You wasn't even able to beat Liam!
Mit einem harschen Griff wurde ich von Liams Rücken gezogen, der wild umher tänzelte. Zayn hielt meine Arme fest und hob mich von meinem Chef, wobei sich dieser atemlos zu uns herum drehte. Ich versuchte mich nach vorne zu reißen, zu meinem Stiefbruder, welcher sich gerade wieder auf die Beine quälte.
Liam fuhr sich durch seine schweißnassen Haare, richtete die feuchten Bandagen an seinen Händen und kam dann einen Schritt auf mich zu. Die Menge hämmerte wieder gegen den Käfig, sie rasteten aus und schrien ich sollte niemandem auf die Nerven gehen. Ihnen schien das Drama vor ihren Augen wohl eher nicht zu gefallen.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich meinen Chef angegriffen hatte. Ich fühlte mich als hätte ich soeben eine Kündigung bekommen und ich wusste, dies würde jetzt auf jeden Fall geschehen. Zayn schob sich vor mich und reflexartig klammerte ich mich an sein Shirt. Seine Arme begannen zu zittern, während er sie vor mir ausbreitete um Liam den Weg zu versperren.
''Ella ..'', knurrte dieser wütend und richtete seine bandagierte Faust auf mich. Nun kam es mir vor als wäre ich eine winzige Pflanze, umrungen von riesigen Bäumen die durch einen Sturm drohten, umzukippen.
''Liam, sie hat es doch nur wegen ihm getan. Es gibt keinen Grund sauer auf sie zu sein!'', versuchte Zayn ihn zu beruhigen, doch Liam neigte seinen Kopf und grinste. ''Sie hat mich soeben vor den ganzen Leuten hier blamiert!'', gröhlte er und nahm endlich seine Faust herunter, die bedrohlich in meine Richtung gezeigt hatte.
''Das war keine Absicht, ich wollte dir nicht auf den Rücken springen! ... nagut, um ehrlich zu sein schon, aber bitte verzeih mir!'', flehte ich leise und zog meine Stirn in Falten. Es hörte sich recht kindisch und albern an, dennoch war diese Bitte ernst gemeint.
''Sei froh das ich dir versprochen habe dich nicht zu kündigen!'', drängte sich Liam vor Zayn und sah über seine Schulter hinweg in mein Gesicht. Seine braunen Augen starrten mich intensiv an und ich wünschte mir einen Umhang der mich unsichtbar machte oder einen Düsen-Rucksack zum davonfliegen.
Mit einem Ächzen kam Harry wieder zum stehen und streckte sich. Er säuselte irgendetwas vor sich hin, doch durch das stetige Brüllen des Publikums verstand ich kein Wort und verzog angestrengt mein Gesicht. Er kam mit langsamen Schritten zu uns und gesellte sich neben Zayn und somit gegenüber von Liam.
Ich konnte nicht definieren wie es mir in diesem Augenblick ging, bei dem Anblick meines geschlagenen Stiefbruders. Zum einen war ich wütend auf ihn. Er hatte mir verschwiegen das er wieder in illegalen Kämpfen beteiligt war und ich hegte den Verdacht, dass er noch nicht einmal wegen mir nach Wolverhampton kam, sondern nur wegen dem Kampf.
Zum anderen wollte ich ihn bloß noch umarmen. Harry sah ziemlich mitgenommen aus und ging bereits in der ersten Runde zu Boden. Für ihn war es mental wahrscheinlich schwer das er gegen Liam verloren hatte. Seinen Feind, denn er bereits so viele Jahre kannte - und hasste.
''Selbst Schuld, Payne. Beim nächsten Mal kommst du mir nicht so einfach davon.'' ''Da sagt dein demoliertes Gesicht aber etwas anderes.'', lachte Liam erboßt auf und verschränkte seine Arme vor seiner Brust, ehe er sich gerade aufstellte und vor uns aufbaute.
''Aufgeplatzte Lippe, blaues Auge und oh - deine Nase blutet. Wer hat nun das demoliertere Gesicht von uns beiden und sieht nun blöd aus, huh? Richtig, du.'' Ein überlegenes Lächeln umzog die Mundwinkel des Braunhaarigen der sich danach nach seiner Maske bückte um sie aufzuheben.
Ein Geräusch entwich Liams Kehle, was einem animalischen Knurren glich. Ich schritt hinter Zayn hervor und sah zu Boden, welcher sogar von ein paar Blutsprenklern überzogen war, die sich auf dem grauen Beton abzeichneten. ''Es tut mir wirklich leid.'', murmelte ich und Harry klopfte mir auf die Schulter.
Schnell schob ich seine Hand von mir und schaute ihn mit einem unbeherschten Ausdruck an. Ich wich zurück und er seufzte verzweifelt. ''Hör mir zu, Ella, ich kann dir das erklären. Ich verstehe auch das du jetzt wahrscheinlich wirklich aufgebracht bist, aber-'', fing er mit einer wilden Geste an, dabei unterbrach ich ihn abrupt.
''Es gibt nichts zu verstehen, oder zu erklären. Das einzige was jetzt noch gesagt werden muss ist, dass ich es wirklich bereue dir stürmend auf den Rücken gesprungen zu sein Liam, aber ich war aufgebracht und wusste nicht wirklich was ich tat.'', sagte ich und wandte mich zu meinem Chef.
''Und mit dir möchte ich nichts mehr zu tun haben!'', sagte ich zu Harry und spürte wie sich bereits Träne um Träne einen Weg über meine Wange bahnte. Er riss erschrocken seine Augen auf und schüttelte langsam seinen Kopf. ''Ella ..'', flüsterte er und kam auf mich zu, doch ich drehte mich herum und verließ ohne ein weiteres Wort den Käfig. Ich bekam zudem noch Liams offensichtliche Schadenfreude mit:'' Selbst Schuld, Styles.''
Mit verschleiertem Blick schlich ich mich durch die Menge. Jeder sah mich an, alle gröhlten jedoch der Kampf sollte weiter gehen und der nächste sollte beginnen. Ich bekam ein paar schwerfällige Kommentare hinterhergerufen, doch mir war nicht danach über sie nachzudenken.
Als ich an die frische Luft gelangte, atmete ich tief durch und entfernte mich so schnell es mir möglich war von dem lauten, stickigen Gebäude. In der Luft lag ein Geruch von Sandelholz und Minze. Hinter mir vernahm ich Schritte. Schwere, laute Schritte.
''Ella, halt!'' Ich sah mich um und entdeckte Zayn. Er rannte vom Ausgang des kellerartigen Club's auf mich zu und wedelte mit einem Schlüssel in seiner Hand umher. ''Ich nehme dich mit!''
Dankbar nickte ich, wischte mir ein paar Tränen und ihre feuchten Spuren die sie hinterlassen hatten aus dem Gesicht, und folgte ihm. ''Danke Zayn.'', murmelte ich und sah ihn an, während er neben mir herging. ''Hey, ist doch selbstverständlich.'' Mein Kollege schenkte mir ein sanftes Lächeln und legte mir einen Arm um die Schulter, wobei er mich an sich drückte.
''Ich habe es dir ja gesagt, Ella.'' Ein Grinsen schien er sich nicht verkneifen zu können und ich seufzte. ''Jetzt komm mir nicht mit sowas, ich habe es ja verstanden.'' Es herrschte einige Zeit bitteres Schweigen, während wir sein Auto suchten. ''Du wusstest es, nicht wahr?'' Ich starrte nur auf den dreckigen, nicht beleuchteten Boden vor uns, der wie eine Laufbahn unter unseren Füßen verschwand.
Sein ertapptes Nicken ließ mich seufzen. ''Nur das er dein Bruder ist, wusste nicht. Ich dachte er wäre bloß ein Bekannter von dir. Es tut mir leid, dass ich es dir dennoch verschwiegen habe!'', säuselte er, während wir an seinem Auto angelangt waren und einstiegen. Bisher immer noch keine Spur von Harry, vielleicht war es ja sogar besser das er mir nicht gefolgt war.
''Keine Sorge, Zayn, ich bin dir nicht böse. Naja, dir jedenfalls nicht .. '' Ich ließ meinen Kopf gegen die Lehne fallen und atmete tief ein und aus. Ob meine Eltern wohl davon wussten? Wie lange war er wieder an den Kämpfen beteiligt?
''Das wird schon wieder, ich bin mir sicher das Harry es dir nur nicht erzählt hatte, um dich nicht in illegale Sachen einspannen zu müssen. Er konnte ja schließlich nicht wissen, dass du Liam kennst, dass du mit dem Underground-Fighting vertraut bist und das du diesen Abend da sein würdest.'', versuchte er mir beruhigend zuzureden.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wann und wieso er wieder damit angefangen hatte. Meine Gedanken rissen sich hin und her und ich widerstand dem Drang auf der Stelle loszuweinen. Es war als würde sich ein kleiner Dämon in meinem Kopf eingenistet haben, der mir wiederholt zuflüsterte, Harry wäre nur wegen dem Kampf hier und um mich hätte er sich nicht gekümmert, ich wäre nur ein Vorwand.
Augenblicklich kniff ich meine Augen zusammen und versuchte mich zu entspannen. ''Ich weiß es nicht. Er ist nicht wegen mir hier und genau das hatte ich mir die ganze Zeit eingebildet. Ich war nicht mehr als eine Ausflucht, damit er meinen Eltern erzählen konnte er würde mich besuchen um ihnen zu verschweigen das er wieder .. das er wieder kämpft.'', sagte ich betrübt und sah zu Zayn.
''Ihm liegt etwas an dir, du bist doch seine Schwester!'', lächelte er ermuntigend. ''Nein, ich bin bloß seine Stiefschwester .. seine Notlüge.''
''Ella, jetzt mach dir doch nicht so einen Kopf darum, dass ganze wird sich wieder aufklären, glaub mir!''
Den Rest der Fahrt unterhielten wir uns über Liam. Ich fand heraus, dass Zayn erst seit zwei Jahren kämpfte, Liam bereits seit fünf. Jedoch ließen sich beide nicht in krumme Geschäfte ziehen, schließlich wussten sie wo ihr Platz war und das es nur einen falschen Schritt benötigte, um ihre Karrieren zu beenden.
Rein theoretisch könnte ich diesen Schritt jederzeit ausüben. Ginge es dabei nicht auch um Zayn's berufliche Laufbahn und seine Zukunft, wäre ich mit Sicherheit längst bei der lokalen Presse. Doch das war Liam's eigene Schuld. Er machte mir das Leben zur Hölle, ließ mich schlecht über meinen eigenen Freund denken und machte aus meinem Beruf einen Platz für seinen Sklaven.
Würde ich dies jedoch tun, wäre ich nicht besser als mein Chef. Und ich hatte nicht vor mich auf sein Niveau zu begeben.
Zayn parkte vor dem riesigen Gebäude, welches viele einzelne Apartments beinhaltete und ließ mich aussteigen. '''Ich hole dich morgen früh ab, ist das in Ordnung?'', fragte er, während er ausstieg und zu mir herum kam.
''Danke Zayn. .. Wir kennen uns erst seit ein paar Tagen und ich habe das Gefühl ich nutze dich und dein Auto aus, es tut mir leid das du bereits in ungefähr vier Tagen schon so viel für mich machen musstest!'' Ich schloss den Schwarzhaarigen in eine lange Umarmung und ließ meinen Kopf in seine Halsbeuge sinken.
Als ein lautes, dennoch herzliches Lachen ertönte, schaute ich zu ihm auf. ''Was?'' ''Du spinnst doch! Das ist das erste Mal in meinem Leben als Liam's Mitarbeiter, dass ich eine Kollegin habe die nicht mit ihm schläft und dessen Leben ich ausnahmsweise mal mit einer kurzen Fahrt aufheitern kann. Ich würde alles für dich tun, glaube mir, wirklich alles!'', grinste er scherzend und drückte mich an sich.
Ich setzte eine ernste Miene auf und sah ihn an. ''Das mit dem 'wirklich alles' .. ich komme darauf zurück.'' Sofort stoppte sein helles Lachen und seine Augen weiteten sich. ''A-aber nichts kriminelles oder etwas in der Art, oder?'', stotterte er verwirrt und erwartete anscheinend schlimmes.
''Nichts kriminelles? Du beteiligst dich an illegalen Underground-Kämpfen!'', grinste ich und schlug ihm spielerisch gegen seinen Arm, ehe ich ihn noch einmal umarmte. ''Das war doch bloß ein Witz, Malik.''
Er strich mir schnell über meinen Rücken, als hinter mir eine leise Stimme ertönte. ''Ella?'' Ich wollte nicht hinsehen, ich wollte ihm noch nicht einmal mehr zuhören. Zayn löste sich hastig aus unserer Umarmung und wippte nervös auf seinen Füßen hin und her. Es war ihm anzusehen, dass er sich unter diesen Bedinungen nicht wohl fühlte und mir erging es wie ihm.
''Ich .. ich lasse euch dann mal allein, bis morgen früh!'' Ich bekam ein sanftes Lächeln zum Abschluss und er drückte meine Hand für einen Moment, bevor er in sein Auto stieg und losfuhr. Nun war der letzte Mensch Wolverhamptons verschwunden, dem ich noch vertrauen konnte, oder besser, mit dem ich noch reden wollte.
Stur und ohne ihn anzusehen, ging ich mit geradezu panischen Schritten an ihm vorbei. Wie erwartet folgte er mir, auch wenn ich es nicht wollte, ich wollte nur noch schlafen gehen und etwas essen. ''Ella! Warte doch bitte! Ich möchte mich doch nur entschuldigen und dir erklären-''
Ich ließ ihn gar nicht erst ausreden. Grob unterbrach ich ihn und wirbelte furios zu ihm herum. ''Es ist mir egal was du mir jetzt erzählen willst! Ich möchte deine Erklärungen nicht hören, geh einfach Harry! Ich habe nichts mehr mit dir zu diskutieren. ... Und ich dachte noch du wärst wegen mir hier.''
''Ich werde ganz sicherlich nicht gehen. Ich bleibe solange hier, bis du mir endlich mal zuhörst!'' Seine Stimme wurde lauter. Unberechtigt, wie ich es empfand. Schließlich dürfte nicht er derjenige sein, der große Wut hegte, sondern ich.
''Wie ich bereits gesagt habe, ich will nichts mehr von dir hören! Verschwinde doch bitte ..'' Mein Ton wurde, im Gegensatz zu meinem Gegenüber, immer leiser. Ich verlor meine Worte, brachte die letzten Silben einfach nicht mehr heraus. Ein schmerzendes Gefühl überkam meinen Hals und Tränen bildeten sich in meinen Augen. Diese hielt ich jedoch zurück und versuchte so selbstbewusst und stark zu wirken, wie es mir momentan möglich war.
''Ich bin wegen dir hier! Es war ein Zufall, dass sich der Termin vom Kampf und mein voraussichtlicher Besuch bei dir überkreuzten!'' Seine Hände schwang er rasch durch die Luft und formte damit Gesten um seine Worte zu unterstützen.
''Du bist ein schlechter Lügner.'', zischte ich und verkreuzte meine Arme vor meiner Brust, meinen Kopf leicht schief gelegt.
''Nagut. Ich wusste den Termin ehe ich geplant hatte dich zu besuchen. Aber ich wusste ja nicht, dass du da sein würdest. Zudem bleibe ich doch extra noch ein paar Tage um mehr Zeit mit dir zu verbringen, Ella! Ich bin nicht nur wegen dem Kampf hier, versteh' mich doch bitte endlich!'', flehte er und packte mein Handgelenk. Seine Augen fixierten meine und schienen diese nicht verlassen zu wollen.
''Es geht mir nicht darum, dass du Zeit mit mir verbringst, es geht mir um die wesentlichen Sachen. Zum Beispiel das du das Kämpfen wieder angefangen hast! Wie lange wolltest du es noch verbergen? Wissen Mum und Dad davon?'' Mein Handgelenk zu mir zerrend, schritt ich ein paar Meter in Richtung des Eingangs.
''Sie wissen es nicht und um ehrlich zu sein wollte ich auch nicht das du es weißt. Aber .. jetzt ist es ja raus.'', seufzte er und ließ locker. Sein Blick senkte sich schuldbewusst und er starrte abwesend auf seine schwarzen Schuhe.
'''Du hast Liam ja noch nicht mal richtig verlieren lassen.''
A/N: Ein wunderschönes Hallo an all die wunderschönen Bewohner dieses Planeten!
Hoffe es hat euch gefallen! :)
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