23. Horror

Ich war unruhig. Nervös. Aufgedreht. Zuckte urplötzlich zusammen, kicherte Irre und bekam Angst vor mir selber.
Irgendetwas stimmte nicht mit mir.
Aber das war auch den Avengers klar.
Ich hatte keine Ahnung, wie es Bucky ging, mir ging es definitiv schlecht. Ich konnte nicht zu meinen Freunden, nicht zu ihm.
Eigentlich gut so. Trotzdem machte es mich verrückt.
Manchmal rief ich nach meinen Freunden.
Manchmal weinte ich.
Es war eh alles egal.
In dieser Zelle hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren.
Nachts wachte ich schreiend auf, tagsüber brach ich in Aggressionsanfälle aus, abends weinte ich und morgens hoffte ich.
Und ein Wort hatte sich in meinen Kopf gesetzt.
Jedes mal vor dem einschlafen, jedes mal beim aufwachen fiel es mir ein.
Hydra.
Es machte mich alles wahnsinnig.
Meine Umgebung, meine Gedanken und mein Körper.

Meine größte Angst war, mich zu verlieren und zu Deathcrawl zu werden. Für immer.
Ich bekam Panikattacken und begann mit Selbstgesprächen.
Vertrieb mir die Zeit, indem ich mit den Finger unsichtbare Muster auf die Wände malte.

Eines Tages sah ich hoch zu der Kamera, die mich die ganze Zeit beobachtete.
"Ich werde wahnsinnig.", sagte ich laut und deutlich.
Zehn Minuten später kamen Steve und Tony zu mir, standen vor der gläsernen, mit Vibranium Stäben verstärkten Scheibe.
"Hallo Felicia.", sagte Steve.
Bei meinem Namen zuckte ich zusammen.
"Wir forschen schon seit Wochen. Wir wollen dir wirklich helfen. Es ist nur sehr kompliziert.", erklärte er.
Ich nickte schwach.
"Hydra.", nurmelte ich.
Die beiden Männer wechselten einen Blick. Tony beugte sich vor. "Wie war das?"
Ich antwortete nicht.
Dann: "Darf ich Bucky sehen?"
Wieder tauschten die beiden einen Blick. "Na gut. Und gib nicht die Hoffnung auf, wir werden dir helfen."
Ich nickte schwach.
Zu schwach, um Hoffnung vorzutäuschen, zu schwach, um diesen leeren Worten Glauben zu schenken.

Als Bucky herein kam, bemerkte ich etwas sonderbares. Die Glasscheibe vor den Gittern meiner Zelle war verschwunden. Vielleicht in den Boden gelassen?
Schweigend trat Bucky zu mir und streckte seine menschliche Hand durch das Gitter. Zögernd verschränkte ich unsere Finger.
Ich begriff, dass es mein erster menschlicher Kontakt seit langer Zeit war.
"Du fehlst mir. Du fehlst uns allen." Ich nickte und spürte, wie mir die Tränen kamen.
Vorsichtig legte ich seine Hand auf meine linke Brust.
An seinem Lächeln konnte ich erkennen, dass er meinen Herzschlag fühlte.
"Wie fühlt er sich an?"
"Gleichmäßig."
Eine Träne rann mir über die Wange.
"Ich liebe dich.", schluchzte ich schwach.
Er sah verzweifelt aus.
"Ich dich auch."

***
In der nächsten Zeit begann ich zu üben. Ich übte solange, wie ich Lust und Kraft hatte. Auch nachts. Manchmal Stunden lang.
Ich übte sie zu kontrollieren. Für meine Freunde. Für Bucky. Für jeden einzelnen von ihnen.
Ich schlug gegen Wände, biss mich blutig und versuchte dabei die ganze Zeit Deathcrawl zu unterdrücken. Am Anfang klappte es nicht.
Aber nach einiger Zeit wurde es besser.
Langsam, aber sicher bekam ich sie in den Griff.
Es war als würde ich die Oberhand bekommen.
Und ich wusste das die Avengers das sahen. Hoffentlich wurden sie stolz.

Dann, nach langer Zeit, besuchte Bruce Banner mich. Er sagte, dass ich dank meines guten Trainings raus dürfte, aber allerdings unter der Bedienung Beruhigungsmittel zu bekommen.
Ich glaube dies war einer der glücklichsten Tage meines Lebens.
Er gab mir die Spritze und tatsächlich fühlte ich mich danach ruhiger und gelassener.
Ich hatte es mir selbst, nicht den Avengers zu verdanken, dass ich das Biest wieder unter Kontrolle hatte.

"Zuerst darfst du dich nur auf dem Gelände bewegen. Nachts musst du hier hin zurück. Wenn wirklich alles gut geht, kannst du deine Freunde sehen.", erklärte er mir auf dem Rückweg.
Ich nickte gehorsam.
"Wie lange war ich da drinnen?" Fragte ich und deutete mit dem Daumen über die Schulter.
Er warf mir einen besorgten Blick zu. "Etwa drei Monate."
Das klang irgendwie wenig. Nicht so lange, wie ich gedacht hatte.

Ich atmete die frische Luft ein. Es war, als würde das Leben in meinen Körper zurück kehren.
Endlich war ich wieder frei. Frei und glücklich.
Die Angstzustände verdrängte ich für den Moment.
Genüsslich schloss ich die Augen und lag im sanften Gras um die Sonne zu genießen.

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