Braut, Gefährtin oder doch nur eine Twyst?
Kapitel 3
Dawn
Geknickt und mit hängenden Schultern war ich gerade wieder dabei, den Flur in Richtung des Bürgerzentrums zu nehmen, um mich meinem Schicksal ergebend auf der unbequemen Wartebank einzufinden, als mich „Tommy Komma Praktikant" fast umrannte. Ich grinste in mich hinein, weil mich diese Bezeichnung für ihn doch noch aufmunterte. „Tommy Komma Praktikant". Das war witzig und ich hatte heute wirklich nicht viel gehabt, über das ich mich freuen konnte.
„Da sind Sie ja! Sie müssen mitkommen!"
Ich runzelte die Stirn. Er klang sehr aufgeregt. Zu aufgeregt, wenn ich genauer darüber nachdachte.
„Was? Wieso?"
Er schüttelte den Kopf. „Darf ich nicht sagen, erst wenn beide Ergebnisse ausgewertet sind, aber Sie müssen jetzt schon mal mit mir kommen", drängte er und überschlug sich fast vor Aufregung.
Es begann in mir zu dämmern. Oh, beim Umbruch ... Nein.
Barbara hatte gemeint, der Test für einen vampyrischen Gefährten ginge schnell. Wenn sie jetzt so ein Aufheben machten, dann ... Er war positiv. Scheiße.
Ich erstarrte und verfiel ähnlich heftig in Panik wie der Praktikant – wenn auch aus ganz anderen Gründen. Das konnte nicht stimmen. Das musste ein Fehler sein! Meine Tests waren negativ! Sie mussten negativ sein! Diese Verfahren waren doch nur geschaffen worden, um den Anschein zu erwecken, dass Mischlinge irgendwie gleichberechtigt mit den anderen Angehörigen der alten Völker waren!
Eine reine Formalität. Es gab sogar Gerüchte, dass kein Mischling ehrlich getestet wurde und alle einfach ein „Negativ" erhielten, anstatt auf die formelle Ablehnung des Gefährten zu warten. Es war verrückt zu glauben, dass das Schicksal ausgerechnet eine Twyst einem reinrassigen Vampyr oder Fee zuordnen würde. Ich hatte noch nie davon gehört, dass es tatsächlich einmal passiert wäre, und wenn ich mir „Tommy Komma Praktikant" so ansah, dann war er nicht weniger überrascht.
„Das muss ein Fehler sein!", entfuhr es mir.
Der Junge nickte nervös, schien aber dennoch entschlossen. „Sie müssen trotzdem mitkommen."
Scheiße. Ich würde da nicht einfach so herauskommen. Ich folgte Tommy wie paralysiert den Gang zurück in den Raum mit den ganzen Schaltern und dann die Treppe des alten Gebäudes nach oben, wo sich ein Büroraum an den nächsten drängte. Auf dem Gang standen einige Menschen und Mitarbeiter des Bürgerzentrums, die mich ansahen, als wäre mir spontan ein zweiter Kopf gewachsen.
Zum Glück arbeiteten in den Bürgerzentren keine Vampyre oder Feen, vor denen ich mich wohl tatsächlich in Acht nehmen müsste. Alle diplomatischen Schnittpunkte zwischen den alten Völkern oder auch nur zwischen einer der Gruppierungen und den Sterblichen wurden stets mit Menschen besetzt, die eine gewisse Neutralität versprachen. Zudem würde sich weder ein Vampyr noch ein Fee dazu herablassen, einem so normalen Beruf nachzugehen. Vertreter der alten Völker sah man zwar hier und da mal in der Stadt, aber in der Regel hatten sie wesentlich höhere Posten inne.
Besonders die Feen mieden die Menschen und blieben unter sich, weil sie schlicht nicht die Nähe der Sterblichen suchen mussten wie die Vampyre, die menschliches Blut zum Überleben brauchten. Doch das alles im Kopf durchzuspielen, lenkte mich nicht genug von der Tatsache ab, dass ich eine „Braut" war. Eine vom Schicksal auserwählte Gefährtin für einen Vampyr, den ich weder kannte noch wollte!
Vielleicht war es komisch, dass ausgerechnet ich Vorbehalte gegen Vampyre hatte, aber ich spürte, wie ich jetzt bereits langsam die Nerven verlor. Allein der Gedanke, einem von ihnen gegenüberzustehen, holte alte Alpträume wieder in mir hoch. Zu viele Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf und keines davon war besonders schön. Ich sah Blut, hörte Schreie und spürte das Brennen in meiner Kehle, als sich die ersten Tränen in mir hinaufkämpften. Wie damals. Damals, als ich in der Blutlache meiner Mutter saß, verzweifelt schrie und versuchte, sie wieder wachzurütteln. Ich schüttelte mich schnell, um die Erinnerungen zu vertreiben, und versuchte, mich an dem Hier und Jetzt festzuhalten. Doch genau dieses Hier und Jetzt war ja das, was mich erst in diese Situation gebracht hatte, wieder in mein altes Kindheitstrauma zu stolpern wie ein einbeiniger Clown. Scheiße.
„Bitte nehmen Sie hier Platz. Der Chef des Bürgeramtes wird bald hier sein und Ihnen alles erklären", versprach Tommy und öffnete die Tür zu einer Art Lounge, die ganz anders war als der Wartebereich unten bei den Schaltern. Hier gab es keine Holzbänke, sondern lederbezogene Sitzecken mit fein lackierten Tischen davor, die allesamt sehr unbenutzt aussahen, aber dennoch edel wirkten. Jemand musste dafür sorgen, dass dieser Raum immer perfekt aussah.
Ich blieb vor dem Raum stehen und starrte ihn an, als hätte sich die Hölle vor mir aufgetan. Es war wahr. Ich war positiv getestet worden und irgendein Vampyr würde kommen, um mich mitzunehmen. Ein Vampyr, der mich wahrscheinlich genauso verachten würde, wie mich alle Mitglieder der alten Völker verachteten, und ich wollte mir gar nicht vorstellen, was er mir antun könnte.
Hier in Irland gab es nur wenige offizielle Vorfälle, die tatsächlich bestätigt worden waren, aber es geschah auch hier: Vampyrmischlinge, die sich an einen ihrer Artgenossen verkauften, weil sie keine andere Wahl hatten, und von da an wie Spielzeuge behandelt wurden, die man ausbeuten, abschlachten und nach Belieben weitergeben konnte.
Offiziell verboten die ansässigen Vampyrenklaven so etwas natürlich und die Mischlinge hatten gewisse Rechte auf der Insel. Man gab sich fortschrittlich. Doch wie viel davon wirklich mehr war als bloße Worthülsen unter Gesetzestexte, wollte ich gar nicht so genau wissen. Es gab viele Gerüchte von Vertuschungen, um die menschliche Bevölkerung ruhig zu halten. Geschichten von Leichengruben inmitten der Blutviertel und Leichenratten, die in den Gassen auf ihre nächsten Opfer lauerten. Blutorgien und andere Horrorgeschichten, die wahrscheinlich näher an der Wahrheit waren, als die Zeitungen es zugeben würden.
Ich musste es wissen, denn meine Mutter war eine solche Mischlingssklavin gewesen, die an einen hier ansässigen Vampyr verkauft worden war. Feenmischlinge waren für Vampyre eine wahre Delikatesse, und so hatte meine Mutter in den ersten Jahren als Bluthure gedient, bis sich einer der Vampyre dazu entschloss, sie „zur Zucht zuzulassen". Es war ein grausames Spiel gewesen, und meine Mutter hatte immer versucht, mich davor abzuschirmen, doch ich hatte meine Akte einsehen dürfen, als man mich aus dem Waisenhaus entließ.
Ich wusste, wo ich herkam. Ich wusste, durch was ich entstanden war, und ich wusste, dass die Welt der alten Völker nichts Gutes für mich bereithielt. Schon gar nicht die der Vampyre. Die Menschheit schien es viel zu oft zu verdrängen, aber Vampyre waren Raubtiere, die in ihnen nur Nahrung sahen, und den Feen waren sie schlichtweg gleichgültig, was mit den Sterblichen passierte. Keiner der beiden Spezies würde mich gut behandeln, aber vor den Vampyre fürchtete ich mich am meisten. Denn ob Braut oder nicht, diese Tests bedeuteten den alten Völkern nicht viel. „Auserwählte Gefährtin" mochte nach etwas Glanzvollem klingen, aber man konnte diese schicksalhafte Zuordnung auch schlicht ignorieren. Die Vampyre taten es häufig, weil sie keinen Respekt vor den alten Göttern hatten, aber auch die sonst so das Schicksal fürchtenden Feen missachteten das Gesetz ihrer Heiligen gerne.
Dass ich von diesem Vampyr aber nicht sofort abgelehnt wurde, konnte nichts Gutes bedeuten. Wollte er mich verkaufen? Freute er sich auf seinen Feensnack? Hatte er mich überhaupt bereits offiziell akzeptiert?
Mir gingen Tausende Fragen durch den Kopf und nur eines wusste ich mit Sicherheit: Ich wollte das nicht, also tat ich das, was ich immer tat, wenn ich mich einer Situation gegenüber sah, die mich vermutlich den Kopf kosten könnte. Ich rannte.
Also zumindest wollte ich das tun, wären meine Füße nicht wie festgeklebt am Boden und würden sich meine Muskeln nicht einfach weigern, mich auch nur einen Schritt voranzutreiben. Erst das sanfte Schieben von Tommy, das ich an meinem Rücken spürte, brachte mich dazu, mich wieder aus meiner Trance und den bösen Erinnerungen zu befreien, die ich glaubte, schon vor Jahren hinter mir gelassen zu haben. Ich hatte Schlimmes erlebt, ja, aber wer auf dieser Welt hatte das nicht? Ich hatte nie zu den Leuten gehören wollen, die so etwas als Ausrede benutzten, ständig vor irgendwas davonzurennen. Also drängte ich den Fluchtgedanken zurück – weit gekommen wäre ich eh nicht–, und wartete darauf, dass „Tommy Komma Praktikant" die Tür hinter mir schloss und ich mich hier alleine wiederfand.
Ich betrachtete die Sitzgelegenheiten und entschied mich für eine Eckbank in der hintersten Ecke, während ich mein Handy herauskramte und Holden schrieb, dass ich heute wohl nicht zur Arbeit kommen würde. Zwar brachte mir mein Job beim Fahrrad-Kurierdienst nicht viel ein, aber ich war auf ihn angewiesen und konnte nur hoffen, dass mein Boss mir diesen Fehltag verzeihen würde. Ich war nie krank gewesen und er wusste, dass ich das auch nicht werden konnte, also war diese Ausrede schon mal dahin. Holden mochte ein rassistisches Arschloch sein, der mir sogar noch weniger von dem Hungerlohn gab als meinen Kollegen, aber er war nicht blöd. Er wusste um die Eigenarten meiner Mischlingsherkunft, also tippte ich eine kurze Nachricht, dass mir im Bürgerzentrum etwas dazwischen gekommen war, und war zuversichtlich, dass ihm das genügen würde.
Eigentlich sollte es mir Sorgen bereiten, dass ich ein Tagesgehalt verlor, besonders weil ich nur anteilig meine Rationen erhalten hatte, aber als ich mich auf die Bank fallen ließ und feststellte, wie weich sie war, hatte ich andere Sorgen. Ich war die Braut eines Vampyrs. Das war so absolut unvorstellbar, dass ich nicht mal den Gedanken zuließ, es könnte stimmen. Es musste sich um einen Fehler handeln, und als ich Google bemühte und einen Wikipediaartikel zu den Gefährtentests durchlas, fand ich auch eine Angabe zu einer gewissen Fehlertoleranz. In null Komma null vier Prozent der Fälle war der Bräutetest über einen Blutstropfen falsch positiv. Also war es tatsächlich ein Fehler. Das musste es sein, denn ich fand auch eine Aussage darüber, dass seltene Dreifachmischlinge, wie ich einer war, genauso wie Menschen gar nicht die Braut eines Vampyrs sein konnten. Dafür besaßen wir zu wenig vom Blut der alten Völker in uns. Noch nie war jemand wie ich positiv auf irgendwas getestet worden. Wir waren so selten, dass es vor ein paar Jahrhunderten noch hieß, unsere Existenz sei ein Spuk, eine verdammte Metapher, und wenn es doch mal einen gab, wurde er für einen bösen Geist gehalten und lieber schnell beseitigt. Ich klickte aus purer Langeweile auf die Verlinkung innerhalb des Artikels, die meine Art beschrieb.
Erst als die Genetik entwickelt wurde, erkannte man uns überhaupt als eine Sondergruppe der Mischlinge an. Eine Laune der Natur, denn eigentlich konnten Feen und Vampyre keine Nachkommen miteinander zeugen. Lediglich durch die Vermischung mit den Menschen war es möglich, und man vermutete, dass die Vermischung von zwei Halblingen eine Twyst ergab. Nicht dass ich das bestätigen konnte. Ich hatte keine Ahnung, wer mein Vater war, und erinnerte mich kaum an meine Mutter. Aber laut Akte musste sie ein Feenhalbblut gewesen sein. Ich war eine Mutation. Eine, die kaum Bestand hatte. Wie allen anderen Mischlingen prophezeite mir der Artikel, bis an mein Lebensende kinderlos zu bleiben. Was wiederum erklären sollte, warum die wenigen Mischlinge, die positiv auf einen Vampyr oder einen Fee getestet wurden, angeblich nie abgeholt, also abgelehnt wurden. Doch ob das tatsächlich so war, konnte niemand seriös beantworten.
Ich verdrängte den Widerspruch der angeblichen Unfruchtbarkeit aller Mischlinge durch meine bloße Existenz und nahm mir vor, der Wissenschaft in dem Punkt mit der Fehlertoleranz zu glauben. Nichts würde sich verändern. Ich würde mein Leben wie geplant weiterleben können. Ich erlaubte es mir, mich für einen Moment zu entspannen, als die Tür aufging und ein großer Mann eintrat, dessen Körpervolumen mir verriet, dass er wohl schon seit Jahrzehnten nie ein Fitnessstudio von innen gesehen hatte. Sein lichter werdender Haaransatz und seine ernsten wulstigen Lippen sagten mir dennoch, dass ich es hier nicht mit einem gemütlichen Zeitgenossen zu tun hatte. Vielleicht aber kam dieses Vorurteil in mir auf, weil ich den Anstecker an seinem Revers schon beim ersten Blick bemerkt hatte. Ich biss die Zähne zusammen. Der Anstecker zeigte die Erdkugel und darauf die große Nummer siebzehn.
Er war ein Verfechter des siebzehnten Zusatzartikels des Weltkomitees. Ein Artikel, der gerade einmal sieben Monate wirklich existiert hatte, bis die alten Völker intervenierten und ihn wieder rückgängig gemacht hatten. Nicht, dass es irgendetwas geändert hätte, dass die Menschen sich offiziell als eigenständige Spezies ausgerufen und sich von den alten Völkern unabhängig erklärt hatten. Die Sterblichen waren bestenfalls Diener und schlimmstenfalls Futter. Dass die alten Völker sie ihre Nationen gründen ließen, sollten sie nicht mit Unabhängigkeit verwechseln. Es war, als würde man einen Ameisenhaufen in seinem Vorgarten akzeptieren, weil es einem schlicht egal war, was sie taten. Die Feen und Vampyre herrschten über diesen Planeten, nicht die Sterblichen.
Der siebzehnte Artikel war ein einfältiger und lächerlicher Akt der eigenen Selbstüberschätzung gewesen. Ja, in den letzten zweihundert Jahren hatte die menschliche Zivilisation gewaltige Schritte nach vorne gemacht: Medizin, Forschung, Internet und alles andere. Aber seien wir doch ehrlich, sie standen dennoch nicht auf derselben Stufe wie die Vampyre oder Feen mit ihren unendlichen Lebensspannen, die die Menschheit seit ihrer Entstehung immer nur als Arbeiterspezies betrachtet hatten.
„Miss Sutterland, ich bin Petha Grece, der Leiter des Bürgerzentrums. Darf ich Ihnen etwas bringen lassen? Ein lauwarmes Glas Blut oder ein Stück Ambrosiakuchen vielleicht?", fragte er äußerst freundlich. Etwas, was ich mit einem Stirnrunzeln quittierte, da ihm doch genauso wie mir klar sein musste, dass dies alles nur eine Scharade war. Aber die Aussicht auf ein richtiges Stück Ambrosiakuchen und einem warmen Glas Blut zwangen mich schier dazu, sein Angebot anzunehmen. Ich musste alles mitnehmen, was ich kriegen konnte. So etwas wie Stolz hatte ich mir noch nie leisten können. Also nickte ich, und Petha schnippte jemandem auf dem Flur zu und trieb ihn dazu an, mir beides zu besorgen. Ob ich wirklich Ambrosiakuchen erhalten würde? Ich hatte noch nie welchen gekostet, nur das Ambrosiabrot, das ich abgepackt zugeteilt erhalten hatte. Selbst das hatte mich schon immer in heiße Verzückung versetzt, wenn es auf meiner Zunge zergangen war. Wirkliche Feen aber würden das Brot wohl nie anfassen, weil es tatsächlich nur sehr wenig von der schwer zu züchtenden Ambrosiafrucht enthielt.
Petha strahlte mich daraufhin an, als würde ich ihm eine Provision bescheren. Vielleicht war es ja so. „Bitte verzeihen Sie die Unordnung hier, aber das ist das erste Mal, dass jemand positiv getestet wurde und wir sind nicht wirklich darauf vorbereitet."
Ich nickte wieder, obwohl mich seine überschwängliche Freundlichkeit weiter stutzig machte. Sollte das etwa heißen, dass ich tatsächlich angenommen wurde? „Wurde er informiert?", fragte ich sehr zögerlich.
Der Leiter des Bürgerzentrums nickte vergnügt. „Natürlich. Alles nach Vorschrift. Er wird in ein paar Stunden hier eintreffen. Ich bitte, die lange Wartephase zu entschuldigen, aber der Botschafter kommt direkt aus der weißen Stadt."
Was? Moment. Ich blinzelte einige Male verwirrt und dachte darüber nach, in meinem Kopf etwas verwechselt zu haben. Die weiße Stadt war die Heimat der Feen, in der sicherlich kein Vampyr je einen Fuß gesetzt hatte, und den Titel Botschafter erhielten auch nur besonders hochstehende und altehrwürdige Anhänger dieser Spezies, die als direktes Sprachrohr des Unendlichen, dem König der Feen, dienten.
„Ähm. Tut mir leid, ich dachte, der Brauttest sei bei mir positiv gewesen. Das Ergebnis kam doch so schnell und am Schalter meinte die Beamtin, dass ..."
„Oh ja, der war auch positiv, aber da handelt es sich sicher um einen Fehler", erklärte der Mann und blieb immer noch ganz ruhig, während ich kurz davor war, komplett auszuflippen.
Die Tür zum Raum ging auf und „Tommy Komma Praktikant" kam herbei und stellte mir tatsächlich ein Stück Ambrosiakuchen vor die Nase, den ich sonst nur aus den Schaufenstern von Delikatessenläden kannte. Dazu eine dampfende Tasse von frischem, wunderbar lecker duftendem Blut. Das war unfassbar. Das war wohl die teuerste Mahlzeit, die ich je erhalten hatte, und ich starrte darauf wie eine Heroinsüchtige auf ihren nächsten Schuss, während ich zweimal schluckte, um meinen Speichel zurückzuhalten.
Meine Synapsen drehten durch, als ich fast ehrfürchtig die kleine Gabel benutzte, um etwas von dem Kuchen abzuteilen. Währenddessen sprach Petha weiter, auch wenn ich nur die Hälfte davon verstand. Meine Sinne waren gefesselt davon, wie unfassbar weich die Gabel durch den lockeren Teig glitt. Ich hatte in meinem Leben noch nie so einen intensiven Geruch von Ambrosia wahrgenommen. Wie das erst schmecken musste ...
„... Fehlerquote ... beides sein", war alles, was es schaffte, durch diesen Nebel zu dringen, und selbst darauf konnte ich kaum reagieren. Ich führte die Gabel, beladen mit Ambrosiakuchen, zu meinem Mund und war mir ziemlich sicher, dass ich einen sofortigen Orgasmus erlebte, als der Kuchen auf meine Zunge traf. Beim Umbruch!
Der Geschmack war atemberaubend und die Energie, die die Ambrosia lieferte, wurde hungrig von meinen Feenzellen aufgenommen. Die Magie darin explodierte regelrecht. Scheiße, das war sogar besser als Sex! Nicht, dass ich das wirklich wusste, aber zumindest war es besser als die Orgasmen, die ich geschafft hatte, mir selbst zu verpassen.
Kein Wunder, dass sich Feen immer so zugeknöpft gaben. Wenn sie das jederzeit haben konnten, dann waren sie auf ein amüsantes Sexualleben gar nicht mehr angewiesen.
„Haben Sie verstanden, Miss Sutterland?"
Ich sah zu ihm auf, wobei sich meine Wangen sofort leicht erhitzten. Ich hoffte stark, dass man mir diesen ... Genuss nicht angesehen hatte. Um meine Feensinne zu dämpfen, griff ich nach der lauwarmen Tasse und trank das Blut in einem Rutsch leer. Die Frische kitzelte meine Vampyrsinne ebenfalls, aber das war bei weitem nicht so gut wie dieses Stück Ambrosiakuchen. Besser als das Zeug in den Tetrapacks, aber nicht orgasmusreif.
„Was?", fragte ich, als ich die Tasse wieder abgestellt hatte.
„Der Bräutetest war scheinbar fehlerhaft. Es gibt da eine kleine Fehlerquote, im Gegensatz zum Gefährtentest der Feen, der absolut fehlerfrei ist. Und da Sie schließlich nicht die vom Schicksal erwählte Frau von zwei Angehörigen der alten Völker sein können, schon gar nicht aus beiden Lagern, muss der Erste ein Fehler sein."
Ich erstarrte anhand dieser Logik und in meinem Kopf ratterte es. Das. Konnte. Doch. Nicht. Wahr. sein. „Soll das heißen, dass tatsächlich beide Tests positiv waren?", fragte ich dämlicherweise noch einmal nach und als der Mann nickte und dann beschwichtigend die Hände hob, wurde mir ganz flau im Magen.
„Es wird sich schon klären. Ihr Gefährte ist schon auf dem Weg hierher und falls Ihr Bräutigam schneller sein sollte, werden wir ihn selbstverständlich nicht zu Ihnen lassen. Wir wollen doch keinen diplomatischen Zwischenfall verursachen, stimmt's?"
Mir blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen. Mein Bräutigam? Mein Gefährte? Mein Vampyr und mein Fee? Diplomatischer Zwischenfall?
Wenn sie davon ausgingen, dass der Vampyre-Test fehlerhaft war, warum hatten sie auch ihn informiert? Scheiße.
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