2 باب

Ash hatte sein Wort gehalten.
Am Abend des nächsten Tages hatte ich, sitzend auf einer Sänfte, welche nur aus einem schlichten Stuhl und Hebeln bestand, extra für mich erstellt, und mein Mann unseren Sohn beerdigt.
Ausserhalb der Mauern, am Fusse eines Baumes.
Es war ein kleines Grab, für einen kleinen Menschen.
Doch als ich mich schmerzhaft erhoben hatte und Ash mich gestützt hatte, während ich Rosenblätter auf das Grab legte, fühlte ich mich etwas besser.
Trotzdem hatte ich auf dem Weg ins Schloss erneut weinen müssen.
Ich weinte so viel, dass meine Augen aufschwollen als wären sie Kugeln.
Ich trank brav die Milch mit Mohnsamen und liess mich waschen. Sogar wenn ich mich entleeren musste, brauchte ich Hilfe.
Doch meine Zofen erledigten das ohne zu Murren.
Ich sah viele, die sehr berührt von meinem Verlust waren und Kaya, die mir schon fast eine Freundin war, hatte sich getraut, mir ihr Beileid auszusprechen.
Ich hatte ihr gedankt, doch Worte von anderen Menschen brachten meinen Sohn nicht zurück. Nichts tat das.
Und das wäre das Einzige gewesen, was mich wieder glücklich gemacht hätte.
Ich merkte, dass viele einen Bogen um mich machten, da sie Angst hatten beschuldigt zu werden, falls ich doch noch plötzlich sterben sollte.
Das war auch gut so, ich wollte alleine sein.
Auch Ash hielt die Minister von uns fern, obwohl sie dringend zu einer Konferenz mit mir rieten.
Die nächsten Tage gehörten nur unserem Sohn und uns zwei.
Ash war oft bei mir, las mir vor oder hielt mich einfach nur in den Armen.
Ich schlief auch oft schlecht, sah immer wieder die Federn auf meinem Blut schwimmen und wachte dann weinend auf.
Doch Ash war immer da.
Und wenn er gerade seinen Pflichten nachkommen musste, sass Amora neben mir.
Meine beste Freundin hatte mit mir geweint und mich danach wieder aufgemuntert. Sie hatte ein gutes Gespürt für Menschen und kam ohne ihren Sohn, wenn sie mich besuchte.
Und das tat sie oft, denn etwas anderes als im Bett rum zu liegen tat ich nicht. Die Ärzte hatten Angst, dass die Wunde sich sonst entzünden könnte und nicht schön vernarbte.
Also lag ich da, Tag ein und Tag aus mit meinen Gedanken gefangen in einem Raum voller Erinnerungen.
So ein Tag war auch heute wieder.
Es waren mehrere dutzend Tage vergangen und die Zeit des Aufrüsten vor dem erneuten Krieg neigte sich dem Ende zu. Sagten zumindest meine Zofen, die mir immer alles zu erzählen versuchten.
Doch Amora hatte etwas anderes mit mir vor.
Sie platzte noch herein, als Asher sich ankleidete und musste verlegen auf den Boden starren, bis er belustigt an ihr vorbei ging und sich seiner Arbeit widmete.
Sie hatte es so tatsächlich geschafft, mich kurz zum Lachen zu bringen.
„Aufstehen. Jetzt."
War ihr einziger Kommentar, als sie mich nun sah.
Ich runzelte de Stirn und schüttelte den Kopf.
Die Decke über mich ziehend, nuschelte ich: „Ich will lieber im Bett bleiben..."
Sie schüttelte den Kopf und hielt mir ein Spiegel vors Gesicht.
„Du vergisst dass du eine Königin bist. Königinnen werden angezweifelt, sobald sie auch nur ein wenig Schwäche zeigen."
Sie deutete auf den Spiegel und linste selbst kurz rein.
„Siehst du dich, Daya? So sehen dich deine Bediensteten. Und diese tratschen. Erst recht gegen Geld. Noch getraut sich niemand, doch bald werden sie Asher zu einer neuen Frau drängen, wenn du nicht etwas unternimmt."
Ich schüttelte nur matt den Kopf und betrachtete mich.
Eine fahle Haut spannte sich über ein Gesicht, das zu wenig Nahrung zu sich genommen hatte.
Schmerzen standen in meinen sonst leuchtenden Augen und dunkle Schatten umrahmten meine Augen.
Meine gewaschenen Haare standen nach allen Seiten ab und meine Lippen waren von den salzigen Tränen ausgetrocknet und rissig.
So sah eine Königin wirklich nicht aus. Doch das wollte ich auch nicht mehr sein. Eigentlich wollte ich nur noch in das Licht zurück zu meinem Sohn.
Also schlug ich die Lieder nieder.
„Ich kann nicht. Ich will nicht."
Amora schüttelte leicht angesäuert den Kopf.
Energisch zog sie die Bettdecke zurück und liess mich mit einem weissen Leinenkleid zurück.
„Nein. Ich lasse nicht zu dass du dich selbst verlierst, Daya! Du hast dasselbe für mich getan, und jetzt bin ich an der Reihe, dich zu retten."
An meinen Händen zog sie mich widerwillig auf die Beine und setzte mich auf einen Stuhl vor den grossen Zimmer meiner Kammer.
„Ich habe erlebt wie du als Sklavin gekauft wurdest und schau, zu was du dich gemacht hast. Ich lasse nicht zu, dass es dir wieder genommen wird."
Ich schwieg und sie begann, meine Haare zu kämmen und mich im Gesicht mit Farbe zu schmücken.
Sie machte das gut, ich sah beinahe schon gut aus, mit den rosigen Wangen und den schwarzen Wimpern, die sie mit Kohle angemalt hatte.
„Und jetzt ziehst du ein Kleid an. Danach zeigst du dem ganzen Hof, dass Daya zurück ist. Du kannst dich nicht für immer hier verstecken."
Ich schwieg noch immer, wehrte much allerdings nicht.
Ich wusste wie stark ich auftreten musste, wenn ich diese Schutzhöhle hier verliess. Und ich hatte grosse Zweifel daran, dass ich das aushielt.
Trotzdem stand ich auf und liess mir ein schwarzes Kleid anziehen.
Es fiel weit hinab, sodass mein Bauch nicht abgeschnürt wurde und hatte weite Rüschen an den Armen.
Der Stoff glänzte und den schwarzen Schleier, den sie mir kunstvoll an die Haare steckte, signalisierte meine Trauer.
So wie es angemessen war.
Als sie mich schliesslich vor den Spiegel stellte, sah ich wieder aus wie eine Lebende.
Von aussen. Innerlich fühlte ich mich immer noch tot.
„Daya, sieh mich an."
Sagte sie, als ich die Hand nach dem Ring an der Türe ausstreckte, um sie aufzustossen.
„Danke."
Sagte ich und sie lächelte leicht.
„Du allein magst dir zwar deine Zukunft erschaffen, doch zerstören kann sie jeder. Also sorge dafür, dass sie es nicht schaffen."
Ich nickte nur und verliess dann das Zimmer.
Das würde ich tun, das würde ich versuchen.
Als ich auf den Gang trat, richteten sich sofort alle Blicke der Spazierenden auf mich.
Ob sie absichtlich jeden Tag vor meiner Türe lauerten oder ob sie der Weg hierher verschlagen hatte, oder ob sie einfach nur Bedienstete waren die ihre Arbeit verrichteten, wusste ich nicht.
Denn ich würdigte sie keines Blickes.
Natürlich wäre es gut gewesen, wenn ich lächelnde Blicke verteilt hatte.
Doch ich war nie eine Heuchlerin gewesen und fing jetzt auch nicht damit an.
Sie sollten meine Trauer sehen und darin meine Stärke erkennen.
Ich wollte mir, wie es meine Angewohnheit war, beruhigend über den Bauch streichen.
Doch dieser war nicht mehr da.
Meine Hand zuckte zurück und schnell verschränkte ich edel die Hände, sodass Niemad etwas merkte.
Ich atmete tief ein und reckte dann das Kinn etwas.
Ich würde Ash suchen. Und seine Minister. Ich hatte etwas zu verkünden. Sie alle hatten aus Anstalt bisher nicht nach meinen längst entflohenen Angreifer gefragt, auch wenn es klar war, wer es gewesen war. Ich würde es ihnen nun bestätigen.
Ich lief langsam und meinen Schmerz unterdrückend durch die Flure und tolerierte die artigen Verbeugungen oder die freundlichen Begrüssungen.
Als ich vor dem Saal ankam, in welchem ich erstochen wurde, winkte ich den Wachen zu, die Türen zu öffnen.
Das letzte Mal als ich das getan hatte, war als ich Ash die frohen Neuigkeiten überbracht hatte.
Ich biss mir fest auf die Zunge, damit ich nicht erneut weinte.
Dann trat ich ein und erwischte die Minister und Ash mitten in einer Kriegsbesprechung.
Die Männer hatten sich geschäftig über die Karte des osmanischen Reichs gebeugt und hoben den Kopf erstaunt. Einige hatten mich noch gar nicht gesehen und schoben gedankenversunken kleine Spielfiguren auf der Karte herum.
Ich stand nur da und starrte auf den Ort, an welchem ich gelegen hatte.
Ich erkannte die Sonnenstrahlen und es war, als fühlte ich den Schmerz erneut.
Ich bekam gar nicht mit, was die Männer die den Raum mit mir teilten sagten.
„Daya."
Hörte ich dann entfernt Ashers Stimme an mein Ohr dringen und zuckte unmerklich zusammen.
„Verzeiht die Störung. Doch ich möchte mich zu meinem...Erlebnis äussern und wissen, wie ihr den Krieg weiter plant."
Ich reckte das Kinn und behielt die Hände vor dem Bauch gefaltet. So konnte niemand mein Zittern der Angst erkennen.
„Bist du dafür bereit?"
Fragte mich mein Mann und kam mit gerunzelter Stirn auf mich zu, während er sich durch die Haare strich.
Die Minister sahen mich ebenfalls zweifelnd an.
„Ich würde mich gerne setzen."
Meinte ich nur und in meiner Stimme klang nichts von einer Bitte mit. Ich hatte den fröhlichen Lebensfunken verloren, für immer, oder diese Zeit. Das wusste ich nicht.
„Natürlich, Majestät, nehmt meinen Stuhl."
Ein Minister mit langen, gezwirbeltem Bart, gleich zur Linken des Königsstuhles am Tischende, erhob sich und schon mir den Stuhl hin, sodass ich mich mit dem breiten Kleid darauf setzen konnte.
Es zog schmerzhaft in meinem Bauch durch diese Bewegung, doch ich liess mir nichts anmerken.
„Ich danke euch." meinte ich nur und winkte kurz mit einer Hand.
Sofort setzten sich die Kriegsherrn wieder und warteten auf den weiteren Verlauf.
Ich hätte erwartet mit Ash alleine zu reden, doch als er sich ebenfalls an den Tisch setzte und unter dem Tisch nach meiner Hand griff, wurde mir klar, dass die Minister nicht gehen würden.
Sie würden alles mitverfolgen und sich ihre Meinung bilden.
Sie waren die Stütze im Rücken des Königs und sie würden keinen schwachen König unterstützen, der den Wünschen seiner Frau erlag.
Das musste ich akzeptieren. Doch trotzdem wollte ich ihnen nicht alles erzählen.
„Wenn ihr erlaubt Majestät, ich bin der Kommandant der Palastwache."
Stellte sich ein Mann mit einem weissen, ovalförmigen Turban vor, der in einer ebenso weissen Uniform mir gegenüber sass.
Ich neigte kurz den Kopf und blinzelte unter dem Schleier heraus, der die Welt passend in einen schwarzen Schatten stellte.
„Wir sahen den Minister kurz nach seinem Attentat mit einem Beutel das Schloss verlassen. Natürlich ahnten wir nicht, was er getan hat, deswegen liessen wir ihn passieren. Er ist bis heute nirgends in der Stadt aufgetaucht, ich habe ihn überall suchen lassen."
Mit einem Blick auf den König fügte er hinzu.
„Natürlich unauffällig."
Ich nickte langsam und starrte auf die Tischplatte.
„Wisst ihr noch, wie es passiert ist, meine Königin?"
Fragte mich der Mann dann vorsichtig.
Die ganze Aufmerksamkeit lag auf mir.
Selbst Ash hatte noch nicht mit mir darüber geredet.
Ich nickte langsam.
„Ein kleiner Botenjunge verkündete mir die Rückkehr meines Gemahls verkündet und dass er mich in diesen Saal sehen wollte."
Ich linste zu Ash, dessen Hand kräftig zudrückte und dessen Muskeln verspannt waren.
„Ich folgte ihm und in meiner Euphorie habe ich zu spät erkannt, dass sich nur Ardon hier befand.
Ich fragte ihn, wo Der König sei, doch er..."
Ich atmete tief ein und unterdrückte das Brennen in meinen Augen mit aller Kraft, welches aufsteigende Tränen ankündigte.
„Griff mich an und liess mich liegen."
Sprach ich zu ende, kurz und knapp.
„Hat er irgendetwas zu euch gesagt, Majestät, wieso er euch angegriffen hat? Wie mir scheint hat er immer zu euch und auch eurem Vater gestanden, als loyaler Diener."
Ich nickte langsam und verzog verächtlich das Gesicht.
Ja, ich hatte ihn ebenfalls als meinen Freund angesehen.
Er kam ebenfalls von der Strasse, genau wie ich. Ich hatte gedacht das verbünde uns, doch ich hatte mich geirrt.
„War ein Spion der Perser? Strassenkinder werden oftmals rekrutiert um..."
„Nein."
Unterbrach ich den Mann und sah mit starkem Blick nach vorne.
„Tatsächlich hatte er nach dem Willen meines Vaters gehandelt. Nun, nicht ganz."
Ich blickte in die Runde. Ernste und zweifelnde Blicke trafen auf mich.
„Mein Vater hat lange Krieg gegen Tadmor geführt, er stand in einem schlechten Verhältnis zur Königsfamilie dort."
Begann ich und sah kurz zu Ash. Er wusste, dass er und sein Vater damit gemeint waren.
„Mein Vater war nie wirklich einverstanden damit, dass ich Ash zu meinem Mann und dem König von Anatho mache. Er sagte Ardon im Vertrauen einst, dass er niemals zulassen dürfe, das einer mit dem Blute Tadmors auf diesem Thron sitzen dürfe.
Ash war unerreichbar für ihn, doch sein Kind nicht."
Ich senkte den Kopf und atmete tief ein.
„Er war es auch gewesen, der die Attentäter in die Bäder gelassen hat, auf dass man sie für Spione Tadmor's hielt und ich Asher nicht mehr heiraten durfte. Was auch aufging."
Der Mann, dessen weisser Turban viel zu gross für sein schmales Gesicht war, starrte mick schockiert an.
„Tötete er etwa auch unseren alten, geliebten König?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, das hätte er nie getan. Er wusste auch nicht, wie das hatte geschehen können."
Betretenes Nicken.
„Hat er euch ein Ziel genannt? Wohin er wollte?"
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Vielleicht kann ich da helfen."
Die Türe ging auf und Muhammad kam hinein.
Und unter seinem schweren Griff wand sich...

Ja, wer? Seid ihr gespannt? Hehe ich hoffe ihr freut eich auf die kommenden Kapitel und kommentiert fleissig!
Love you Tala

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