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TW; Es werden kurz Themen wie 'Vergewaltigung', 'Abtreibung', 'häusliche Gewalt' und 'Krieg' angesprochen. 

[3537 Wörter]

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Da stand ich nun.

Schwer atmend und schwitzend, mit verheulten Augen und schmerzenden Armen. Mitten auf dem Schrottplatz, umgeben von einer Kulisse aus rostigen Karosserien und zersplittertem Glas. Die Dunkelheit der Nacht brach langsam über mich herein, begann mich langsam zu umhüllen, während der kalte Wind meine eh schon zerzausten Haare weiter durcheinander wirbelte.

>Ich glaube es fängt bald an zu regnen.<, der Duft von frischem Regen lag in der Luft und ich kam nicht umhin, spöttisch darüber zu lachen. Das Wetter passte wieder einmal perfekt zu meiner Stimmung. Ich spürte mit jedem weiteren Atemzug, wie sich die Wut und der Frust weiter in meinem Inneren aufbaut - wie ein brodelnder Vulkan, der bereit war auszubrechen.

Mein Blick glitt über die alten, längst vergessenen Autos, die hier ihr trauriges Dasein fristeten. Sie waren bereits kaputt und nutzlos. Ich schwang den Baseballschläger kurz in meiner Hand und begann wieder mit einem wütenden Aufschrei, mit voller Kraft gegen die verrosteten Türen zu schlagen, zerbrach Fensterscheiben, schlug Außenspiegel ab, die mit lautem klirren auf den Boden fielen. Jeder Schlag war ein Ventil für meine aufgestauten Emotionen. Jedes zersplitterte Glasstück symbolisierte den Schmerz, den Jonghyun mir zugefügt hatte. In meinem Kopf spielten sich Erinnerungen ab - Momente des Glücks und der Liebe, die nun von Verrat und Enttäuschung überschattet wurden. Während ich weiter meine Wut und meinen Frust an den Autos ausließ, wurde mir klar, dass es nicht nur um die Zerstörung dieser alten Wracks ging. Es war eine Art Befreiung für mich - eine Möglichkeit, all den Schmerz loszuwerden, um mich von den Fesseln meiner Vergangenheit zu lösen.

Mit jedem Schlag, den ich landete, fühlte ich mich stärker, als ob ich meine eigene Verletzlichkeit hinter mir lassen würde und eine neue, kraftvolle Version von mir selbst wurde. Die Autos wurden zu Symbolen für all die gebrochenen Versprechen und die verlorene Zeit, die ich mit Jonghyun verbracht hatte. Mit einem letzten, wütenden Aufschrei ließ ich den Schläger auf die Motorhaube vor mir niedersausen und atmete schwer.

Meine Arme schmerzen und meine Lunge brennt. Jedoch fühlte es sich gut an, all die Emotionen, die sich angestaut hatten, herauszulassen. Ich ließ den Schläger schwach aus meinen Händen fallen und zog mich erschöpft auf die Motorhaube, auf der etliche Dellen waren und lehnte mich schwer atmend auf dieser zurück, starrte in den immer dunkler werdenden Himmel. Ich verspürte eine gewisse Erleichterung in meinem Herzen. Es war die richtige Entscheidung hierher zu kommen um alles rauszulassen, was sich angestaut hatte - vielleicht war das der erste Schritt auf dem Weg zu meiner eigenen Heilung. Ich schloss erschöpft meine Augen und nahm tiefe Atemzüge, um mein rasendes Herz zu beruhigen.

Ich hörte plötzlich Schritte näher kommen und setzte mich langsam auf.
Kwon stand mit besorgtem Blick und einem Hauch von Verständnis in den Augen vor mir.

>Ahri.<, sagte er leise, während er vorsichtig näher kam. >Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde.<

Ich spürte die Wut langsam abebben und eine Mischung aus Erleichterung und Unsicherheit wechselte den Platz mit dieser. Ich hatte nicht erwartet, dass mich hier jemand finden würde - vor allem nicht Kwon. Er trat näher und sah sich kurz um.

>Wie sehr leidest du unter dieser Trennung? Unter all den Sachen die du mir erzählt hast, die er dir angetan hat?<, er verschränkte die Arme vor der Brust, schien sich irgendwie unsicher zu fühlen. Ich zuckte kurz die Schultern, ehe ich mich wieder zurücklegte.

>Ich habe dir nicht alles erzählt, was in den letzten Monaten passiert ist.<, ich hob meinen Kopf etwas an. >Genauso wie du mir nicht alles erzählt hast, was dir in den letzten Monaten widerfahren ist.<, mein Kopf fiel wieder auf die Haube zurück. Kwon seufzte schwer und strich sich einmal durch die kurzen Haare.

>Kleines, das ist nicht so leicht zu erklären.<, diesmal war ich diejenige, die schwer seufzte. Ich setzte mich wieder auf und sah Kwon mit gemischten Gefühlen an.

>Ist es nicht?<, sagte ich ruhig und griff erneut zu der Flasche, die Eojin mir gegeben hat und setzte diese an meine Lippen an. Sie war mittlerweile zur Hälfte leer. Kein Wunder.. ich muss mittlerweile mindestens zwei Stunden hier sein. Auch wenn es nicht die beste Idee war, so hochprozentigen Alkohol zu mir zu nehmen, während ich emotional nicht ganz auf normaler Höhe war.. Aber man lebt schließlich nur einmal. Oder?

>Oder willst du mir einfach nicht sagen, wo du wirklich warst und was du dort gemacht hast?<, so langsam spürte ich die Wut wieder in mir aufkochen. Ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Ich merkte die Anspannung in seinem Körper und die Unsicherheit in seinem Blick.

Er kämpft mit sich selbst.. Er zögerte weitere Momente.

>Ahri, es tut mir leid.<, begann er zu sprechen. >Ich habe dir wirklich nicht die ganze Wahrheit gesagt, über meine Abwesenheit der letzten Monate.<, er seufzte schwer, während sich in meinem Magen ein Knoten bildete. Ich hatte geahnt, dass er mir etwas verheimlichte, doch nun zu hören, dass diese Befürchtungen zur Wahrheit werden sollten.. ich wollte die Wahrheit eigentlich gar nicht wissen.

>Was meinst du?<, fragte ich mit zitternder Stimme, während ich meine Hände fest um die Glasflasche in meinen Händen schlang. Kwon hob den Kopf und sah mir direkt in die Augen.

>Meine Truppe und ich.. wir waren nicht nur in Amerika, wie ich dir gesagt habe. Wir waren im Kriegsgebiet.<

Ein Schauer lief mir über den Rücken und meine Hände begannen zu zittern. Die Vorstellung, dass mein Bruder all diese Zeit in Gefahr gewesen war, traf mich härter im Gesicht als die Schläge, die Jonghyun mir verpasst hat. Schockierter war ich jedoch darüber, dass er mir diese Tatsache verschwiegen hat.

>Das heißt dann auch, dass Onkel Jin-Ho mich angelogen hat?<, ich lachte kurz spöttisch auf.

>Nicht angelogen. Ich habe ihn darum gebeten dir nichts zu sagen.>
>Warum?<, unterbrach ich ihn sofort, obwohl er weiter sprechen wollte.

>Warum wolltest du mir nicht sagen, dass du in ein Kriegsgebiet reist? Das wir uns vor Monaten vielleicht das letzte Mal hätten sehen können? Was glaubst du, wäre passiert, wenn ich plötzlich einen Anruf bekomme du seist gestorben? Was glaubst du, hätte das mit mir gemacht?<, ich wollte ihn wirklich nicht anschreien, aber all die Emotionen, von denen ich dachte, sie gerade an den Wracks ausgelassen zu haben, kochten wieder hoch.

>Ahri..<, fing er an, doch ich unterbrach ihn erneut, indem ich von der Haube sprang und direkt auf ihn zulief, direkt vor ihm stehen blieb und leicht zu ihm nach oben sah.

>Wieso hast du mir das nicht gesagt?<, fragte ich ihn, während die ersten Tränen damit begannen, meine Wangen hinab zu laufen.

>Warum hast du mich im Unklaren gelassen?<, sprach ich weinerlich und gerade als er nach meiner Hand greifen wollte, zog ich sie ihm weg, trat ein paar Schritte zurück und verschränkte die Arme, hielt die Flasche am Hals fest in meiner Hand und drehte mich etwas von ihm weg. Ich konnte ihm gerade nicht in die Augen sehen..

>Ahri, ich wollte dich damit nicht unnötig belasten.<, versuchte er leise zu erklären. Ich seufzte stumm.

>Der Krieg ist eine schreckliche Sache und ich wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst. Ich habe Onkel Ho darum gebeten, ihn fast angefleht dir etwas anders zu erzählen.<, ich lachte leise spöttisch auf und strich mir die Haare aus der Stirn, drehte mich weiter von ihm weg und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Die Flüssigkeit brannte nach wie vor in meinem Hals. Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen Verständnis für Kwon's Beweggründe und dem Schmerz, den seine Geheimnisse in mir auslösen.

>Kwon.<, fing ich leise an, drehte mich dabei langsam wieder zu ihm. >Ich bin deine Schwester. Ich hätte dich unterstützt und für dich da sein können.<, Tränen rannen über meine Wangen, während ich versuchte, Worte zu finden, um meine Gefühle auszudrücken. Ich war verletzt und enttäuscht, aber gleichzeitig auch erleichtert, dass Kwon wieder bei mir war. Er trat einen Schritt auf mich zu.
>Ich weiß, Kleines.<, sagte er leise und versuchte sich an einem Lächeln. Er scheiterte.

>Und dafür entschuldige ich mich von ganzem Herzen. Es war ein großer Fehler von mir, dich im Dunkeln zu lassen. Wenn ich gewusst hätte, was du in den letzten Monaten alles durchmachen musstest, wäre ich auch schon viel früher zurückgekommen. Aber..<, er seufzte und strich sich erneut durch die Haare.

>Du kannst deine Truppe nicht einfach so für mich im Stich lassen.<, sagte ich ruhig und wischte die Tränen von meinen Wangen, setzte die Lippen erneut an die Flasche. Die Emotionen, die wir beide gerade fühlten, hingen schwer in der Luft und es schien, als würde sie immer dicker werden.

>Ich hätte es aber getan.<, sagte er ernst und brachte mich leicht zum Lachen.

>Was meinst du wäre passiert, wenn du hier gewesen wärst? Meinst du, du hättest das verhindern können?<, da war sie wieder, die Wut, die sich in mir angestaut hat und von der ich dachte, ich hätte sie ausgelassen. Ich begann leicht mit dem Kopf zu schütteln, als er mich fragend ansah.

>Du verschweigst mir auch etwas. Stell mich nicht auf eine Stufe unter dir. Ich sehe dir genau an, dass es noch etwas gibt das du mir nicht gesagt hast.<

>Oh, es gibt viele Dinge, die ich dir noch nicht gesagt habe. Aber ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Moment dafür ist.<, ich zog meine Augenbrauen etwas herunter und nahm erneut einen großen Schluck aus der Flasche, wischte mir etwas von dem Alkohol vom Kiefer, als dieser einfach an meinem Mundwinkel hinablief.

>Es gibt so viele Dinge, die ich geheim halte.<, ich begann leicht zu grinsen und fing plötzlich an zu lachen. Ich wusste nicht warum, aber die Situation, in der wir uns gerade befanden, kam einem ziemlich kitschigen K-Drama-Moment nahe.

>Dann rede mit mir.<, er trat einen Schritt näher auf mich zu. Ich nahm einen tiefen Atemzug und schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Die Last, diese Geheimnisse mit mir herum zu tragen, wurde immer schwerer und mittlerweile wünschte ich mir wirklich, ich hätte sie noch jemandem erzählt. Jemandem neben Jin, der mich versteht. Doch würde er mich verstehen? Würde mein Bruder mich verstehen, dass ich diese Schritte gehen musste?

>Kwon.<, begann ich zögernd, während die Tränen in meinen Augen langsam versiegten.
>Es ist so viel passiert, in diesen Monaten..<, ich begann immer wieder mit dem Kopf zu schütteln.

>Und ich kann einfach nicht glauben was.. wie..<, ich atmete frustriert aus und begann, vor meinem Bruder auf und ab zu laufen, mir immer wieder die Haare raufend.

>Dann erzähl es mir. Ahri, was ist dir noch passiert? Was hat Jonghyun dir noch angetan? Bitte, rede mit mir.<, ich spürte, dass Kwon langsam auch wütend wurde, dass er mich fast schon zwang, ihm zu erzählen, durch welche Hölle ich die letzten Wochen und Monate gehen musste.


>Dass dein so toller bester Freund mich die letzten Monate immer wieder geschlagen hat und was weiß ich noch angetan hat, weißt du ja bereits.<, fing ich einfach an zu reden, während ich noch immer auf und ab lief. Kwon hörte mir einfach zu und verfolgte mich mit seinen Blicken.

>Dass er mich nicht nur emotional misshandelt hat, sondern auch körperlich kannst du dir bestimmt denken.<, ich sah ihn fast wahnsinnig an und es dauerte einige Momente, bis Kwon verstand worauf ich hinaus wollte.

>Ahri, hat er dich..<, er traute es sich nicht, es auszusprechen. Doch ich tat es.

>Vergewaltigt? Ja, das hat er.<, ich nahm einen weiteren großen Schluck. So langsam wurde die Flasche leer und ich spürte allmählich die Auswirkungen des Alkohols in meinem Körper.

>Dass ich dadurch schwanger wurde und das arme, kleine Lebewesen hab abtreiben lassen, sollte dich nicht minder schockieren.<, ich blieb vor ihm stehen und sah wieder etwas zu ihm hinauf. Ich sah die Wut in seiner Körperhaltung und auch das Glitzern in seinen Augen.

>Ich habe ihn bereits angezeigt, aber bis heute noch nichts gehört. Wer weiß, vielleicht haben sie ihn schon zur Rede gestellt und er ist abgehauen. Keine Ahnung.<, ich zuckte leicht mit den Schultern.

>Ahri..<

>Oh, ich bin noch nicht fertig.<, unterbrach ich ihn wieder und hob kurz meine Hand an.

>Hast du jemandem davon erzählt?<, fragte er schnell, ehe ich weiter reden konnte. Ich nickte nur leicht.

>Ich habe Seokjin davon erzählt. Und er hat mir versprochen, es niemandem zu sagen, genauso wie Tante Ji.<, dass ich Tante Ji informiert habe.. ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sie wollte sofort, dass ich zur Polizei ging und ihn sofort anzeige.. aber ich hatte einfach Angst.

>Scheiße, Ahri.<, er wollte mich in den Arm nehmen, doch trat ich wieder einen Schritt zurück und zog mein Handy aus meiner Hosentasche heraus, tippte kurz darauf herum und hielt es ihm schließlich wortlos. Er sah sich verwirrt den Chat an, tippte auf die Bilder, vergrößerte sie. Es dauerte einige Momente, bis er verstand, was er sich da gerade ansah.

>Jetzt sag mir nochmal, dass Jonghyun der perfekte Mann für mich ist und dass er mich auf keinen Fall betrügen würde.<, ich zitierte meinen Bruder zusammengefasst in wenigen Worten.

Damals, als Kwon mir Jonghyun vorgestellt hat, sagte er noch, dass Hyun der perfekte Mann für mich wäre. Anfangs dachte ich das auch. Er war ein Gentleman, er war zuvorkommend - ich war schwer verliebt in ihn.

>Weißt du, wer diese Frau ist?<, fragte ich ruhig und hob leicht die Hand an, in der ich die fast leere Flasche Alkohol hielt. Ich spürte wieder das Brennen in meinen Augen. Kwon schüttelte nur leicht den Kopf.

>Man kann sie nur von hinten sehen, aber bist du dir sicher, dass er..<, er brachte den Satz nicht zu Ende. Ich konnte nur schwach nicken.

>Hundertprozentig.<, murmelte ich und leerte die Flasche in einem Zug.

>Wie konnte ich nur so dumm sein? Drei Jahre habe ich mit ihm verbracht. Drei Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Ich dachte wirklich, ich würde den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Stattdessen muss ich von einer mir völlig unbekannten Person erfahren, dass er mich über die Hälfte der Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, betrogen hat.<, ich lachte spöttisch auf und sah auf die leere Flasche in meiner Hand nieder.

>Ich hätte echt nicht gedacht, dass er jemandem so etwas antun würde. Gerade dir. Meiner kleinen Schwester. Er ist mein bester Freund.<

>Er war. Betonen wir das war.<, Kwon schienen die Worte zu fehlen. Mir ging es nicht anders. Wir standen uns einige schwere Atemzüge schweigend gegenüber, unsere Emotionen hingen sehr schwer in der Luft.

>Ich war so blind.<, fing ich schließlich leise an und sah auf den schmutzigen, staubigen Boden unter uns.

>Wie konnte ich nur.. argh.<, ich gab einen wütenden Laut von mir und krallte meine Hand noch fester um den Flaschenhals.

>Wie konnte ich das nicht sehen? Wieso war ich so blind? Ich war so geblendet von unserer perfekten Beziehung, die wir hatten. Solange, bis sie es nicht mehr war. Und auch dann habe ich nichts bemerkt.<, ich spannte meinen Kiefer so sehr an, dass es schon weh tat.

>Er ist so oft einfach irgendwo hingegangen. Er hat immer gesagt, er trifft sich mit seinen Freunden oder er geht spazieren. Er wollte nie, dass ich mitkomme. Er hat immer eine Ausrede gefunden.<, Kwon ließ das Handy in seiner Hand sinken und sah mich direkt an.

>Die Jungs haben immer wieder zu mir gesagt, dass etwas nicht stimmt. Das Jonghyun mir irgendetwas verheimlicht und was habe ich getan? Ich habe wie eine brave Hausfrau auf ihn zuhause gewartet.<

Ein Gefühl der Dummheit und Blindheit überkam mich. Wie konnte ich so naiv gewesen sein? Wie konnte ich all die Zeichen übersehen haben? Ich fühlte mich nicht nur von Jonghyun betrogen, sondern auch von mir selbst. Ich spürte erneut, dass Tränen hinter meinen Augen brennen, doch ich gab ihnen nicht die Chance zu entkommen.

>Bist du wütend auf ihn? Ich kann das absolut nachvollziehen.<, Kwon versuchte, die Situation etwas zu dämpfen, indem er dumme Sprüche riss. Ich war allerdings nicht für dumme Sprüche aufgelegt.

>Ich bin nicht wütend auf ihn.<, ich wippte kurz mit dem Kopf. >Doch, ich bin wütend auf ihn. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Er hat mich betrogen und das wird er noch bitter zu spüren bekommen. Es ist etwas anderes.<, wie sehr wünschte ich mir jetzt, es wäre noch Alkohol in der Flasche?

>Bist du wütend auf mich?<, er deutete auf sich selbst, während er noch immer mein Handy in seiner Hand hielt.

>Ein kleines bisschen. Ich weiß es nicht.<, ich raufte mir die Haare und drehte mich immer wieder im Kreis.

>Wütend auf die Jungs bist du aber nicht, oder?<, er zog eine Augenbraue nach oben.

>Warum sollte ich auf die Jungs wütend sein?<, ich sah ihn fast schon verzweifelt an, doch er konnte nur die Schultern zucken.

>Nein, sie waren immer da, wenn ich sie gebraucht habe. Es ist jemand anderes auf den ich wütend bin.<

>Tante Ji?<

>Nein.<

>Onkel Ho?<

>Etwas, er hat mich immerhin auch angelogen.<

>Jae? Oder Ryu?<

>Die haben damit rein gar nichts zu tun!<, so langsam kommt das Gefühl der Wut wieder nach oben.

>Auf wen bist du dann wütend? Es muss doch jemanden geben, der der Auslöser für all das ist.<, ich biss die Zähne fest zusammen und holte mit aller Kraft die ich aufbringen konnte aus und warf die Flasche mit geballter Faust weit weg von mir. Sie zersplitterte in tausende Teile und fiel scheppernd zu Boden. Ich sah Kwon leicht im Augenwinkel zusammen zucken. Mit einem solchen Ausbruch schien er nicht gerechnet zu haben.

>Ich bin wütend auf mich!!<

Ich brach zusammen und ließ mich auf den Boden sinken, meine Knie gaben nach. Ich begann laut und verzweifelt zu schluchzen, während all die unterdrückten Emotionen endlich freigelassen wurden. Ich spürte Kwon sich neben mich niederknien und schließlich, wie er sanft seine Arme um mich legte, während ich mich an ihn klammerte. Er hielt mich fest und ließ mich weinen, ohne Worte des Trostes oder der Erklärung. Er wusste, dass manchmal das einzige, was man tun konnte, einfach da zu sein war. Wie gerne würde ich wieder auf irgendetwas einschlagen, doch mir fehlte jegliche Kraft. Ich konnte nicht anders, als laut in Kwon's Jacke zu heulen. Es war ein schmerzhafter Prozess der Selbsterkenntnis - das Eingeständnis meiner eigenen Fehler und Schwächen. Gleichzeitig wusste ich, dass ich nicht in Selbstmitleid versinken durfte. Ich musste stark sein und aus diesen Erfahrungen lernen. Ich würde meine Wunden heilen und wieder aufstehen - stärker als je zuvor.

Meine Tränen versiegten langsam und Kwon traute sich nicht, sich von mir zu lösen, als mein lautes Heulen nur noch einen kümmerlichen schluchzen wich.

Mit einem tiefen Atemzug löste ich mich langsam von meinem Bruder und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich würde nicht zulassen, dass diese Erfahrungen mich zerstören. Ich würde diese Vergangenheit hinter mir lassen und nach vorne schauen. Ich wusste, dass es Zeit braucht, um das Vertrauen in andere Menschen wieder aufzubauen. Aber ich war entschlossen, meine Lektion zu lernen und mir selbst treu zu bleiben.

Nach einer Weile beruhigte ich mich langsam. Ich hob den Kopf und sah Kwon mit tränennassen Augen an.

>Warum tut Liebe so weh?<, flüsterte ich. Mein Bruder strich mir sanft über die Haare und drückte mich fester an sich.

>Liebe sollte nicht so sehr weh tun.<, er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und sah mich leicht lächelnd an.

>Liebe kann wunderschön sein, Ahri.<, redete er sanft weiter. >Aber sie kann auch sehr kompliziert und schmerzhaft sein. Es gibt viele Gründe, warum Liebe weh tun kann.<, er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach.

>Manchmal verletzt uns die Liebe, weil wir uns von den Menschen, die wir lieben, verraten oder enttäuscht fühlen. Wir setzen unser Vertrauen in jemanden und werden dann verletzt.<, ich nickte langsam und dachte an meine eigenen Erfahrungen mit Jonghyun. Ich hatte ihm so sehr vertraut und wurde am Ende doch betrogen.

>Aber manchmal tut Liebe auch weh, weil wir uns selbst verlieren.<, fuhr er fort und ich sah ihn aus großen Augen an. >Wir geben so viel von uns selbst für die Liebe - unsere Zeit, unsere Energie, unsere Gefühle - dass wir vergessen, auf uns selbst zu achten. Und wenn die Liebe nicht erwidert wird oder endet, fühlen wir uns leer und gebrochen.<, ich schluckte schwer und spürte den Schmerz wieder in meinem Herzen. Ich habe mich so sehr in Jonghyun verloren, dass ich meine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt habe. Dass ich nicht auf das gehört habe, was andere mir gesagt haben.

>Es ist wichtig zu verstehen, dass Liebe nicht immer schmerzhaft sein muss.<, sagte Kwon einfühlsam. >Es gibt auch Liebe, die uns glücklich macht und uns erfüllt. Aber es erfordert Arbeit und Kommunikation, um eine gesunde und liebevolle Beziehung aufzubauen.<

Ich nickte langsam und fühlte mich von seinen Worten getröstet und wusste nicht warum, aber mir kamen plötzlich die Gesichter der Jungs in den Kopf. Allem voran - das Gesicht von Hoseok.


>Danke, Kwon.<, flüsterte ich leise. >Danke, dass du für mich da bist.<, er lächelte warm und drückte mich fest an sich.

>Ich werde immer für dich da sein, Mäuschen.<, versicherte er mir. >Wir stehen diese schwierigen Zeiten gemeinsam durch und du wirst wieder Liebe finden - eine Liebe, die dich glücklich macht und nicht verletzt.<

Ich habe diese Liebe doch bereits gefunden

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