Kapitel 39
Hallo ihr Lieben!
Endlich wieder Donnerstag und somit ein neues Kapitel! Diesmal wieder etwas länger und ich muss sagen, es ist einer meiner Lieblingskapitel in dieser FF. Beim letzten Mal hatten wir eine Interaktion wischen Shinsou und Aizawa, aber diesmal ist das ganze Kapitel DadMight gewidmet ^__^ Irgendwie gefällt mir einfach die Dynamik zwischen den beiden so gut. Wäre er doch nur Shotas echter Dad. *seufz*
Viel Spaß beim Lesen! ^__^
Lg Tina
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Da Hitoshi letzten Endes recht damit gehabt hatte, dass Shota eine Menge Krafttraining von Nöten hatte, um überhaupt erst darüber nachdenken zu können, jemanden mit seinem Fangtuch zu sich oder sich selbst schnell daran hoch zu ziehen, wollte der Junge sich die Erlaubnis für die Nutzung des Kraftraums von einem der Lehrer einholen. Da er keine Ahnung hatte, ob Nemuri ihm jemals wieder soweit vertraute, um ein Formular, das er ihr hinhielt, zu unterschreiben, hatte der Dunkelhaarige jemand anderen im Sinn, um an eine Unterschrift zu kommen.
Kaum als die Glocke klingelte und der Englischunterricht vorbei war, eilte Aizawa nach vorne, wo der Lehrer gerade seine Unterlagen zusammen packte und gehen wollte. „Yagi-Sensei?" Während alle anderen den großen Blondschopf bei seinem Heldennamen nannte, fühlte Shota sich immer noch weitaus wohler dabei, ihn bei seinem Nachnamen zu nennen. Immerhin sah dieser Mann für ihn nicht wie All Might aus, und er hatte sich ihm auch nie als solcher vorgestellt. Außerdem schien der große dürre Mann auch kein Problem damit zu haben. Tatsächlich schien er auch ganz froh darüber zu sein, nicht mit seinem Heldennamen angesprochen zu werden.
Lächelnd hielt der große Mann vor der Klassentür inne und sah zu dem Jungen hinab. „Shota, mein Junge, ist alles in Ordnung bei dir?", fragte er neugierig und musterte die jüngere Version seines Kollegen aufmerksam. Er schien nicht so, als ob er ein Problem hätte. Immerhin hatte er dem Jungen vorgeschlagen, dass er jederzeit zu ihm kommen könnte. Toshinori schätzte den jungen Aizawa auch ziemlich pragmatisch ein, weswegen er bereits annahm, dass er ihn nur abpasste, weil ihm etwas auf dem Herzen lag. Belanglose Plaudereien wären eher untypisch für ihn.
Tatsächlich machte Shota sich nichts daraus, mit Smalltalk anzufangen, sondern fiel gleich mit der Tür ins Haus. „Alles ist gut, ich bräuchte nur eine Erlaubnis für den Trainingsraum für das Krafttraining", erklärte er, während er das Formular aus der Mappe zog, die er sich unter dem Arm geklemmt hatte. „Es ist wirklich nur ein Erlaubnisformular für die Nutzung, nichts weiter", fügte er rasch an, als Yagi eine Augenbraue nach oben zog. Irgendwie hatte Shota das Gefühl, dass er das anmerken musste, nur um sicher zu gehen, dass niemand glauben könnte, dass er schon wieder etwas ausheckte. Schließlich plagte ihn immer noch das schlechte Gewissen deswegen.
Sofort legte Toshinori eine Hand auf Shotas Kopf und tätschelte ihn lächelnd. „Keine Sorge, ich hatte nicht angenommen, dass du wieder etwas anstellen willst", meinte er freundlich, ehe er das Blatt Papier entgegen nahm und es kurz durchlas, „du willst Muskeln aufbauen. Das ist schön. Ich bin froh, dass du und Yamada nicht einfach den Kopf in den Sand steckt, sondern versucht das Beste aus allem zu machen." Yagis Lächeln wurde breiter, während er einen Kugelschreiber aus der Jacketttasche zog und das Formular gegen die Wand hielt, um es zu unterschreiben. „Hast du denn schon einen Trainingspartner?", wollte der Blondschopf wissen, als er sich wieder dem Jungen zuwandte.
„Ich wollte eigentlich Hizashi fragen, aber Yuga hat ihn heute in Beschlag genommen", berichtete Aizawa und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen. Irgendwie war es immer noch ziemlich neu für ihn, dass der Blondschopf nicht permanent an ihm klebte, doch es war auch schön, dass er andere Freunde gefunden hatte. Ungewohnt war es dennoch für ihn, wo er doch bisher immer seine beiden besten Freunde an seiner Seite hatte. Aber ein bisschen Alleinsein würde auch nicht schaden, auch wenn es ihn irgendwie traurig stimmte.
Doch Toshinori sah das anders. „Du weißt aber, dass du den Kraftraum nur zu zweit benutzen darfst", erinnerte er ihn und kratzte sich kurz nachdenklich am Kinn, „wenn du nichts dagegen hast, könnte ich ein wenig mit dir trainieren." Im nächsten Augenblick stand er auch plötzlich als Muskelprotz vor Shota und hielt einen Daumen hoch, während er breit grinste, jedoch nur kurz, bevor die Kräfte wieder verpufften und der Blondschopf stark zu husten begann, bis er ein wenig Blut spuckte.
Besorgt trat Shota etwas auf ihn zu, als Yagi zu schwanken begann. „Sind Sie sicher, dass Sie so etwas tun sollten?" Immerhin wirkte der Mann nicht gerade gesund und fürs Krafttraining sollte man kräftig genug sein, um im Notfall die Gewichte von seinem Trainingspartner zu heben. Irgendwie war er sich nicht so sicher, dass der Hustende das wirklich packte. Vor allem aber wollte Aizawa nicht, dass der Blonde sich überanstrengte und das es ihm wieder schlechter ging. Und das nur, weil er ihm helfen wollte.
Toshinori winkte jedoch ab, nachdem er sich endlich ein wenig beruhigt hatte, und der Hustenanfall sich legte. „Achwas, ich schaffe das schon", versicherte er dem Jungen und setzte wieder ein Lächeln auf, „in meiner Schulzeit war ich auch oft Bankdrücken, ich kann dir ein paar Tipps zeigen! Den All Might Schlachtplan sozusagen!" Zwar nicht gerade denselben, den er damals Izuku gegeben hatte, aber der Trainingsplan würde schon einiges hermachen. Zumindest würde er Shota dabei helfen, ein bisschen mehr Muskeln aufzubauen. Im Moment wirkte er wirklich eher wie eine halbe Portion, sodass Toshinori sich fragen musste, wann bei dem Jugendlichen wohl der Zeitpunkt war, an dem er sich so richtig ins Training geworfen hatte. Laut Kayama dürfte es wohl erst direkt nach dem Tod ihres gemeinsamen Freundes gewesen sein. Würden die beiden also weiterhin Jugendliche bleiben, brauchte Shota einen anderen Auslöser für seinen Trainingswahn um später ein starker Held zu werden, wobei Yagi natürlich hoffte, dass es kein Wahn wurde, sondern eine moderate Steigerung seiner sportlichen Betätigung. Immerhin sollten die beiden ihre zweite Chance gut nutzen.
Sein Blick wurde skeptisch, als er Yagi musterte und darüber nachdachte. Ein Trainingsplan von All Might klang nicht gerade nach dem, was er sich vorgestellt hatte. Andererseits wusste er aber auch gar nicht, was er sich überhaupt vorgestellt hatte. Er wollte einfach nur stärker werden, um sein Fangtuch besser werfen zu können, und um die Schurken damit zu sich zu ziehen und mit einem Schlag k.o. gehen zu lassen. Außerdem wäre es wohl ganz praktisch, wenn er mühelos daran hochklettern könnte. Darin brauchte er auch noch eine Menge Übung, und dafür fehlte ihm eindeutig die Kraft in den Armen. „Okay ...", murmelte er, ehe er aus dem Gedanken auftauchte und zu Yagi direkt hochsah, „aber nur wenn Sie mir versprechen, dass Sie sich nicht wehtun!" Auch wenn es seltsam erscheinen mochte, so wollte Shota nicht, dass der andere sich überanstrengte, oder dass es ihm schlecht ging. Immerhin war er ja bereits schuld daran gewesen, dass der Blonde sich eine Lungenentzündung zugezogen hatte. Wie schlimm wäre es dann, wenn er sich wegen ihm auch noch irgendwelche Knochen brach, oder sich verletzte?
Diese Bitte entlockte Toshinori ein leises Lachen. Erneut legte er seine Hand auf Shotas Kopf und wuschelte sanft durch seine Haare. „Keine Sorge, ich passe schon auf", versicherte er dem Jungen und lächelte sanft. Es war schön zu wissen, dass er sich Sorgen um ihn machte, auch wenn es ein bisschen unbegründet war. Auch wenn Yagi körperlich nur mehr ein Schatten seiner selbst war, gehörte er deswegen noch lange nicht zum alten Eisen.
~*~
Nach dem Unterricht fand sich Shota beim Lehrerzimmer ein, um auf Yagi zu warten. Der Blondschopf wollte direkt nach Dienstschluss mit ihm trainieren und ihm die Grundlagen für ein gutes Krafttraining näher bringen. Tatsächlich freute sich der Junge bereits darauf, etwas Zeit mit dem anderen zu verbringen. Immerhin war er noch immer er einer der wenigen Erwachsenen, der jemals nett zu ihm gewesen war, und ihm keinen Schmerz zufügte. Auch wenn der Jugendliche Aizawa ihn noch nicht lange kannte, vertraute er Yagi voll und ganz. Dabei war er nie wirklich ein großer Fan von All Might gewesen, aber der Blondschopf war doch ganz okay.
Unsicher, ob er an die Tür klopfen sollte, trat er von einem Bein aufs andere. „Hey, Shota! Du warst vorhin so schnell weg, dabei wollte ich dich begleiten!", erklang plötzlich eine Stimme, die auf ihn zukam. Sofort wandte Shota sich um, und sah den grünen Haarschopf, der auf ihn zukam. Eigentlich wunderte es ihn auch nicht, dass Midoriya hier war. Wann traf man den Heldologielehrer schließlich jemals ohne sein Anhängsel an? Vermutlich würde er ebenso beim Training dabei sein und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. „Ich wollte All Might noch was fragen, bevor ihr trainieren geht", erklärte der Junge sein Auftreten und lächelte.
„Okay." Scheinbar hatte Shota zu schnell geurteilt. Irgendwie hatte er angenommen, dass der Grünhaarige wohl ebenso mitmachen würde. Schließlich trainierte er oft gemeinsam mit Yagi. Apropos. „Sag mal, du trainierst doch oft mit ihm ... wie ist das so? Also ... wie hart ist All Mights Schlachtplan?", wollte der Dunkelhaarige wissen.
Obwohl Izuku zunächst verdutzt dreinblickte, lachte er im nächsten Augenblick ein wenig. „Wenn man sich wirklich nur an den Plan hält, ist es weitaus weniger schlimm, als wenn man versucht, die Trainingseinheiten darauf aufzustocken", meinte der Grünschopf und schien kurz im Gedanken versunken, ehe er die Stirn runzelte, „aber ich glaube, dass er dir wohl eher eine Light-Version vorsetzen wird." Immerhin musste Aizawa seinen Körper nicht darauf trimmen, später One For All zu übernehmen. Ihn amüsierte jedoch die Vorstellung daran, dass der Dunkelhaarige ein ähnliches Training wie er damals durchlaufen musste. Ob All Might ihn wohl ebenso alte Kühlschränke herumschleppen ließ?
„Hauptsache ich schaffe dann solche Kampftechniken wie im USJ", seufzte Shota schließlich. Beim Training mit Hitoshi hatte er es nicht einmal geschafft, den anderen Jungen ins Straucheln zu bringen. Was allerdings von vornherein abzusehen war, da der Violetthaarige eindeutig mehr Muskeln besaß als Shota selbst. Irgendwie schien hier jeder mehr Kraft zu haben als er. Aber das sollte sich nun endlich ändern. Er wollte mit den anderen mithalten können, solange er weiterhin dazu verdonnert war, als Jugendlicher herumzulaufen.
Gerade als Izuku darauf etwas erwidern wollte, öffnete sich die Tür zum Lehrerzimmer und Yagi trat heraus. „Tut mir leid, ich musste noch einen Bericht zu Ende schreiben", entschuldigte er sich für die Verspätung bei Shota, und hielt kurz darauf inne, als er Midoriya sah. „Izuku, mein Junge, was machst du denn hier? Unser Termin ist doch erst morgen, oder?" Sofort runzelte der Blondschopf nachdenklich die Stirn, um herauszufinden, ob er etwas verwechselt hatte.
Doch der Grünhaarige winkte ab. „Das stimmt schon", versicherte er ihm, was Yagi sichtbar beruhigte, „ich wollte dich nur fragen, ob du die Sache nachverfolgt hast, über die wir letztens gesprochen hatten." Als Shota das hörte, spitzte er neugierig seine Ohren. Irgendwie schienen die beiden doch ein Geheimnis zu haben. Beide waren so ungeschickt darin es zu verbergen, und doch hatte Aizawa es noch nicht gelüftet. Immerhin traf man die beiden meist nur zusammen an, und ständig tuschelten sie miteinander. Vielleicht war Izuku auch einfach nur All Mights heimliches Kind, weswegen er sich so um ihn kümmerte.
„Leider bisher noch nicht. Es war viel los", seufzte Toshinori entschuldigend und kratzte sich am Hinterkopf. Das ganze Chaos mit dieser Verjüngungsmacke und die zusätzlichen Unterrichtsstunden hatten keine Zeit für andere Dinge gelassen. Zudem war er zwischendrin auch noch krank gewesen. Die liegengebliebene Arbeit musste noch aufgeholt werden.
Als ob Shota Gedanken lesen könnte, musterte er den Blondschopf eingehend. „Ich kann mir auch einen anderen Trainingspartner suchen, wenn Sie zu viel zu tun haben", schlug er daher vor. Auch wenn er sich bereits darauf gefreut hatte, Zeit mit dem anderen zu verbringen, wollte er ihm keinesfalls zur Last fallen, oder ihn von irgendetwas abhalten. Vor allem konnte er auch einfach alleine trainieren gehen, oder Shinsou fragen, ob er Lust hätte. Vermutlich hatte der Erwachsene Aizawa ihm ebenso einen Trainingsplan gegeben, von dem er nun profitieren könnte. Er wollte keinesfalls der Grund sein, wenn Yagi mit seiner Arbeit nicht hinterherkam.
Lächelnd legte Toshinori jedoch seine Hand auf den Kopf des Dunkelhaarigen. „Ach nein, das klappt schon. Außerdem wollte ich ohnehin ein wenig mit dir plaudern, und das lasse ich mir nicht nehmen", versicherte Yagi sanft lächelnd. Das Lächeln war so ansteckend, dass auch Shotas Mundwinkel sich leicht nach oben zogen. „Verrate es niemanden, aber ich freue mich auch schon ein wenig darauf", gab der Blonde ehrlich zu und tätschelte Shota ein wenig, ehe er seine Hand wegnahm und zur Seite trat, „wollen wir los?"
Während Shota nickte, verabschiedete sich Izuku von den beiden, sodass Yagi de anderen Jungen zum Trainingsraum der Schule führte. Schließlich wusste er nicht, ob es diesen damals zu Aizawas Schulzeiten bereits gegeben hatte. Auch wenn Shota zunächst angenommen hatte, dass der Lehrer vielleicht auf die Idee kommen könnte, seinen grünhaarigen Schützling mit zu nehmen, war er überaus überrascht, dass der Blondschopf tatsächlich mit ihm allein sein wollte. Es kam nicht oft vor, dass sich ein Erwachsener freiwillig mit ihm abgeben wollte und Zeit für ihn nahm. Vor allem von einem Lehrer war er das überhaupt nicht gewohnt.
Bei den Trainingsgeräten angekommen, gab der Heldologielehrer Shota eine ausführliche Einweisung, damit er alles benutzen konnte und wusste, worauf er achten musste. Es war wirklich eine Menge, um sich alles zu merken. „Und hier habe ich auch noch einen Plan, extra für dich ausgearbeitet. Du wolltest doch vor allem Kraft in den Armen und auch in den Beinen haben, deswegen habe ich dir hier einen Trainingsplan zusammengestellt. Du musst dich natürlich nicht strikt daran halten, wenn du nur Lust auf einzelne Übungen hast. Nur bitte mach es nicht so wie Izuku und verdopple das Pensum, um schnell ans Ziel zu kommen. Sowas ist sehr gefährlich", beendete Toshinori seine Erklärung und zog eine dünne Mappe aus der Tasche, um sie an Shota zu reichen. Irgendwie hatte Yagi das Gefühl, dass er diese Worte anfügen musste, da Aizawa ein große Potential dazu hatte, es mit dem Training zu übertreiben. Zumindest erinnerte er sich daran, dass seine Kollegen einst im Lehrerzimmer einen kleinen Streit hatten, weil Yamada der Meinung war, dass Shota zu hart trainierte und sich keine Pause gönnte. Daher wollte er vor allem vermeiden, dass die jüngere Version des Dunkelhaarigen ähnlich wie Izuku bei seinem Trainingsplan übertrieb und am Ende zusammenbrach.
Neugierig dreinblickend nahm Shota den Plan entgegen und versank natürlich sofort darin, um herauszufinden, welche Überlegungen sich der Blondschopf in den wenigen Stunden, seit er ihn um die Erlaubnis gebeten hatte, gemacht hatte. Es sah wirklich nach viel Arbeit aus, die er investiert haben musste. „Dankeschön!", meinte der Junge und sah von der Mappe auf, „das sieht wirklich echt super aus! Können ... können wir gleich anfangen?" Am Ende wurde er doch ein wenig verlegen, doch als er Yagi aufmunternd lächelnd sah, legte sich das sogleich wieder.
„Natürlich. Aber zuerst wärmen wir uns ein wenig auf, damit wir uns nicht gleich verletzen", erklärte Yagi und legte sein Jackett ab, stellte seine Tasche beiseite und krempelte die Arme ein wenig nach oben, um gemeinsam mit Shota ein paar Dehnungsübungen durchzugehen. Der Dunkelhaarige war bemüht, alles sofort richtig zu machen und genau aufzupassen, als Yagi ihm die ersten Übungen mit den Hanteln zeigte und später noch zu anderen Geräten überging.
~*~
Ohne es zu bemerken verflog die Zeit schneller als angenommen, bis die beiden schließlich beschlossen, eine Pause einzulegen und sich auf eine Bank zu setzen. Shota zog zwei Wasserflaschen aus der Tasche und reichte eine davon Toshinori, der sie dankend entgegen nahm. „Ich bin überrascht, dass Sie so stark sind", sprach er endlich aus, was ihm die letzten Minuten bereits auf den Lippen brannte, „man sieht es ihnen gar nicht an." Immerhin war Yagi ein dürres Klappergestell, und kein Muskelprotz. „Ich meine, Sie waren zwar All Might, aber ..." Irgendwie kam es ihm nun doch sehr unhöflich vor, was er gesagt hatte, aber er wusste auch nicht, wie er da wieder rauskommen sollte.
Yagi lächelte jedoch nur, auch wenn seine Miene einen traurigen Ausdruck angenommen hatte. „Ein paar Muskeln habe ich noch, auch wenn ich nicht danach aussehe", gab er zu und trank ein wenig Wasser.
„Was ... was ist eigentlich passiert?", wollte Shota neugierig wissen. Shinsou hatte ihm von einem Kampf in Kamino erzählt, der wohl dazu beigetragen hatte, dass All Might zurücktreten musste. Aber auf dem Video aus dem USJ konnte er eindeutig sehen, dass Yagi schon vor diesem Kampf große Probleme hatte, seine Muskelform aufrecht zu erhalten.
Kurz sah man Toshinori an, dass er mit sich rang. Doch er schien sich doch dazu zu entscheiden, mit Shota darüber zu reden und ihm zu vertrauen. „Vor ca. sechs Jahren habe ich schon einmal gegen einen Schurken gekämpft, dem ich erst vor kurzem erneut gegenüber treten musste. Vielleicht haben die anderen dir schon davon erzählt. Er heißt All For One und ist im Moment zum Glück weggesperrt und das hoffentlich für immer. Aber damals ... ich war unvorsichtig und da ... naja, er hat mir ein Loch in meinen Oberkörper gerissen und meine Organe verletzt und zerstört. Mein Magen ist kaum existent, deswegen kann ich auch kaum etwas essen", berichtete der Blondschopf und zog kurz darauf sein Hemd ein wenig hoch, um Shota die Narbe zu zeigen. „Bis vor kurzem konnte ich auch noch weiter als Held tätig sein, aber meine Zeit wurde immer knapper und mittlerweile ... du hast ja gesehen, was passiert, wen ich versuche All Might zu sein", fügte er wehmütig an.
Mit großen Augen starrte der Junge darauf und wirkte entsetzt darüber, dass der Ex-Profiheld trotz seiner Verletzung noch so viel trainierte, und vor allem so lange trotzdem weitergemacht hatte. Kein Wunder, dass der Blonde als Friedenssymbol galt. Ein wenig schämte Shota sich nun dafür, dass er immer angenommen hatte, dass der andere nur auf Ruhm aus wäre. Aber er hatte schon vor ein paar Wochen gemerkt, dass er sich in Yagis Heldenalterego getäuscht hatte. „Wieso ... wieso tun Sie sich ... wieso trainieren Sie mit mir? Sie sollten sich ausruhen!", meine Shota und fühlte sich wahnsinnig schuldig. Hatte er den anderen irgendwie unbewusst dazu gedrängt, so etwas zu tun?
Seufzend strich Toshinori sein Hemd wieder zurecht und setzte eine sanfte Miene auf. „Nur weil ich zurückgetreten bin und so aussehe, heißt es noch lange nicht, dass ich aufgegeben habe. Ich möchte außerdem ein besserer Lehrer sein ... und vor allem möchte ich auch für dich da sein, Shota", gestand er plötzlich und sah kurz auf seine Handflächen hinab, ehe er fortfuhr, „ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, seit ich deinen Vater eingeladen habe, und er dich so mies behandelt hat. Das hätte nicht passieren dürfen, auch wenn ich es nicht wusste." Schließlich hatte Hizashi damals recht: Er hätte zumindest vorher mal fragen können, ob es okay für die beiden war, ihre Eltern zu informieren. Das wäre die klügere Entscheidung dazu gewesen, anstatt einfach zu handeln. Vor allem hätte es auch eine Menge Leid erspart. „Wie geht es dir eigentlich im Moment?"
Irgendwie war es immer noch neu für ihn, dass sich jemand so sehr um ihn kümmerte und sich Gedanken machte. Natürlich hatte seine Mutter sich immer sehr bemüht, aber da sie oft genug selbst Angst davor hatte, sich gegen ihren Mann zu erheben, hatte Shota kein großes Vertrauen mehr ihr gegenüber empfunden. Daher war es ein wenig seltsam für den Jungen, dass der Mann, der neben ihm saß, in den letzten Tagen mehr wie ein Vater aufgetreten war, als es seine eigenen Eltern je getan hatten, seit er seine Macke entdeckt hatte. Aber vielleicht lag das allem voran nur daran, weil der andere ein schlechtes Gewissen hatte. Sofort fühlte Aizawa sich wieder wie eine Last für alle um ihn herum und konnte ein schweres Seufzen kaum unterdrücken.
Als ob Yagi spüren könnte, dass Shota schon wieder zu sehr in seinen dunklen Gedanken versank, legte er einen Arm um ihn, und zog ihn etwas zu sich, um ihn ein wenig zu drücken. „Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst, wenn dich etwas bedrückt, Shota. Und das sage ich nicht nur so, weil ich mein Gewissen beruhigen möchte, sondern meine es ernst. Ich möchte nicht, dass du alles in dich reinstopfst und runterschluckst, und dir am Ende wieder selbst wehtust. Das hast du nicht verdient. Du kümmerst dich immer um andere und jetzt bist du mal dran, dass sich jemand um dich kümmert." Vorsichtig zog er den Dunkelhaarigen in eine Umarmung. Auch wenn die beiden zum Schulbeginn einen holprigen Start hatten, so wurde die beiden doch irgendwie Freunde, auch wenn Toshinori manchmal eher das Gefühl hatte, eher eine väterliche Rolle im Kollegium eingenommen zu haben, wenn es um Yamada, Kayama und Aizawa ging. Vermutlich war er deswegen im Moment auch so darauf erpicht dem Jungen klar zu machen, dass er immer für ihn da war.
Obwohl die Umarmung für ihn doch etwas überraschend kam, und er sich im ersten Augenblick davon losreißen wollte, klammerte er sich nun an die dürre Gestalt und vergrub sein Gesicht ein wenig in dessen Hemd. „Es ist alles so viel auf einmal ...", gestand er leise, „und ich weiß auch immer noch nicht, was ich tun soll. Ob ich nach meinen richtigen Eltern suchen soll. Was, wenn sie mich weggegeben haben, weil sie mich nicht haben wollten?" Natürlich kam er sich bescheuert vor, weil er sich deswegen Gedanken machte. Wie Hitoshi bereits richtig angemerkt hatte, würde er es niemals erfahren, wenn er gezielt versuchte, es herauszufinden. Es war unlogisch, davor Angst zu haben. Schließlich konnten diese Menschen, die ihn weggegeben hatte kaum schlimmer sein als sein Adoptivvater. Vielleicht gab es auch einen guten Grund, wieso er zur Adoption freigegeben wurde. Es gab so viele Möglichkeiten, die zutreffen könnten, und dennoch versteifte er sich nur aufs Negative.
Da Shota ein wenig zu zittern begann, drückte Toshinori ihn ein wenig fester. Insgeheim hatte er gehofft, dass dieses Thema ihn nicht mehr allzu sehr beschäftigte, und der Junge einfach nur unsicher war, weil er nach wie vor in der Pubertät feststeckte und so schnell nicht wieder zu seinem normalen Alter zurückkehren würde. Doch es war vollkommen verständlich, dass ihn die Sache im Moment mehr bedrückte als alles andere. Vor allem seit Yagi und Kayama von ihrem kleinen Ausflug zurückgekehrt waren, versuchte der Blondschopf einen Weg zu finden, wie er Aizawa am besten erklären sollte, was damals passiert war. Bisher war ihm nichts eingefallen, weswegen er auch gehofft hatte, dass der Junge es niemals ansprechen würde. Allerdings wollte er ihm die Wahrheit auch nicht vorenthalten, aber auch nicht aufzwingen.
Unsicher biss sich der Ex-Profiheld auf die Zunge und runzelte die Stirn, während er tröstend über Shotas Rücken strich. Es war unsinnig, weiterhin so zu tun, als wüsste er nichts, obwohl er mit Nemuri abgemacht hatte, so lange zu schweigen, bis Shota direkt zu ihnen kam. Aber er musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. „Weißt du ... Nemuri und ich haben vor kurzem versucht herauszufinden, wer deine Eltern sind. Ich war zwar dagegen, ohne deine Erlaubnis etwas zu unternehmen, aber sie war der Meinung, dass es besser wäre, wenn wir dir helfen können, sobald du bereit dazu bist", versuchte Yagi ihr Handeln zu erklären, damit der Dunkelhaarige nicht wütend auf sie wurde. Immerhin meinten sie es ja nur gut. Sie wollten darauf vorbereitet sein, um Shota bestmöglich zu unterstützten.
Langsam löste sich Aizawa aus der Umarmung sah unsicher zu dem anderen auf. Tatsächlich wusste er gar nicht, wie er auf diese Information reagieren sollte. Ob er wütend, oder dankbar sein sollte. Immerhin mischten sie sich in Angelegenheiten, die sie nichts angingen, ein, aber versuchten wohl auch abzuwägen, inwieweit er es wohl vertrug, die Wahrheit zu erfahren. Also wartete der Jugendlich erst einmal ab, was Yagi noch zu erzählen hatte. „Wir konnten etwas über deine Mutter erfahren und den Umstand, wie du zu den Aizawas gekommen bist. Es ist nicht viel, aber wenn du dich bereit dazu fühlst, dann werde ich es dir gerne erzählen", fügte Toshinori an, nachdem er selbst kurz darauf gewartet hatte, wie der andere reagieren würde.
Aufgrund der Wortwahl und dem Klang seiner Stimme, hatte Shota sofort das Gefühl, dass diese Geschichte, die Yagi zu berichten hatte, wohl keine angenehme war. So sehr ihn auch sofort die Neugierde in diesem Moment quälte, hatte er nicht das Gefühl, dass er bereits dazu bereit war es jetzt zu hören. „Okay ... ähm ... danke", murmelte er ein wenig unsicher und wandte den Blick ab, „ich ... ich ... ."
„Ist schon okay. Lass dir Zeit ... man muss nicht immer sofort jedes Geheimnis der Welt ergründen", meinte Yagi aufmunternd, und schenkte ihm ein Lächeln, „und davon sollten wir uns jetzt auch nicht runterziehen lassen. Hast du vielleicht Lust, mit mir direkt in Lunch Rush's Küche zu Abend zu essen? Mir ist heute nicht so nach der Cafeteria." Auch wenn man es kaum für möglich halten mochte, war Toshinori gerade bei den Mahlzeiten gerne für sich und wollte neugierige Blicke vermeiden. Manchmal hatte er einfach das Gefühl, dass andere darüber tuschelten, wie wenig er aß oder was er zu sich nahm.
Shota nickte langsam, nachdem er kurz nachgedacht hatte. Irgendwie war ihm im Moment auch nicht gerade danach, sich an den Tisch mit seinen Klassenkameraden zu setzen und darüber ausgequetscht zu werden, wie das Training verlaufen war. Eigentlich hatte er vorgehabt, ohne Umwege sofort in seinem Zimmer zu verschwinden, doch er konnte nicht leugnen, dass er hungrig war. „Ich wollte dich ohnehin noch etwas wegen Shinsou fragen", kam es ihm in den Sinn, in der Hoffnung das Thema endlich von ihm weg zu lenken und über etwas anderes zu reden, während sie sich auf zur Küche machten.
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