7•
Heute sollen die Jungs vorbeikommen. Elias und die anderen, die Lewis kannten und immer mit uns tranken. Wir kannten uns zwar, aber wir waren keine besten Freunde. Betrunken konnten wir uns einen Scheiß erzählen und nun werde ich sie alle wiedersehen. Hier und da habe ich mal einen von ihnen gesehen und ihm zugenickt, aber mehr war niemals drin. Nach Lewis war Funkstille.
Ich wollte Olivia wirklich ungern dabei haben, aber letztendlich hat sie am Telefon gelacht und gesagt, sie wäre nicht aus Glas und würde das hinkriegen. Es sind ja nur die Jungs. Ich weiß wirklich nicht was ich davon halten soll, aber Olivia wirkt viel mutiger als vor einigen Tagen und ich seufzte nur und willigte am Telefon ein, dass sie kommen kann. Ich habe keine Ahnung, wie ich Olivia auch nur in irgendeiner Weise helfen kann, das ist nicht wie mit dem Gesellschaften mit Hunden, aber ich lade die Jungs in meine Wohnung ein, wo ich Vera und Andrew ebenfalls bitte, dass sie dabei sind.
,,Du willst, dass wir dabei sind?", hat Andrew mich verwirrt gefragt, aber Vera hat ihn böse angesehen und das sah aus, als würde sie seinen Kopf gegen die Wand schlagen wollen. Vera hat natürlich verstanden, dass ich Leute dabei haben will, die Olivia vertraut sind und bei denen sie sich geöffnet hat, wenn auch nur wenig.
,,Nicht für mich, okay? Für Olivia", erklärte ich ihnen und Vera lächelte mich an.
,,Bist du in die Kleine verknallt oder was? Man könnte ja glatt meinen, du wärst verliebt", murmelte Andrew, damit Vera es nicht mitbekam, aber dennoch schlug sie ihm für seine Worte auf den Arm. Mich hingegen interessierte das nicht. Ich bin nicht in Olivia verliebt. Sie ist wie eine Schwester, die ich beschützen muss, jetzt wo Lewis weg ist.
,,Wir sind Freunde. So wie du und Vera", nehme ich als Beispiel einfach die Zwei und ab da fängt es dann an. Andrew kratzt sich am Nacken und nickt, während Vera ihn so hart in die Eier treten will, dass sie blau werden und ich grinse. Es wird ja nahezu peinlich für meine Mitbewohner.
,,Wie lange geht das schon, hm?", frage ich süffisant und amüsiert darüber, dass die Blondine dem Schwarzhaarigen Todesblicke schickt.
,,Das geht dich einen Dreck an, Zack!", faucht sie mich an, während Andrew laut ausatmet und mir sagte, sie wären seit zwei Tagen ein Paar, obwohl sie schon vor zwei Wochen ihre Gefühle für einander realisierten.
,,Dann waren eure Streite erfunden?", lache ich und war total neugierig darauf, wie das neue, mir bekannte Pärchen denn zusammengekommen war.
,,Nein, die waren echt", sagt Vera geschlagen und nimmt einen Löffel ihres Müslis, welches vor ihr steht. Wir sitzen am Esstisch und die Jungs würden erst in zwei Stunden auftauchen, weshalb wir noch genug Zeit haben.
,,Und wie seid ihr zusammengekommen?", stelle ich weitere Fragen und diesmal ohne dämliches Grinsen oder einen zurückgehaltenen Lacher.
,,Wir haben miteinander geschlafen und irgendwann meinte ich, dass sie jetzt meine Freundin wird, weil ich mich in sie verliebt habe und sie auch nicht abgeneigt sei. Dafür hat sie mich dann vom Bett geschubst, weil sie kein Objekt ist und ich nichts bestimmen kann", grinst Andrew nun und sieht zu Vera, die ihren Kopf einfach beschämt wegdreht und schüttelt.
,,Und dennoch wurdet ihr ein Paar?"
Irgendwie kommt mir das komisch vor, obwohl es zu den Idioten passt.
,,Sie hat dann, als ich sie gefragt habe, ob sie meine Freundin sein möchte, geantwortet, dass ich mich ficken soll und ein einfaches Ja. Nichts wirklich besonderes, aber wir wollten auch, bevor wir es dir sagen, schauen, wie wir uns in einer Beziehung verhalten und ob es überhaupt was bringt. Mit Pärchen in einer WG zu wohnen, soll ja ziemlich scheiße sein, aber irgendwie waren wir ganz normal und haben uns wie üblich verhalten, obwohl wir abends gemeinsam im Bett lagen."
,,Mal hoffen, dass das mit euch hält, sonst kann ich mir neue Mitbewohner suchen", lache ich mit Andrew, während Vera uns beide unter dem Tisch tritt. Letztendlich bin ich doch froh, dass die Beiden zusammen sind und sich dennoch normal verhalten.
,,Reißt euch zusammen und räumt hier auf, meine Sklaven. Ich will, dass alles sauber ist, bevor ich wiederkomme", befehlt Vera uns nach dem Frühstück und ich rolle genervt mit meinen Augen.
,,Wohin gehst du denn bitte? Deine kleine, nicht existierende Töle ausführen?", fragt Andrew sie neugierig, während ich mich wegdrehe und leise lache. Ich habe keine Lust auf einen Schlag von Vera.
,,Ich hole Alkohol für die Jungs und uns", erklärt sie uns und zieht ihre Schuhe an, bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fällt und wir mit dem Aufräumen beginnen.
,,Als wären wir wirklich ihre Sklaven und sie eine reiche Kuh", murrt Andrew, während er das Geschirr in die Spülmaschine stellt und die schmutzigen Klamotten in seinem Zimmer in den Wäschekorb mit meinen wirft. Irgendwie erinnert mich das an Vera, die uns beide gesagt hat, dass wir uns nicht mit ihrer Unterwäsche einen runterholen sollen und wir beide noch Wochen darüber gelacht haben.
Die Jungs tauchen immer nacheinander auf und so umarme ich Nico als ersten, der diesmal nicht traurig aussieht.
,,Lange her", flüstert er mir zu und ich lache in sein Ohr, bevor wir uns aus der Umarmung lösen.
,,Olivia wird auch kommen. Wie geht es dir?"
Smalltalk hilft und so erzählt er mir, dass aufgehört hat zu trinken und sich eine Katze zugelegt hat. Ich erzähle ihm, dass ich das Trinken wieder minimiert habe und er mir sagt, dass er stolz ist, dass ich so gut über Lewis hinweggekommen bin und ich sage ihm, dass ich wieder in den Alltag zurückkehre. So sitzen wir dann in der Küche und während er ein alkoholfreies Alkohol trinkt und ich ein Glas Whisky, erfahre ich, dass er ebenfalls nicht viel Kontakt mit den anderen Jungs hat und Vera verschwindet mit Andrew, da sie Olivia abholen wollen.
Rey stößt dazu und so trinken wir immer weiter, bis Elias und Joe dazukommen und wir uns gegenseitig erzählen, was wir so erlebt haben. Rey hat endlich einen festen Job und Elias ist nun mit Bella zusammen, worauf wir gemeinsam anstoßen.
,,Ich glaube, ich kotz gleich", fällt Rey plötzlich auf und god damn, ich werde das Badezimmer nicht putzen.
,,Auf Rey", brüllen die anderen grinsend und nehmen einen Kurzen in die Hand, bevor sie ihn runterkippen und ich nur mit meiner Flasche Bier kuschele. Keine Ahnung, aber die Flasche macht mich so traurig und ich sehe zu den anderen, die munter den nächsten Drink schlucken und lachen als wären sie gestört.
,,Ich habe dich so lieb", flüstere ich der Flasche zu, die schon längst leer ist und vielleicht vergieße ich auch einige Tränen, aber ich erinnere mich noch, dass Olivia mit den Anderen dazu stößt und wir gemeinsam trinken, bis sich jemand im Waschbecken übergibt. Ich weiß, es ist total komisch, aber ich lehne mich zurück und bin froh, dass sie nun alle wieder da sind und wir hier sitzen und uns über unser Leben nach Lewis' Tod unterhalten. Ich kann ihnen alles von meinen betrunkenen Wutausbrüchen erzählen und sie erzählen mir, dass sie sein Grab manchmal besucht haben und sich untereinander auch nicht so häufig gesehen haben. Letztendlich reden wir nicht mehr über Lewis und freuen uns, dass wir wieder zusammen sind. Wir trinken viel zu viel und wir reden bis in die Nacht, weil wir uns so viel zu erzählen haben. Wie in der alten Zeit, nur ohne Lewis und irgendwie weiß ich, dass es okay ist und Olivia okay ist und dass Lewis uns zwar fehlt, aber wir nun zusammen sein müssen und zusammenhalten müssen und wir endlich wieder in den Alltag kehren sollten.
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