6 باب
Erst als der Mond bereits sein weisses Licht in Amoras Kammer warf und sie mit ihrem kleinen Jungen im Arm eingeschlafen war, schlich ich mich hinaus.
Auf den Gängen lungerten noch einige Betrunkene Adlige herum, doch meine Wachen hatten mich unterdessen wiedergefunden und liessen nicht zu, dass sie mir zu nahe kamen.
Das war auch gut so, sonst hätte ich mich noch auf sie übergeben.
Ich machte mich auf den Weg zu Ashs und meinem Schlafgemach und trat leise ein, falls er schon schlief.
Doch er sass auf einer der goldenen Liegen mit rotem Samtbezug, während er einen Weinbecher hin und her schwenkte.
Er hatte missmutig rein gesehen, bis ich aufgetaucht war.
„Wo warst du? Du bist nicht mehr zurück gekommen, weisst du was das für einen Eindruck macht?"
Meinte er barsch und kratzte sich am Nacken.
Ich nickte nur.
„Mir war schlecht, ich war bei Amora. Besser als wenn ich vor all deinen Gästen gespuckt hätte."
Er mahlte mit dem Kiefer und seine Muskeln spannten sich an.
„Du hast meinen Vater vor allen gedemütigt heute Morgen. Wenn er uns die Männer verweigert hätte, wäre das dein Verdienst gewesen. Willst du das?"
Er stand auf und kam auf mich zu.
Ich hatte keine Angst vor ihm, er würde mir niemals etwas antun.
Und seinem Kind erst recht nicht.
„Nein, aber ich konnte nicht zu ihm. Du weisst was er mir angetan hat."
Meinte ich und spürte wieder den Kloss in meinem Hals, als ich nur daran dachte.
„Aber das ist Vergangenheit Daya! Er kann dir nichts mehr antun, wieso verhältst du dich denn immer noch so?"
Meine Augen flackerten auf.
Wieso verstand er nicht?
„Nein es ist nicht vorbei.
Noch immer träume ich oft von den Kerkern, von seinen Tritten und den Beleidigungen die ich über mich ergehen lassen musste. Du warst nicht dabei, als ich dort unten verrottete. Doch er hat es genossen."
Seine Augen wanderten über mein Gesicht, ich sah dass er wütend war, denn sie funkelten erregt.
„Du hättest nur zu ihm hingehen brauchen, ich hätte nicht zugelassen dass er dich anfässt."
Ich schüttelte den Kopf.
„Hör auf, egal was du sagst, ich hätte wieder so gehandelt!"
Tränen stiegen in meinen Augen auf und kurz trat Erstaunen in die seinen.
„Ich will eine gute Mutter sein Asher. Und eine gute Mutter bringt ihr Kind nicht im Gefahr, egal was es sie kosten mag!"
Jetzt schluchzte ich schon wieder.
Wieso fühlte ich mich nur so schwach und hilflos, das war sonst nicht meine Art.
Vielleicht weil ich jetzt Verantwortung für zwei tragen musste.
„Daya ich..."
Setzte Ash an und wurde von meinem lauten Weinen unterbrochen.
Sanft nahm er meine Arme und legte sie um seinen Hals, bevor er mich in eine feste Umarmung zog.
Ich weinte und meine Tränen durchnässten seinen wertvollen Mantel.
„Es tut mir leid. Ich verstehe dass du das getan hast was du für das beste für unser Kind gehalten hast."
Ich nickte nur und atmete hörbar ein.
Da standen wir also. Ich liess mich von meinem Mann trösten und ins Bett legen wie ein kleines Kind.
Die ganze Nacht über tat ich kein Auge zu, kuschelte mich eng an Ash und achtete auf seinen Herzschlag.
Er schlief auch nicht viel, meist strich seine Hand über meinem Bauch, was eine hypnotisierende Wirkung hatte.
Er war genauso nervös und unruhig wegen dem morgigen Tag wie ich.
Und dann war er da.
Der Tag den ich mir so sehr weggewünscht hatte. Die ganze Nacht hatte ich dafür gebetet. Und dennoch war er gekommen.
Nichtsahnend brachen die Ersten Sonnenstrahlen in unser Reich und Ash bewegte sich.
„Nicht."
Flüsterte ich une krallte mich an seinen Armen fest.
Missmutig löste er seine Hände von sich.
„Ich komme zu dir zurück, meine Blume. Und zu meinem Sohn."
Dank küsste er mich innig und verliess das Zimmer.
Und mich liess er alleine zurück.
★
Ich rührte mich nicht von der Stelle, so lange wie die Sonne aufging und das rötliche Licht mein Zimmer flutete. Rot wie Blut, welches bald die Wüste ertränkten würde.
Nervös grub ich mit meinen Nägeln Dellen in das leichte Kleid, welches ich mir schnell übergezogen hatte.
Angestrengt wartete ich auf die Glocken, die ertönen würden, wenn die Armee aufbrach.
Es war so still wie lange nicht mehr.
Die Strassen waren unbelebt und keiner arbeitete.
Ich stellte mir vor wie die Frauen die Rüstungen ihrer Männer polierten und gleichzeitig bittere Tränen vergossen.
Wie Kinder ihre Väter und Brüder umarmten und nicht gehen lassen wollten.
Schmerz nistete sich in meinem Herz ein und wurde zu einem echten Stechen, als ich die schweren Glocken endlich hörte.
Dumpf hallten sie durch das Reich und durch mein ganzes Wesen hindurch.
Sie erfüllten die Luft mit Schwere und Angst.
Ich konnte sie riechen und auf der Zunge schmecken.
Langsam atmete ich aus und tappte dann mit zitternden Beinen auf den Balkon.
Es war mir egal dass ich kein Kopftuch trug.
Mein Blick lag auf der Hauptstrasse, auf welcher ich hunderte Männer zusammenströmen sah.
Sie alle hielten ihre Speere bereit und das Banner des Königreichs flatterte im Wind.
Vernichtend und drohend wand sich der Adler darauf.
Die Schritte kamen immer mehr in Einklang und die Heerführer berittenen Soldaten folgten dem Fussvolk mit schnaubenden Pferden.
Beladen voller Proviant, Zelten und Verbandszeug.
Auch Ärzte waren dabei.
So viele Menschen, die in ihren Tod zogen.
Mein Blick schweifte zu den Häusern, in welchen Frauen hörbar schluchzten und die Kinder rannten
Ihren Vätern durch die Strasse nach, bis sie diese laut zurückschickten.
Ich biss mir auf die Lippen und suchte wie jede andere Frau nach meinem Liebsten.
Als meine Augen ihn fanden verschwamm mein Blickfeld.
Er war umringt von seinen Soldaten auf seinem weissen Pferd und trug die Rüstung, die auch sein Vater getragen hatte.
Ich unterdrückte einen schmerzhaften Schrei und sah ihn einfach nur an.
Meine Hände lagen zitternd auf dem Marmor des Balkons und meine Haare flatterten im Wind, als wolle er mich mitreissen.
Zu Asher hin.
Dann, als hätte er meinen Blick gespürt, drehte mein Gemahl den Kopf und sah hoch zu mir.
In seinem Gesicht war Bedauern zu erkennen und seine grünen Augen hielten meinen Blick gefangen.
Er lächelte gequält, dann drehte er den Kopf und verschwand in der Masse der Reiter.
Und dann bedauerte ich das erste Mal, dass er nicht so feige wie die persischen Könige war, die die Schlacht nur von weitem beobachteten.
Wenigstens kehrten diese zu ihren Frauen zurück.
„Ich bete für dich, und deine heile Rückkehr."
Flüsterte ich und der Wind trug meine Worte fort, vielleicht direkt zum Ohr meiner grossen Liebe.
Vom Palast aus konnte ich das Heer noch lange mit den Augen verfolgen.
In einer Reihe liefen und ritten sie in die Wüste hinein, begleitet von einer Unheil verkündenden Staubwolke.
Über ihnen kreisten die Adler und Falken, welche schon seit Generationen von uns gezüchtet wurden.
Dann traf das Heer meines Geliebten auf dieses von Aleens Gatte und jenes des Sultans.
Die drei Heere verschmolzen zu einer riesien Streitmacht, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Jedoch hatte ich auch erst einen Krieg miterlebt. Und er war nicht von langer Dauer gewesen.
„Bringt ihn mir heil zurück."
Murmelte ich und stand da auf dem Balkon; selbst als die Sonne auf meinen Kopf brannte und ich den Schweiss an meinen Armen spüren konnte.
Meine Augen schmerzten, doch ich liess den Blick erst vom Heer ab, als es als kleiner schwarzer Punkt hinter der gebogenen Bergkette verschwunden war.
Nun konnte ich nichts mehr tun.
Gerne wäre ich ihm nachgeritten, doch in meinem Zustand konnte ich das nicht verantworten.
Also blieb mir nichts übrig als hier zu bleiben und mich nutzlos zu fühlen.
Und bangend auf meinen König zu warten.
★
Seit der Abreise der Mehrheit der Männer im Reich war es still geworden.
Die Frauen der Schmiede und Bäcker arbeiteten weiter, Tücher wurden auf dem Markt verkauft, doch ich sah kein einziges frohes Gesicht.
Ein grosser Teil der Vorräte war mit der Streitmacht verschwunden und ein noch grösserer Teil wurde darauf vorbereitet, nachgeliefert zu werden.
So kam es dass die Stände beinahe leer waren.
Und auch das Essen der Adligen fiel vergleichsweise spärlich aus. Jedoch wurde mir immer Fleisch und Eier serviert, da dies Ash's Anweisung war. Das Kind brauchte das Essen, deswegen weigerte ich mich nicht, trotzten zerfrassen mich die Schuldgefühle.
Bestimmt waren auch andere schwangere Frauen in der Stadt, die nicht so ein Glück hatten wie ich.
„Ardon?"
Der Minister stand sogleich neben mir.
„Geht es euch gut, Majestät?"
Fragte er und ich nickte schnell.
„Verteilt noch etwas von der Schatzkammern an die Frauen. Sie brauchen es."
Er kratzte sich unter den schwarzen, langen Haaren.
„Der König hat aber..."
Ich sah ihn scharf an, so wie ich ihn eigentlich nie behandelte.
„Das ist mir egal. Wir brauchen Hoffnung und wenn wir dem Volk so welche geben können, tun wir das. Ihr könnt meinen Schmuck nehmen und verteilen, es ist mir egal, nur tut etwas, verstanden?"
Ich atmete gestresst ein und hielt mir eine Hand auf dem Bauch.
„Ich verstehe, euer Wunsch sei mir Befehl."
Meinte er und mit einer etwas ungelenken Verbeugung machte er sich aus dem Staub.
Die nächsten Mondzyklen vergingen schleppend.
Die meiste Zeit wanderte ich in den Gärten herum, in welchen die Blumen langsam verwelkten, oder sass auf meinem Thron, um die Bittstellen zu beantworten.
Doch der Thron neben mir blieb immer leer.
Amora vertrieb mir die Zeit mit ihren entzückenden Sohn, doch jede Nacht in welcher ich einsam in meinem Bett lag, weinte ich und betete stundenlang für eine baldige Rückkehr.
Nach vier dutzend Mondaufgängen waren sie noch immer nicht zurück.
Wie wilde produzierten ihre Frauen die Vorräte, die sogleich in die Wüste gekarrt wurden, unter Tränen und Schweiss.
Ich tat was ich konnte, verteilte grosse Teile meines Schmucks unter ihnen und liess grosse Teile des Adels dasselbe tun. Das machte mich zwar nicht beliebter, aber ich war überzeugt dass es das Richtige war.
Mein Bauch war ebenfalls gewachsen, in der Zeit von Ash's Abwesenheit.
Die Hebamme und Amora begleiteten mich stets auf meinen Unternehmungen durch den Palast und gestern hatte ich den ersten Tritts meines Kindes gespürt. Ich hatte beinahe geweint und mich dann danach gesehnt, dieses Erlebnis mit dem Vater meines Babys teilen zu können.
Doch dieser befand sich im Krieg.
Immer wieder schickte er mir Falken mit kleinen Nachrichten, in welchen liebe Worte geschrieben standen. Aber die Nachricht dahinter war nur die Eine: Ich lebe noch.
Auch andere Falken erreichten den Palast, diese waren allerdings für die Minister gedacht, welche das Meiste nicht mit mir besprachen.
Das störte mich auch nicht, denn in meinem Kopf hatte sowieso beinahe nichts mehr Platz.
Doch heute, als mir die Mutter von Ash gerade in ein breit geschneidertes Kleid half, in welches mein unterdessen ziemlich monströser Bauch hinein passte, erreichte mich ein Botenjunge.
„Ihr werdet im Saal eures Vaters erwartet."
Ich nickte nur und sah zu der Königin, die mir mit warmen Blicken die Knöpfe an meinem Rücken zumachte.
Dann hielt ich eine Hand auf meinen Bauch, der mittlerweile etwas mehr als die Hälte einer Kugel umfasste. Er würde aber noch grösser werden, hatte die Hebamme gesagt.
Ich seufzte und mein Rücken schmerzte, als ich dem Jungen in der braunen Kutte folgte.
„Nicht so schnell, ich trage eine schwere Last mit mir herum."
Scherzte ich und der Junge wurde ganz rot.
„Verzeiht, Majestät."
Murmelte er und lief nun langsamer neben mir her.
Als wir vor dem Saal standen, in welchem sonst Ash immer den Kriegsrat abhielt, drehte ich mich zu meinem jungen Begleiter um.
Seime braunen Locken sprangen ungeschoren in der Luft herum.
„Ich danke dir."
Meinte ich und drückte ihm ein Goldstück in die Hand. Aus meinem eigenen Vorrat.
Er machte grosse Augen und verbeugte sich dann so tief, dass seine Haare men Kleid streiften
Ich musste grinsen und liess mir dann die Flügeltüren öffnen.
Mit erhobenem Kopf und einem perfekt an meine Haut geschmiegten Kopftuch trat ich ein.
Geräuschvoll erhoben sich die Minister und verbeugten sich vor mir.
Ab und zu kam mir dies immer noch unwirklich vor, wenn man bedachte unter welchen Umständen ich aufgewachsen war.
„Nun, wieso habt ihr mich hergerufen. Gibt es Nachrichten von meinem Gemahl?"
Fragte ich und liess mich, gestützt durch Ardon, langsam auf den Stuhl meines Mannes am Kopfende sinken.
Die Männer setzten sich ebenfalls und einer nahm einen gefalteten Papyrus hervor.
„Ja Majestät. Es ist eine Nachricht vom König selbst."
Ich war wenig überrascht, da mir Ash auch schon selbst Nachrichten geschrieben hatte.
„Und was schreibt er?"
Erkundigte mich, als sich der Minister mit der grauen Robe räusperte und dann kurz zu Ardon blinzelte.
Er meinte wohl dass ich es besser aufnahm, wenn es mir ein Vertrauter sagte. Jetzt bekam ich Angst.
„Ich will es jetzt sofort hören!"
Ardon trat etwas vor mich und neigte den Kopf.
„Die Mittel des Krieges sind erschöpft und die Männer lassen ihre Leben an der Front. Damit dies nicht umsonst ist, soll Nachschub unbedingt geliefert werden."
Ich kniff die Augen zusammen und legte die Hand auf meinen Bauch, und strich beruhigend darüber.
Vielleicht spürte mein Kind ja meine Angst und ich wollte nicht, dass es bereits vor seiner Geburt die Schrecken der Welt kennen lernte.
„Die Arbeiterinnen der Stadt tun alles was sie können und ich kann dem Adel nicht noch mehr Gold entwenden."
„Das ist dem König sehr wohl bewusst."
„Also was will er dann?"
Ich setzte mich aufrecht hin und ballte die Hand unter dem Tisch zur Faust. Er sollte endlich sprechen. Denn es behagte auch Ardon nicht, also konnte es nichts gutes sein.
„Er fordert die Heirat eurer Schwester Monira mit dem Prinzen unseres befreundeten Nachbarreichs, welches uns gleich nach der Vermählung unterstützen würde."
Uiui was sind eure Gedanken zu diesem
kapitel? Und wie wird Daya wohl auf diese Nachricht reagieren? ★
Bis bald meine Sternchen und seid gespannt auf grosse Ereignisse!
Love ❥
Tala ☽
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