23.06.2023 - Nacherzählung eines Mordes

Es war eine besondere Nacht,
sie waren jetzt ein halbes Jahr zusammen.
Doch die Luft war schwer von tiefer Trauer,
keine Spur von Freude oder jungem Verlangen.

Das Mädchen war nackt für ihre Freundin,
sie glaubte, es wäre Zeit für etwas Spaß.
Doch ihr Kopf wusste, dass etwas nicht stimmte,
irgendetwas ihren Geist auffraß.

Plötzlich löschte sie das Licht,
drehte sich zur Seite, lag in Dunkelheit.
Ein Ereignis aus den letzten Tagen belastete sie,
hatte den Todeswunsch erneut befreit.

Sie weinte, schluchzte und zerbrach,
konnte keinen Weg mehr sehen.
Eine Stimme flüsterte ihr: Spalte deine Haut,
so wird der Schmerz schnell vergehen.

Doch statt zu bluten, wie Gebrochene es zu tun pflegen,
fand sie einen Weg, ihre Seele anders zu erhören.
Denn ein Mädchen, das Bücher liebt und ehrt
würde sie niemals skrupellos zerstören.

Sie nahm ein Buch von einem Stapel,
vergaß den Schwur, daran nicht einmal zu denken.
Das Mädchen wollte den Druck loswerden,
ließ sich allein von der Verzweiflung lenken.

Wer geübt ist, hörte ein Buch schreien
und wie Wörter grausamst einander verloren.
Ihrer Bestimmung beraubt, leise wimmernd,
denn das Mädchen tat, was sie nie zu tun hatte geschworen.

Sie zerfetzte die Seiten als wäre es ihre Haut,
trennte die Fäden als wären es ihre Sehnen.
Brach den Buchrücken wie ihre eignen Rippen,
die Buchstaben zerflossen wie das Blut aus ihren Venen.

Blind vor Tränen grub sie sich durch den Körper
und es tat ihr schrecklich leid.
Kein Buch verdiente so ein Ende,
zum Sterben war es noch nicht bereit.

Nackt saß das Mädchen zwischen den Seiten,
hinweg gesetzt über das größte Verbot.
Sah hinab auf eine unkenntliche Leiche,
das arme Buch war inzwischen tot.

Lass dir sagen, du ungeheilte Seele,
verfolgt von den Schatten wie ein Fluch.
Du hast etwas zerstört, was du liebst,
so starb in dieser Nacht nicht nur das Buch.

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