26. Mittagessen
»Ich werde dich keine Sekunde alleine mit den anderen Alpha lassen und wenn ich nicht kann, dann bringe ich dich zu den Anderen ins Zimmer. Ich denke, dass wir sowieso die meiste Zeit dort verbringen können.«
Ich nickte erneut leicht und Tim atmete einmal tief durch.
»Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Lass deine Sachen im Koffer und sperr den Koffer in den Schrank. Lass niemals getragene Wäsche rumliegen und auch sonst nichts, was deinen Geruch trägt. Und zieh nichts zweimal an. Am besten duschst du jeden Tag, vielleicht sogar zweimal. Ich weiß, das ist umständlich, aber so sollten wir deinen Geruch minimal halten können.«
Ohne seinen Wortschwall zu unterbrechen, griff Tim nach meinem Koffer, der vor uns lag.
»Darf ich?«, fragte er und ich zuckte mit den Schultern, bevor ich zustimmte. Tim zog den Reißverschluss auf und öffnete den Deckel, bevor er einmal tief durchatmete.
»Okay. Das riecht echt krass nach dir.«
Ich spürte, wie ich rot wurde und verlegen meinen Koffer betrachtete. Tim lachte leise.
»Hey, kein Grund, sich zu schämen. Zum einen riechst du echt gut, viel zu gut, und zum anderen kannst du ja nichts dafür, dass du gerade läufig bist und so intensiv duftest. Es ist sowieso vollkommener Mist, ausgerechnet jetzt, wo jeder in der Läufigkeit oder Brunft ist, die Studienfahrt zu machen. Das kann nur ein Beta gewesen sein, der sich das ausgedacht hat. Und der hatte keine Ahnung davon, was das für uns bedeutet.«
Ich nickte und stimmte Tim zu. Tatsächlich konnten die meisten Beta nicht nachvollziehen, wie hart und auch qualvoll, wenn man seinen Drang nicht befriedigen konnte, die Läufigkeit für uns war. Ich erzählte Tim, wie meine Eltern nie verstanden, warum ich mich jeden Tag im Frühling nach der Schule umzog, weil der Geruch der ganzen Alpha an meinen Klamotten hing. Tim lachte und stimmte mir zu. Er erzählte, dass seine Väter Alpha und Omega wären und dass letzterer sich auch immer beklagte, dass es eine reine Zumutung wäre, mit drei Alpha unter einem Dach zu leben. Dass seine Schwester dafür auch immer nur ein Kopfschütteln übrig hatte.
»Du hast eine Schwester?«, hakte ich nach, während Tim vorsichtig meinen Koffer durchsuchte. Der Alpha nickte.
»Ja. Zwei Jahre älter als Max und ich, wohnt aber seit einem Jahr nicht mehr bei uns. Eine Beta.«
Auf die Frage, ob ich auch noch Geschwister hätte, schüttelte ich den Kopf, woraufhin ein Gespräch über die Vor- und Nachteile von Geschwistern ausbrach. Während Tim meinen Koffer wieder schloss und in einen der Schränke sperrte, um schließlich mir den Schlüssel in die Hand zu drücken, unterhielten wir uns weiter und wieder einmal wurde mir klar, dass ich noch vor wenigen Wochen niemals gedacht hätte, dass ich mich einmal so unbeschwert mit einem Alpha würde unterhalten können. Ratlos sah ich mich um, wo ich den Schlüssel hintun könnte, einfach im Zimmer rumliegen lassen wollte ich ihn nicht. Schließlich bot Tim mir an, ihn an seinen Schlüsselbund zu befestigen und ich stimmte zu. Die ganze Zeit, bis wir zum Mittagessen nach unten gingen, kam nur einmal einer der anderen Alpha in das Zimmer, das bei unserem Eintreffen zum Glück leer gewesen war. Kurz sah der hochgewachsene Junge mit den zur Seite gegeelten Haaren irritiert zu uns, bevor er ein »Hi« von sich gab, seinen Koffer mitten im Raum stehen ließ und wieder verschwand. Ich kannte den Jungen, er war einer von Max' Leuten und schon mehr als einmal war er aggressiv geworden. Dennoch war er einer der wenigen, die mich nie angefasst hatten, manchmal geschlagen, ja, aber nie war er mir körperlich näher gekommen. Gerade hatte ich ihn wieder aus meinen Gedanken verdrängt, als er mir bereits wieder begegnete. Wir gingen gerade nach unten zum Mittagessen und ich entdeckte unsere Freunde, die bereits an einem der großen Tische saßen und das Essen in sich reinschaufelten. Sie waren jedoch nicht alleine, mit ihnen am Tisch saß der Junge, der vorhin ins Zimmer geplatzt war und ein etwas kleinerer Omega, der ihn ununterbrochen musterte. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah Tim irritiert an, der bloß mit den Schultern zuckte. Als wir am Tisch ankamen, rutschte Mik sofort bereitwillig näher zu Dennis, um uns auf der Bank Platz zu machen und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
»Leute, das sind Felix und Basti. Felix ist ein Klassenkamerad und Freund von uns und Basti sein Freund.«, erklärte Dennis sofort. An seinem schuldbewussten Blick konnte ich erkennen, dass er wusste, dass Basti einer von Max' Leuten war.
»Jo, meine Leute sind in die Stadt runter um da was zu essen, die wollten was Gescheites und nicht so einen Mist hier.«, der Alpha stocherte mit gerunzelter Stirn in dem, zugegebenermaßen nicht sehr anschaulichen, Essen herum.
»Aber die kleine Misset hier wollte nicht mitgehen.«, erklärte er weiter.
Mit »Misset« schien er anscheinend Felix zu meinen, der ihn gerade mit einem »Mimimimimi« nachäffte und schließlich seinem Freund die Zunge rausstreckte. Der Alpha hob die Hand und gab seinem Freund einen leichten Schlag auf die Wange, woraufhin der Omega sich lachend an Bastis Brust schmiegte. Okay? Als ich mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue zu meinen Freunden sah, merkte ich, dass ich nicht der Einzige zu sein schien, der sich über dieses Verhalten wunderte. Auch Tobi sah verwundert und amüsiert zugleich in die Gruppe, wohingegen Mik, Dennis und Tim nicht sonderlich erstaunt zu sein schienen. Und ob Veni überhaupt noch etwas mitkriegte war fraglich, der war immer noch damit beschäftigt, Tobi bis ins Kleinste zu betrachten. Im nächsten Moment roch ich wieder Tims intensiven Duft neben mir und hörte seine tiefe Stimme leiste zu mir flüstern.
»Die sind immer so. Zwar irgendwie klassische Alpha/Omega-Beziehung mit eindeutiger Hierarchie, andererseits scheint es Felix genau so zu mögen. Außerdem lässt er sich auch nicht alles gefallen und ist frech wie sonstwas. Aber er mag Rewi wirklich und ich glaube, das beruht auch auf Gegenseitigkeit. Wobei man sich bei denen nie ganz sicher sein kann.«
»Rewi?«, hakte ich nach, sichtlich verwirrt.
»Ja. Basti, Rewi. Ist ein Spitzname. Keine Ahnung, woher der kommt.«
Ich nickte erneut.
»Du kennst die beiden?«, fragte ich weiter und dieses mal war es an Tim, zu nicken.
»Ja, Rewi ist ja ein Freund von meinem Bruder. Da ist ein fröhliches Ein- und Ausgehen bei uns Zuhause und auch die beiden sind öfters mal da.«
Er zuckte mit den Schultern und im nächsten Moment lenkten die beiden schon wieder meine Aufmerksamkeit auf sich, als Felix leise aufschrie. Sofort legte Rewi-Basti eine Hand, die eben noch in die Seiten seines Omegas gepiekst hatte, über den Mund seines Freundes, der ihn mit fröhlich funkelnden Augen ansah. Der Alpha sah sich unruhig um, wie viele Leute durch den kurzen Schrei auf die Beiden aufmerksam geworden waren. »Halt deine Klappe.«, wies er den Kleineren an, Sekunden später war er es jedoch, der erschrocken seine Hand zurückzog.
»Sag mal, hast du mich gerade ernsthaft gebissen?«, brauste er auf, doch der Omega mit den auffällig roten Lippen grinste bloß frech, bevor er sich hoch streckte, um seinem Freund einen kurzen Kuss auf den Mundwinkel zu drücken. Keine Sekunde später schubste Basti den Kleineren mit einer solchen Kraft von sich weg, dass er fast von der Bank gefallen wäre, wenn er sich nicht sofort an seinen Alpha geklammert hätte. Lachend rutschte er wieder zu dem Größeren, der mehr halbherzig versuchte, den Omega von sich fort zu drücken. Als er schließlich nachgab und Felix sogar noch ein Stück näher an sich heranzog, grinste der Omega siegesgewiss.
Ich schüttelte bloß den Kopf und begann, mir von dem Essen auf den Teller zu laden.
Die beiden waren doch vollkommen verrückt.
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AN: Ich habe eine neue Fanfiktion hochgeladen, Zomger.
An Tim:
Spielst du Basketball?
Früher ja. Inzwischen nicht mehr.
Würdest du Stegi bei dir aufnehmen, sobald er ausgezogen ist?
Ich habe darüber nicht zu entscheiden.
An Stegi:
Würdest du bei Tim einziehen oder die Straße bevorzugen?
Ich habe die Wahl nicht.
Hast du schon einmal daran gedacht, Selbstverteidigung zu lernen?
Das wäre sinnlos, da ich gegen Alpha so oder so keine Chance habe.
An Max:
Wärest du wütend, wenn du herausfinden würdest, dass dein Bruder es geschafft hätte, Stegi an sich zu binden und warum?
Ja. Er würde das bloß machen, um mich zu provozieren.
Was hast du dir dabei gedacht, Stegi einfach so in dein Zimmer eintragen zu lassen?
Ein bisschen Spaß muss sein...
An die »Gang« von Max:
Mögt ihr Max oder seid ihr bloß unterwegs mit ihm wegen des Einflusses, den er auf andere hat?
Sowohl als auch?
Wie findet ihr es, dass Max Stegi in euer Zimmer eingetragen hat?
Das kann lustig werden. Für uns. Für Stegi weniger.
An alle:
Wie kreativ würdet ihr euch einschätzen?
Stegi: Ich denke, es passt.
Tobi: Nicht so.
Tim: Ich weiß nicht.
Veni: Äh...
Max: Wie Kreativität? So im Sinne von Gedichtchen schreiben und Blümchen malen? Bäh.
Mik: Ich würde schon sagen, dass ich recht kreativ bin. Aber Kreativität hängt viel mit Wollen zusammen. Wenn man gar nicht will, kann man auch nicht kreativ werden.
Dennis: Ja, doch, es passt. Aber Mik ist richtig kreativ.
An die Evolution:
Wusstest du, dass der Elefant gerade versucht, den Vogel zu vergewaltigen?
Ich habe ihm schon zehntausend mal gesagt, dass er das lassen soll!
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