3% - renjun
"Injunnie?" Erschrocken sieht Harvey mich an, scheint davon überrumpelt zu sein, dass ich unangekündigt, und so spät, vor seiner Tür stehe. Noch dazu mit tränennassen Wangen. Tränen der Erleichterung. Freude. Und gleichzeitig auch Trauer.
"Mir geht's gut, ich..." Ich presse meine Lippen aufeinander, um meine Schluchzer nicht herauszulassen.
"Bist du sicher?" Er macht einen Schritt auf mich zu, nimmt mein Gesicht in beide Hände und streicht zärtlich über meine Wangen. Eine tröstende Geste.
"Ja", flüstere ich, bevor ich überhaupt nichts mehr außer leisen Schluchzern hervorbringe.
"Hey, schon gut. Komm rein, sonst erkältest du dich." Er schiebt mich ins Haus, schließt die Tür, umarmt mich. Ich klammere mich an ihn, froh, bei ihm zu sein.
"Tee?" Ich nicke, lasse ihn aber nicht los. "Dafür musst du mich loslassen, Injun."
Nein.
"Injunnie." Sanft, aber bestimmend, schiebt er mich von sich. Ich wische mir hastig über die Augen, bin ein wenig runtergekommen.
"Ist alles okay?"
Ich nicke. "Danke", sage ich heiser.
"Ich bin immer für dich da, okay?"
"Danke."
"Bedanke dich nicht für solche Selbstverständlichkeiten."
"...Okay." Zögerlich ergreife ich seine ausgestreckte Hand, lasse mich in die Küche ziehen, während mein Herz Saltos schlägt. Drecksding.
Als wir den Tee in Tassen gefüllt haben, nehmen wir ihn mit in Harveys Zimmer. Dort setzen wir uns auf sein Bett, und er dreht sich zu mir, weshalb ich es ihm gleichtue.
"Also, Injun, was ist passiert?" Ich könnte sofort wieder anfangen zu heulen.
"Jaemin... wurde geheilt."
"Das ist doch super! Oder nicht?" Sorge liegt in Harveys Blick.
"Er... hat... sein Gedächtnis verloren. Ganze vier Monate sind weg. Alles, was passiert ist. Alles, was er je erlebt hat. Sogar sein... seine Gefühle für Jeno hat er vergessen."
"...Fuck."
"Das kannst du laut sagen." Resigniert seufzend setze ich meine Tasse an die Lippen, schließe die Augen, als sich der Geschmack von Weihnachten auf meiner Zunge ausbreitet.
"Und jetzt?"
"Versuchen wir wohl, ihm alles zurückzubringen." Ich stelle die Tasse wieder zurück, spiele mit meinen Fingern.
"Er hat mich auch vergessen, oder?", fragt Harvey nach einiger Zeit Stille. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.
"Geh ich von aus."
"Oh. Ähm... Das ist... Okay..."
Ich grinse leicht. "Das geht ganz schnell, dass er dich im Kopf behält." Du bist so hübsch, dich kann man gar nicht vergessen.
"Wenn du das sagst." Er lässt sich nach hinten fallen, landet geräuschvoll auf seinem Kissen. Ich sehe ihn einfach nur an, ignoriere mein Herz.
"Willst du herkommen?" Harvey hebt den Kopf und sieht mich fragend an. Statt einer Antwort rutsche ich zu ihm, währenddessen rückt er weiter an die Wand. Ich sinke neben ihm auf die Matratze, verschwinde in ihrer Weichheit.
"Jeno tut mir leid", sagt er leise in die Stille hinein.
"Mir auch." Und wie. Ich habe ihn noch nie so fertig erlebt, noch nie in so einem schlechten Zustand gesehen. Was machen wir, wenn Jaemin sich niemals erinnern kann? Und er und Jeno nicht...
"Injun?" Er klingt ernst.
"Harvey?" Er setzt sich auf.
"Ich muss dir was sagen." Ich richte mich ebenfalls auf, Panik breitet sich in mir aus. Was habe ich getan?
"Zwei Sachen vorher... Ich bin verdammt nervös und ich hoffe, dass ich keine Fehler mache, und es... es tut mir leid, dass das so unpassend ist."
Ich sehe ihn nur weiter an, sein Blick schnellt von mir immer wieder zu etwas in meiner unmittelbaren Nähe.
"Als ich dich das erste Mal wiedergesehen habe, habe ich mich irgendwie... sofort zu dir hingezogen gefühlt. Mag vielleicht an unserer ...Freundschaft früher gelegen haben, aber... das ist nicht alles. Ich habe gemerkt, dass ich... Du hast mir... den Kopf verdreht. Ich... habe mich in dich verliebt."
Ich sehe ihn mit großen Augen an, bekomme kein Wort heraus, doch in mir fliegen Funken, explodieren Feuerwerke.
Oh mein Gott.
"Ich will auch nicht sofort eine Antwort, aber ich musste–" Der Kuss ist eine Kurzschlussreaktion, um ihn davon zu überzeugen, dass ich keine Bedenkzeit brauche.
Und, oh Himmel, ich will das nie wieder mit jemand anderem machen.
Nach kurzem Zögern legt Harvey seine Hände an meine Wangen, streicht sanft über sie.
"Du mir auch", flüstere ich. Er lächelt.
"Ich wäre der ...glücklichste Mensch der Welt, wenn du... jetzt noch mit mir... zusammenkommst." Er wird unsicherer in seine Aussprache.
"Und ob ich das werde." Er küsst mich lächelnd, und ich versinke in seiner Liebe.
20-11-06
merkt man, dass der Entwurf alt ist? cuz I feel like it's shit-
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top