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Heute war der Gerichtstermin und das bedeutete auch, dass ich in einer Woche noch die letzten zwei Wochen zur Schule gehen müsste, bevor die Sommerferien begannen. Meine Mutter hatte mir eine weiße Bluse und eine Hose rausgesucht, die ich so gut es mit Gips ging, anzog . David und den Rest würde ich am Gericht treffen und ehrlich gesagt war ich total nervös. Marvin würde heute nicht mitkommen, zumindest nicht als Zeuge, denn ihn hatte ich nicht angezeigt, weil er mir bewiesen hatte, dass er es ernst meinte. In der letzten Woche hatte ich geübt etwas mit den Krücken zu laufen und mit der Zeit ging es wirklich. Ich humpelte, so gut es ging, die Treppen hinunter und bevor wir losfuhren frühstückten wir noch.

Dort angekommen sah ich schon David mit seiner Mutter, die anderen und Sophie stand unter anderem mit ihren Eltern auch dort. Als ich sie wahrnahm, musste ich hart schlucken. Ich begann zu zittern, als ich an die Situation zurückdachte.

,,Sie wird dir nichts mehr tun", raunte mir mein Freund ins Ohr und ich nickte bloß. Als alle eingetroffen waren, gingen wir hinein und warteten bis wir in den Saal gehen konnten.

Nachdem Lara und Kim lange verhört wurden zur Zeugenaussage, und somit die letzten waren die aussagten, fiel das Urteil.

Sophie musste die Schule verlassen und Jonas, Marvin, Adriana und Michelle kamen mit Sozialstunden davon, mussten sich aber weit von mir fern halten. Ich hatte sogar mitbekommen, dass Adrianas und Michelles Eltern sie zwingen wollten, die Schule zu wechseln. Als ich diese guten Nachrichten hörte, fiel mir ein riesen großer Stein vom Herzen, den ich vorher nicht einmal bemerkte hatte. Trotzdem fühlte es sich gut an. Wenn sie sich daran halten würden, wovon ich stark ausging, wäre alles vorbei.

4 Jahre.

Meine persönliche Hölle endete genau hier und jetzt.

Und es fühlte sich verdammt toll an.

,,Danke für alles. Ich weiß einfach nicht wie ich mich anders bedanken kann, außer es auszusprechen", flüsterte ich glücklich in sein Ohr während wir uns lange umarmten. Meine Eltern und seine Mutter unterhielten sich gerade angeregt und der Rest sah uns lächelnd zu. Als wir uns lösten zog Marvin mich kurz zur Seite, auch wenn man es mit meinem Bein nicht wirklich ziehen nennen konnte.

,,Danke, dass du mich nicht angezeigt hast. Ich weiß, du wirst mir niemals komplett verzeihen, aber ich bin froh über die jetzige Situation und werde alles tun, damit es dir weiterhin so gut geht", sagte er und fuhr sich nervös durch die Haare. Ich überwand mich und zog ihn ebenfalls in eine Umarmung. ,,Ich bin auf einem guten Weg dir zu verzeihen", antwortete ich und lächelte, auch wenn er es nicht sehen konnten. Meine Freunde applaudierten als wir wieder normal voreinander standen, weil es für sie wohl offiziell war, dass es nicht mehr komisch zwischen uns sein würde.

Nach vier Jahren fühlte ich mich richtig befreit. Nicht, dass ich das bei David nicht tat, oder nicht glücklich war, wenn wir zusammen waren, denn das war etwas ganz anderes. Eine Welle von Glücksgefühlen überrollte mich und lachend gingen wir aus dem Gericht heraus. Erleichtert atmete ich aus und wir sahen uns alle erwartungsvoll an, weil sich vermutlich jeder gerade fragte, was wir tun sollten. Schlussendlich erlaubten mir meine Eltern, dass die anderen noch mit zu mir kommen durften und wir gemeinsam grillen würden.

Lara, Kim, Marc, Tom und Marvin waren mit einem Auto gekommen, weil Tom schon einen Führerschein hatte, denn er war bereits 18 Jahre alt. Meine Mutter lud Kristin auch ein und sie fuhr uns in ihrem Wagen hinterher, ebenso wie die anderen. David und ich saßen auf der Rückbank und ich musste die ganze Zeit lang lächeln. Endlich war es vorbei. Sophie war von der Schule geflogen und ich meine, was sollte ihr Gefolge ohne ihren Anführer tun? Natürlich könnten sie weitermachen, aber ich glaube die Sozialstunden, das Wissen ihrer und besonders meiner Eltern und meine Freunde waren ausschlaggebend es nicht zu tun.

Zuhause machten meine Eltern schon einmal den Grill und sowas an und ich ging mit den anderen nach oben, um ihnen mein Zimmer zu zeigen. David trug mich, wie hätte es auch anders sein können, und Lara rannte förmlich die Treppen hinauf. Alle bis auf David und mir sahen sich erstaunt in meinem Zimmer um.

,,Bett", kreischte Marc wie ein Kleinkind und schmiss sich direkt drauf. ,,Pass auf das da kein Lattenrost durchbricht", sagte Kim kichernd und fing sich dafür einen Killerblick seinerseits ein. Ich musste mir mein Grinsen verkneifen und humpelte zu meinem Bett. Wir hatten uns irgendwie im Zimmer verteilt, denn Kim lag ausgestreckt auf dem Boden und betrachtete meine Zimmerdecke, David, Marc, Tom und ich lagen auf meinem Bett irgendwie verteilt und Lara und Marvin saßen zu zweit auf meinem Klavierstuhl.

,,Spielst du?", fragte Marvin und deutete auf das Klavier hinter sich. ,,Was meinst du weshalb da ein Klavier steht?", sagte Tom lachend und Marvin verdrehte die Augen. Ich nickte bloß bestätigend und er drückte eine Taste hinunter. ,,Ich bin zu unfähig dafür", motzte er und Lara stimmte ihm zu. David und ich wechselten grinsend einen Blick, weil wir das ja irgendwoher kannten. Marc sah zwischen uns her und sah aus, als würde er uns analysieren wollen. Das brachte mich zum lachen und mein Freund stimmte mit ein, weswegen Marc uns einen verwirrten Blick zuwarf.

Wir saßen draußen in unserem Garten, aßen und ich sonnte mich.

,,Pass auf, dass du nicht zu braun wirst, hinterher ist da voll der Farbunterschied bei deinem Gips", meinte David scherzhaft, der seinen Kopf über meinen gelehnt hatte, weil ich auf einer Liege lag. ,,Hoffentlich", sagte ich lachend und küsste ihn kurz. Er strich sanft durch mein Haar und setzte sich auf den Rand der Liege. Unsere Freunde hatten sich auch auf zwei Liegen verteilt und wir blickten auf den Pool. Es war kein eingebauter, sondern einen, den man aufstellen konnte. Ich konnte leider nicht ins Wasser und zu meinem Glück war es noch verdammt heiß draußen, aber der Abend endete irgendwie damit, dass die anderen eine Wasserschlacht veranstalteten und sich dazu noch in den Pool schubsten. David und ich konnten uns kaum halten vor lachen und fotografierten sie die ganze Zeit. Lara hatte ein weißes T-Shirt an und tat mir in dem Moment echt leid, aber später lieh ich ihr ein trockenes von mir.

Die Jungs hatten sich in der Abendsonne auf der Wiese verteilt um sich und ihre Kleidung irgendwie zu trocknen und den Mädels hatte ich einfach Klamotten geliehen. Bei den Jungs ging es ja schlecht, obwohl die Vorstellung von vier 17-Jährigen Jungs in Mädchen Shirt's genial war. Als es kühler wurde gingen wir hinein um noch irgendeinen Film zusehen und meine Eltern blieben noch mit Ella draußen sitzen. ,,Deine Eltern verstehen sich ja echt gut mit meiner Mom", sagte David lächelnd zu mir als wir kurz alleine waren. ,,Find ich gut", erwiderte ich.

***

Ihr seid alle toll, nicht vergessen <3

Btw : Wie findet ihr das Cover? :xx

Song im Anhang : Imagine Dragons - Who We Are

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