29. Hell
Eine warme Berührung an meiner Stirn war das erste, was ich wieder zu spüren bekam und es dauerte einige Sekunden, bis ich bemerkte, dass es eine Hand war, die vorsichtig auf meinem Haaransatz lag. Ich versuchte, die Augen aufzumachen, aber es war so unglaublich hell um mich herum. Sofort presste ich die Lider wieder zusammen. Mein Kopf begann schon von dieser einen Sekunde zu pochen und ich stöhnte gequält auf.
»Stegi? Stegi, hörst du mich?«
Ich versuchte die Stimme zuzuordnen, doch ich tat mir unglaublich schwer. War das ...
»Dennis?«, fragte ich leise und sofort spürte ich, wie die Hand von meiner Stirn verschwand und auf meiner Schulter wieder auftauchte. Die Matratze neben mir bewegte sich leicht.
»Ja. Ich bin es. Wie geht es dir?«
Ich startete einen neuen Versuch, meine Augen zu öffnen und mich der viel zu hellen Welt auszusetzen und dieses Mal schaffte ich es ein wenig länger, bis ich mir erschöpft eine Hand vor die Augen hielt. Um mich langsam daran zu gewöhnen ließ ich durch einen kleinen Spalt etwas Licht in mein Gesicht fallen, während ich den größten Teil meiner Augen immer noch abdeckte.
»So hell«, erklärte ich schlaff und Dennis schien zu verstehen, denn seine Hand drückte kurz beruhigend meine Schulter. Er ließ mir einige Sekunden Zeit, bis ich meine Finger schließlich ganz vom Gesicht nahm und in seine Richtung blinzelte. Der Beta saß neben mir auf der Matratze und hatte sich zu mir gedreht, während er mich besorgt musterte. Als ich erneut zu sprechen ansetzen wollte musste ich mich erst einmal räuspern, doch auch dann kam nur ein trockenes Krächzen über meine Lippen.
»Warte«, wies mich Dennis an, bevor er aufstand und Sekunden später mit einer Flasche Wasser zurückkam. Vorsichtig setzte er sich wieder neben mich und half mir, mich langsam aufzusetzen. Ich lehnte mich gegen das Kissen, das er von einem der Nachbarbetten gefischt hatte und hinter mich an die Wand gestellt hatte, bevor ich mit einem kurzen, leichten Lächeln die Flasche entgegennahm und dankbar ein paar Schlucke trank. Das kühle Wasser tat meiner trockenen Kehle gut und ich trank fast die ganze Flasche leer, bevor ich sie an Dennis zurückgab.
»Danke«, murmelte ich leise. Der Beta nickte nur langsam.
»Weißt du, was passiert ist?«, wollte er wissen und ich zögerte kurz, bevor ich nickte. Ja, ich wusste, was passiert war. Ich konnte mich an jedes Detail erinnern. Wie Max mich in den Wald gezerrt hatte, wie er mich getreten hatte und alles, was danach passiert war. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem jemand, anscheinend Dennis, gekommen war und ich das Bewusstsein verloren hatte.
»Ich habe gemerkt, dass du nicht mehr bei dem Lehrer warst und dann erst gemerkt, dass Max auch weg ist. Ich bin dann sofort zum Lehrer. Der hat gesagt, du hättest Probleme mit dem Kreislauf und Max würde dich zurück bringen. Ich hab dann behauptet, dass ich Tabletten von dir hätte, die du brauchen würdest, weil du mir die gegeben hast, weil du selbst keine Hosentaschen hattest. Er hat es geglaubt und ich bin so schnell wie möglich in Richtung der Unterkunft. Als ich euch dann gesehen hab, ist Max gerade auf dich zu gegangen und du hattest überall Blut. Irgendwie habe ich es geschafft, ihn abzuwimmeln, aber du warst ohnmächtig. Also habe ich dich die letzten Meter hier her getragen und dem Lehrer, der hier geblieben ist, erzählt, dass du durch die Hitze zusammengebrochen wärst. Es tut mir so leid, ich hätte niemals zulassen dürfen, dass du alleine gehst.«
Gegen Ende seiner Erzählung hin klang Dennis richtig schuldbewusst und fast schon verzweifelt, doch ich winkte nur ab.
»Du kannst nichts dafür, der Lehrer meinte, dass Max mich zurückbringen würde. Das wusstest du ja nicht.«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
»Trotzdem. Es tut mir leid.«
Statt einer Antwort richtete ich mich ein Stück weiter auf und nahm meinen Freund in die Arme, der den Druck sofort erwiderte.
»Sag Mal, in wessen Bett liege ich hier eigentlich?«, wollte ich wissen, denn es war garantiert nicht mein Zimmer, in dem ich hier war. Auch wenn es gleich eingerichtet war, standen hier nur vier Betten und keine sechs.
»Miks. Ich dachte, es ist besser, dich zu uns zu bringen als in euer Zimmer, wo Max sein könnte und mein Bett«, er deutete nach oben, »war keine Möglichkeit. Also hab ich dich hier hingelegt.«
Ich nickte, bevor ich erschöpft wieder die Augen schloss.
»Danke«, murmelte ich ein weiteres Mal. Gerade war ich wieder am eindösen, als ich Schritte vor der Tür hörte, bevor sie laut aufflog. Ich zuckte zusammen und öffnete meine Augen wieder, um zu sehen, wer gekommen war. Vor mir stand ein vor Wut brodelnder Tim.
»Was hat er gemacht?«, wollte er ohne Umschweife wissen und setzte sich neben Dennis auf den Rand der Matratze. Die sanfte Berührung seiner Hand auf meinem Arm war so widersprüchlich mit der offenen Wut in seiner Stimme. Ich schüttelte bloß stumm den Kopf. Ich wollte nicht darüber reden.
»Reicht die Ohrfeige oder muss ich noch einmal zurück?«, fragte der Alpha jetzt weiter und ließ mich verwundert aufsehen.
»Du hast Max geschlagen?«, fragte ich nach und Tim nickte.
»Ja. Als ich zurückkam war er auf unserem Zimmer und hat mich ganz triumphierend angegrinst. Als ich gefragt habe, wo du bist, hat er bloß gelacht und gesagt, dass ich wohl besser auf dich hätte aufpassen sollen. Da hab ich ihm eine gescheuert. Und ganz im Ernst? Er hat es so was von verdient. Und dieses Mal ist es mir egal, ob er es unseren Vätern petzt oder nicht. Das war es mir wert.«
Ich lächelte leicht und ehe ich selbst wusste, was ich tat oder warum ich das tat, legte ich meine Arme um Tim und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
»Danke«, murmelte ich undeutlich und musste in seine Schulter hinein lächeln, als ich spürte, wie er die Umarmung vorsichtig erwiderte. Sein Geruch war so intensiv, dass ich mich zuerst gar nicht von ihm lösen wollte. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich es schließlich trotzdem schaffte, aber nicht, ohne zuvor noch einmal einen tiefen Atemzug genommen zu haben.
»Du riechst auch gut, Kleiner«, lächelte Tim sanft, der es gemerkt zu haben schien. Sofort sah ich beschämt zu Boden und merkte, wie ich wieder rot wurde.
»Danke«, murmelte ich leise und dann, nach einer kleinen Pause, »Danke, dass ihr für mich da seid.«
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An Max:
Was findest du so interessant an Stegi?
Früher sah er einfach heiß aus. Aber jetzt... Es tut einfach gut, ihn und andere wissen zu lassen, wer hier die Macht hat.
An die Eltern von Max/Tim:
Wissen sie von den Machenschaften und Streits Ihrer Söhne?
Tim und Max streiten sich des öfteren, gerade scheinen sie wieder nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen zu sein.
An das System:
Was passiert mit den ungebundenen und schwangeren Omega?
Jedem Omega wird die freie Wahl gelassen, ob er das Kind austragen möchte.
Wie stehen sie zu der täglichen Vergewaltigung Jugendlicher?
Ist nunmal so.
An die Evolution:
Kannst du die Menschen beeinflussen wie sie sich lieben oder sind da grade die Frösche die sich mit den Störchen paaren?
Ich könnte. Tu ich aber nicht. Habe besseres zu tun. Keine Sorge, die Frösche wollen nichts von den Störchen. Die sind ganz glücklich mit den Karpfen zusammen.
An die Autorin:
Sehen Omega, Alpha und Beta, aus wie 'normale' Menschen?
Ja
Ist es möglich, Leser dieser Geschichte in die Geschichte einzubauen? Darf ich das Kapitel beenden? Ja? TSCHÜSS UND BIS ZUM NÄCHSTEN KAPITEL IHR SCHNUGGIS!!!
Da die meisten Leser hier Mädchen sind und die in dieser Welt unglaublich selten ist das eher schwieriger. Und nee, darfst du nicht, ich muss ja noch auf deine Frage antworten und damit mach ich das. Ätsch.
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