9. Kollateralschäden

†‡‡†

Ich hatte meine Zusage für TecChemical und auch meine Abschlusszensuren waren mehr als gut. Summa cum laude.

Jedoch wollte nicht so recht Freude aufkommen, da die Chemo von meinem Dad immer weiter Fortschritt und auch dem entsprechend mehr Rechnungen kamen. Ich wollte mit Dad darüber reden jedoch war das recht schwierig mit Mum im Nacken.

Das war noch so ein Thema. Mum hatte sich zwar für die Ohrfeige entschuldigt, jedoch hatte sich ihr Verhalten gegenüber mir und auch Dad, meiner Meinung nach sogar noch verschlechtert. Ich ignorierte sie meisten, was sie noch mehr zur Weißglut zubringen schien. Ich suchte immer noch nach einer Wohnung jedoch wusste ich nicht was TecChemical bezahlte, deshalb hieß es abwarten.

Ich rauchte nur wenn ich unterwegs war, niemals zu Hause, jedoch war es mir mittlerweile egal ob ich nach Rauch roch, es interessierte sowieso nicht wirklich ob ich clean oder high war. Jedoch achtete ich bei besuchen von Onkel Hank und Tante Marie immer darauf, dass ich Clean wirkte. Ich wollte nicht riskieren das er mich doch noch einsperrte.

Mit Jesse telefonierte ich regelmäßig, was wir Beide anscheinend brauchten, da wir niemandem sonst zum Reden hatten. Mit ihm konnte ich über alles was Dad betraf sprechen ohne Angst haben zu müssen, dass die DEA jeden Moment vor der Tür steht. Auch trafen wir uns öfter und hingen zusammen ab, wobei wir niemals von dem Tag im Crystal Palast redeten.

Jesse hatte gerade eine Wohnung gefunden und schien richtig euphorisch, da die Hausverwaltung, die aus einer echt coolen jungen Frau zu bestehen schien, darüber hinweg sah das er keine Referenzen hatte. Wer hatte die schon?

Ich freute mich für ihn und verbrachte viel Zeit in der noch recht leeren Wohnung.

Durch Jesse erfuhr ich auch wie es mit dem Geschäft von Dad und ihm lief. Sie planten wieder zu kochen und zwar im großen Stil. Jesse und Dad Produzierten und Skinny Pete, Combo und Badger vertickten das Meth. So liefen Sie nicht Gefahr wieder dieselben Probleme, wie mit Tuco zubekommen.

Mir sollte es Recht sein solange Sie keine Scheiße bauten.

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Heute war Sonntag und wir fuhren alle zu Onkel Hank zum Grillen. Scheiße ich saß hier und würde mir am liebsten was reinziehen, jedoch beherrschte ich mich und kaute gefühlte Stunden auf dem ein und selben Kaugummi herum.

Hank wurde versetzt. Nach El Paso an der Grenze New Mexikos, um gegen das Kartell anzugehen. Wenn er wüsste das einer der größten Meth Köche New Mexico neben ihm stand und sein Bier trank.

Ich hörte Junior und Onkel Hank zu wie sie über Tuco sprachen und über Kriminalität im Allgemeinen. Junior wollte wissen wie es war ihn zu erschießen. Hätte er mal mich gefragt.

ICE Blue war wieder auf der Straße und so gefragt wie nie. Meistens bekam ich es von Jesse, der nichts dafür wollte, da er es unsinnig fand weil der Stoff ja von meinem Dad kam. Ich kaufte deswegen öfter bei Badger, weil ich vermutete Jesse behaupte gegenüber Dad er würde es selbst rauchen, und das wollte ich nicht. Er hatte sowieso immer vorbehalte, wegen Jesses Drogenkonsum.

Badger freute sich immer riesig wenn er mich sah und auch mit den anderen Dealern kam ich super klar. Nun, die meisten waren Junkies und Dealer. Mit beidem kannte ich mich aus.

Während mein Dad und Jesse das große Geschäft machten, fing ich meine erste Woche bei TecChemical an. Sie war eine der weltweitgrößten Forschungslabore Weltweit. Ich arbeitete in der Abteilung Forensik Toxikologie und Serologie, die hauptsächlich für das DEA so wie die Polizei und FBI Beweise analysierte. Wir analysierten Teppichfasern sowie Flüssigkeiten die an einem Tatort gefunden werden. Ich mochte die Arbeit, und hatte das Glück mit einem Jungen Team zusammen zu arbeiten. Einer meiner Kollegen Sam, wir nannten uns alle beim Vornamen, war echt super nett, und super heiß.

Ich lebte mich dort ein, und dank der vielen Überstunden musste ich weder meine Mutter, die mit ihrem verhalten immer schlimmer wurde, noch auf meinen Vater treffen, der seit er wieder kochte ziemlich ernst wirkte. Auch arbeitete er wieder an der High-School, so war er nur noch selten zu Hause. Im Grunde hatte ich nur noch mit Junior regelmäßigen Kontakt.

Ich suchte trotzdem immer noch eine Wohnung, jedoch lagen die meisten über meiner Gehaltsklasse, da ich in Probezeit war.

Niemand außer Jesse wusste, dass ich nach einer Wohnung suchte. Mit meinen Eltern konnte ich nicht reden, da sie mit sich selbst genug zu tun hatte, und Dad musste sich mittlerweile richtig anstrengen um das Lügenkonstrukt aufrecht zu erhalten.

Wenn ich bei Jesse war redeten wir meisten über unser Leben und was wir uns für die Zukunft wünschten. Wir beide hatten denselben Wusch, Frei sein.

Wir nahmen zusammen Crystal oder Pot, aber nie viel und manchmal sogar überhaupt nichts. Dann lagen wir auf Jesses Wohnzimmerboden, er hatte ja noch keine Möbel, auf ein paar Decken und starrte an die Decke. Es war auch schon vorgekommen, dass ich bei Jesse einschlief und von ihm aus zur Arbeit fuhr. Dad schien dies überhaupt nicht zugefallen und ihm wäre es wohl lieber hätte ich gar keinen Kontakt zu Jesse. Scheiß drauf.

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Eines Morgens rief mich Jesse an. Ich wollte gerade zu Arbeit und saß schon in meinem Wagen.

„Jo Jesse? Ist irgendjemand gestorben oder warum bist du schon so früh wach?"

Im Nachhinein wurde mir klar, dass diese Aussage bei unserem Lebenswandel, durchaus zutreffen konnte.

Jesse erzählte mir, dass Skinny Pete von einem Junkie Namens Spooge ausgeraubt wurde und Dad verlangte doch tatsächlich dass Jesse das regeln sollte, so wie Tuco. Fuck, ich wusste doch das dieses Geschäftsmodel Nachteile mit sich bringen würde.

Ich sagte ihm er solle mich anrufen sobald er die Sache geregelt hätte und das er vorsichtig sein sollte.

Skinny hatte ihm anscheinend die Adresse besorgt und Jesse wollte dort hinfahren und sein Geld für den Stoff verlangen.

Ich fuhr zur Arbeit, war aber nicht ganz bei der Sache. Ich hatte echt ein mieses Gefühl, was wohl daher rührte das jedes Mal wenn mein Dad und Jesse irgendwas regeln wollten es in eine Katastrophe endete. Und ich sollte Recht behalten.

Jesse rief mich kurz vor meiner Mittagspause an und schon als ich seine Stimme hörte wusste ich, dass irgendwas nicht stimmte.

„Yo, Charlotte... Ich weiß du bist gerade bei der Arbeit, aber... kannst du kommen. Ich... Fuck, keine Ahnung."

„Gib mir die Adresse, OK."

Jesse brauchte mir nicht zu erklären dass er Hilfe brauchte, ich konnte es hören.

„Yo, Pampas Street 3085. Charlotte du hast was gut bei mir... Ach und yo, könntest du was zu essen mitbringen."

„Dein ernst? Wenn das der Notfall ist weswegen du anrufst tret' ich dir in den Arsch wenn ich bei dir bin."

„Nein, is' nicht für mich. Erklär ich dir alles wenn du da bist. Bis gleich."

Mit gerunzelter Stirn und einem echt mulmigen Gefühl ging ich mich bei meinem Boss abmelden und fuhr los. Meinem Chef hatte ich einfach nur sagen müssen, dass es um meinen Dad ging und schon konnte ich gehen. Bei Krebs fragten die Menschen meist nicht nach.

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Ich hielt in einer echt abgefuckten Gegend vor einem echt heruntergekommenen Haus. Fuck. Warum war ich überhaupt überrascht. Was erwartete man von Menschen die ihr Leben für ein bisschen Stoff riskieren und ihren Dealer beklauten.

Ich schnappte mir die Tüte mit Burgern und ging die ramponierte Treppe hoch. Noch ehe ich klopfen konnte öffnete mir ein gestresst wirkender Jesse. Er sah echt fertig aus in seinen übergroßen Klamotten und dem Beanie auf dem Kopf.

Ein Geräusch lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Raum hinter Jesse. Von innen sah es noch schlimmer aus als man es vermutete und ich wusste sofort, dass sowohl die meisten Junkie Häuser aussehen mussten. Was mich aber wirklich erschütterte war der etwa 4 Jährige kleine Junge, der auf dem versifften Sofa saß und hoch konzentriert eine Werbesendung sah.

Ich sah Jesse noch einmal an, bevor ich an ihm vorbei ging und langsam auf den Jungen zutrat und vor ihm in die Hocke ging.

Er war dreckig und sah aus wie eins von den Straßenkindern, wie ich sie mir bei Oliver Twist vorstellte.

„Hey...", sagte ich etwas lahm und warf Jesse einen unsicheren Blick zu.

„Yo man.", Jesse trat auf uns zu, „Das ist meine Freundin Sunny.", ich runzelte die Stirn und warf Jesse einen Blick zu, der so viel sagen sollte wie: Echt jetzt?

Ich wand mich wieder dem Kleinen zu.

„Hast du Hunger? Ich hab Burger mitgebracht.", damit hatte ich wohl seine Aufmerksamkeit. Er sah mich an und nickte lebhaft, stand dann auf und watschelte, wie ich vermute, in die Küche.

Ich folgte ihm und war froh, das Jesse gesagt hatte ich sollte, was mitbringen da ich sicher wahr, das nicht genießbares in dieser Küche zu finden war.

Ich nahm einen Hamburger aus der Tüte und gab Ihm dem Jungen der schon brav am Tisch saß und wartete.

Er öffnete das Papier und biss gierig hinein, sodass ich befürchtete er würde ausversehen das Papier mitessen. Ich schmunzelte als ich sein Ketschup verschmierten Mund sah.

Mit einem Seufzten drehte ich mich zu Jesse um, der mich vom Türrahmen aus mit müden Augen beobachtete. Auch er hatte ein zartes Lächeln im Gesicht.

„Also, was genau machen wir hier?"

Ich ging auf ihn zu und zog ihn etwas abseits, dass wir uns unterhalten konnten ohne, dass der Junge etwas davon mitbekam.

„Man, keine Ahnung. Ich wollte eigentlich nur rein, ein bisschen drohen, die Kohle und wieder raus. Wer kann den Ahnen, das die ‚nen Kind haben und keiner da ist."

„Und nun?" Wie sahen uns kurz ratlos an, bis unser Blick wieder auf den Kleinen viel, der mittlerweile seinen zweiten Burger in der Hand hielt.

„Yo, wir warten und während ich mit diesem Spooge rede passt du auf den Kleinen auf und achtest drauf das er nichts mitkriegt."

„Als würde das noch was bringen.", sagte ich traurig.

Ich schnappte mir einen Stuhl der aussah als würde er mein Gewicht halten können und setzte mich neben das Kind. Jesse holte sich einen alten Drehstuhl aus dem Wohnzimmer und setzte sich ebenfalls.

Eine Weile sagte niemand etwas. Wir sahen still dem Jungen zu wie er seine Burger verdrückte. Wann hatte er das letzte Mal was gegessen?

Als er fertig war, sah er uns mit großen wachsamen Augen an. Fuck. Ich würde ihn am liebsten mitnehmen, was wohl keine gute Idee wäre, da ich ja selbst Meth nahm.

„Hey.", Jesse sah den Kleinen an und verdeckte seine Augen mit den Händen.

„Kuckuck.", er öffnete seine Hände und schaute den Jungen in die Augen. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, aber anscheinend war ich der einzige der das Witzig fand, den der Junge sah Jesse nur fragend an.

„Nein?... Kuckuck.", er wiederholte das Spiel, mit Erfolg. Der Kleine kicherte und auch Jesse und ich grinsten uns an.

Bis wir ein Quietschen und Lärm aus dem Garten hörten und uns geschockt ansahen.

„Na los, komm schon wo bleibst du denn?"

Ich schnappte mir den Jungen und die Tüte mit Burgern und ging mit ihm den Flur entlang in ein Schlafzimmer, wo eine Matratze auf dem Boden lag. Ich legte den kleinen auf das Bett und hörte, dass Jesse hinter mir war.

„Hör zu Süßer, du musst jetzt ganz leise sein. Du bleibst hier."

Er sah mich mit großen Augen an und fragte: „Was ist denn los?"

„Nicht Süßer, Diesel und ich müssen nur kurz mit deinen Leuten sprechen, ok?"

Ich drehte mich um und sah Jesse an der einen Revolver in der Hand hielt. Er sah mich ernst an.

„Du bleibst auch hier..."

„Was?! Nein!"

„Doch ich mein es ernst Charlotte. Ich weiß nicht wie die Typen drauf sind du bleibst hier."

Ich wollte wiedersprechen allerdings ließ uns der näher werdende Krach verstummen und Jesse war schon aus der Tür. Ich schloss die Tür und ließ einen Spalt offen, damit ich hören konnte wenn Jesse Hilfe brauchte.

„Ich hab's nicht verloren. Ich hab's nicht verloren.", hörte ich eine raue Frauenstimme schreien. Anscheinend war das Spooges Frau.

„Halts Maul blöde Nutte" Das muss Spooge sein.

„Halt selber dein Maul."

„Halts Maul!", das war Jesse. Ich hörte einen lang gezogenen Schrei von der Frau. Ich sah zu dem Kleinen der auf seiner Matratze kauerte.

„Steh auf! Halts Maul! Halt dein Maul. Haltet's Maul, alle beide!"

„Hey, ich bin gleich wieder da, ok? Du bleibst hier, ich meins ernst."

Ich sah den Jungen prüfend an und ging dann aus der Tür in das Wohnzimmer, wo ich Jesse mit der Waffe im Anschlag vorfand. Wie er zwei wirklich abgefuckte Junkies bedrohte, sie anbrüllte und gegen den Tisch trat.

„Wo ist meine Kohle verdammt, ich frag nicht mehr lange so freundlich. Yo, kapiert! Ich will meine Kohle und ich will mein Dope.", er sah Beide nacheinander an, „Spuck's aus!"

„Ich will... ich will nur eins sagen, man."

Fuck, der Kerl sah aus wie man sich einen Typischen Methuser vorstellte. Ungepflegt Haare und einen irren paranoiden Blick.

„Was? Was? Was willst du sagen?", Jesse war kurz vorm austicken.

„Ich will nur eins ganz klar sagen, man.", Spooges Blick glitt ängstlich zwischen Jesses Augen hin und her.

„Du hast mich verdammt hart getroffen, man. Das war echt hart und ich glaube ich sehe doppelt. Vielleicht sollt' ich ins Krankenhaus oder so."

Jesse schlug ihn mit der flachen Hand gegen den Kopf und schubste ihn zurück aufs Sofa. Er schrie beide, die am rumjammern waren an: „Halts Maul." Beide saßen da und laberten irgendeinen Schwachsinn über Gehirnerschütterung.

„Ihr sollt jetzt das Maul halten. Also macht die Taschen leer, dreht sie um und alles auf den Tisch, na los jetzt."

Das Paar stand auf und leerte, den mageren Inhalt ihrer Taschen.

„Gut dreht euch um, na los dreht euch um. Macht die Arschtaschen leer und die Schuhe, gebt sie her!"

Beide machten was von ihnen verlangt wurde jedoch sah ich kein einziges Gramm Meth auf dem Tisch.

„Ich hab dir gesagt Diesel wir haben nichts.", man merkte an Spooge Stimme und auch an seinem verhalten, dass sie länger nicht mehr gedrückt hatten. Sie zitterten, schwitzen und wirkten gehetzt und nervös, was zum Teil wohl auch an Jesse lag der sie mit einer Waffe bedrohte.

„Wir haben alles gedrückt.", die Frau sah ihn an und wippte auf den Fußballen hin und her. Jesse wusste dass sie log.

„Ja? Ihr habt 30 Gramm in ½ Tagen gedrückt?"

„Ja.", Beide nickten.

„Ich sag euch was...", Jesses Stimme klang bedrohlich, „Ihr Beiden zieht jetzt mal eure Arschbacken auseinander... und zwar sofort oder ich schnappe mir eine Taschenlampe und eine Kneifzange und sehe selber nach. Wie willst du's haben, yo. Mach schon! Na los, auf den Tisch damit!"

Beide drehten sich um und griffen sich, wortwörtlich an den Arsch. Fuck, mir wurde schlecht, den Stoff würde ich mir nicht mehr durch die Nase ziehen wollen.

.

„Ah ja, du hast das Crystal.", er zeigte auf Spooge, „Und sie das Age."

„Arbeitsteilung.", nuschelte Spooge.

Jesse sah auf den Tisch und hob die verpackten Tütchen mit dem Ärmel seiner Jacke an.

„Das sind ja... höchstens 4 Gramm hier. Wo ist der Rest von meinem Meth?", schrie Jesse und zielte wieder auf das Paar.

„Yo, im ernst? Die blöde Nutte hat's verloren."

„Halts Maul.", beide fingen an sich gegenseitig zu schubsen und zu beschimpfen bis Jesse beide auseinander stieß und sie anschrie: „Schluss damit."

Als Jesse sie gerade dabei war ihnen zu drohten, er würde sie abknallen, spürte ich zwei kleine Hände an meinem Bein. Ich sah nach unten und bemerkte den Kleinen der sich an mein Bein drückte und an mir vorbei zu seinen Eltern sah.

Durch meine Bewegung wurden die anderen auf mich aufmerksam und Spooge fragte verpeilt: „Fuck, wo kommst du den her?"

„Hey, hey mein Schatz. Komm her mein Kleiner.", die Frau streckte die Arme nach ihrem Sohn aus, der auf sie zugelaufen kam und auf ihren Schoß krabbelte.

Jesse sah mich an und wirkte gestresst und überfordert. Aber vor allem war er wütend.

„Gut. Ihr. Zwei. Werdet. Nie. Wieder. High. Werden.", er sprach langsam und deutlich, um sicherzugehen das die Wixer ihn auch verstanden, „Das werde ich nämlich zu meiner Lebensaufgabe machen. Keine Nadeln mehr, keine Pfeife, kein Joint. Bis ich wieder kriege was mir gehört."

Spooge fing an zu stottern: „Wir können das wieder gut machen... Ist doch klar. Zufällig haben wir nämlich deine Kohle, man. Plus Zinsen."

Jesse lachte verächtlich: „Genau! Plus Zinsen... und wo?!"

„Hinterm Haus. Ich schwör's dir, man. Hinterm Haus. Kannst du nachsehen."

Jesse zog ihn auf die Beine und sagte laut: „Steh auf!"

„Das tut weh man!", jammerte Spooge und wollt sich aus Jesses Griff winden.

Der Kleine schaute gespannt zwischen Jesse und seinem Vater hin und her.

„Hey, hey, hey, hey! Hey, ich und dein Vater wir... wir spielen hier nur ‚nen spiel, ja?", zu seiner Mutter sagte er: „He, rühr dich nicht vom Fleck! Meine Freundin guckt das du nicht abhaust."

Jesse dreht sich mit Spooge zu mir um und sagte zu mir: „Pass auf das sie keinen Scheiß macht, und achte auf den Knirps, ja?"

Wir sahen uns in die Augen und ich nickte. Jesse zog den Kerl mit einem geknurrten „komm" hinter sich her. Ich sah auf die Frau und lächelte dem Kleinen zwinkernd zu.

Als Jesse mit Spooge einen ATM Automaten ins Haus schob sah ich sie ungläubig an.

„Nicht euer ernst."

„Yo, die beiden sind mit dem Teil einfach rausspaziert. Wir knacken ihn auf und verschwinden hier."

Jesse rieb sich mit der einen Hand übers Gesicht während er mit der anderen wieder die Waffe hielt.

„Sorry, dass ich dich schon wieder in so ‚ne Scheiße hineinziehe."

„Jesse, wir beide wissen das nur einer an diesem Scheiß schuld ist.", ich sah ihm ins Gesicht und stieß ihn grinsend mit der Schulter an.

„Ich schnapp mir den Kleinen und geh mit ihm nach neben an, Diesel."

Er lachte leise während ich den Jungen, der mittlerweile neben seiner Mutter saß an der Hand nahm und mit ihm ins Schlafzimmer ging.

Ich hörte von neben an lautes poltern, das vermutlich von Spooge und Jesse kam, die versuchten den Geldautomaten aufzubrechen. Ich gab mein Bestes den Jungen von dem Lärm abzulenken, was gar nicht so einfach war, umgeben nur von Müll.

Als ich merkte das er Müde wurde, legte ich ihn hin und deckte ihn mit der löchrigen decke zu. Fuck. Wie konnte man sein Kind nur so vernachlässigen. Es war unbegreiflich für mich, die selbst einen Vater hatte der alles für seine Familie tun würde. Und Spooge und seine Frau drückten sich lieber Age, als sich um ihr Kind zu kümmern. Ich fuhr dem kleinen durch seine roten, verfilzten Haare und musste die Tränen unterdrücken. Als ich das Geschrei von den zwei Junkies hörte kam in mir eine mega Wut hoch.

Fuck Bitch.

Ich stand auf und ging mit gezielten schritten dem Lärm entgegen. Wie vermutete versuchte Spooge mit einem Vorschlaghammer den Automaten zu knacken während Jesse mit dem Revolver neben ihm Stand und anschrie.

Ich sah zu der Schlampe die sich Mutter schimpfte und sagte laut: „Was bist du für eine scheiß Mutter? Wie wär's wenn du hin und wieder dem Jungen etwas zu essen gibst's, ihn mal badest, ihn ein bisschen Babypuder gibst und ‚nen anständigen Fernseher besorgst.", dabei zeigte ich auf den Schrothaufen der nur einen Sender hatte, „was ist das für en scheiß hier? Spinnst du total!"

Sie saß vor mir, ihre knochigen Arme um sich geschlungen und zitterte als sie sagte: „Gib mir nur einen Schuss und ich bin die beste Mutter der Welt."

Ich machte einen Satz nach vorne und wollte sie schlagen, jedoch wurde ich von zwei Armen die mich von hinten umschlungen, aufgehalten. Jesse hatte mich vorausschauend festgehalten, weil er geahnt hatte ich würde gleich austicken.

„Lass mich los, ich werd' ihr zeigen was für ‚ne großartige Mutter sie sein kann wenn mein Schuh in ihrem Arsch steckt."

„Yo, komm runter. Tu tust dir noch selbst dabei weh."

Ich hörte auf mich zu wehren und drehte mich zu Jesse um und sah ihn angriffslustig an.

„Was? Willst du mich verarschen?"

„Yo, Cha... Sunny... Ganz ruhig. Es würde eh nicht ändern, das weißt du."

Er sah mich an und ich nahm einmal tief Luft und nickte, als wir von Spooge unterbrochen wurden.

„Man, Diesel! Das ganze wäre echt leichter wenn wir ‚ne kleine Kostprobe haben dürften."

Jesse schnaufte drehte sich um und nahm Spooge den Hammer weg.

„Geh aus dem weg... GEH AUS DEM WEG!"

Spooge sprang zur Seite und setzte sich auf einen alten Stuhl während Jesse nun mit aller Kraft auf den Automaten einschlug.

Ich sah zwischen dem Junkie Paar hin und her, ging auf Jesse zu der kurz inne hielt und nahm seine Waffe vorne aus seinem Hosenbund. Ich sah ihn an und mit einem zustimmenden nicken machte er weiter.

Ich ließ mich am anderen Ende des Sofas nieder und beobachtete Jesse. Scheiße, das Ding wird nie nachgeben.

†‡‡†

Draußen wurde es Nacht und ich wurde langsam echt müde. Spooge war neben dem ATM eingeschlafen und auch seine Frau saß neben mir und döste zitternd vor sich hin. Ich stand auf und ging auf Jesse zu der auf einem Stuhl saß und seinen Kopf mit den Händen abstützte. Ich stand hinter ihm, beugte mich runter und legte die arme über seine Schultern, den Kopf auf einer davon abstützend.

„Fuck, wie lange wollen wir versuchen diesen Scheiß Automaten aufzubrechen.", meine Stimme klang müde und leise.

„Yo, du musst nicht hier bleiben. Ich hätte dich gar nicht..."

„Stopp.", ich unterbrach Jesses Geplapper, „Das wollte ich nicht damit sagen. Ich helfe dir gerne, nur was ist Plan B?"

Jesse wollte gerade antworten als uns ein Geräusch unterbrechen ließ. Wir sahen auf, ich immer noch an Jesse gelehnt.

Der kleine stand in der Tür und lief auf uns zu.

„Hey... Kleiner Mann... Hast du Hunger.", der Kleine sah Jesse an und bedeckte seine Augen mit den Händen um sie dann wieder aufzumachen.

Ich lächelte als Jesse es ihm gleich tat.

„Hey...Na?"

Ich richtete mich etwas auf und wollte gerade auf den Kleinen zugehen als ich einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf spürte und auch schon auf dem dreckigen Boden landete. Ich hörte auch Jesse aufschreien, als schon alles Schwarz wurde.

Als ich wach wurde, spürte ich erst mal nur Schmerz. Fuck. Diese miese kleine Bitch. Ich öffnete die Augen und sah Jesse der vor mir lag und anscheinend auch KO geschlagen wurde. Ich hörte wie die beiden wieder stritten und Spooge mit einem Bohrer weiter versuchte, den Automaten aufzubekommen. Sie hatten ihn schräg gestellt und er versuchte durch den Boden an das Geld zukommen.

Anscheinend hatten sie sich Age reingezogen, den die Frau redete davon, dass sie das Meth zum Ausgleich brauchte. Jedoch wollte Spooge seinen Anteil nicht rausrücken und beschimpfte sie.

Ich verhielt mich ruhig und bemerkte wie Jesse versuchte unbemerkt an die Säge zukommen die auf dem Boden lag.

Ich hörte die Beiden immer noch streiten und ich sah von meiner Position aus, dass die Frau total stoned war.

„Scheiß Nutte, Nutte, Nutte, Scheiß Nutte, Nutte, Nutte, Nutten Arsch, Nutten Arsch, Nutte.", merkte nicht wie sie aufstand, um ihn herum ging und sich hinter den Automaten stellte. Er rief einfach weiter: „Scheiß Nutte, Nutte, Scheiß Nutte, Nutte. Hörst du Nutte, he? Hörst du mich Nutte? Nutte, Nutte, Nutte, Nutte..."

Ich sah wie Sie den Arm aus streckte. In diesem Moment passierte vieles gleichzeitig.

Die Frau drückte einen ihrer Finger an ihre spröden Lippen, sagte in einem monotonen Ton: „Ich bin keine Nutte.", und gab mit diesem dem Automaten einen Schubs.

Jesse sprang auf und rief: „Nein, nein, nicht! Beruhige dich!"

Ich schrie und sprang auf und stütze mich an der Wand ab als der Automat mit seinem vollen Gewicht auf seinen Kopf niedersauste und mit einem matschenden Geräusch seinen Schädel zerquetschte.

Das Geräusch und der Geruch von alten Pennys der die Luft ausfüllte, würde ich wohl niemals vergessen.

„Ich bin keine Nutte.", sagte sie und ging auf ihren toten Mann zu um die Tüte mit Crystal aus seiner Tasche zu holen. Sie ließ sich auf die Couch fallen und schien nichts wahr zunehmen außer den Stoff in ihrer Hand. Jesse und ich beobachteten das Szenario mit schreck geweiteten Augen. Ich hörte wie Spooge Blut über den Boden lief und hörte Jesses und meinen eigenen hektischen Atem.

Jesse rappelte sich auf und stand für einen Moment stock steif da. Dann nahm er die Waffe aus Spooges Hosenbund und begann mit schnellen Bewegungen den Automaten von seinen Fingerabdrücken zu befreien, als plötzlich mit einem klack die Tür des ATM aufging und mehrere Hundertdollarscheine aus dem Geld Fach katapultiert wurden. Jesse beobachtete das Ganze mit fassungsloser Miene sah dann zu dem Sofa auf dem der zu gedröhnte Junkie lag und sah dann wieder mich an, die immer noch an der Wand stand und versuchte nicht zu kotzen.

Ich blinzelte ein paarmal und ging dann auf Jesse zu, bedacht nicht in das immer noch fließende Blut zutreten. Ich schnappte mir eine Papiertüte vom Boden und half Jesse das Geld einzusammeln. Dann schnappte ich mir eine Decke und ging in das Zimmer neben an. Ich hörte wie Jesse nebenan die Polizei anrief. Erstaunlich wie gut wir uns ohne Worte verständigen konnten, ging mir durch den Kopf, was wohl bewies das ich immer noch ein wenig unter Schock stand.

Ich handelte nur und versuchte zu ignorieren, dass ich mich am liebsten in eine Ecke gekauert hätte.

„Hey.", sagte ich zu dem Jungen und ging vor ihm in die Hocke. Meine Stimme versuchte ich nicht ängstlich klingen zulassen und die Tränen hielt ich erfolgreich zurück.

„Kannst du dich noch an das Kuckuck Spiel mit Diesel erinnern, he?", der Kleine machte mit seinen Händen die Geste die er bei Jesse gesehen hatte. „Kannst du das mache, ja? Kannst du die Augen zu lassen?", ich warf ihm die Decke über die mageren Schultern. Hinter mir hörte ich Jesse der neben mir hielt. Er nahm den Kleinen auf den Arm und sagte: „Mach die Augen ganz fest zu, denn wir spielen jetzt ein kleines Spielchen."

Er nickte und verschloss seine Augen. Jesse und ich rannten aus der Wohnung, wobei ich nochmal einen Blick auf die Frau warf, die vollkommen stoned auf dem Sofa lag.

Ich schloss die Tür hinter mir mit einem lauten Knall und folgte Jesse vor die Tür. Er setzte den Jungen auf die Verandastufen und sprach zu ihm: „Setz dich hier hin, ok. Hey, du wartest jetzt, ok? das gehört nämlich zu dem Spiel. Du musst hier warten. Du darfst auf keinen Fall wieder dort reingehen, klar?"

Jesse wollte gehen, als er sich noch mal zu dem kleinen Jungen runterbeugte ihn bei den Schultern packte und mit seiner brüchigen Stimme flüsterte: „Alles Gute... für dein weiteres Leben... Kleiner."

Erst als ich Jesses Tränen in seinen Augen sah, merkte ich das auch ich weinte. Jesse nahm meine Hand und zog mich zu unseren Autos. Von weitem hörte ich schon die Sirenen der herannahenden Polizei.

Jesse sah mich an und fragte: „Kommst du klar?"

Ich wollt nein schreien, jedoch nickte ich und sagte: „Ja.", ich drückte noch einmal seine Hand bevor ich in meinen Wagen stieg und Nachhause raste.

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Als ich die Haustür aufschloss ging ich gerade Wegs in mein Zimmer, schloss die Tür und ließ mich an dieser auf den Boden rutschen. Ich schluchzte auf und mir liefen wieder Tränen über die Wangen. Ich hielt mir mit einer Hand den Mund zu um Niemanden zu wecken.

Ich wusste nicht wie lange ich auf dem Boden saß und still vor mich hin heulte, aber ich muss wohl irgendwann auf dem Boden eingeschlafen sein, denn ich wachte auf als ich unter mir die Schritte meiner Mum hörte die den Flur entlang ging.

Ich öffnete die Augen und hievte mich hoch.

Fuck, mir tat alles weh.

Ich stand auf und sah mich um, ich konnte es immer noch nicht glauben was letzte Nacht passiert war. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass ich seit einer Stunde auf der Arbeit sein müsste.

Träge schnappte ich mir ein paar Klamotten und schlich ins Bad. Dort duschte ich schnell und zog mich an. Als ich in die Wohnung trat, stellte ich fest, dass schon alle unterwegs waren. Warum hatte mich niemand geweckt?

Ich schnappte mir meine Schlüssel und verließ das Haus.

Bei TecChemical ging ich auf geraden Weg zu meinem Boss und tischte ihm die Geschichte von meinem Kranken Vater auf. Es half wohl dass ich aussah wie ausgekotzt. Ich brachte den Tag hinter mich, jedoch nicht ohne mir in der Mittagspause einen Joint reinzuziehen, um zu vermeiden dass ich mich doch noch übergeben musste. Dieses Geräusch des knackenden Schädelknochens und der Geruch des fließenden Blutes gemischt mit Hirnflüssigkeit ließen mich nicht mehr los. Ohne Gras würde ich, das nicht überstehen.

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