23 باب

Es dauerte weitere fünf Nächte, voller Unsicherheit.
Ardon sass nun auf dem Stuhl, wobei er diesen nur so wenig wie möglich bestieg, und es lieber mochte, herum zu laufen.
Nach der Nachricht des Todes ihres Königs, hatte das Volk in grossen Unruhen protestiert und um ihren Schutz gefürchtet.
Vor allem weil es Mord war, der den König unter die Erde gebracht hatte.
Doch Ardon war ein fähiger Herrscher und hatte es geschafft, diese Aufstände ohne Gewalt zu lösen.
Er hatte auch die Wachen an den Mauern verdoppelt und begonnen, die Vorratsspeicher zu füllen. Er dachte an alles, wofür ich ihm so dankbar war.
So war es mir möglich, mich mit meinem Vater zu beschäftigen.
Keine seiner Töchter half, ihn zu reinigen und königlich anzuziehen.
Ich durfte das auch nicht.
Aber ich durfte die Kleidung aussuchen und ich wählte diese, in welchen ich ihn das erste Mal gesehen hatte.
Meine Tränen hatten sie benetzt, doch sie würden ihm in seinem Grab für die Ewigkeit begleiten.
Heute wurde der König augebarrt und in einen grossen Sarg gelegt; welcher seiner Gestalt ähnelte und ihn darstellen sollte.
Nur sah das äussere Bild nicht aus wie er. Viel dünner und irgendwie jünger.
Trotzdem lag darin mein Vater.
Als ich in meinem schwarzen Kleid, welches sich bereits mehrere Male um meine Knöchel gewickelt hatte und dem dunkeln Schleier der mein Sichtfeld stark einschränkte, auf meiner schwarzen Stute am vorderen Ende des Zuges ritt, musste ich nicht mehr weinen.
Ardon ritt neben mir die Strassen der Stadt entlang.
Wir hatten uns darauf geeinigt, dass auch die Untertanen; die ihr ganzes Leben lang ihren König verehrt hatten; das Recht haben sollten, sich von ihm zu verabschieden.
Hinter uns ritten Lanzenträger und danach folgten die Träger mit dem schweren Sarg. Danach meine Schwestern und ein Teil des Adels. Der schwarze Zug zog sich langsam durch die Strassen von Anahto, wie ein Schlange der Trauer, die diese Nachricht bis in alle Winkel der Stadt trugen.
Und die Leute standen zu allen Seiten und warfen Blütenblätter und Blumen auf den Sarg.
Es rührte mich, mit welcher Inbrunst und mit wie vielen Tränen sie ihren König verabschiedeten.
Doch meine Tränen waren versiegt.
Ich konnte nur die Sonne auf meinem Haupt brennen und der Schweiss an jeder Stelle meines Körpers rinnen spüren.
Mein Atem ging schnell um diese enorme Hitze auszugleichen.
Ich durfte einfach nicht vom Pferd fallen, welches langsam einen Huf vor den anderen setzte und von den lauten Bewohnern etwas verschreckt wurde.
Muhammad war der Lanzenträger gleich hinter mir, was mir eine gewisse Sicherheit verlieh.
Amora war mit ihrem Sohn im Schloss geblieben, diesen langen Ritt hatte er ihr wohl ersparen wollen.
Aber es tat gut zu sehen, dass seine Ehre und sein Andenken gewahrt werden würde, denn kein Volk würde so um seinen König trauern, wenn er nicht gut gewesen wäre.
Ausser sie wurden gezwungen, doch da konnte ich persönlich verneinen. Es stand allem frei, aus ihren Häusern zu kommen, oder ihrer Arbeit weiter nachzugehen.
Die Sonne tat mir wirklich nicht gut.
Die ganze Zeit auf dem Weg zum Hügel, der etwas ausserhalb der dicht bevölkerten Stadt, aber noch immer hinter den schützenden Mauern lag, hatte ich mich beobachtet gefühlt.
Und es wurde schlimmer, je weiter wir ritten.
Ich kämpfte die ganze Zeit damit, mich nicht einfach umzusehen und hielt den Kopf brav geradeaus gerichtet.
„Geht es euch gut Prinzessin?"
Erkundigte Ardon sich; welcher mein Unwohlsein wohl bemerkt hatte.
Vielleicht war ich nicht so unauffällig gewesen wie ich es gedacht hatte.
Aber jetzt wollte ich nicht unnötig Panik schüren und den Moment des Beisammenseins zerstören.
Also schüttelte ich nur den Kopf.
Als wir langsam aus den Gassen auf den Hügel ritten, warfen plötzlich einige Frauen und Kinder einer Familie ihre Rosenblätter auf mich.
Verwirrt drehte ich den Kopf unter dem schwarzen Schleier und meine Stute tänzelte unruhig unter den weichem Blüten auf ihrem verschwitzten Fell.
Doch als ich ihre Gesichter endlich erkennen konnte, wusste ich sofort wieso sie das taten.
Ihre Gesichter strahlten Dankbarkeit aus. Es war die Familie des Bäckers, der seit meiner Fürsprache gut als Hofkoch verdiente.
Ich lächelte leicht und genoss ihre Dankbarkeit.
Ich hatte lange nach dem Sprichwort, man erntet was man sät, gelebt, doch nie hatte ich die Ernte für meine guten Taten einsammeln können.
Jetzt schon. Und das tat wirklich gut.
Den Hügel den die Parade langsam erklomm, enthielt wohl auch das Grab meiner Mutter, an deren Seite mein Vater begraben werden würde.
Es fuhr mir kalt den Rücken hinunter und ich stoppte mein Pferd, welches unter der Hitze schwer atmete und immer wieder die Nüstern blähte.
„Ich...warte hier unten."
Sagte ich zögernd und der Minister und stellvertretende König nickte wissend.
Ich war froh, mich nicht erklären zu müssen.
Denn wieso ich es nicht über mein Herz bringen konnte, das Grab meiner Mutter ansehen zu können, wusste ich selbst nicht.
Also steuerte ich mein Pferd langsam aus der Schlange und blieb am Anfang des Hügels darauf sitzen, während ich unter dem Schleier den Adel beobachtete, der an mir vorbei ritt.
Einige schenkten mir verachtende Blicke, doch der Rest bemerkte mich nicht.
Das magische Etwas war verschwunden, als die Schlange sich auf dem Hügel zur Beerdigung zusammenfand und ich den Blick auf die Leute verlor, weil ich einfach zu weit unten stand.
Die Leute verschwanden wieder in ihren Häusern und gingen ihrer Arbeit nach.
In ihrem Leben hatte sich nichts geändert, sie mussten weiterhin arbeiten, um existieren zu können.
Einen freien Tag gab es nicht.
Bald waren die Strassen am Ende der Stadt wieder leer. Nur die Rosenblüten lagen noch zertrampelt und mit Matsch beschmutzt auf dem Boden.
Ich schluckte und wagte es kurz, mein Kleid etwas durch zu lüften.
Darum würde mein Reittier mich bestimmt auch beneiden.
Dann rügte ich mich selbst dafür, dass ich meinem Vater nicht mit meiner Anwesenheit ehrte, doch auch nachdem ich es mir dreimal überlegt hatte und oben zu sprechen und graben begonnen wurde, konnte ich mich nicht überwinden.
Irgendetwas hielt mich zurück und ich wollte mich nicht zu etwas zwingen, was vielleicht einfach alles noch schlimmer machen würde.
Im einen Moment lauschte ich noch dem Gesang der Vögel die den Tag wie jeden Anderen begleiteten und im nächsten Moment spürte ich eine Hand an meinem Knöchel.
Mit einem Ruck wurde ich vom Pferd gerissen, mein Schrei erstickte in meiner Kehle und ich schlug auf dem Boden auf.
Kurz tanzten schwarze Punkte vor meinem Gesichtsfeld, dann wurde durch den Schleier eine Hand auf meinen Mund gedrückt und ein schwerer Körper drückte meinen an die gewölbte Erde.
Ich versuchte nach meinem Angreifer zu schlagen, doch er nagelte meine Arme fest.
Oh, wie ich es hasste, so hilflos den Launen eines Angreifers ausgesetzt zu sein.
„Nicht schreien. Verstanden?"
Eine Raue Stimme ertönte gleich neben meinem Ohr und ich zuckte kurz erschrocken zusammen.
Dann nickte ich aber eilig.
Ich würde nicht schreien. Bis Hilfe kommen würde, hätte er mich längst getötet.
Angst Schüttete die Stärke wie Wasser in meine Arme und Beine, sodass mein Körper zitterte vor plötzlichem Mut.
Ein seltsames Gefühl, dass ich oft bekam, wenn ich eigentlich vor Angst gelähmt sein sollte.
Der Unbekannte, gehüllt in braune Tücher und Fetzen, das Gesicht darunter verborgen, liess von mir ab.
Jedoch wich er nicht mehr als einige Ellen von mir zurück, wahrscheinlich damit ich nicht wegrennen konnte.
Zuerst zog ich mir mit einem Ruck den Schleier vom Gesicht und rieb mir dann den Hinterkopf, der noch immer schmerzte.
„Was wollt Ihr?"
Zischte ich und war durchaus bereit, meine Nägel in die Kuhlen zu graben, wo ich die Augen des Mannes vermutete. Er sollte also besser antworten.
Meine Angst vergass ich für den Moment. Das komische war nur, dass sie ganz weg war, was sonst nie der Fall war.
Etwas war also anders.
Der Mann ging vor mir in die Hocke und schnürte sich den Kopf frei, langsam, stück für stück.
Meine Augen wurden von der Sonne stark geblendet, litten sie doch kurz zuvor noch unter dem dunkeln Schleier.
Doch als ich das Gesicht im Licht der Sonne erkennen konnte, hielt ich mir die Hand vor dem Mund und stiess ein kehliges Schluchzen aus.
Meine Augen hatten mir einen Streich gespielt, einen grausamen Streich, welcher mich meinen Geliebten sehen liess.
Die Grünen Augen, die leuchteten wie sonst immer und die Markanten Wangenknochen.
Diese Lippen; die ich noch vor einigen Monaten geküsst hatte und eine Narbe, die sich über die rechte Gesichtshälfte zog.
Also konnte es nicht Ash sein. Doch er sah aus wie er.
Ungläubig streckte ich die Finger aus, um diesen Mann zu berühren.
Als ich meine Hand an seine Wange legte und mir die Tränen heiss von den Wimpern tropften, schloss er die Augen und schmiegte seinen Kopf daran.
Ich schüttelte nur den Kopf und weinte hemmungslos.
Oh wie böse war das Leben, mich in solch eine Versuchung zu führen, die doch nur ein Trugbild der Sonne oder meiner Kopfverletzung war.
„Wie ich doch wünschte, dass du echt wärst."
Flüsterte ich leise und mit brüchiger Stimme, während ich mit dem Trugbild sprach.
Doch mein Herz machte einen Satz vor Schreck, als es antwortete.
„Dein Wunsch wurde erhört."
Ein grinsen machte sich auf dem Gesicht vor mir breit und der Mann zog mich etwas in eine aufrechtere Sitzposition, sodass ich ihn nochmals ohne die Sonnenstrahlen begutachten konnte.
Mein Mund stand offen und meine Augen waren vor Schreck geweitet.
„Ash? Bist du es wirklich?"
Fragte ich dann ungläubig, während sich in meinem Körper bereits Glücksgefühle breit machten.
Er nickte langsam und ich starrte ihn einige Wimpernschläge nur reglos an.
In meinem Kopf stritt sich die Tatsache seines Todes mir ihm, wie er hier lebendig vor mir sass.
Aber ich hatte seine Leiche nie gesehen.
Dann warf ich jegliche Bedenken über Bord und schob sie auf später auf und tat das, von dem ich seit Monaten gedacht hatte, wäre nicht mehr möglich.
Ich fiel ihm um den Hals und vergrub mein Gesicht daran.
Ich weinte und atmete gleichzeitig tief ein.
Sofort roch ich zwischen dem Schmutz und dem Schweiss seinen Geruch. Es war Ash, nun bestand kein Zweifel mehr.
„Ich hatte dich für tot gehalten! Ich hatte um dich getrauert..."
Schluchzte ich und liess zu, dass er meinen Kopf von hinten fest an sich drückte.
Ich spürte, dass er diese Umarmung genauso brauchte; wie ich.
Dann löste er mich vorsichtig von sich.
„Ich habe keine Zeit für Erklärungen, doch du wirst sie später alle bekommen!"
Versprach er und so sassen wir uns gegenüber, einander in die Augen sehend.
„Wieso bist du hier?"
Fragte ich dennoch, als hätte mein Gehirn seine Worte gar nicht wahrgenommen.
„Du hast dasselbe für mich getan, und jetzt bin ich zu dir gekommen. Du hast doch gesagt man soll um das kämpfen, nach dem das Herz so sehr verlangt."
Ich musste lachen und gleichzeitig weinen; von Gefühlen des Glücks völlig überwältigt.
„Das Schicksal führt uns immer wieder zusammen, Daya. Niemand kann das leugnen."
Ich nickte und atmete tief ein.
„Und dennoch trennt es uns immer wieder aufs neue."
„Nein. Nie wieder."
Mit fragenden, geröteten Augen, sah ich das Gesicht meiner grossen Liebe an.
„Wie willst du das anstellen? Wir sind verfeindet und mein Volk sinnt nach Rache."
Er lächelte sein typisches, strahlendes Lächeln und hielt meine Hand fest in seiner. Das tat so gut, dass ich am liebsten erneut geweint hätte.
„Heirate mich, Daya. Werde meine Frau. Ich frage dich das hier und jetzt, ohne irgendeine Erlaubnis oder Sicherheit, ausser der dass wir Herrscher eines Landes sind."
Als er diese Worte aussprach, schien mein Herz zu heilen. All die Stücke in die es zerrissen worden waren, fügten sich langsam wieder zusammen.
Als wären alleine diese Worte nötig gewesen, um mich von Grund auf wieder zusammenzuflicken.
Und dennoch würde das Probleme mit sich ziehen, ja das würde es.
Und ich wusste nicht, ob ich imstande war, diese auch noch zu ertragen.
Dann sah ich erneut in seine Augen und wusste, dass es der Mann war, den ich mein Leben lang lieben würde.
Wie viele Male hatte ich nun schon im Namen meines Herzens für mich gekämpft?
Genug, um jetzt nicht damit aufzuhören, wenn mir das Leben eine Chance gab. Die schönste Möglichkeit die ich mir vorstellen konnte.
Also nickte ich und schloss sein Gesicht zwischen meine Hände, bevor ich ihn so leidenschaftlich küsste, dass jeder Adlige vor Scham errötet wäre.
Doch ich hatte diese Berührung gebraucht, denn der Tote war wieder Auferstanden.
„Ja. Ich werde deine Frau."

Ich glaube diesen Moment haben sich alle so herbei gesehnt, obwohl man ja bei Ash's Tod total ausgerastet ist :,) ich hoffe ihr seid happy und bleibt gespannt dran
Denn ab jetzt ist Asher immer dabei! Aber denkt nicht, dass jetzt ein langweiliges, perfektes Leben eintritt^^
Bis bald
Tala

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