3.

Es waren mehrere Tage vergangen, bis sich Ezra wieder meldete. Nicht, dass ich mich deswegen freute. Im Gegenteil,  die Angst kroch in mir hoch, als das altbekannte Vibrieren mich aus den Gedanken zerrte.
Ich befand mich in dem Moment auf Arbeit, ein langweiliger Bürokratenjob, der sich dadurch verschlimmerte, dass irgendwie jeder herausgefunden zu haben schien, dass ich einen Freund gehabt hatte und nun sitzengelassen worden war. Meine Kollegen waren der Typ Kollegen, die zwar vorgaben, Homos zu mögen, im Herzen aber gewaltig was dagegen hatten. Sie rückten auf einmal ein paar Meter von mir ab, tuschelten und warfen mir Blicke zu. Wenn ich sie was fragte, wurden sie wortkarg. Kaum war ich weg, hörte ich sie darüber diskutieren, wie es wohl war, mit einem Kerl zu schlafen. 
" Ich würde es gar nicht mögen, wenn mir so jemand seinen Schwanz hinten reinsteckt." - "Der Sex muss doch unangenehm sein! Keine weiblichen Rundungen, kein Brüste und Ärsche, alles nur hart und knochig."

Die Hände zu Fäusten geballt, ging ich zu meinem Schreibtisch zurück. Ich fühlte mich gedemütigt, schwach, der Würde beraubt, dadurch, dass meine Kollegen Sexfantasien mit mir durchspielten, darüber lachten und keinen einzigen Gedanken daran verschwendeten, dass eine Beziehung nicht nur Sex beinhaltete. Wütend, weil mich das immer noch verletzte, obwohl ich mit meinen gut 20 Jahren genug davon gehört haben müsste, um es von mir abprallen lassen zu können. Aber Fakt war, dass eine Trennung und die Belustigung darüber immer verletzte. Egal wie und mir welchen Worten, es trifft dich hart und zerreißt dich.

Hi :3

Ich starrte auf die Nachricht von Ezra und wartete. Mit einem Hi , Doppelpunkt, und einer 3, konnte ich herzlich wenig anfangen.

Du hast sicher viele Fragen oder?

Und ob ich die hatte. Die ganze restliche Woche hatte ich damit verbracht, mir den Kopf zu zerbrechen. Ich war durch sämtliche Zeitungsberichte, Nachrichten etc. gegangen, hatte überall nach Zeugenberichten gesucht, die gesehen hatten, wer der Mann hinter mir gewesen war und wie ich das hatte überleben können. Natürlich hatte es keine gegeben. Die Passagiere waren tot, manche im Krankenhaus.

"Wer bist du?" , tippte ich also langsam ein.

"Ezra. Hab ich doch schon gesagt man"

"Was bist du?"

"Das ist die richtige Frage! Ich bin ein Sensenmann. Aber ich bevorzuge die Bezeichnung 'Reaper'. 'Schnitter' beschreibt meine Aufgabe ganz gut. Immerhin schneide ich die Seelen vom Körper der Menschen und befördere sie ins Jenseits."

Ich schluckte. Meine Hände fingen an, zu zittern. Ein Scherz. Das musste alles ein Scherz sein. Ein Reaper? Ich schluckte und spielte mit.

"Warum hast du dann meine Seele in Ruhe gelassen?"

"Das wirst du noch früh genug erfahren. Jetzt brauche ich erst einmal deine Hilfe, Aden."

Meine Hilfe? Warum brauchte der Tod meine Hilfe?

"Gleich wird sich ein Kollege von dir aus dem Fenster stürzen. Er wird genau 2.5 Minuten brauchen, um auf dem Boden aufzuschlagen und sich so gut wie alle Knochen zu brechen, vom Schädel ganz zu schweigen. Ich möchte, dass du ihn aufhälst."

Ich wollte gerade eine Nachricht eintippen, als ich schon jemand rufen hörte: "Hey! Sie da! Was machen sie?!"

Der Mann, der sich noch eben über mich lustig gemacht hatte, war aufgestanden und lief nun mit schnellem Schritt auf Fenster zu.  Seine Augen wirkten abwesend, als er sich dem Fenster und somit seinem Tod näherte. Ohne weiter nachzudenken sprang ich auf. "Bleiben Sie stehen!", rief ich dem Mann zu.  Ich rannte auf ihn zu, packte ihn an den Schultern, doch er schüttelte meine Hand mit Leichtigkeit ab und sprang. Es klirrte, als die Fenster zerschellten und der schwere Körper durch die Luft segelte. Kurze Zeit später hörte man den Aufprall. Während alle anfingen zu schreien, vibrierte mein Handy ein weiteres Mal:

zu spät Aden

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