8 باب

Die Musik setzte zu einem ruhigen Stück ein, welches einem durch Mark und Bein fuhr.
Die Köpfe schwenkten zu uns, jegliche Gespräche, die so angeregt geführt worden waren, verstummten augenblicklich.
Ich atmete tief ein. Ich musste jetzt für Monira stark sein und nicht daran denken, was ich ihr gerade antat.
Langsam schritten wir los, durch den Gang welchen uns die Gäste frei räumten.
Ihre Hand auf meiner zitterte und ihre Augen huschten über den geschmückten Saal.
„Es ist wunderschön."
Murmelte sie leise und ich lächelte.
„Und du hast die Rosen hineingeholt."
In ihre Augen steigen erneut Tränen und ich lehnte meinen Kopf etwas zu ihr hinüber.
„Rosen."
Flüsterte sie und ich zwang sie sanft, weiter zu laufen.
Es erinnerte mich an Asher. Meine Blume, pflegte er es immer mich zu nennen.
„Du bist eine Rose, Monira. Und du wirst nicht verwelken, denn du wirst neues Leben finden. Einen neuen Strauch Rosen zum Leben erwecken, gemeinsam mit Ahmed."
Ich wusste nicht ob sie verstanden hatte, was ich ihr damit hatte sagen wollen, doch sie lächelte etwas und etwas von ihrem ursprünglichen Trotz trat wieder in ihre Augen.
Ja, so war es gut. Sie durfte nicht daran zerbrechen.
Ihre Augen richteten sich nun unter dem prächtigen Schleier auf ihren zukünftigen Gemahl, der mit grossen Augen vor dem Priester im schwarzen Gewand stand, der bereits mit dem roten Band in den Händen auf meine Schwester wartete.
Langsam traten wir zu dem Prinzen und ich sah ihm scharf und kühl in die Augen. Eine Warnung, die er nur all zu gut verstand.
„Ich übergebe dir hiermit Prinzessin Monira von Anatho. Auf dass du auf sie achtest und ihr ein würdiger Ehemann bist."
Langsam nahm ich ihre Hand und legte sie feierlich aber schweren Herzens in die des Prinzens.
„Dann lasset uns beginnen."
Erhob nun der Priester mit dem weissen Haar die Stimme und ich wurde von Amora zu ihr gezogen, sodass ich mich auf meinen Thron sinken lassen konnte und wie alle Anwesenden dem Priester zuhörte.
Doch nichts davon drang wirklich zu mir durch.
Die Worte über Familie und Bande, all das verschwand im Nebel der sich um mich breit machte. Amoras tröstende Hand auf meinen Schultern, die Gäste die klatschten, als Ahmend den Schleier von Moniras Gesicht hob und das Festessen, zu dem heitere Musik gespielt wurde. All diese Dinge bemerkte ich nicht.
Meine Augen hingen an meiner Schwester, die lächelte und sich von ihrem Gemahl füttern liess.
Als müsste ich sie beschützen, solange es noch ginge.
Das Fest war in vollem Gange und der Wein floss in Strömen, sodass bereits viele den Raum verlassen mussten, damit sich kein ekliger Gestand ausbreitete.
Ich sass noch immer wie angewurzelt auf meinem Thron und strich beruhigend über meinen Bauch, als könnte mir das helfen.
„Du solltest etwas von dem köstlichen Essen probieren."
Ermutigend lächelnd hielt mir Amora einen Teller mit süssen Speisen und saftig gebratenem Fleisch unter die Nase.
Es duftete so köstlich, dass ich nicht widerstehen konnte.
Während ich ass, setzte sie Dayos auf die Lehne meines Thrones, was mir nichts ausmachte.
Es war nur ein Stuhl und jeder der etwas anderes behauptete war des Stuhles nicht würdig.
„Sie sieht gar nicht so unglücklich aus. Ich glaube ihr gefällt Ahmed recht gut."
Lächelnd sah sie zu dem Paar hinüber, welches sich mit Geschenken überhäufen liess.
Ein Arm des Prinzen lag die ganze Zeit um die Hüfte meiner Schwester geschlungen.
„Mag sein."
Meinte ich mit kehliger Stimme und sie betrachtete mich aus weisen schwarzen Augen.
Ihre Haare hingen ungestüm über ihre Schultern, einen drahtigen Glanz tragend. Ich wünschte ich müsste kein Kopftuch tragen und meine Haare auch so tragen können.
„Du musst sie loslassen, Daya. Sie ist nun erwachsen."
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Was ist, wenn er sie nicht gut behandelt?"
„Deine Schwester weiss was sie will. Sie wird sich zu wehren wissen. Und falls nicht, hat sie ja immernoch dich."
Ich wandte langsam den Kopf zu ihr.
„Du hast recht." Ich fasste mir ein Herz und erhob mich. Den Teller liess ich auf dem Thron zurück, sodass sich Dayos kleine Finger sogleich danach ausstreckten.
„Ich muss ihr das sagen."
Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge und kam mit gefalteten Händen bei dem Paar an.
Ich wusste dass es Zeit wurde zu gehen.
Und wenn sie noch länger hier blieb, würde ich nicht imstande sein, sie gehen zu lassen.
„Schwester. Es wird Zeit dich ins Reich deines Gemahls aufzumachen."
Verkündete ich und es wurde laut Beifall geklatscht.
Ich wusste nicht recht, ob ich Bedauern oder Aufregung in ihren Augen ausmachte.
„Dann auf Wiedersehen Daya."
Flüsterte sie und stand mir gegenüber, der Prinz rief bereits seine Wachen zum Aufbruch zusammen.
Ich lächelte, doch Tränen stiegen in meinen Augen auf. Schmerzhafte Tränen die sich in meine Haut bohrten, als sie meine Wangen hinunter kullerten.
„Weine doch nicht."
Hauchte Monira und zusammen weinten wir schon wieder.
„Mein Hochzeitsgeschenk erwartet dich beim Pferde deines Gemahls. Eine weisse Stute, so reinen Herzens wie du es bist, Monira. Auf dass sie dich sicher auf ihrem Rücken durch die Welt trage, wohin auch immer du willst."
Sie schluchzte leise und fiel mir dann um den Hals.
„Ich danke dir."
Flüsterte sie leise in mein Ohr.
Und ich flüsterte zurück:
„Du bist eine starke Frau, Monira. Du kannst dich wehren und wenn etwas ist, dann kehre zu mir zurück, ich werde immer alles für dein Wohlergehen tun."
Sie nickte und ich küsste ihre Stirn noch ein letztes Mal.
Es fühlte sich nicht gut an, das letzte Mitglied meiner leiblichen Familie vom Hofe zu schicken.
Und doch war es nötig.
„Auf Wiedersehen."
Hallten die Rufe durch die Hallen, als sich meine Schwester von mir trennte und mit Tränen im Gesicht von ihrem Gemahl durch den Raum getragen wurde. Hinter ihnen schlossen sich die Türen und das Fest ging weiter, nachdem die Gäste kräftig gejubelt hatten.
Nur ich stand da, inmitten der Adligen und liess die Arme hängen. Die Augen auf die Türen gerichtet.
Dank senkte ich die Lieder und drehte mich um. Als ich das Fest verliess und die Musik von den schweren Mauern verschluckt worden war, weinte ich laut und ohne Rücksicht. Selbst in meinem Bett versiegten die Tränen nicht.
Und doch war alles gut. Mein Mann würde Morgen schon den Proviant und die Männer bekommen, die er brauchte um siegreich zu sein.
Und ich würde ihn selbst besuchen gehen. Morgen. Das nahm ich mir fest vor. Denn noch einen Tag getrennt von ihm hielt ich nicht aus.
„Warte auf mich, mein Liebster. Nur noch einen Tag."

Mein Wort machte ich wahr. Es mochte egoistisch und unverantwortlich sein, wie mir alle Minister unter die Nase rieben.
Ich würde die Stadt ohne eine königliche Führung zurück lassen und die Menschen in noch grössere Unsicherheit stürzen, wenn die Königin die Stadt mit den Provianten verliess.
Zudem hielten sie mir auch mein Baby vor, wie gefährlich es für das Kleine wäre, so einen langen und anstrengende Ritt zu bewältigen.
Doch ich hörte auf niemanden.
Niemand ausser Ash konnte mich aus dem Loch reissen, in welches ich mit dem Moment von Moniras Abreise gefallen war.
Heute Morgen war ich in ihr Gemach gelaufen, doch nur Bedienstete räumten die leeren Schränke auf.
Ich hatte erneut zu Weinen begonnen und mich in Leder kleiden lassen, um aufzubrechen.
Noch während ich zu den Ställen hinunter lief, meine Wachen neben mir die Minister von mir weg haltend, redeten sie mit fuchtelnden Händen und grossen Augen auf mich ein.
Ihre schwarzen Gewänder wehten um mich herum wie ein unheilvoller schwarzer Schleier, ihre Worte führten zu einem Durcheinander ihrer Meinungen und ich schritt eilig vorwärts.
Ich roch bereits die Pferde und meine Füsse schritten über Stroh, gemischt mit Wasser, mit welchem die Pferde gewaschen wurden.
Da kam mir Ardon entgegen, die Hände in den Ärmeln versteckt und den Kopf gesenkt.
Als er vor mir stehen blieb, drängten ihn die Wachen etwas zur Seite.
„Daya..."
Setzte er leiser an als all die anderen Minister.
Doch ich vertraute ihm, ich wusste dass es wichtig war, was er mir sagen wollte.
„Lasst ihn sprechen."
Wies ich meine Wachen an und hielt selbst an um zuzuhören.
„Ich habe euch eine Kutsche bereit gemacht, Majestät, so ist es sicherer für euer Kind."
Ich schluckte und lächelte ihn dann so ehrlich an wie ich lange Niemanden mehr angesehen hatte.
Er versuchte nicht, mich abzuhalten.
Er wusste wie wichtig es mir war und dass ich mich nicht überreden liess. Also half er mir so gut er konnte.
Das war der Unterschied, den ein wahrer Freund von Beratern unterschied.
„Ich danke euch, Ardon."
Nickend schritt ich los und liess die wütenden Minister hinter mir, die sich ratlos übers Gesicht fuhren.
Ich strich den Schleier über meinem Haupt etwas weg um besser sehen zu können und winkte Ardon an meine Seite.
„Eine Bitte hätte ich noch, Majestät."
Begann er sogleich.
Ich runzelte die Stirn.
„Und welche?"
Er nestelte nervös an seiner Kutte herum und schritt mit kleinen eiligen Schritten neben mir her.
„Lasst mich euch begleiten."
Ich grinste etwas amüsiert.
„Ich habe genug Wachen, ihr solltet hier in Sicherheit bleiben."
Er schüttelte den Kopf und zog einen feinen, goldenen Dolch aus den Ärmeln seines Gewandes.
Sogleich wollten die Wachen neben mir danach greifen, doch ich hielt sie mit einer Geste meiner Hand davon ab.
„Ich kann euch auch verteidigen. Meine Herrin geht, also gehe ich mit ihr."
Entschlossen sah er mich aus den schmalen aber ehrlichen Augen an und obwohl ich bezweifelte, dass er ein grosser Schutz sein würde, wollte ich ihn dennoch als Freund bei mir haben.
„Nundenn, es wäre mir eine Freude, wenn du mir in der Kutsche Gesellschaft leisten könntest."
Er nickte und verbeugte sich tief.
„Ich danke euch."
Dann reichte er mir die Hand, um mir in die braun beschnitzte Kutsche zu helfen, deren Inneres mit Kissen gepolstert war und auf welches ich mich hinsetzten konnte, meine Beine ausstreckte und stöhnte.
Es wurde immer schwerer, anständig zu schlafen. Der Bauch, in welchem ich das Kind austrug, hinderte mich an jeglichen angenehmen Stellungen.
Ich konnte nur auf dem Rücken liegen und die Decke anstarren. Die ganze Nacht lang.
„Geht es euch gut?"
Mit gerunzelter Stirn setzte sich Ardon mir gegenüber und hielt seine Hände artig im Schoss gefaltet.
Ich nickte schnell.
Dann schwiegen wir. Ich horchte wie der Kutscher die Peitsche schwang und wiehernde Pferde den Wagen anzogen.
Das Getrappel ihrer Hufe erinnerte mich an die Zeit, in welcher ich selbst noch frei auf dem Rücken meiner Stute durch die Wüste gefegt war.
Ich vermisste es. Sehr sogar. Ich fühlte mich so eingeschränkt. Trotzdem brachte ich dieses Opfer gerne neun Mondzyklen lang. Denn dann würde das Kind das Licht der Welt erblicken.
Fünf davon hatte ich bereits geschafft, jetzt befand ich mich im sechsten.
Ab und zu kam es mir vor als würden die Händchen meines Kindes gegen meine Haut pressen.
Es holperte und ich strich wie jedes Mal, wenn ich nachdachte, langsam und beruhigend über meinen Bauch.
Ich beobachtete dabei Ardon, der unangenehm berührt weg sah.
„Möchtet ihr spüren wie es tritt? Es ist sehr stark."
Lächelte ich doch er wurde bleich und schüttelte hastig den Kopf.
„Ich kann nicht so gut mit Kindern, ich mache alles falsch."
Ich öffnete ratlos den Mund, musste aber respektieren dass er wohl schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
Also schwieg ich wieder und sah aus den grossen Fenstern, welche ins Holz geschnitten waren.
Ab und zu rieselte etwas Sand hinein, als wir die schützenden Stadtmauern verliessen, doch ansonsten wehte nur ein erfrischender, kühler Fahrtwind hinein.
Ich konnte die galoppierenden Pferde um die Kutsche herum wahrnehmen, wie sie ihre langen Beine anmutig streckten und mit möglichst flachen Sprüngen und gestreckten Körpern über den Sand flogen.
Die Reiter auf ihnen bewegten sich im selben Rhythmus, ein eintrainiertes Team.
Ich beobachtete den Sand, den die Hufe der Tiere aufwirbelten und welcher über unseren Köpfen vom Winde weit weg geweht wurde. Wer weiss wohin.
So sass ich da, die ganze Zeit über, unterhielt mich ab und zu mit Ardon oder dämmert kurz weg.
Ich erwachte, als die Armee von Ahmed mit Versorgungsgütern zu und stiessen und laut gejubelt wurde.
Doch dann schlief ich wieder ein, denn so gut das auch für uns sein mochte, ich verspürte keine Freude, noch mehr Männer in ihren Tod zu schicken. Und das erwartete uns auch, als wir ankamen. Tod und Gestank.

Findet ihr Dayas Entscheidung, Ash besuchen zu gehen un/verantwortlich? bin gespannt was ihr zum Kapitel sagt und macht euch auf einen grossen Plottwist bereit^^ wann der kommt, sage ich aber nicht. Nur dass er euch wahrscheinlich nicht gefallen wird..
Love you
Tala

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