweile fast drei Monate her, seit du mir welche schuldest.<, ich deutete mit dem Löffel in meiner Hand auf mein Handy und zog die Augenbrauen etwas nach oben.

Jimin lachte kurz und nickte.
>Du bekommst einen Jahresvorrat an Oreos. Versprochen.<, er hielt mir lachend seinen kleinen Finger in die Kamera, was ich nur lächelnd und nickend abtat.

>Was mir eingefallen ist. Mh, haben Hobi-hyung und du.. eigentlich noch einmal miteinander geredet? Ich meine, seit.. diesem Kuss.<, er zog mehrmals die Augenbrauen nach oben und warf mir ein verschmitztes Grinsen entgegen.

Ich zog langsam den Löffel aus meinem Mund und schluckte das bisschen Joghurt herunter, begann meinen Mund immer wieder in verschiedene Richtungen zu verziehen und seufzte bedrückt.

>Klingt nicht so gut.<

>Wir sind einfach nicht dazu gekommen. Ihr habt die letzten Wochen so viel zu tun gehabt mit der Tour und ich war auch beschäftigt. Mit der Kollektion, die unfassbar gut bei der Army ankommt, mit euren Tour-Outfits und nebenbei kümmere ich mich auch noch um die Kostüme für euer nächstes Musikvideo beziehungsweise das Konzept.<, ich zuckte leicht die Schultern und nahm einen weiteren Löffel Joghurt in den Mund.
>Und dann wurde ich auch schon so arg krank und ich konnte niemanden besuchen oder empfangen. Es wäre schlecht, wenn jetzt einer von euch krank werden würde.<, ich senkte meinen Kopf etwas und blickte auf den Becher in meiner Hand nieder.

Mir war der Appetit vergangen.

Ich hörte Jimin nur schwer seufzen.

>Tut mir Leid, Ahri. Ihr werdet euch hoffentlich bald aussprechen können. Warum rufst du ihn nicht mal an?<

>Ich will sowas nicht übers Telefon machen, Chimmy. Sowas muss von Angesicht zu Angesicht geregelt werden.<, ich griff nach meinem Handy und trottete wieder zurück zum Sofa, auf das ich mich sogleich fallen ließ.

>Wenn ich wieder gesund bin und mich euch wieder anschließe, möchte ich so schnell wie möglich mit ihm reden.<, ich nickte bestätigend und lehnte mich müde gegen die Rückenlehne. Ich habe diese Nacht nicht besonders viel geschlafen. Ich wurde immer wieder von Hustenanfällen aus dem Schlaf gerissen und musste öfter aufstehen, einfach weil mir alle Gliedmaßen weh tun.

Zudem ging mir die Sache mit Hobi auch nicht aus dem Kopf. Seit dem Tag ihres Comebacks sind wir einfach nicht dazu gekommen, uns auszusprechen, was genau dieser Kuss zu bedeuten hat.

Zusätzlich.. noch die Sorge um meinen Bruder.

Am Morgen des dreizehnten Oktobers habe ich ihn nach Incheon zum Flughafen gefahren und mich schweren Herzens von ihm verabschieden müssen.

Bis heute hat er sich nur einmal bei mir gemeldet, hat gesagt, er sei gut angekommen, wo auch immer das war. Seitdem.. Funkstille.

Die Sorge holt mich wieder ein und die Albträume fangen wieder an.

Zudem kommt noch hinzu, dass ich tatsächlich endlich mal Neuigkeiten über Jonghyun gehört habe.

Er hat sich tatsächlich aus Seoul verzogen. Ist wohl nach Jeju zu seiner Tante oder so geflogen und ist dort vorübergehend eingezogen.

Feigling!
Trotzdem muss ich ehrlich gestehen, dass ich Angst habe, dass er jeder Zeit zurückkehren wird um mich zu suchen. Die Anzeige, die ich gegen ihn erwirkt habe, ist mit schweren Anschuldigungen gefüttert.

Amina versicherte mir, dass sie ihre Augen und Ohren überall offen halten wird.

Das nimmt mir meine Angst jedoch nicht.

>So werdet ihr euch das nicht vorgestellt haben, oder?<, riss mich Jimin plötzlich aus den Gedanken und brachte mich leicht zum Nicken.

>Ich dachte eher, es läuft völlig anders ab. Aber Chimmy, darf ich dir etwas sagen?<, ich sah ihn fast schon verzweifelt an.

>Was ist los?<, er klang alarmiert und sein Blick sagte mir auch mehr als tausend Worte. Ich wurde, bevor ich anfangen konnte zu sprechen, von einen Hustenanfall unterbrochen, der mir kurz die Luft zum Atmen nahm.

Es dauerte einige Zeit, in der ich halb erstickt vor dem Handy hing und mir die Lunge aushustete.

>Entschuldige.<, sagte ich rau und hielt mir eine Hand an den schmerzenden Hals.

>Nicht dafür.<, lächelte er leicht.

>Also, was ich sagen wollte.<, fing ich wieder mit dem eigentlichen Thema an, nachdem ich einen Schluck meines mittlerweile kalten Tees getrunken habe.

>Ich habe einfach Angst vor.. ich weiß nicht. Er ist immer noch ein Idol. Euch ist es untersagt, jemanden zu Daten. Zudem steht klipp und klar in meinem Arbeitsvertrag, und in eurem auch, dass man keine persönliche Beziehung zu den Idolen aufbauen soll.<, Jimin zog nur die Augenbrauen nach oben.

>Unsere Beziehung ist persönlich. Wir kennen uns schon unser ganzes Leben.<

>Das meinte ich damit nicht. Es gibt eine Klausel, Jimin. Hast du deinen Arbeitsvertrag eigentlich jemals gelesen?<, ich zog fragend die Augenbrauen nach oben und er grinste nur vielsagend.

>Jimin.<, seufzte ich und verdrehte leicht die Augen.

>Baby, mach dir keine allzu großen Gedanken darüber. Es gibt immer einen Weg, solche Klauseln zu übergehen.<, er nahm sein Handy in die Hand und erhob sich vom Stuhl, schien sich seine Schuhe anzuziehen.

>Du, ich muss jetzt los.<, er lächelte mir durch die Kamera zu.
>Ok. Ich wünsche euch viel Spaß beim ersten Konzert heute Abend. Meldet ihr euch bei mir, wenn ihr durch seid? Ich will wissen, wie es war.<, grinste ich leicht und erntete ein begeistertes Nicken.

>Wir wollten eigentlich irgendwann danach einen V-Live starten. Ich kann dich davor anrufen.<, nachdem ich ihm zugesagt habe, verabschiedeten wir uns voneinander und genervt machte ich mich selbst fertig, zum Arzt zu gehen.

Ich hasse es, krank zu sein!

~~

Nachdem ich den lästigen Arzttermin hinter mich gebracht habe und mir eher widerwillig habe Blut nehmen lassen, trottete ich die belebten Straßen von Seoul entlang. Ich wusste gerade nichts mit mir anzufangen und überlegte fieberhaft, wohin ich jetzt gehen sollte oder was ich mit dem restlichen Tag anfangen sollte. Ich könnte, trotz dass ich so erkältet war, zu Big Hit gehen und dort etwas liegen gebliebene Arbeit beenden. Allerdings würde ich dann von meiner Kollegin zusammengestaucht werden, dass ich mich doch Zuhause ausruhen sollte, um so schnell wie möglich gesund zu werden.

Ein stummes Seufzen verließ meine Kehle, während ich meine Hände in meine Jackentasche steckte und fast schon bedrückt auf meine Füße starrte, wie sie mich ziellos durch die Straße trugen.

Ich könnte bei Ryu vorbeigehen, könnte sie fragen, wie gut sie als neue Chefin in der kleinen Firma zurechtkommt. Ich könnte mich allgemein mal wieder bei meiner Cousine melden.
Die letzten Tage war ich zu sehr damit beschäftigt, mich mit Tee und Medikamenten vollzustopfen und ein K-Drama nach dem nächsten anzusehen.

Ich könnte sie in Sachen Liebe auf den neuesten Stand bringen und bin mir fast sicher, dass sie auch Neuigkeiten für mich hat.

Ich entschloss mich recht schnell dafür, ihr tatsächlich einen Besuch abzustatten.

Meine Füße trugen mich mit neuer Energie den gewohnten Arbeitsweg entlang. Dass ich an meiner alten Wohnung vorbeikommen würde, ließ ich außen vor. Ich wechselte die Straßenseite, als ich an meinem alten Wohnhaus vorbeilief und wagte es mich nicht auf zu sehen. Es war mir zuwider und mich beschlich ein übles Gefühl, als ich die vertraute Umgebung erreicht habe. Es rief einige vergangene Erinnerungen in mir hoch, die ich lange verdrängt habe.

Ich eilte so schnell ich konnte an dem Komplex vorbei und erreichte schnell das Bürogebäude, in dem ich meine kleine Firma zum Leben erweckt habe.

Ich war auch schnell in dem gewünschten Stockwerk angekommen und blieb einen kurzen Moment wie versteinert in der Fahrstuhltür stehen.

Die Tür, die in unser Büro führte, stand weit offen und dahinter konnte ich eine laute Diskussion hören. Ich schluckte, als ich die Stimmen von Ryu und Jae heraushören konnte und zuckte leicht zusammen, als ich etwas zu Boden fallen und zerbrechen hörte.

>Super, Jae. Ganz toll.<, knurrte Ryu und schien die Scherben irgendwie zusammen zu wischen.

>Ist ja nicht meine Schuld, dass du so ungeschickt bist.<, ich seufzte nur und trat in das Büro ein, sah mich kurz um und erkannte einige der Mitarbeiterinnen, wie sie kopfschüttelnd an ihren Tischen saßen und an vor sich liegenden Schmuckstücken arbeiteten.

>Hey, Mädels.<, grüßte ich die fünf Frauen und lächelte, als sie sich erst erschrocken zu mir umdrehten und schließlich mit strahlenden Gesichtern auf mich zukamen.

>Ahri! Na sowas. Du bist ja doch noch am Leben!<, wurde ich von Si-a begrüßt, die mich kurz in eine liebevolle Umarmung zog.

>Halbwegs. Aktuell bin ich ziemlich erkältet.<, wie gerufen musste ich Husten und drehte mich von den Frauen etwas weg.

Die Maske, die ich die ganze Zeit schon trug, verhinderte zum Glück, dass ich meine Bakterien überall verteilte.

>Klingt nicht so gut. Warst du schon beim Arzt?<, wurde ich besorgt von So-yeon gefragt. Sie war die älteste Mitarbeiterin und war schon von Anfang an dabei gewesen. So-yeon war mir immer eine gute Ratgeberin in vielen Dingen. Sie wurde mit der Zeit zu einer treuen Freundin, trotz des riesigen Altersunterschiedes. Sie war stolze fünfundfünfzig, sah allerdings keinen Tag älter als dreißig aus.

Ich nickte leicht und schob den Ärmel meiner Jacke etwas zurück, um ihr das kleine Pflaster in meiner Armbeuge zu zeigen.

>Ist nur eine einfache Erkältung. Allerdings will mein Arzt nachprüfen, ob es nicht doch eine Virusinfektion oder so ist.<, ich zuckte leicht die Schultern und schob den Ärmel wieder nach unten.

So-yeon verzog kurz den Mund und nickte leicht.

>Trink genügend Ingwertee. Der Hilft.<, ich lächelte unter meiner Maske liebevoll und nickte brav.

>Ich trinke ausreichend. Keine Sorge.<, lachte ich leicht und warf schließlich einen Blick hinter die Damen, erkannte Jae und Ryu abgewandt voneinander stehen.

>Was ist mit den beiden los? Stimmt etwas nicht?<, sie seufzen alle und führten mich etwas tiefer ins Büro.

>Das geht schon seit Tagen so. Wir wissen aber nicht warum. Hat Ryu dir nichts erzählt? Sonst redet sie doch auch immer mit dir?<, Suri ließ sich vor mir wieder auf ihrem Stuhl nieder und griff nach ihrer Trinkflasche.

Ich schüttelte nur meinen Kopf.

>Wir haben seit Tagen nicht geredet. Ich muss aber auch sagen, dass ich ziemlich beschäftigt war. Und dann wurde ich krank.<, ich hob kurz meine Hände an.

>Verstehe. Wie läuft es denn in deinem neuen Job? Bist du glücklich da? Ist sehr viel zu tun? Wie ist es, mit Idolen zusammenzuarbeiten?<, Alice, die jüngste und neueste Mitarbeiterin, redete aufgeregt und verschränkte ihre Hände vor ihrer Brust. Unter meiner Maske lächelte ich. Sie war, wie viele andere auch, eine Army und war mit Herz und Seele dabei. Ich weiß noch, wie hibbelig sie war, als ich ihr sagte, dass ich mit Jimin aufgewachsen bin und die Jungs alle persönlich kenne.

>Es geht mir dort sehr gut. Alle sind super nett und ich bin gut ins Team aufgenommen worden. Mir wurden bereits kleinere, auch größere Aufgaben auferlegt. Meine Arbeit kommt gut bei jedem an. Ich liebe es da.<, ich blinzelte ein paar Mal, als ich in ihre glücklichen Gesichter sah.

>Trotzdem muss ich gestehen, dass ich die Ruhe, die hier im Büro immer war, schon etwas vermisse.<, ich legte meinen Kopf etwas schief und ließ mir von Si-a einen Arm um die Schultern legen.

>Du fehlst uns auch, Boss.<, wir lachten alle gemeinsam, worauf ich ihr nur erwidern konnte, dass Ryu jetzt ihr Boss war.

>Du wirst immer unser Boss bleiben. Ryu ist unser Chefchen.<, wieder lachten wir und nachdem ich mich noch kurz mit ihnen unterhalten habe, führte mich mein Weg in mein altes Büro.


Ryu hat den Raum etwas umgestaltet. Hat einen neuen Schreibtisch, einen der in der Höhe verstellbar war, besorgt, hat die Sitzgruppe in die andere Ecke gestellt und es standen mehr Pflanzen im Raum als vorher.

>Darf ich erfahren, was das eben war, Chefchen?<, ich lehnte mich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen und sah zu meiner Cousine, die mit heruntergezogenen Brauen in den Bildschirm starrte. Sie seufzte und ließ ihren Kopf kurz hängen.

>Mach die Tür zu.<, sagte sie. Ich zog kurz die Brauen nach oben, folgte ihrer Bitte und blieb nach ihrer nächsten Aussage stocksteif vor ihr stehen.

>Jae und ich haben miteinander geschlafen.<

>Du nimmst ja kein Blatt vor den Mund. Fall direkt mit der Tür ins Haus.<, ich trat vor den Schreibtisch, auf den meine Cousine ihren Kopf fallen ließ.

>Ich hasse mich dafür.<, sie schüttelte immer wieder ihren Kopf und brachte mich dazu, kurz die Augen zu verdrehen.

>Wie kam es dazu?<, fragte ich ruhig und erntete einen verwirrten, irgendwie wütenden und verzweifelten Blick.

>Wie? Du bist nicht wütend?<, ich zuckte nur locker die Schultern und ließ mich in dem Hängesessel in der Ecke des Raumes nieder.

>Warum sollte ich? Ich habe die ganze Zeit gespürt, dass da mehr zwischen euch ist.<, ich überschlug meine Beine elegant und verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte mich zurück und behielt meine Augen fest auf meiner Cousine.

Ryu wollte etwas sagen, schloss jedoch ihren Mund stumm und stellte sich wieder aufrecht hin.

>Warum reagierst du so?<, fragte sie misstrauisch, kam auf mich zu und ließ sich auf einen der Sessel nieder.

>Wie reagiere ich denn?<, grinste ich leicht und stieß sie mit meinem Fuß an. Sie schüttelte leicht ihren Kopf und strich sich kurz durch die Haare.

>So locker. Du findest das nicht schlimm?<, sie zog ihre Augenbrauen nach oben und sah mich vorsichtig an.

>Warum soll ich das schlimm finden?<, lachte ich leicht und legte meinen Kopf etwas schief.

>Ich wusste, dass ihr beide irgendwann im selben Bett landet. Es ist für mich keine Überraschung, Honey. Die wichtigste Frage allerdings ist, warum streitet ihr euch jetzt?<, mein Blick glitt wieder zurück zu ihr und ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche, das in dieser kurz vibriert hat. Ich legte es mit dem Display nach unten auf den niedrigen Tisch vor mir und sah wartend zu Ryu.

Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. Sie öffnete ihren Mund immer wieder, um etwas zu sagen, doch schloss ihn kurz darauf wieder.

>Du musst es mir nicht sagen, Ryu. Das weißt du.<, sie erhob sich sofort und fing an, in dem kleinen Büro auf und ab zu laufen.

>Ok.<, fing sie an und hob kurz ihre Hände an. Ich hüllte mich in Schweigen, während sie mir erzählte, was passiert war.

>Wir wollten an dem Abend einfach zusammen weggehen. Wir waren schön Essen, haben uns echt super unterhalten, wir hatten viel Spaß an dem Abend. Wir haben uns dann entschieden, noch ins Octagon zu gehen. Einfach weil wir Lust dazu hatten. Wir hatten nur ein paar Drinks, ich schwöre es dir. Ich weiß nicht genau, wie wir dann nach Hause gekommen sind. Am nächsten Morgen bin ich in seinem Bett aufgewacht, nackt und hab mich dann rausgeschlichen während er noch geschlafen hat.<, sie atmete schwer und ich wartete einige Atemzüge bis sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte, ehe ich ihr antwortete.

>Warum bist du abgehauen? Bist du eigentlich bescheuert?<, ich lehnte mich etwas nach vorne und sah sie warnend an. Sie schien nicht mit dieser Antwort gerechnet zu haben, denn sie stockte in ihrer Bewegung.

>Du bist wirklich bescheuert, Chong Ryu.< ich erhob mich von dem Hängesessel und schlug sie nicht gerade sanft gegen den Arm.

>Au! Ahri!<, rief sie, doch verstummte sofort, als ich warnend meinen Finger erhob.

>Ryu, Jae liegt etwas an dir. Und du haust einfach so ab, obwohl ihr einen tollen Abend hattet. Was hast du dir dabei gedacht? Was meinst du wie Jae sich gefühlt haben muss?<, ich sah sie nicht wütend, aber erzürnt an. Ich konnte nur meinen Kopf über meine Cousine schütteln.

Jae hat mir erst vor ein paar Tagen mitgeteilt, wie gern er Ryu eigentlich hat und hat mich gefragt, ob es etwas an unserer Freundschaft zueinander und unserer gemeinsamen Vergangenheit ändern würde, wenn er sie ausführen würde. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn die beiden ein Paar werden würden. Sie würden ein unfassbar heißes Pärchen abgeben.

Ich befinde mich auf jeden Fall im Team Jyu!

>Ich hatte Panik! Was hätte ich denn machen sollen?<

>Ehm, da bleiben und miteinander Frühstücken? Wäre zumindest ein Anfang.<, ich seufzte schwer und ignorierte das erneute vibrieren meines Handys auf dem Tisch hinter mir.

>Aber..<, ich hob erneut meinen Finger und sah sie warnend an.

>Geh und rede mit Jae, Ryu! Heute noch. Klärt das. Ihr beide seid ein Team! Ihr führt die Firma, die ich mühsam aufgebaut habe. Ich habe euch mein Baby anvertraut! Ich möchte nicht, dass es wegen so einer Dummheit zu Grunde gerichtet wird.<, ich beruhigte mich langsam wieder und legte meine Hände sanft auf ihre Schultern, die nun niedergeschlagen runter hingen.

>Jae liegt wirklich viel an dir. Er hat mich sogar gefragt, ob er dich ausführen darf. Er hat Respekt davor, dass wir miteinander verwandt sind und uns so nah stehen.<, ich zog sie dicht an mich und schlang meine Arme um ihren Körper.

>Ihr beide habt meine volle Unterstützung. Aber bitte, zerstört nicht das, was ihr miteinander habt. Ihr seid so wundervolle Menschen. Jeder von euch hat es verdient, sein Glück zu finden.<, ich strich ihr sanft über die Wange und trocknete eine Träne, die aus ihrem Auge tropfte. Sie nickte leicht und hob ihren Kopf etwas an, lächelte mir entgegen und riss plötzlich die Augen auf.


>Moment!<, rief sie plötzlich und ging einen Schritt zurück. Sie sah mich von oben bis unten an, schien mich zu analysieren, während ich sie nur ansah.

>Irgendetwas an dir ist anders.<, sagte sie nachdenklich, bis ihr wohl ein Licht aufging.

>Oh mein Gott! Das habe ich völlig vergessen! Geht es dir gut? Was war das mit diesen Mädchen auf Jeju? Was ist passiert? Ich hab deinen und Jimin's Livestream verfolgt.<, ich lächelte leicht und senkte kurz meinen Kopf.

>Es ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen, das, was auf Jeju passiert ist, ist längst Geschichte.<, ich schüttelte leicht den Kopf und griff nach meinem Handy, sah kurz auf das Display und erkannte, dass ich einige Nachrichten von den Jungs in unserem Chat erhalten habe.

>Allerdings gibt es ein paar.. Dinge, die ich dir erzählen muss.<, ich grinste sie breit an, dieses Mal war sie diejenige, die mich abwartend ansah.

>Was wäre das?<

>Ich erzähle es dir erst, wenn du mit Jae die Sache geklärt hast.<, grinste ich breit, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

>Ich muss gehen. Ich muss dringend noch was erledigen.<, grinste ich weiter, ließ eine verdutzte Ryu in meinem alten, ihrem neuen Büro stehen und verließ, nachdem ich Jae noch kurz zur Schnecke gemacht habe, das Bürogebäude und machte mich direkt auf den Weg nach Hause.

~~

Seufzend hob ich die Tüten in meiner Hand auf die Arbeitsfläche und tippte auf den grünen Knopf auf meinem Handy, der angezeigt wurde, während Taehyung versuchte, mich anzurufen.

>Ich weiß nicht, ob sie hingeht!<

>Was weiß ich denn? Ich bin kein Hellseher!<, war das erste, das ich hörte, nachdem ich den Videoanruf angenommen habe. Ich grinste leicht und wartete, bis der Jüngere mich bemerkte.

>Ich muss sie nicht kontrollieren. Vielleicht schläft sie? Schon vergessen, dass sie krank ist?<, ich lachte leicht und zog meine Lippen zwischen meine Zähne.

>Versuch es einfach weiter. Sie wird irgendwann schon hingehen.<, sprach Jungkook im Hintergrund während Tae nur seufzte und sein Gesicht schließlich wieder seinem Handy zuwandte.

Er sah überrascht drein, als er mein Gesicht erblickte.
>Ah, Ahri.<, grinste er breit und stützte seinen Kopf auf einer Hand ab, blickte fast schon verliebt in seinen Handybildschirm, auf dem ich zu sehen sein muss.

>Taehyung-ie. Was gibt's? Du hast ein paar Mal versucht, mich zu erreichen. Alles in Ordnung?<, fragte ich, während ich nebenbei damit begann, die gekauften Lebensmittel in meiner Küche aufzuräumen. Er hüllte sich für einen Moment in Schweigen. Ich konnte ihm auch durch den Bildschirm ansehen, wie niedergeschlagen er aussah.

>Nicht wirklich.<, sagte er ruhiger und seine Mundwinkel fielen, wenn möglich, noch weiter herunter. Ich stoppte sofort in meinem Tun und blickte fast schon alarmiert in mein Handy.

>Was ist los?<, ich sah ihn mit großen Augen an und wartete geduldig auf seine Antwort.

>Meine Oma stirbt.<

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