Kapitel 96
Hey ihr Lieben!
Es tut mir so unendlich leid, dass ich einfach in der Versenkung verschwunden bin. Mein neuer Job und die Tatsache, dass ich mit meinem zukünftigen Mann nun auch noch ein Hausbaue, sind unglaubliche Zeitfresser, die sich auch irgendwie nicht so gut mit meiner Schreibblockade vertragen. :c
ABER! Ich habe natürlich nicht auf diese FF vergessen und ich würde sie auch noch gerne zu Ende bringen, wenn auch viel langsamer als geplant. Schließlich schulde ich euch noch immer die Enthüllung von Shotas echtem Dad!
Iich hoffe, dass ihr mir meine Lahmarschigkeit verzeihen könnt. ;__;
Lg Tina
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Schnellen Schrittes war Shota in seinem Zimmer verschwunden. Wie konnte er nur so dumm sein und nicht auf die Zeit achten, und darauf vergessen, dass er gar nicht erst darüber nachdenken sollte, irgendetwas aufzuräumen? Seine Tante war zurecht sauer auf ihn. Er war wirklich eine Enttäuschung für sie, das konnte er nicht leugnen. Auch wenn Yagi-Sensei versucht hatte, ihm einzureden, dass Sakushi nicht wirklich sauer auf ihn war, sah die Wirklichkeit doch anders aus. Die Violetthaarige war eindeutig wütend.
So klein wie möglich verkroch er sich in die hinterste Ecke seines Bettes, ehe er seine Bettdecke fester um sich schlang. Ihm war bewusst, dass es unglaublich kindisch war, sich wie ein kleines Kind hinter der Decke zu verstecken, doch er konnte nicht anders. Die Bettdecke war wie ein Schutzschild, hinter dem ich sich verkriechen konnte, um sicher vor seinem Vater und anderen Personen zu sein, die wütend auf ihn waren, weil er eine so große Enttäuschung für sie war.
In Augenblicken wie diesen hasste er sich selbst. Weil er schwach war, und sein Verhalten ständig Schwierigkeiten mit sich brachte. Wenn er doch nur nie geboren wäre. Auch wenn er es nur ungerne zugab, war er in solchen Momenten oft froh, wenn Aizawa Senior in sein Zimmer gepoltert kam und ihn schlug. Der Schmerz, der ihm dadurch bereitet wurde, löste in ihm so etwas wie Erleichterung aus, weil er wusste, dass er nichts anderes verdient hatte. Das war auch der Grund, wieso er damit angefangen hatte, sich selbst zu verletzen. Es war ein Juckreiz, der nur mit einem spitzen Gegenstand bezwungen werden konnte.
Sofort huschten seine Augen durch sein Zimmer, in der Hoffnung irgendwo sein Taschenmesser zu entdecken. Dieses Gefühl, sich selbst bestrafen zu müssen, bevor es jemand anderes tat, machte ihn fast verrückt. Dabei fiel ihm nur einen kurzen Augenblick später ein, dass er ein Versprechen gegeben hatte. Nicht nur gegenüber Yagi und Hizashi, sondern auch erst vor kurzem jener Frau, die seine Großmutter war. Er sollte das nicht tun, und das wusste er nur zu gut. Sein Gefühl drängte ihn jedoch dazu, aufzustehen und nach seinem Taschenmesser zu suchen.
Enger schlangen sich seine Arme um seine Beine, die er angewinkelt hatte, um sich selbst daran zu hindern, vom Bett zu rutschen, um nach dem Gegenstand zu suchen. Wenn er nur lange genug gegen diesen Druck ankämpfen könnte, würde er bestimmt weggehen. Er musste einfach versuchen an etwas anderes zu denken.
Als ob das Universum ihm dabei helfen wollte, klopfte es plötzlich an seiner Tür. Sich ertappt fühlend, zuckte Shota zusammen bei dem Klang des Geräusches. Noch ehe er seinen Mund aufmachen konnte, um etwas zu sagen, öffnete sich auch schon die Tür und ein dunkelvioletter Haarschopf tauchte auf. Obwohl er sich innerlich wappnete, nun erneut eine Strafe zu erhalten, oder zumindest eine Standpauke zu hören zu bekommen, versteifte sich seine Haltung.
Auf ihren Armen ein Tablett mit einer Kanne Tee und zwei Tassen balancierend, schloss Sakushi die Tür mit ihrem Bein, ehe sie weiter auf das Bett zuging, auf dem ihr Neffe zusammengekauert saß und sie wie ein verschrecktes Reh ansah. Innerlich seufzte sie und verfluchte sich selbst dafür, dass sie einen so negativen Eindruck bei dem Jungen hinterlassen hatte, dass er sich scheinbar fürchtete, sie zu sehen. Ihr Mutter würde ihr vorhalten, dass sie die Sache wohl klar verbockt hatte. Es würde wohl nicht einfach werden, den Bruch wieder zu kitten, doch sie würde es versuchen. Immerhin war Shota das einzige, was von ihrer Schwester über geblieben war und ihre Mutter würde sie vierteilen, wenn sie der Grund dafür wäre, dass ihre neu entdeckten Enkelkinder nichts mit der Familie zu tun haben wollten, nur weil Sakushi einen schlechten Eindruck hinterlassen hatte.
Vorsichtig stellte die Heldin das Tablett vor dem Dunkelhaarigen ab, ehe sie sich selbst auf dem Bett niederließ. Die Haltung des Jungen ließ keinen Zweifel zu, dass er sich wohl am liebsten noch kleiner gemacht hätte, um möglichst viel Raum zwischen die beiden zu bringen. Ob er wohl Angst davor hatte, dass Seki ihn womöglich schlagen könnte? Zumindest erweckte er den Anschein, als würde er es glauben.
Dabei wusste Shota nicht, was er davon halten sollte, dass die Frau, die er erst kennen gelernt hatte und die zu seiner richtigen Familie zählte, zu ihm kam, nachdem sie so enttäuscht von ihm war. Obwohl er nervös war, versuchte er eine neutrale Miene aufrecht zu erhalten. Dennoch schaffte er es nicht, ruhig zu bleiben und zuckte leicht zusammen, als sie nach der Kanne griff, um etwas in die zwei Tassen zu gießen.
Diese Reaktion entging Sakushis geschulten Augen natürlich nicht. Leise seufzend reichte sie dem Jugendlichen eine Tasse. „Meine Reaktion vorhin tut mir leid. Du wolltest dir nur Tee machen und hast schließlich weder Hausarrest noch bist du in deinem Zimmer eingesperrt. Es war unfair, dir irgendetwas unterstellen zu wollen. Ebenso tut es mir leid, dass ich dachte, du würdest deine Strafarbeit schwänzen wollen. Ich hätte Hitoshi und Hizashi ausreden lassen sollen, als sie mir erklären wollten, dass du krank bist", entschuldigte sich Seki, während sie abwartete, dass Shota nach der Tasse griff, „ich hatte mich ziemlich schnell auf den Gedanken eingelassen, dass du und Hitoshi genauso wie meine Geschwister seid, und Junichiro hatte oft den Drang, alle unangenehmen Dinge und Strafen zu ignorieren und seinen Kopf durchzusetzen. Als du die Schurkenliga auf eigene Faust verfolgt hattest, war ich mir sicher, dass du wohl einiges von deinen Onkel geerbt haben musstest und bin davon ausgegangen, dass du absichtlich nicht zu den Strafrunden erschienen bist." Das war ein großer Fehler gewesen, das wusste sie nun. Immerhin kannte sie Shota noch gar nicht richtig und ihn mit ihrem Bruder in einen Topf zu werfen, war im Nachhinein betrachtet ziemlich unfair. „Ich hoffe, du nimmst meine Entschuldigung an", fügte sie hinzu.
Vorsichtig, als ob er der Lage nicht ganz trauen würde, griff der Junge nach der dampfenden Tasse und klammerte sich an ihr fest, obwohl er die Hitze durch das Porzellan fühlen konnte. Aufmerksam lauschte er ihren Worten, auch wenn er etwas brauchte, um sie zu verstehen. Ein wenig verwirrt über das, was sie gerade gesagt hatte, warf er ihr einen unsicheren Blick zu. Ihre violetten Augen waren starr geradeaus auf den Boden gerichtet während sie sprach. Erst als sie seinen Augen auf sich spürte, sah sie auf. Schnell wandte Shota sich wieder ab, seine Finger klammerten sich fester um die heiße Tasse. Es fühlte sich falsch an, dass sich ein Erwachsener bei ihm entschuldigte. Schließlich wusste er, dass er einiges falsch gemacht hatte. Ihr Ärger war immerhin berechtigt.
Auch wenn Sakushi solche Gefühlsgeladenen Momente mehr als unangenehm waren und sie nie wirklich das Gefühl hatte, richtig zu reagieren, wandte sie ihren Oberkörper mehr ihrem Neffen zu und versuchte sich gemütlicher hinzusetzen. „Du hast nichts falsch gemacht", erklärte die Violetthaarige und wartete auf eine Reaktion.
Obwohl Seki mit einer lockeren Haltung dafür sorgen wollte, nicht mehr allzu streng zu wirken, hatte es doch eher den gegenteiligen Effekt auf Shota, der noch kleiner zu werden schien. „D...doch ... i...ich hab den Ti...Tisch gewischt", stotterte er leise vor sich hin und versuchte sich auf das leichte Brennen zu konzentrieren, dass er auf der Haut seiner Finger fühlte. Den Schmerz hatte er verdient, genauso wie den Ärger seiner Tante.
Das war also das Problem. Shota fühlte sich ertappt, weil er sich nicht an das Versprechen gehalten hatte, sich auszuruhen und Nichts zu tun. Am liebsten hätte Sakushi aufgelacht, als er dieses Geständnis ablegte, weil es so absurd wirkte, doch das wäre wohl eher kontraproduktiv. Stattdessen griff sie nach der dampfenden Tasse, da sie merkte, dass seine Finger sich rot färbten und stellte sie beiseite. „Es ist kein Verbrechen, einen Tisch abzuwischen, wenn man sich durch den Schmutz gestört fühlt. Genauso wenig ist es etwas Schlimmes, wenn man krank wird." Abwartend sah die Heldin den Jungen an, der lieber auf den Fußboden starrte. Irgendetwas in ihr schrie danach Aizawa Senior ausfindig zu machen und ihn dafür büßen zu lassen, dass er Shota darauf konditioniert hatte die Schuld ständig bei sich zu suchen. Und dafür, dass es ihm so schwer fiel einem Erwachsenen zu vertrauen.
Kurz ließ Sakushi die Schultern hängen, als keinerlei Reaktion von dem Dunkelhaarigen kam, ehe ihr etwas einfiel. Sofort griff sie nach ihrer Tasche, die noch immer an ihrem Arm baumelte. Erst vor kurzem hatte sie mit ihrer Mutter über vergangene Tage gesprochen und war dabei auf etwas gestoßen, das einst ihrer jüngeren Schwester gehört hatte. Auch wenn daran sehr viele Erinnerungen hingen und es schmerzte, das Stück aus ihren Händen zu geben, wusste sie doch, dass es eher Shota gehören sollte.
Ein paar Handgriffe später hatte sie ein Bündel aus ihrer Tasche gezogen und entfaltet. Noch ehe der junge Undergroundhero reagieren konnte, senkte sich eine quietschbunte Flauschdecke auf seinem Rücken. Verwirrt hob der Junge seinen Kopf. „Yasuko hatte dieses Ding seit sie ein kleines Kind war. Darunter hat sie sich immer versteckt, wenn es ihr nicht so gut ging. Selbst als sie eigentlich zu alt für eine Schmusedecke war." Die Erinnerung daran ließ Sakushi kurz auflachen. „Irgendwie dachte ich, dass du sie im Augenblick ganz gut gebrauchen könntest. Meine Mum hat auch gleich deinen Namen unter den von Yasuko eingestickt, damit sie dir niemand mehr wegnehmen kann." Dabei war sich die Violetthaarige ziemlich sicher, dass dieses quietschbunte Ding niemand freiwillig entwenden würde.
Mit großen Augen begann der Jugendliche damit, die Decke unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich befanden sich in einer der Ecken zwei eingestickte Namen. Fast andächtig fuhr er mit dem Finger über den Namen seiner Mutter. Irgendwie war es seltsam nun etwas zu besitzen, das einst ihr gehörte. Dass diese Decke ein Friedensangebot seiner Tante sein sollte, war ihm jedoch ebenso bewusst. „Dankeschön", krächzte er leise, während er den Stoff enger um sich schlang und langsam darin versank. Sie war richtig kuschelig.
„Nicht dafür. Ich bin immerhin schuld daran, dass es dir im Augenblick nicht sonderlich gut geht", seufzte Sakushi, „pass gut auf das Ding auf! Deine Mutter war ein ziemlich großer Ganriki Neko Fan." Tatsächlich prangte auf der Mitte des quietschbunten Ungetüms ein Katzenkopf, der dem Dunkelhaarigen natürlich nicht entgangen war.
„Hm", stieß Shota belustigt aus, als er das hörte. Er war seiner Mutter wohl doch ziemlich ähnlich, auch wenn er sie nie kennen gelernt hatte. Schließlich hatte auch er eine heimliche Schwäche für diese Marke, weil er Katzen mochte und er die bunten Farben insgeheim toll fand.
Da die Stimmung nun nicht mehr so angespannt war wie zuvor, atmete Seki erleichtert aus und setzte sich wieder bequemer hin. Mit den Rücken an die Wand gelehnt sah sie zu dem Dunkelhaarigen, der noch immer die Decke inspizierte, aber ebenso etwas näher an sie herangerückt war. Scheinbar hatte das Friedensangebot doch ein wahres Wunder bewirkt und den Bruch, der sich zwischen den beiden ergeben hatte, etwas gekittet. Auch wenn sie sich vorgenommen hatte, weder Shota noch Hitoshi weiterhin mit ihren Geschwistern zu vergleichen, fiel es ihr im Augenblick doch schwer, nicht an früher zu denken. Nach einem Streit mit ihrer Schwester, hatte Sakushi immer Süßigkeiten als Friedensangebot mitgebracht. Allein die Erinnerung daran, ließ sie traurig ausatmen. „Ich vermisse Yasuko", gab sie leise von sich. Obwohl es so lange her war, und die Zeit, eines alten Sprichwortes zufolge, alle Wunden heilen sollte, hatten die letzten Tage und Wochen diese alten Wunden wieder aufgerissen.
Verwunderung darüber, wie traurig seine Tante klang, ließ den Dunkelhaarigen zu ihr blicken. Während er zuvor noch etwas Angst und Unbehagen wegen ihr verspürt hatte, wirkte sie nun so verletzlich, dass es ihm leid tat, von ihr gedacht zu haben, dass sie ihn schlagen würde. Shota war normalerweise kein Mensch, der die körperliche Nähe von anderen suchte, doch seit er vertrauter mit Hizashi umging, war ihm bewusst geworden, wie wichtig es manchmal war, wenn jemand fühlen konnte, dass man ihm etwas Halt bot. Also rutschte er näher an Sakushi heran und lehnte sich leicht an ihre Seite, stets darauf bedacht, sofort zurück zu zucken, sollte ihr seine Nähe doch unangenehm sein. Als sie keine Anzeichen davon zeigte, dass es ihr nicht recht wäre, atmete der Junge erleichtert aus und entspannte sich etwas. „Erzähl mir von ihr ... bitte ...", fügte er kleinlaut an, als er merkte, wie unhöflich diese Phrase ohne das letzte Wort doch klingen konnte.
Zunächst ein wenig überrascht über die plötzliche Berührung, dachte Sakushi nicht lange darüber nach, und legte einen Arm um Shotas Schultern, um ihn ein wenig näher zu sich zu ziehen. „Yasuko war ein bisschen wie du. Ständig unsicher bei allem, was sie tat. Ich musste sie ständig daran erinnern, dass sie ein bisschen mutiger sein musste, wenn sie mit mir mithalten möchte", erzählte die Violetthaarige belustigt, „anfangs wollte sie nämlich auch an die UA, dann hatte sie sich jedoch für eine Ausbildung zur Krankenschwester interessiert, allerdings konnte sie kein Blut sehen. Letzten Endes hatte sie sich dazu entschieden, Lehrerin zu werden. Sie wollte vor allem jenen Kindern helfen, die nach dem Erwachen ihrer Macke nicht mit den Fähigkeiten zurechtkamen. Yasuko liebte Kinder."
Aufmerksam lauschte der junge Undergroundhero den Worten. Erneut eine Parallele zwischen ihm und seiner Mutter. Sie war Lehrerin. Es war zwar seltsam, so viele Gemeinsamkeiten mit einer Person zu haben, die man nicht kennenlernen durfte, aber irgendwie stimmte es ihn ebenso ein bisschen froh. Bei den Aizawas hatte er sich nie wirklich Zugehörig gefühlt. Seine Macke passte nicht zu denen seiner Eltern, und auch sonst hatten sie wenig gemein, außer ein paar äußerlichen Ähnlichkeiten. So kurz der Zeitraum auch war, in denen er Sakushi und auch seine Großmutter nun kennengelernt hatte, fand er hier viel mehr Gemeinsamkeiten und Parallelen.
Während Sakushi damit fortfuhr, über ihre Schwester und vergangene Tage zu erzählen, sank Shotas Kopf gegen ihre Schulter. Es dauerte gar nicht lange, bis ihre Erzählungen ihn einlullten und langsam ins Land der Träume begleiteten.
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