Ich hätte nicht erwartet, dass die Planung eines Dates so kompliziert werden kann. Olivia bedrängt mich die ganze Zeit, ich solle Nadja in ein Restaurant ausführen, während Andrew will, dass ich sie in die WG einlade und mit ihr einen Film gucke, während Andrew und Vera verschwinden. Ich denke, man weiß, worauf er hinaus will, aber ich habe keine Lust auf sowas. Ich bin echt schlecht in Dates und will auch nicht weiter ins Detail gehen, aber Nadja und ich haben uns an irgendeiner Ecke eine Pizza geholt und sie hat gesagt, dass es ihr erstes und vermutlich auch bestes Date ist, weil sie diese ganzen aufwendigen Dates langweilig findet. Letztendlich saßen wir im Café und haben uns unterhalten, aber nicht über Lewis, wofür ich ihr nahezu dankbar bin.

Es war lustig und ich ahne bereits, dass Olivia wieder auf meinem Sofa sitzt und nur wartet, dass ich nach Hause komme. Eigentlich will ich noch Umwege gehen, aber ich will nicht wieder hören, wie die Leute über mich reden. Klar, es verringert sich, aber es ist noch immer da.

,,Siehst du den Typen da? Das ist der mit dem toten Freund", höre ich, wenn ich mich darauf konzentriere.

,,Ich habe gehört, dass sein Kumpel sich getötet hat", ist auch sehr beliebt.

,,Nur weil er einen toten Freund hat, bemitleidet ihn jeder. Als wäre er ein armes Schwein. Ich finde es ja eher erbärmlich", war mein Grund für eine Prügelei. Tanja hat mich am nächsten Tag im Café gesehen und mein blaues Auge begutachtet, bevor sie lächelte und mir sagte, dass ich mich ständig prügele.

,,Das gehört zu Zack dazu", hat Olivia mit vollem Mund gesagt, während ich grinste. Das war definitiv mein liebster Tag, gleich nach dem, an dem ich Olivia wieder sozialisiert habe und sie lächelte. Okay, vielleicht auch das Date mit Tanja, aber wie auch immer. Ich sollte Olivia zuhören, während sie quietscht und mich ziemlich fest drückt. Ich bin allerdings froh, dass Tanja meine, sagen wir mal, sehr gute Freundschaft zu Olivia akzeptiert. Tanja weiß, dass ich Olivia wie eine Schwester liebe und sie mich wie einen Bruder, weswegen ich echt aufatmen kann. Ich würde dennoch Olivia vor jeder Frau wählen, die mich vor die Wahl stellt.

,,Olivia, beruhig dich. Es war nur ein Date", klopfe ich ihr auf den Rücken und lächele, obwohl ich mich etwas unwohl fühle. Ich bin nicht wirklich an Umarmungen gewöhnt.

,,Ich will dich echt gerne erdrücken, bis du keine Luft mehr kriegst."

Habe ich schon erwähnt, dass Olivia gruselig ist?

,,Lass mich lieber los", murmelte ich mit einem verzogenen Gesicht, bis sie mich losließ und ich tief einatmen konnte.

,,Immer schön optimistisch bleiben, ja?", lächelt sie mich an und ich denke, dass es besser wird und geworden ist. Wir fühlen uns besser und ich zerstöre nicht mehr die Wände oder meine Hand. Olivia geht endlich raus und macht Freunde, die Jungs haben sich selbst und ich kriege vielleicht mal eine Beziehung auf die Reihe. Lewis würde vermutlich abschätzig lachen und sich eine Zigarette anstecken, aber es geht uns gut und ich kann mich nicht wirklich beklagen, außer das ich gerne eine eigene Wohnung hätte. Es ist okay, dass Lewis tot ist. Es ist okay, dass wir ihn vermissen werden und seinen Geburtstag dennoch feiern. Es ist okay, dass wir nicht mehr trauern und es ist okay, dass alles sich normalisiert.

Ich weiß, dass es okay ist.