2.

Es tropfte. Überall. Tropf. Tropf.

Das Geräusch brannte sich in mein Gehirn ein. Es machte mich wahnsinnig. Tropf. Tropf.

Er hat mich verlassen.

Der Gedanke ließ mich meine Augen aufschlagen. Ich befand mich in meinem Bett, die Decke auf den Boden getreten, Schweiß überströmt, zittrig. Das Bild eines auf mich zurasenden LKW's erschien vor meinem Auge. Der Knall. Die ganzen Schreie.

Du wirst sterben. Aber nicht heute.

Laut atmend kniff ich die Augen zu. Zählte langsam bis fünf.

"Aden?" , kam mir seine Stimme in den Kopf. Die Stimme von Mark. Mark, der das alles nicht mehr konnte. Mark, der mich verlassen hatte.  "Atme ganz ruhig. Zähle bis fünf. Eins, Zwei....." Die Erinnerung seiner funkelnden Augen und die Wärme seiner auf meiner Schulter liegenden Hand flammte in mir auf. Nicht das Zählen hat mir geholfen, sondern deine Anwesenheit, dachte ich und rollte mich zusammen. Mein stechendes Herz ignorierend führte ich meine Gedanken fort. Wenn du ein Problem hast, dann löse es. Wie? Indem du es erst analysierst, dann eine Lösung dafür findest und anschließend alles in deiner Macht stehende tust, um diese Lösung zur Tatsache zu machen. Seine Worte.

Ein letztes Zusammenkneifen der Augen, dann richtete ich mich auf. Auch wenn er nun nicht mehr da war, so konnte ich mir seine Worte zu Nutzen machen.

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, kniff noch einmal kurz die Augen zu und versuchte, mich zu sammeln. Was war passiert?

Ein Busunfall. Ich war mitsamt anderer Passagiere in einem Bus gewesen, der gegen etwas gekracht war, was ihn hat stoppen lassen. Der LKW, der von der anderen Seite kam, hatte nicht mehr ausweichen können, weshalb er mit dem Bus kollidierte. Ich hatte gestanden, mit dem Blick zum Fenster raus. Wie in Zeitlupe spielte ich den Unfall in meinem Kopf wieder ab. Ich hätte in jeder Hinsicht sterben sollen. Durch den Aufprall hätten die Fensterscheiben zerspringen und sich in mein Fleisch graben sollen. Die ganze rechte Seite müsste eingedellt gewesen sein, zusätzlich noch die ganzen kleinen Kurzschlüsse, Kabel, Menschen.... Der Bus müsste sogar durch die Wucht zur Seite gefallen sein, ich hätte mir den Kopf anschlagen müssen, Knochen brechen... Stattdessen wachte ich in meinem Bett auf, völlig unversehrt. Daraus stellten sich mir zwei Fragen: Wie und warum?
Mit einem verzweifeltem Aufschrei wuschelte ich mir durch die dunklen Haare. Eins nach dem anderen, dachte ich, während ich mir auf die Unterlippe biss. Zunächst zur ersten Frage: Das Wie.

Es hatte eine Person hinter mir gestanden, ihr Zitronengeruch hatte mich eingehüllt, ihre Hand hatte auf meiner Schulter gelegen. Warum Zitronen? Der Geruch war so eindeutig gewesen, ich fragte mich, wie ich ihn früher nicht hatte bemerken können. Andererseits hatte ich da auch mit anderen Sachen zu tun gehabt, wie mir mein wieder schmerzendes Herz bestätigte.
Die Hand. Gab es irgendwas besonderes an der Hand? Angestrengt dachte ich nach, konnte mich aber an nichts besonderes erinnern. Ich war zu sehr vom LKW abgelenkt gewesen. Die Stimme?

"Du wirst sterben, Aden... aber nicht heute."

Weder hoch, noch tief. Nicht kalt, nicht warm. Mir war so, als hätte sie dies mit einer gewissen Genugtuung gesagt, aber sicher konnte ich mir nicht sein. Woher kannte diese Person meinen Namen?

In diesem Moment vibrierte mein Handy. Zweimal kurz, das Display leuchtete auf. Ich starrte es an. Es war selten, dass mich jemand kontaktierte. Nein, im Grunde hatte ich mit niemanden Kontakt, außer...
Schnell griff ich danach und entsperrte den Bildschirm. Konnte es sein? Konnte er es sein? Mark? Jedigliche Gedanken, an das, was passiert war, schob ich von mir, in der Hoffnung, die kostbarste Person auf Erden hätte eingesehen, dass sie doch nicht ohne mich könne, dass sie mich brauche, dass sie mich liebe.
Meine Hoffnung zerplatzte, als ich die neue Nummer sah. Wer war das?

Deathpoint gesetzt.

Zwei Wörter, die mir ohne jediglichen Grund eine Heidenangst einjagten. Mein Handy vibrierte abermals.

Hi :3

Ich starrte die Nachricht an.

Mein Name ist Ezra. Ich habe dich gerettet. Ab heute gehörst du mir.

Was meinte er damit?

Was willst du?, tippte ich schnell. Mein Herz klopfte unglaublich laut. Es dauerte eine Weile, bis er zurückschrieb:

...Auf eine gute Zusammenarbeit.

Und wenige Minuten später:

;)

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