Kapitel 76

Obwohl Shota den Trainingsplan strikt verfolgte und seine Freunde daher sehr forderte, ließ Hizashi nicht von seinem Plan ab. Glücklicherweise erreichten sie Kayama, um sie darum zu bitten, einen der Besprechungsräume benutzen zu dürfen. Da er der dunkelhaarigen Frau natürlich erzählte, was sie vorhatten, brachte sie ihnen nicht nur den Schlüssel für den Raum, sondern ebenso sein paar Snacks und Getränke, damit sie sich nach dem anstrengenden Training auch etwas stärken konnten. Es war der Älteren eben wichtig, dass es ihren Jungs gut ging. Am liebsten wäre sie bei ihnen geblieben, um mit Tipps zu helfen, doch da sie zum einen zu einem wichtigen Termin musste und zum anderen Shota meinte, dass Shinsou sich eher dezent kleiden wollen würde, war sie wieder abgerauscht.

Nun bewaffnet mit Stift und Papier saß Yamada neben Denki, während die anderen beiden ihnen gegenüber saßen. Nachdenklich tippte sich der Blondschopf den Bleistift gegen die Lippen, während er Shinsou musterte, der teilnahmslos an einem Reisbällchen knabberte und versuchte den bohrenden Blick dieser grünen Augen auszublenden. „Was hast du dir denn vorgestellt?", fragte Hizashi schließlich neugierig nach. Natürlich könnte er sich nun eine Kostümidee aus den Fingern saugen, so wie er es immer tat, aber was nützte das, wenn es Hitoshi am Ende nicht gefiel? Dann wäre all die Arbeit umsonst.

Im ersten Moment zuckte der Violetthaarige nur mit den Schultern. Da er ein Undergroundhero werden wollte, genauso wie sein Vorbild, war es ihm egal, was er anhatte. Wobei das natürlich nicht so ganz stimmte. Wie jeder junge Mensch, der davon träumte ein Held zu werden, hatte er bereits darüber nachgedacht, wie seine Uniform aussehen könnte. Doch es war ihm zu peinlich, dass er sich immer vorgestellt hatte, dieselbe Uniform wie Eraserhead zu tragen. Als er darüber nachdachte, färbten sich seine Wangen leicht rosafarben.

Da auch Denki den anderen Jungen genau beobachtete, entging es ihm nicht, dass ihn diese Frage verlegen machte. Kurz knapperte er auf seiner Lippe, während er nachdachte. „Es sollte auf jeden Fall praktisch und unauffällig sein, oder? Du willst doch als Undergroundhero nicht gesehen werden. Da wäre eine ähnliche Uniform wie die von Eraserhead nicht schlecht!", schlug der Blondschopf vor. Genau in diesem Augenblick wurde ihm auch klar, wieso Hitoshi wohl so verlegen war. Es war aus demselben Grund, wieso Izuku ungerne andere sein Zimmer betreten ließ: Es war ihm peinlich, dass er ein riesengroßer Fan von einem Helden war, dem er nacheifern wollte.

„Das wäre wirklich praktisch", murmelte Shinsou leise, wagte es aber nicht die beiden blonden Jungen anzusehen.

Doch Hizashi reichte die Zustimmung bereits, um loszulegen. Aus diesem Grund skizzierte er rasch eine Uniform, die Shotas nicht unähnlich war. „Deine Kleidung muss ja nicht haargenau aussehen wie die von Sho", sprach er während er zeichnete, „statt schwarz kannst du ein sehr dunkles Violett wählen, das sieht man in der Nacht ebenfalls kaum. Außerdem kannst du noch momentane Defizite deines Kampfstils mit ein bisschen Supporttechnik ausgleichen!" Da er es für wichtig hielt, verpasste er der Zeichnung auch Handschuhe, immerhin hatte Shota bereits eine Menge Narben an den Fingern wegen des Fangtuchs.

„So wie Izuku mit seinen stahlverstärkten Schuhen, damit seine Tritte mehr Wumms haben", fiel Kaminari ein, während er nachdenklich die Stirn runzelte.

Da seine beiden Freunde bereits Feuer und Flamme für die Idee waren und Shota selbst nichts dagegen sagte, fühlte sich Hitoshi weniger unwohl dabei, das Kostüm seines Lieblingshelden zu kopieren. Ihm gefiel sogar die Idee, die Farbe anders zu gestalten. Nachdem Hizashi bereits das Oberteil und die Hose auf seiner Zeichnung dunkelviolett angemalt hatte, rutschte Shinsou etwas nach vorne und griff auch nach ein paar Stiften. Bei den Stiefeln hatte er bereits eine ungefähre Vorstellung. Grau und violett.

„Uh, die sehen toll aus", stellte Denki grinsend fest, „die Schuhspitzen könnte man auch verstärken, dann kannst du besser zutreten, wenn du auf einen Schurken zuschwingst. Und wie wäre es außerdem, wenn ..." Ehe der Junge weitersprach, schnappte er sich einen silbernen Stift und malte auf die Handschuhe je ein Rechteck. „Wenn du deinen Handschuhen oben auf der Höhe deiner Fingerknöcheln auch mit einem etwas härteren Material verstärkst, kannst du deinen Fausthieben auch ein bisschen mehr Wumms verleihen!" Nicht nur, wenn er in einem Handgemenge landete, konnte das nützlich sein, sondern auch wenn er ein Fenster einschlagen musste, oder andere Materialien. Gegen Shotos Eiswand wäre das bestimmt auch praktisch.

Neugierig geworden, rutschte auch Shota näher heran. Die Idee, die Handschuhe noch nützlicher zu gestalten, war wirklich nicht schlecht. Das hätte er Denki kaum zugetraut. Doch der Blondschopf hatte ab und an ziemlich helle Momente. „Was auch nützlich wäre, wäre ein besonderer Stoff für das Oberteil, um dich vor Stichverletzungen an Armen und Oberkörper zu schützen", trug auf der Dunkelhaarige seine Einfälle bei. Ein besonderes Material würde vermutlich auch verhindern, dass der Stoff am Ärmel ständig ausfranste. Aizawa hatte die Uniform seines älteren Selbst gesehen. Sie sah im Grunde genommen furchtbar aus, wurde oft geflickt, und war aus einem vollkommen normalen Baumwollstoff. Shota fragte sich, wieso er als Erwachsener sein Kostüm nicht besser geupgradet hatte. Stattdessen hatte er sogar seine Handschuhe irgendwann weggelassen. Alles erweckte irgendwie den Eindruck, dass es ihm wohl egal geworden war, ob er sich verletzte oder nicht. Anders konnte sich der Junge das nicht erklären.

Schnell notierte Hizashi die Idee, da er keine Ahnung hatte, wie er den Einfall einzeichnen sollte, ebenso wie die Erklärung der Handschuhe und auch zu den Stiefel. Immer mehr wurde auf dem Blatt Papier notiert, sodass Hitoshis Kostüm langsam Form annahm. Es sah am Ende sogar besser aus, als sich der Violetthaarige es sich jemals erträumt hatte. Stolz hielt Yamada die Skizze schließlich irgendwann hoch, nachdem niemand mehr Anmerkungen dazu hatte. „Na? Ist das dein Kostüm, Hitoshi?"

Überwältigt von dem Anblick und der Vorstellung, nun einen weiteren Schritt in Richtung seines Traumes gemacht zu haben, nickte Shinsou. Bereits bei der Entwicklung seines Voicegears war es Present Mic gewesen, der ihm auf die Idee gebracht und geholfen hatte, so etwas umzusetzen. Nun war es erneut der Blondschopf, der ihm weiterhalf. „Es sieht richtig cool aus!"

„Perfect!", meinte Hizashi breit grinsend, ehe er sein Werk wieder auf den Couchtisch legte und erneut nach einem Stift griff. „Jetzt brauchst du nur noch einen dazu passenden Namen!" Natürlich hatte Yamada damit gerechnet, dass sich Hitoshi auch über dieses Thema vermutlich noch wenig Gedanken gemacht hatte, doch dass das Lächeln des Jungen so extrem einfror und er noch dazu weiß wie die Wand hinter ihm wurde, hatte er nicht vermutet. „Keine Sorge! Ich habe Sho damit geholfen, dann dürfte das jetzt auch kein Problem werden", versuchte er Shinsou sofort zu beruhigen.

„Echt jetzt? Eraserhead war dein Einfall?", wollte Denki wissen und lachte.

„Yo, Sho war es egal und er hatte keine Lust darüber nachzudenken. Also bin ich eingesprungen!", erklärte Hizashi mit Stolz geschwellter Brust, „lustigerweise hat unser Dornröschen aber unfreiwillig Oboro seinen Namen verpasst und der hat dann mir bei der Auswahl geholfen! Freunde helfen einander eben immer aus der Patsche!" Die drei Dumbigos der A-Klasse waren unzertrennlich gewesen. Noch immer war es schwer vorstellbar, dass Shirakumo nicht mehr lebte. Ehe er sich jedoch selbst die Zeit geben wollte, um in solchen Gedanken zu versinken, begann Yamada Namen auf ein neues Blatt Papier zu schreiben. Neugierig sahen ihm die anderen dabei zu.

Puppeteer.

Eraserwill.

Erasermind.

Minderaser.

Mindgame.

Diese fünf fielen ihm auf Anhieb ein, dabei hatte er sich noch nicht einmal richtig angestrengt. Tatsächlich hatte sich Hizashi bereits Gedanken über einen möglichen Heldennamen für Hitoshi gemacht, nachdem er ihn kennen gelernt und gehört hatte, dass er seinen Traum weiter verfolgte, auch wenn er nicht in der Heldenklasse war. Irgendetwas hatte ihm gesagt, dass es irgendwann zu so einer Situation kommen würde. Da er selbst wusste, wie entmutigend es sein konnte, wenn man keine Ideen hatte, wollte er vorbereitet sein.

Mit großen Augen starrte Shinsou auf die Vorschläge. Er hätte nicht damit gerechnet, dass es so viele davon geben würde in so kurzer Zeit. Schließlich waren seine Gedanken leer, was das anbelangte. Zwei, sogar drei der Namen machten ihn ein wenig verlegen. Sein Blick glitt kurz zu Shota, dessen dunklen Augen ebenfalls über Hizashis Handschrift wanderten. Fast schon erwartete der neue Heldenanwärter, dass sich sein Mentor beschweren könnte. Selbst wenn Aizawa im Augenblick genauso alt war wie sein Protegé, hieß das noch lange nicht, dass er damit einverstanden sein musste, dass nicht nur sein Kostüm abgekupfert war, sondern auch sein Name.

Doch anstatt einer Standpauke, oder Widerworten, lehnte sich der Dunkelhaarige nur mit einem belustigten Schnauben nach hinten. „Wenn du nur in Mathe auch so schnell beim Denken wärst", scherzte Shota, während er zu Hizashi sah, der ihm die Zunge rausstreckte, „aber wir sollten jetzt endlich zur Supportabteilung gehen und auch die Skizze für Hitoshis Heldenkostüm abgeben, damit er bald seine Uniform bekommt und vorher probieren kann, bevor wir zum Praktikum müssen. Über den Namen kannst du dir ja bis dahin auch erstmal Gedanken machen!" Auch wenn Shinsou ihm äußerst ähnlich war, merkte der junge Undergroundhero, dass der andere im Augenblick überfordert war und sich den besten Namen aussuchen wollte. Im Gegensatz dazu war es Shota einfach egal gewesen. Er war damals nur glücklich, nicht weiter darüber nachdenken zu müssen. Hitoshi jedoch wirkte, als ob er vor einer wichtigen Entscheidung stand. Allein durch die Besprechung seiner Uniform hatten sie heute bereits viel geschafft, daher sollten sie nun nichts weiter überstürzen.

„Natürlich. Sho hat Recht. Wir sollten Hitoshi nicht überfordern. Denk ruhig darüber nach. Vielleicht fällt dir auch noch was besseres ein. Es waren nur Anregungen!" Hizashi würde ihm auch keinesfalls böse sein, wenn er sich für eine komplett andere Richtung entschied. Er war einfach nur gerne hilfreich und gab gerne Denkanstöße.

Schnell machten sie sich also daran, ihre Sachen wieder zusammen zu sammeln und einzupacken. Während Hizashi und Denki den Raum bereits verlassen hatten, nahm Shota seinen Cousin noch einmal beiseite, in dem er ihm sachte am Arm festhielt. „Mach dir keinen allzu großen Kopf. Nimm einfach einen Namen, der dir am meisten zusagt!" Damit wollte er klarstellen, dass es ihm nichts ausmachen würde, falls ihre Heldennamen am Ende ähnlich klangen. Er wollte nur sicher gehen, dass Hitoshi das tat, was er wirklich wollte und er sich von nichts eingeschränkt fühlen sollte.

„Danke", flüsterte Hitoshi erleichtert. Es war ihm wirklich wichtig zu wissen, dass Shota mit allem einverstanden war. Schließlich wollte er kein böses Blut, vor allem nicht jetzt, wo sie wussten, dass sie mehr Verband als nur ein schlichtes Schüler-Lehrer-Verhältnis. Sie waren eine Familie und mussten dementsprechend auch zusammenhalten.

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Hey ihr Lieben! :D

Welchen Namen fändet ihr den am besten? Ich konnte mich noch immer nicht entscheiden, und ich glaube Hitoshi auch noch nicht xD Ohweh ...

Liebe Grüße und Danke fürs Lesen,

Tina ^__^

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