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- Vivienne's P.o.V. -
Ich lief die ganze Zeit mit einem Dauergrinsen im Gesicht herum, nachdem David gegangen war. Ich war maßlos glücklich. Als ich in die Küche ging, um mir etwas zu trinken zu holen, schaute mich meine Mutter verstört an.
,,Sag mal, hat dein gruseliges Grinsen etwas mit diesem Jungen zu tun?", fragte sie und grinste. Warte.. hatte sie gerade ernsthaft mit den Augenbrauen gewackelt?
,,Mom!", sagte ich nur, aber ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Da ich dieses Mutter-Tochter Gespräch möglichst vermeiden wollte, ging ich schnell nach oben in mein Zimmer.
Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte, also beschloss ich nach dem Thema Ritzen zu googeln. Im Moment wollte ich nur eines, und zwar die Sucht endgültig zu bekämpfen, damit ich mich besser fühlte. In der 9. und 10. Klasse war diese Ritz-Phase besonders schlimm. Ich habe es nach jeder schlechten Situation getan, weil ich dachte es wäre der einzige Ausweg. Immerhin gab es mir für einen kurzen Moment Freiheit. Ich glaube nicht, dass ich erfolgreich versuche dagegen anzukommen, weil ich reifer geworden war, sondern weil ich eingesehen habe, dass es keine Lösung ist und nur hässliche Narben und Erinnerungen zurückbleiben. Auch wenn ich David Anfangs nicht kannte und auch jetzt nicht in und auswendig, wusste ich er war einer von den besseren Menschen. Er war der einzige mit meinen Eltern, der mir das Gefühl gab wichtig zu sein.
Im Internet stand wie ich es mir schon denken konnte, dass man sich Hilfe holen sollte. Jedoch stieß ich dann auf eine andere Antwort in einem Forum. Die Person schrieb : ,,Ich habe es durch einen 'Anker'daraus geschafft. Such dir jemanden zum Reden, der für dich da ist. So konnte ich die Sucht bekämpfen."
Die Aussage regte mich zum nachdenken an. Auch wenn ich die ganze Zeit das Gefühlt hatte, ich würde übertreiben mit meinen Gedanken gegenüber David, weil ich ihn knapp einen Monat kannte und er mich eine Woche davon ignorierte und ich von ihm sprach, als wäre er mir schon unglaublich wichtig und der beste Mensch in meinem Leben. Ich weiß nicht, ob es egoistisch war sowas die ganze Zeit zu denken und ich hatte Angst, dass es ihm nicht so ging. Ich meine, er hat Freunde. Und irgendwie hoffte ich insgeheim, dass ich mehr für ihn war als nur "Das nervige, Depri-Kind mit dem ich Mitleid habe".
Ich klappte meinen Laptop zu, falls meine Eltern reinkommen würden, und ging in's Bad. Meine Mutter hatte irgendwo so eine Narbensalbe, da ich als Kind ziemlich oft hingefallen war beim spielen. Als ich sie nach ewigem Suchen fand schmierte ich mir sie auf meine Oberschenkel und meine Arme. Da ich eh eine kurze Stoffhose und ein kurzes Oberteil trug, musste ich nicht in Unterwäsche dort sitzen und warten bis sie einzieht. Ich ging wieder zurück in mein Zimmer und schaute auf die Uhr. Es war schon 20:00 Uhr und ich musste noch einiges nachholen was wir in der Schule gemacht hatten.
Egal, ich sage dann einfach, dass ich noch keine Zeit dafür gefunden hatte und es am selben Tag noch tun würde. Ich schaute auf meinen Stundenplan, ja ich konnte mir nicht immer merken was wir für Unterricht hatten, und stopfte meine Mathe-,Deutsch- und Sportsachen in meine Schultasche. Mir fiel auf, dass David und ich jeden Kurs zusammen hatten außer Biologie. Ich hatte unglaublich Lust Morgen auf Sport, besonders weil ich gerade meine Tage habe. Die Ironie hört man hoffentlich heraus. Ja? Gut.
Ich sprang noch schnell unter die Dusche, da ich befürchtete Morgen viel zu faul dafür zu sein. Als ich auch noch meine Zähne geputzt hatte und mein Schlafzeug, das aus einer kurzen Hose und einem Top bestand, angezogen hatte ging ich zurück in mein Zimmer und schaute noch eine Weile 'Scream'. Ich stand eigentlich nicht so auf Horrorfilme und Serien, besonders nicht wenn ich alleine zuhause war, aber Scream war eine Ausnahme. Ich loggte mich am Laptop noch bei Tumblr ein und die Blogs, denen ich folgte waren hauptsächlich welche um das Thema Ritzen und Depressionen. Ich dachte an die Zeit zurück, als ich es jeden Tag tat, dieses Gefühl. Es könnte auch jetzt alles so einfach sein..
Stopp, Vivienne. Hast du gerade ernsthaft an das "gute" bei der Sache gedacht? Ich wollte mich nicht noch mehr reinsteigern, also entfolgte ich diesen Blogs sofort und loggte mich aus. Ich wusste nicht warum, aber ich atmete plötzlich schwerer als vorher. Mein Versuch mich zu beruhigen hatte nach einer Weile geklappt, indem ich einfach nur da lag, Musik hörte und meine Augen schloss. Ich merkte, dass ich so langsam müde wurde und auch schon fast einschlief, also schloss ich mein Handy an's Ladegerät und machte das Licht aus.
***
Nachdem mich mein Wecker liebevoll geweckt hatte, lag ich noch ein paar Minuten unter meiner warmen Decke und wollte gar nicht erst aufstehen. Da ich aber wusste, dass meine Mom mich nicht noch einen Tag zuhause lassen würde, stand ich auf. Ich nahm meine Klamotten vom Stuhl und schlürfte in das Bad. Nach meiner langweiligen und ziemlich unspektakulären Morgenroutine, nahm ich meine Schultasche, mein Handy und lief nach unten. Meine Mutter hatte wie immer Frühstück gemacht und mein Vater saß auch am Tisch. Wir sahen uns nicht jeden Morgen, da er oft sehr früh auf die Arbeit fuhr. Ich wünschte meinen Eltern einen ,,Guten Morgen" und setzte mich dazu. Ich hatte nicht mehr allzu viel Zeit, also aß ich mein Toast schnell, zog meine Schuhe an und verabschiedete mich von meinen Eltern. Während ich zur Bushaltestelle lief, steckte ich meine Kopfhörer in mein Handy und hörte Musik. Der Bus hatte mal wieder Verspätung, dafür war er nicht wirklich voll. Ich ließ mich auf einem Sitzplatz nieder und war tief in meinen Gedanken versunken, bis ich eine Haltestelle vorher bemerkte, dass ich die nächste aussteigen muss.
Im Schulgebäude angekommen ging ich wie immer zu meinem Spind um meine Bücher zu holen. Als ich die Spindtür zuknallte stand David plötzlich dahinter. Ich ging erstmal aus Reflex einen Schritt zurück, da ich mich total erschrocken hatte.
,,Oh sorry ich wollte dich nicht so erschrecken. Und Hi", sagte David und umarmte mich zur Begrüßung. Ich murmelte während wir uns umarmten : ,,Du weißt schon, dass uns alle anstarren? Und auch Hi."
Als wir uns lösten antwortete er darauf : ,,Ja, aber das ist mir sowas von egal, was die denken, Kleine." Ich grinste einfach nur und wir gingen zusammen zu Mathe. Natürlich tuschelte wieder jeder und als uns Jonas, Marvin und Marcel entgegenkamen verkniffen sie sich jegliche Bemerkungen, sondern warfen uns nur einen spöttischen, abwertenden Blick zu.
,,Ignorier's einfach", flüsterte er mir leise zu, da wir nebeneinander liefen.
,,Geht nicht", sagte ich als ich sah das Sophie, Adriana und Michelle uns entgegenkamen. Er seufzte und legte seinen Arm um meine Taille, damit ich näher bei ihm war. Ich sah einfach weg als die 3 gerade mal 2 Meter von uns entfernt waren und David sah sie warnend an. Marc stand auch vor dem Mathe Raum und begrüßte uns.
,,Sag mal, läuft da irgendwas zwischen euch?", fragte er grinsend und sah uns mit einem vielsagenden Blick an.
,,Was? Oh Gott nein. Nein..", sagte ich und murmelte den letzten Teil eher vor mich hin, bevor ich auf den Boden sah.
,,Sicher?", fragte er noch einmal.
,,Ja", antwortete ich einfach nur stumpf.
- David's P.o.V. -
,,Was? Oh Gott nein. Nein..", sagte Vivienne und Marc fragte erneut. ,,Ja ", gab sie stumpf von sich.
Autsch.
Ich versuchte zwar, mir nichts anmerken zu lassen, verzog mein Gesicht jedoch trotzdem.Ich war nur der "Kumpel". Marc sah mich mit einem "Shit-Bro" Blick an, aber ich ging einfach schonmal vor in dem Raum. Die zwei folgten mir und ich lächelte sie gezwungen an. Keine Ahnung warum, aber sie bedeutete mir schon nach so kurzer Zeit etwas. Und irgendwie tat ihre Aussage weh.
***
Hellou :§
Whoop whoop 1330 Wörter :D
Ich weiß es macht noch nicht wirklich viel Sinn das zu fragen, da wahrscheinlich keiner Antworten wird, aber findet ihr die Kapitel lang genug/zu lang oder zu kurz? Würd mich über eine Antwort freuen :)
Vielen vielen Dank für 250 Reads *-* !
Ihr seid toll, nicht vergessen <3
Song im Anhang : Eminem - Without me
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