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Dank Jin's Hilfe würden mich die Jungs für mindestens die nächste Stunde erstmal in Ruhe lassen.

Sie alle machen sich natürlich Sorgen und ich wusste genau, dass ich den vielen Fragen, die sie mir bereits an den Kopf geworfen haben, nicht ewig aus dem Weg gehen konnte. Der älteste hat dafür gesorgt, dass ich erst mal in aller Ruhe ein erholsames Bad nehmen konnte und meinte noch zu mir, dass er die Wunden, gerade die in meinem Gesicht, später noch versorgen würde.

Ich sollte mir die Zeit nehmen, die ich brauchte, und genau das werde ich auch tun.

Ich wollte erst einmal meine wirren Gedanken ordnen und fürs erste mit mir selbst wieder ins Reine kommen.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, während ich mich im Badezimmer der Jungs umsah und hier und da tatsächlich das eine oder andere Wäschestück entdecken konnte, das lieblos auf den Boden gepfeffert wurde.

Wie hält Hoseok das aus? War er nicht normalerweise derjenige, der ihnen die Sachen hinterher werfen würde?

Jin war ebenfalls so freundlich und hat mir frische Klamotten herausgesucht, in die ich mich dann wie in einen Kokon wickeln würde. Auch wenn ich meine eigenen Klamotten, meinen kompletten Kleiderschrank eher, dabei hatte, bestand er darauf, dass ich etwas von ihnen anzog.

>Du sagtest mal, dass es deine Nerven beruhigt, wenn du Sachen von uns anhast.<, hat er mir noch gesagt, ehe er mich im Bad alleine ließ und sich zurück zu den Jungs gesellt hat.

So hat er mir eine Jogginghose von Jimin und ein viel zu großes Sweatshirt von Namjoon gegeben, welches auf dem geschlossenen Toilettendeckel lag und nur darauf wartete, von mir getragen zu werden.

Das Bad, das mir von Taehyung eingelassen wurde, roch wunderbar und sobald ich mich in der Wanne niedergelassen habe, entspannten sich meine Muskeln und ich konnte für ein paar Minuten müde die Augen schließen.

Ich ließ mich etwas tiefer in die Wanne sinken und lehnte meinen Kopf entspannt zurück, lauschte den gemurmelten Stimmen der Jungs nur wenige Meter weiter. Ich konnte nicht genau hören, worüber sie sich unterhielten, doch konnte ich nur erahnen, dass es um mich ging, mein Erscheinungsbild und natürlich Jonghyun.

Als ich vorhin, bevor ich in die Wanne gestiegen war, einen letzten Blick in den Spiegel geworfen habe, konnte ich nicht anders als mich selbst geschockt anzustarren.

Ich sah noch schlimmer aus, als ich es heute früh getan habe.

Meine Lippe war an einer Stelle aufgeplatzt, wohl von einer der Ohrfeigen, die er mir verpasst hat. An meiner linken Augenbraue war eine kleine Schnittverletzung, wohl von einem seiner Ringe, die er immer trug, die bereits leicht verkrustet war und auch leicht entzündet aussah. Meine Augen waren vom Weinen rot unterlaufen und taten unheimlich weh und zusätzlich sah man noch eine dunkelblaue Stelle an meinem rechten Auge und es pochte ganz unangenehm. Wenigstens hatte ich es gestern Abend noch geschafft, das Blut an meiner Nase zu entfernen. An meinem Kiefer und meinem Hals sah man mehrere Kratzer und ebenfalls blaue Flecken, die jedoch bereits in einen helleren Ton übergingen. Die aufgerissene Haut an meinen Händen habe ich mir selbst zuzuschreiben, jedoch hätte ich das selbst vermeiden können.

An meinem Bauch.. waren ziemlich große, sehr schmerzende blaue Flecken und meine Rippen fühlten sich an, als würden sie mit jedem Atemzug in meine Lungen stechen.

Ich spürte, wie die Schmerzen langsam abebben, dank des Entspannungsbades, in dem ich mich befand und ich konnte den Jungs gar nicht dankbarer sein, hier sein zu dürfen.

Ich zog den frischen Duft einmal tief in meine Lungen und kämpfte hart dagegen an, nicht jetzt und hier in der Badewanne einzuschlafen. Die letzte Nacht habe ich alles andere als gut geschlafen. Ich war immer wieder aufgewacht und vor Schreck zusammengezuckt, als ich auch nur das kleinste Geräusch aus dem Nebenzimmer vernommen habe.

Ich konnte einfach nicht anders, als daran denken zu müssen, wie die Beziehung zu Jonghyun und mir mit der Zeit so.. seltsam wurde. Wie er mir immer fremder vorkam.

Er wurde mir durch meinen Bruder vorgestellt. Die beiden waren Kameraden im koreanischen Militär und ich lernte ihn kennen, als ich selbst Anfang 2013 einen freiwilligen Wehrdienst angetreten bin, der nur über wenige Monate ging.

Wir kamen uns in dieser Zeit immer näher, lernten uns besser kennen und gerade als ich meinen Dienst beendet habe, fragte er mich, ob ich nicht seine feste Freundin werden möchte.

Er war ein Gentleman und wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht, waren oft in den Urlaub gegangen und.. wir führten eigentlich eine richtige Bilderbuch-Beziehung.

Eine glückliche.. bis sie es irgendwann nicht mehr war.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht und ich ignorierte das Wasser, das über den Badewannenrand schwappte, als ich mich aufsetze.

Unsere Beziehung wurde erst letztes Jahr, 2015, so schwierig, als der Erfolg der Jungs, BTS, immer größer wurde und ihre Fanbase wuchs.

Jonghyun wurde immer eifersüchtiger, weil ich immer öfter von Jimin gefragt wurde, ob ich nicht dabei sein möchte, als Unterstützung und so lernte ich mit der Zeit auch die anderen besser kennen und lieben.

Von Anfang an war ich ihr Fan und habe sie immer unterstützt, war immer da auch in schwierigen Situationen, gerade in der Anfangszeit, als auch die Rede davon war, dass sie sich wieder trennen müssen, weil das Label kein Geld mehr hat und für nichts mehr so richtig bezahlen konnte. Ich war da. Als ihre Freundin.

Jonghyun konnte nicht mit ihrem Erfolg umgehen und begann, unsicher zu werden. Er forderte immer mehr meine Zeit und Aufmerksamkeit ein und fühlte sich, laut seiner Aussage, vernachlässigt, wenn ich nicht rund um die Uhr für ihn da sein konnte.

Ich weiß noch, wie ich versucht habe ihm zu erklären, dass der Erfolg als K-Pop-Star viel Arbeit erforderte und dass die Jungs mich brauchten. Als neutrale Person, als eine Freundin.

Doch Jonghyun wurde, je mehr Zeit verstrich, immer unsicherer und begann irgendwann, mich zu kontrollieren. Er wollte wissen, wo ich war, mit wem ich sprach und was ich tat.

Er beschuldigte mich irgendwann sogar des Fremdgehens, obwohl es nie einen Grund dafür gab.

Unsere Beziehung war schon lange nicht mehr das, was sie mal war, und mit der Zeit fühlte ich mich immer unsicherer und es belastete mich zunehmend. Ich konnte irgendwann nicht mehr richtig atmen und fühlte mich eingeengt.

Und als auch meine kleine Schmuckfirma mit der Zeit immer erfolgreicher wurde und nur die Jungs an mich geglaubt haben, aber nicht Jonghyun.. das war für ihn dann ein Tritt in den Arsch.
Er kam mit unserem Erfolg kein bisschen zurecht und wurde zunehmend eifersüchtiger.

>Oh mein Gott.<, murrte ich und legte meinen Kopf in meine Hände.

Jonghyun war mehr als krankhaft eifersüchtig auf den Erfolg anderer! Und diese Eifersucht, war schließlich einer der Gründe, warum ich mich von ihm trennen musste.

Hätte ich das ganze nur schon früher beendet.

Ich zuckte leicht zusammen, als es plötzlich zaghaft an der Tür klopfte und ich die leise Stimme von Jin durch die Tür hörte.

>Jagiya? Alles in Ordnung? Du bist schon ziemlich lange in der Wanne.<, er schien sich wirklich Sorgen zu machen und es fühlte sich gut an, zu wissen, dass es wirklich jemanden gibt, der sich Sorgen um einen macht.

>Ja. Alles in Ordnung. Ich.. ich komme gleich.<, sagte ich ruhig und erhob mich tatsächlich direkt aus der Wanne, war das Wasser mittlerweile schon recht kalt geworden und es waren keine Blubberbläschen mehr übrig.

>Okay.<, sagte er noch, ehe ich hörte, wie seine Schritte sich langsam wieder entfernten.

Nachdem ich mir noch eine warme Dusche gegönnt habe und mich in eines der warmen, kuscheligen Handtücher eingewickelt habe, schmunzelte ich meinem Spiegelbild entgegen.

Ich fühlte mich zwar körperlich frischer, jedoch herrschte in meinem Kopf noch immer das reinste Chaos.

~

Meine Nase tief in Namjoon's Hoodie versteckt, lief ich zu den Jungs ins Wohnzimmer, wo Jin bereits mit einigen Pflastern und Wundreinigung auf mich wartete. Ich ließ mich zwischen Namjoon und Yoongi auf dem Sofa nieder, während Jin damit begann, die Wunden in meinem Gesicht und an meinem Hals nacheinander zu reinigen und zu versorgen.

Ich spürte die Blicke eines jeden von ihnen auf mir und seufzte leicht, während ich in Jin's konzentriertes Gesicht sah.

>Muss ich Angst haben, dass ihr irgendetwas Dummes anstellen werden?<, fragte ich leise, als ich die fast schon wütenden Blick in ihren Augen bemerkte.

Es entstand ein wildes Durcheinander an Fragen und Ausrufen und ich erkannte auch einige vulgäre Handzeichen und hörte Sätze wie >Den Typen bringe ich um, wenn er mir über den Weg läuft.< und >Der braucht sich mir nicht zu zeigen.<

Ein leichtes, amüsiertes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als Jin leicht seine Zunge rausstreckte, während er mit einem Wattestäbchen vorsichtig die Wunde an meiner Augenbraue versorgte. Er schnaufte kurz leise und ein fast schon glückliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich zurückfallen ließ.

>Du solltest die nächsten Tage aufpassen, dass da nichts dran kommt. Das scheint bereits ziemlich entzündet zu sein. Ich werde das morgen früh noch einmal versorgen.<, sprach er über die Wunde meiner Augenbrauen und brachte mich leicht zum Nicken. Er klopfte mir ein paar Mal sanft aufs Knie und erhob sich vom Boden, auf dem er die ganze Zeit gesessen war, und brachte die Utensilien, die er benutzt hat, zurück ins Badezimmer.

Ich atmete tief durch und blickte Jin einen Moment hinterher, war wirklich dankbar, jemanden wie ihn zu haben.

Ein breites, fast schon glückliches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, während ich weiter dem wilden Wortwechsel lauschte, bis ich schließlich einmal laut hustete und die Jungs sofort verstummen ließ

Jin kam gerade wieder zurück und ließ sich wieder vor mir auf den Boden fallen.

>Jagiya, es wäre jetzt echt super, wenn du uns sagen könntest, warum er dich so zugerichtet hat.<, sprach er ruhig und sah mich direkt an. Namjoon muss ihnen vorhin, während ich im Bad war, erzählt haben, was ich ihnen erzählt habe.

Wenigstens das konnte ich mir schon einmal sparen.

>Naja, ich habe da eben noch einmal gut darüber nachgedacht und muss mich eigentlich einmal selbst Ohrfeigen.<, ich zog seufzend die Beine an mich heran und ließ mich gegen die Rückenlehne fallen.

>Untersteh dich.<, knurrte Yoongi neben mir fast schon. Ich begann leicht zu grinsen.

Ich begann einfach zu erzählen.

Wie Jonghyun immer eifersüchtiger wurde, als er anfing, mich zu kontrollieren und immer alles über mich wissen wollte. Wie er irgendwann aus dem Nichts angefangen hat, mir gegenüber gewalttätig zu werden und ich mich nicht traute, irgendjemandem davon zu erzählen.

Ich ließ mich in der Zwischenzeit gegen Namjoon fallen und ließ mich fest von ihm an sich drücken.

>Ich sag's mal so. Ich habe Schluss gemacht, weil diese Beziehung in meinen Augen keinen Sinn mehr machte und er hat es nicht gut aufgenommen.<, ich seufzte müde und blickte sie alle einmal nacheinander an.

>Was dabei rausgekommen ist, könnt ihr ja sehen.<, sagte ich schwach, während ich festen Augenkontakt mit Jimin hielt.

>Hat er dir sonst noch etwas angetan?<, fragte dieser zu ruhig und ich traute mich fast nicht auszusprechen, welche Gedanken mir noch durch den Kopf gingen.

Ich lächelte nur traurig und schüttelte leicht meinen Kopf, während ich mich tiefer in Namjoon's Brust sinken ließ und mich so eng ich konnte an den Leader drückte.

Ich fühlte mich hier sicher und geborgen.

Ich konnte den Jungs jetzt noch nicht erzählen, was an dem Abend noch passiert ist.

Zumindest jetzt nicht.

Ich war noch zu aufgewühlt und zu unsicher mit der Situation.

Doch ich musste mir eine Frage stellen..

Könnte ich den Jungs jemals erzählen, was genau Jonghyun mir alles angetan hat?


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Annyeonghaseyo, meine Lieben. ;*

Ja, was hat Jonghyun ihr nur angetan? Habt ihr schon guesses? :D

Wie gefällt euch die Story bisher? Ja, es ist bisher nicht viel passiert, aber es wird spannender, je weiter wir mit der Geschichte voranschreiten. Und ihr glaubt nicht wie sehr ich mich auf manche Kapitel freue, sie euch zu zeigen. *-*

[1929 Wörter]


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