9 باب

Mir wurde sofort übel ab dem Gestank. Es roch nach allen Ausflüssen des menschlichen Körpers und noch nach viel mehr.
Ich streckte den Kopf trotzdem aus der Kutsche und konnte die vielen Zelte ausmachen, zwischen denen ich mich bereits einmal durchgeschlichen hatte. Dieses Mal musste ich das jedoch nicht tun.
Ich stiess die Türe auf und setzte langsam einen Fuss auf den Sand der Wüste.
Ich spürte die Hitze des Untergrunds durch die Sohle meiner Schuhe und sank etwas ein.
Ich hielt mir kein Tuch vor die Nase, ich sollte nicht abgehoben erscheinen.
Trotzdem schluckte ich, als ich sah dass das schöne Gold der Wüste sich rot gefärbt hatte.
Ein Meer aus roten Wellen.
Ich hob den Blick und hob den Kopf etwas gerader.
Viele Männer in Lederrüstung strömten aus den Zelten und leiser Jubel war zu vernehmen, als die mehreren hundert Mann zur Unterstützung eilten und sie begrüssten sich mit kräftigen Umarmungen.
Dann wurde sogleich der Proviant von den Karren abgeladen, den schweiss überzogene Pferde gezogen haben.
Ich sagte nichts und stand nur da, beobachtete das Treiben der Krieger und spürte Ardon neben mir aussteigen.
„Sie machen das gut. Sie sind so voller Mut."
Flüsterte ich ihm zu.
Die hellen aber auch unruhigen Mienen der Männer machte mir zu schaffen, als sie eilig alle Vorräte in ihre Zelte brachten und ich erneut weisse spitze Dächer erkannte, die in den Reihen der Armee von Ash sich erhoben.
„Die Männer schöpfen Hoffnung. Es war eine gute Entscheidung, Monira zu verheiraten. Auch wenn ich weiss wie gross euer und auch ihrer Verlust ist."
Ich nickte nur und schluckte, beim Gedanken an meine Schwester.
„Wenn sie das nur sehen könnte. Niemand weiss dass sie diejenige war, die das alles ermöglicht hat. Wir sollten sie ehren."
Ardon lächelte fein.
„Das tun wir. Ihr und ich, Majestät."
Der Blick eines Mannes mit einem Verband um den Kopf und schmutzigen, aber kräftigen Oberarmen fiel auf mich und seine Augen weiteten sich.
„Die Königin ist hier! Die Königin ist hier!"
Rief er dann laut aus voller Kehle und das Treiben hielt inne.
Erschrocken wollte ich einen Schritt zurück machen, doch Ardon schob mich nach vorne.
Mein Blick wanderte über die Krieger, welche sich langsam auf den Knien abstützten und sich aufrecht hinstellten.
Sie lehnten sich an die Zelte, hielten mit dem striegeln der Pferde und dem schleifen der Schwerter inne und sahen mich an.
Alle.
„Was soll ich tun?"
Flüsterte ich überfordert zu Ardon.
„Ihr seid ihre Königin. Sie werden hören was Ihr zu sagen habt."
Meinte er nur verschmitzt und leistete mir damit keine grosse Hilfe.
Schluckend trat ich nun etwas vor und fuhr mir über den Bauch.
„Seid gegrüsst, ihr tapferen Soldaten."
Sie reagierten nicht, sahen mich nur aus erwartungsvollen Augen an. Als wollten sie etwas bestimmtes von mir.
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Fünf Mondzyklen hatten sie nun schon ohne ihre Familien in diesem stinkenden und nur schlecht versorgtem Lager ausgeharrt. Hatten uns verteidigt und nun war ich hier.
„Ich komme als Stellvertreterin all jener, welche in der Stadt eure Arbeit übernommen haben.
Ich rede für eure Frauen, eure Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern."
Ich erkannte Tränen in einigen Augen, doch die meisten fassten sich an ihr Herz und hörten schweigend zu.
„Ich soll euch sagen dass sie auf euch alle warten um euch mit ihrer Liebe zu überschütten. Dass sie stolz darauf sind, dass ihr hier seid und dass sie sehnlichst auf eure Rückkehr warten."
Ich liess den Blick über die Soldaten schweifen.
Sogar in den hinteren Zelten reckten sich die Köpfe, um mich zu sehen.
„Und ihr werdet zurück kommen. Denn ihr kämpft nicht nur gegen einen Feind. Ihr kämpft für alle die ihr liebt. Und sie kämpfen zuhause für euch."
Ich nickte langsam und die Männer streckten ihre geballten Fäuste in die Höhe und begannen ein lautes Gebrüll.
Ich zuckte zusammen und sah hilfesuchend zu Ardon.
„Was habe ich getan?"
Fragte ich doch er lächelte nur.
„Ihr habt ihnen Mut gegeben, meine Königin. Das habt ihr getan."
Ein feines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Doch dann erlosch es auch schon wieder.
Hatte ich das? Hatte ich ihnen Mut gegeben, weiterhin andere Seelen nieder zu metzeln und ihre eigenen Leben für ein Land zu geben, von welchem sie das Meiste noch nicht gesehen hatten?
Ich senkte den Blick und durch das Gebrüll bahnte sich auf einmal eine bekannte Stimme, die mich sofort aufhorchen liess.
„Was ist hier los?"
In der ledernen Rüstung die ich schonmal an ihm gesehen hatte, kam er begleitet von seinem Minister Stab zwischen den Zelten hervor.
Sein Blick suchte die Soldaten ab, die sofort verstummten und sich tief verbeugten.
Dabei konnte man den Sonnenbrand auf ihren Nacken nur zu gut erkennen.
Ardon tat es ihnen gleich. Nur ich stand da und starrte meinen Mann gefesselt an.
Nach all der Zeit sah er noch beinahe gleich aus.
Etwas längeres und ungepflegtes Haar, einen leichten Bart, der ihn älter wirken liess und dieselben funkelnden Augen.
Die zu strahlen begannen, als sie mich erfassten.
„Daya!"
Mit wenigen Schritten war er bei mir und umfasste mein Gesicht mit seinen rauen Händen.
Ich genoss die Berührung, gerne hätte ich die Augen geschlossen. Doch dann hätte ich wertvolle Momente verloren, in welchen ich sein Ebenbild in meinem Kopf abspeichern konnte.
„Mein König."
Flüsterte ich sanft und vergrub meine Hände in seinem Haar. Einzelne Staubkörner waren darin gefangen und die Sonne hatte sie ausgebleicht.
„Wieso bist du hier?"
Er küsste mein ganzes Gesicht und ich schmiegte mich so nahe an ihn wie es mir möglich war.
„Ich konnte es nicht mehr aushalten. Sechs Mondzyklen bist du bereits hier und jeden Tag wache ich im Wissen auf, dass du vielleicht nicht mehr zurück kommst."
Hauchte ich und nestelte an seiner Rüstung herum. Ich rückte sie unnötig gerade und konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen.
„Meine Männer sind stark und unser aller Wille ist noch stärker."
Ich schluckte den Kloss in meinem Hals runter.
„Schliesslich musst du zu mir und deinem Kind zurückkehren."
Flüsterte ich lächelnd und legte seine Hand auf meinen prallen Bauch.
Seine Augen wurden gross.
„Der ist gewachsen, seit ich weg bin."
Ich grinste noch breiter.
„Und mit ihm unser Baby. Es trifft bereits kräftig."
Ich führte die Hand meines Mannes an eine Stelle wo ich die kleinen Füsse vermutete und seine schönen Lippen spitzten sich.
„Er hat genauso viel Energie wie seine Mutter."
Er küsste mich auf die Stirn.
„Ich bin froh dass du gekommen bist, auch wenn ich dich bestrafen sollte, dass du unser Kind in solche Gefahr gebracht hast."
Meinte er halbernst und ich seufzte.
„Ich weiss, verzeih mir."
„Komm, du kannst mir helfen mit den Verletzten zu sprechen."
Er nahm meine Hand und führte mich über den brennenden Sand auf einige Zelte zu.
Verunsichert sah ich zu Ardon, welcher bei der Kutsche wartete.
Er zuckte nur die Schultern.
„Aber Ash, ich weiss nicht wie ich mit ihnen reden soll..."
Er schüttelte den Kopf und hob die Plane eines breiten Zeltes an, welches besonders lang war.
„Neues Leben gibt verzweifelten Seelen wieder Hoffnung. Und zudem soll ein König auch bei seinen verwundeten Soldaten sein."
Ich nickte nur, auch wenn ich nicht verstand was es Ihnen nutzen sollte, zwei Menschen zu sehen, denen es viel besser ging als ihnen.
„Mein König."
Ein Mann der gerade eine Schüssel Wasser zu einem Bett trug, ging in die Knie und senkte den Kopf.
„Meine Königin."
Fügte er hinzu und ich lächelte leicht.
Mir wurde schlecht ab dem Gestank in der Hütte, doch tat ich als wäre nichts.
Langsam schritt ich zu ihm, während Ash den Kopf eines Mannes auf einer Liege berührte und ihm gut zuredete.
„Für wen ist es bestimmt?"
Ich deutete auf das einigermassen frische Wasser und der Helfer deutete auf die Liege hinter sich.
Ich nickte und nahm ihm die Schüssel langsam aus den Händen.
Mein Blick schweifte durch das Zelt und mir wurde ganz bange.
Das war nur eines und die Liegen waren in vier Reihen aufgestellt und von vorne bis hinten besetzt.
Die weisse Laken waren meist blutig rot und die Schmerzensschreie und das Stöhnen der Männer brachte mein Blut trotz der gewaltigen Hitze zum gefrieren.
Es sah schrecklich aus, wie ich es mir nicht hatte vorstellen können.
„Sei gegrüsst, tapferer Krieger."
Ich setzte mich auf den kleinen, wackeligen Hocker neben der Pritsche, von welcher regelmässig Blut auf den Sand tropfte.
Es war mir egal, dass mein Kleid dabei ruiniert wurde.
Denn was war das schon wert.
„Meine...meine Königin. Ihr seid hier?"
Fragte der Mann darauf verwirrt.
Ich starrte nur sein Gesicht an, aus Angst vor seiner Verletzung.
Er hatte einen langen Bart und verschwitzte Haare, die an seinem dreckigen Schädel klebten.
Die braunen Augen schienen schläftig und glänzten unheilvoll.
„Ja, ich bin hier um euch im Namen aller Menschen die ihr rettet zu danken. Und euch Mut zuzusprechen."
Meinte ich so laut, dass auch die nächsten Betten es vernehmen konnten.
Dann setzte ich die Schüssel auf meinen Schoss und tunkte den Fetzen Stoff hinein, wrang ihn aus und tupfte mir dem kühlen Wasser die Stirn des Mannes ab.
„Sagt, wie lautet euer Name?"
Fragte ich, während er erleichtert die Augen schloss.
„Kalef, meine Königin. Ich bin Schmied."
Ich lächelte gequält, was er zum Glück nicht sah.
„Ah ich kenne eure Frau. Magdalena, ist ihr Name, nicht wahr?"
Erkundigte ich mich langsam und geschwätzig, während ich langsam den Blick an seinem freien Oberkörper hinuntergleiten liess.
Seine Stimme wurde erleuchtet von der Freude beim Gedanken an seine geliebte Frau.
„So ist es, Majestät! Sagt, wisst ihr wie es ihr geht?"
Ich antwortete kurz nicht, da ich zu sehr damit beschäftigt war, meinen Brechreiz im Zaum zu halten.
Quer über den rechten Teil seiner Brust erstreckte sich ein Schnitt, so tief dass ich an einigen Stellen die Rippen sehen konnte.
Das Fleisch war blutrot und die Flüssigkeit rann langsam seinen Körper hinunter.
Die Ränder der Haut waren voller Sand und ich konnte gar nicht erahnen, was für Schmerzen er erlitten hatte.
Dann fasste ich mich.
„Ihr geht es gut. Eure Söhne gehen ihr zur Hand. Die Schwerter sind zwar etwas krumm, aber das lernen sie schon noch."
Ich versuchte, fröhlich zu sprechen. Als wäre das eine ganz normale Unterhaltung.
Er lachte brummend und hustete dann gequält.
„Ja...das klingt ganz nach ihnen."
Murmelte er und atmete pfeifend ein.
Der Helfer trat neben mich und ich sah ihm hilfesuchend an.
„Gebt ihm das zu trinken. Es ist Milch mit Mohnblumen, das lindert den Schmerz und macht ihn schläfrig."
Ich nickte schnell und nahm die kleine Holzschüssel vorsichtig zwischen meine Hände.
„Kalef? Trinkt das, es wird euch helfen."
Ohne Wiederworte liess er sich das Zeug von mir einflössen und es dauerte nicht lange, bis er dämmrig dalag.
Ich hielt seine Hand und redete die ganze Zeit beruhigend auf ihn ein, während er sich vor Schmerzen verkrampfte.
Ich sah nicht ein einziges Mal zu den Händen des Arztes, oder was er auch sein mochte.
Alleine die kreisförmige Nadel, mit dem langen Faden daran, die ich einmal aus den Augenwinkeln wahrnahm, reichten mir.
Mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Gestank und besuchte auch noch andere Patienten, die alle wissen wollten, wie es ihren Familien ging.
Ich hatte die ganze Kriegszeit über Gelegenheit gehabt,  die zurückgelassenen Frauen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und ihnen Gold aus den königlichen Schatzkammern zu bringen, damit sie ihre Arbeit fortsetzen konnten.
Also wusste ich meistens, um wen es sich handelte.
Ich sass den halben Tag da, trank nur dann Wasser, wenn Asher darauf bestand und fühlte bald die Erschöpfung in meinen Gliedern.
Unglaublich wie lange die Kämpfer das schon aushielten.
„Komm, du musst dich ausruhen Daya. Wer weiss wann wir wieder in die Schlacht ziehen. Momentan ordnen sich die Truppen noch, aber selbst jetzt ist es gefährlich für dich und das Kind, hier zu sein."
Ash hatte einen Arm um mich gelegt und geleitete mich aus dem Zelt.
Draussen flimmerte die Luft und ich wusste nicht, ob sie überhaupt noch fürs Atmen tauglich war.
Kurz knickte ich ein, meine Beine mochten das Gewicht einfach nicht tragen, nachdem ich solange nichts gegessen hatte.
„Geht es?"
Besorgt stützte mich mein Gemahl und ich nickte schnell.
„Natürlich. Ich muss nur etwas essen dann geht es schon wieder."
Ash strich mir über die Haare und wir hielten einige Meter neben meiner Kutsche an, in welcher Ardon sich vor der Sonne schützte.
Die Pferde frassen Heu im Schatten der Zelte, waren aber nicht abgespannt worden.
„Mein König!"
Ein junger Mann, nicht älter als Monira es war, rannte durch die Zelte gehetzt auf uns zu.
In seinen Augen stand Panik und schweiss rann seine Nase entlang.
„Mein König! Die Perser! Sie greifen an!"
Das war der Satz, nachdem die Hektik ausbrach.

Nun, was wird nun wohl passieren :3 seid gespannt auf die nächsten Kapitel und lasst ruhig eure Meinungen zu den Verletzten und Daya in den Kommis ;)
Love yoh
Tala

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