20. Meth WG
†‡‡†
Ich stand in meinem echt hübschen engen schwarzen Kleid, Lederjacke und Boots neben Jesse und wartete mit ihm auf eine Nachricht von Saul.
Ich hatte den ganzen Tag damit verbracht Kisten zupacken und den Umzug vorzubereiten. Jesse hatte darauf bestanden, er sagte er war sich sicher Saul würde das hinbekommen.
Also standen wir jetzt vor seinem Wagen, der in einer Seitenstraße von dem Notarbüro stand und warteten darauf grünes Licht zubekommen. Ich schlürfte meinen Smoothe während ich gegen den Wagen lehnte.
„Wann wolltest du es mir erzählen?", fragte Jesse der neben mir stand.
Ich hatte ihm alles erzählt, von Gun und wie ich das Geschäft abgewickelt hatte auch hatte ich ihm gesagt wie meine Formel sich zusammensetzte. Sie war genau so rein wie die von Dad. Er hatte auch wissen wollen, ob ich wieder auf Meth war. Jedoch kannte er die Antwort bereits. Ich war genau solange Clean wie er.
„Ich wollte es dir sagen, wenn du dein Geld wieder hast und es dir besser geht."
Er sah mich kurz an nickte und legte einen Arm um meine Schulter.
Grinsend meinte er: „Du bist so was von abgedreht und verrückt."
Ich knuffte ihn in die Seite.
„Danke gleichfalls."
Er sah mich von der Seite an ehe er mit einem gemurmelten: „Willkommen im Fucking Geschäft.", mich fester an sich zog.
Kichernd lehnte ich mich an ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
†‡‡†
Ich kam mit Jesse gerade an, als seine Eltern dabei waren irgendwelche Blumentöpfe in den Kofferraum zuladen. Als Jesse Wagen hielt, sahen sie alles andere als begeistert aus.
Ich stieg zusammen mit ihm aus, wobei ich mir echt stark ein Grinsen verkneifen musste.
„Hi Mum... Dad. Wie geht's?", fragte Jesse locker ohne stehen zu bleiben.
„Hallo Mrs. und Mr. Pinkman.", grinste ich sie charmant an.
„Jesse... Das ist jetzt kein guter Zeitpunkt.", stotterte Jesse Dad verwirrt ehe er verstand was wir vorhatten.
Wir gingen zielstrebig auf die Haustür zu und Jesses Eltern eilten uns hinterher.
„Jesse! Das Haus ist verkauft! Die neuen Eigentümer werden jeden Augenblick auftauchen... Wo wollt ihr denn hin?", rief seine Mum aufgebracht.
Jesse hielt kurz vor der Tür und holte den Schlüssel aus seine Jeans.
„Rein... Ich hab's gekauft.", sagte er ruhig.
Er schloss die Tür auf und ließ mich Gentlemanlike eintreten, bevor er mit einem letzten Blick auf seine verblüfften Eltern die Tür schloss.
Wir brachten alles aus meiner Wohnung in sein Haus. Er konnte von Glück sagen das ich seine ganzen Möbel gerettet hatte. Außer sein Bett, das hatte ich entsorgen lassen, weil ich mir dachte das Jesse sicher nicht mehr darin schlafen möchte. Auch die zwei Sessel wurden entsorgt, da Jesse meinte Badger hatte mal drauf gekotzt und er wusste nicht mehr auf welchem.
Wir bestellten ein neues Bett sowie ein Sofa.
Aus meinem Sofa hatte ich die Blutflecken nicht mehr rausbekommen, die durch Sam entstanden waren.
Als ich den letzten Rest unserer Habseligkeiten eingeräumt hatte, holte ich die Sachen von Jane aus meinem Schrank, die ich seit Jesse in die Klinik kam aufbewahrt hatte. Ich ging zu seinem Zimmer und klopfte, er war gerade dabei gewesen seine Kleidung in den Schrank zu schmeißen, wortwörtlich.
Er sah mich an, dann auf das in meiner Hand und runzelte die Stirn.
„Hey... Das hab ich für dich aufbewahrt, ich dachte mir du willst etwas von ihr, das dich an die Zeit davor erinnert.", mit diesen Worten reichte ich ihm den Bilderrahmen, in dem sich das selbstgezeichnetes Bild von einer Superheldin befand, deren Bildunterschrift Apologize-Girl lautet und den Narcotic-Chip.
Er sah es an und schluckte schwer währen er es mit glasigen Augen betrachtete. Er stellte es auf seine Kommode bevor er mich ohne Vorwarnung umarmte und sein Gesicht an meine Schulter drückte.
„Danke.", nuschelte er und ich erwiderte die Umarmung und zog ihn näher.
Als er tief einatmete und sein Gesicht in meinem Haar vergrub, merkte ich wie sich die Atmosphäre zwischen uns anspannte und plötzlich zu verändern schien. Er drängte mich etwas weiter nach hinten was mich gegen die Kommode stießen ließ. Meine Augen waren geschlossen und so spürte ich nur seinen warmen Atem an meinen Nacken und weiter über meine Wange gleiten, bevor er kurz vor meinem Lippen zum Stehen kam. Ich spürte seine Hand an meiner Wange und musste schlucken. Als ich meine Augen langsam öffnete, schaute ich direkt in die blauen Augen Jesses, die abwechselnd von meinen Lippen zu meinen Augen hin und her huschten. Er war so nah, und nicht nur Jesses Atem ging unregelmäßig schnell.
Jedoch bevor sich einer von uns auch nur klar werden konnte was gerade passierte riss uns das vibrieren meines Handys auseinander.
Er entfernte sich einen Schritt von mir und fuhr sich verlegen durch seine Haare. Ich fummelte mein Handy aus meiner Hosentasche und sah, immer noch leicht verwirrt auf das Display. Es war Walter Junior.
Mit einem letzten Blick auf Jesse nahm ich das Gespräch an: „Junior, was gibt's?"
„Charlotte? Du... Du musst kommen. Mum dreht total ab. Sie hat die Polizei gerufen und will Dad... rausschmeißen."
„Fuck... Ich bin sofort da."
Ich legte auf und begegne dem sorgenvollen Blick Jesses.
„Alles ok?"
„Äh ja... Nein... Kleines Familiendrama... Ich muss kurz weg. OK?"
Jesse nickte und mit einem letzten Blick auf ihn machte ich mich auf schnellsten Weg zu meinen Eltern.
Als ich vor unserem Haus hielt sah ich auf der anderen Straßenseite Mikes Wagen. Ich winkte ihm süß lächelnd zu. Scheiß Stalker, obwohl es wohl nicht verkehrt war ein Auge auf Mum zu werfen, weil diese offenbar gerade abdrehte.
Wie war Dad eigentlich ins Haus gekommen? Sie hatte doch die Schlösser ausgetauscht.
Als ich meinen Wagen vor dem der Polizei Parkte und auf die Haustür zu eilen wollte vielen mir, vor lauter Hektik, die Wagenschlüssel aus der Hand. Fluchend bückte ich mich und hob sie auf, dabei sah ich eine Zeichnung die auf dem Asphalt mit gelber Kreide gezeichnet wurde. Es war eine Sense. Ich stand auf und mit gerunzelter Stirn betrachtete ich die Zeichnung. Wer zeichnete eine Sense? Vor unserem Haus? Irgendwas gefiel mir daran nicht und ich wusste dass dies keine Kinderzeichnung war. Ich hob meinen Kopf und sah in Mikes Richtung. Er erwiderte meinen Blick bevor er den Wagen startete und davon fuhr, keinen Moment ließ er mich aus den Augen.
Kopfschüttelnd ging auf die Haustür zu. Sie war nur angelehnt und mit einem Lächeln schob ich sie auf, da ich hörte wie Mum offensichtlich mit der Polizei redete. Oh Mum...
„Als ich von der Arbeit kam war er wieder da.", Mum klang leicht verzweifelt, „Er ist einfach wieder hier eingezogen. Ich sagte ihm er solle wieder gehen aber er wollte nicht hören. Ich will... Ich will ihn hier raus haben. Ich will das er aus dem Haus verschwindet."
Der Polizist der bei meiner Mutter stand, schien die ruhe in Person. Nun, vermutlich war das nicht sein erster Einsatz, wo sich zwei Eheleute stritten.
Ich lehnte mich an den Türrahmen, da mich noch keiner zu bemerken schien. Mum war zu sehr auf den Beamten vor sich fixiert, bemüht ihm klar zumachen er solle ihren Ehemann mitnehmen. Und Dad redete gerade, wie die Personifizierte Ruhe persönlich, mit dem anderen Polizisten während Junior ziemlich geknickt neben ihm stand.
Holly Shit... Unsere Familie war im Arsch.
„Gut Misses White, aber zunächst mal muss ich ihnen ein paar Fragen stellen und es ist wichtig das sie ehrlich darauf antworten. Hat er sie geschlagen?", der Polizist sah meine Mum aufmerksam an.
„Nein.", ertönte ihre Stimme schon beinahe brüsk.
„Hat er sie je geschlagen?"
„Nein es geht hier doch nicht um... Gewalt, sondern um Hausfriedensbruch. Darum das er gegen meinen Willen hier ist."
„Gut, Hausfriedensbruch. Demnach sind sie geschieden?"
„Nein... aber das läuft. Ähm... seither leben wir getrennt."
„Trennungsvereinbarung."
„Es gibt da keinen Gerichtsbeschluss, falls sie das meinen.", Mum schien verunsichert und ihre Stimme nahm einen verzweifelten klang an, "Aber wir leben jetzt schon beinahe seit zwei Wochen getrennt ich hab die Schlösser ausgetauscht! Ist das denn nicht ein typischer Einbruch?"
„Wer ist der Eigentümer des Hauses?"
„Wir beide... Es gehört uns beiden... Ähm gemeinsam..."
„Wir können niemanden wegen Einbruchs in sein eigenes Haus festnehmen, außer es gibt einen Gerichtsbeschluss, dass er sich fernzuhalten hat oder dass er sie oder ihre Kinder bedroht hat."
Der Blick des Polizisten fixierte wieder Mum. Bis jetzt hatte er nicht wirklich viel auf seinem Notizblock notiert... Nun ja... Es war ja auch nicht wirklich was passiert.
„Nein... Das hat er nicht... physisch aber. Das er wieder im Haus ist das... das ist einfach nicht gut."
Holly quengelte und Mum sah zu ihr und wollte gerade mit einem „Entschuldigen sie mich", zu ihr, allerdings hatte sie mich wohl bemerkt.
„Charlotte?", sie sah etwas geschockt aus.
Ich trat ein und alle Verstummten.
In meinem schwarzen Rock, der lederkacke und der Sonnenbrille sah ich wohl eher so aus, als käme ich gerade von einer Party, mal abgesehen von den Haarspitzen.
„Charlotte.", rief Junior erleichtert und kam auf mich zu.
„Hey Leute.", grinste ich in die Runde und nahm die Sonnenbrille ab.
„Charlotte was macht du hier?", fragte mich Mum verwirrt und etwas angesäuert.
Sie war anscheinend ziemlich genervt von der Situation, dass ihr Meth kochender Ehemann und ihre Meth konsumierende Tochter in ihr Haus eindrangen.
„Ich folge dem verzweifelten Ruf meines Bruders, der genau wie ich euer bescheuertes Verhalten nicht versteht.", sagte ich und ging auf Flynn zu um ihn zu umarmen. Man hatte ich ihn vermisst.
„Mum, hat einfach die Polizei gerufen und will das Dad verschwindet. Aber Dad wohnt hier.", sagte Junior mit belegter Stimme.
Holly schrie immer noch, was Mums Aufmerksamkeit wieder auf sie lenkte. Jedoch war Dad schneller und nahm sie aus ihrer Wiege.
„Ich hab sie Schatz.", sagte Dad sanft als Mum Anstalten machte ihm Holly abzunehmen.
„Ja, komm her... gut. Hast du Hunger? Ich geb' dir was... Na also... das war's."
Ich grinste leicht. Für die Polizisten musste Dad wie der perfekte Familienvater wirken.
„Entschuldigung Officer, wo waren wir?"
„Meinungsverschiedenheiten?"
„Sind bei uns schon mal vorgekommen. Wissen sie ich war in letzter Zeit nicht der aufmerksamste Ehemann..."
Mum schien jetzt vollkommen um Fassung zu ringen. Ich sah, genau wie sie, zu Dad der Holly im Arm hatte.
„Sie wohnen hier?"
Ich drehte mich zu dem Polizisten um der mich musterte.
„Nein, ich bin die älteste Tochter. Mein Bruder hat mich angerufen und meinte es gebe ein Problem zwischen unseren Eltern.", dabei sah ich Mum an und wollte ihr mit meinem Blick zu verstehen geben, dass sie etwas entscheidendes vergessen hatte. Nämlich das wenn Dad eingesperrt wird, ich eben so dran bin, jetzt sogar noch mehr als vorher.
„Coole Frisur.", sagte Junior zu dem ich mich umdrehte. Ich grinste. Ich sah zu Dad der erleichtert schien dass ich da war.
Ich ging auf ihn zu.
„Kann ich sie halten. Ist ewig her das ich sie gesehen habe.", sagte ich zu ihm und er gab mir Holly, die ich vorsichtig nahm.
„Hey Holly."
Sie gluckste fröhlich vor sich hin.
„Misses White wäre es leichter für sie, wenn wir einen Augenblick vor die Tür gehen?", fragte der eine Beamte der mit Mum redete, sie leise.
„Nein... Nein, reden wir ruhig hier."
„Offengesagt Ma'am, wenn sie ihren Mann aus dem Haus haben wollen müssen sie mir helfen. Ist es möglich dass er Gesetzesverstöße begangen hat, von denen sie wissen. Wenn es da irgendwas gibt, was wir benutzen können, sagen sie es mir einfach... Selbst wenn sie nur einen Verdacht in der Richtung haben, kann ich das benutzen um ihn aus dem Haus zu schaffen.", er sah sie nun wieder aufmerksam an und auch ich beobachtete Sie eingehend. Sie schien wirklich zu überlegen was sie sagen sollte.
Fuck.
„Und wie siehst du das Ganze?", fragte der Beamte jetzt Junior.
„Meine Mum ist daran schuld."
Alle Blicke richteten sich auf meinen Bruder.
„Sie hat... sie... Sie will nicht mal sagen was mein Dad getan hat und zwar deshalb, weil er gar nichts getan hat. Ich weiß nicht warum sie so ist... Mein... Mein Dad ist total in Ordnung. Und auch Charlotte... Meine Schwester... Sie verbietet uns einfach den Kontakt..."
„Nein, mein Junge... Deine Mutter kann nichts dafür...", versuchte Dad Junior zu beruhigen.
Der Polizist sah nun mich an.
„Stimmt das, Miss White?"
„Oh, wissen sie... ich hab ‚ne sehr enge Bindung zu meinem Dad und als rauskam das er Lungenkrebs hat, kam ich nicht so gut damit klar. Ich rutschte etwas ab und wurde...", ich legte eine dramatische Pause ein, in der ich zu Mum sah und wieder zu Dad und mit reuevoller stimme weitersprach, „Na ja... ich nahm Meth, was echt scheiße war... Aber ich hab mit einem Freund zusammen einen Entzug gemacht und bin jetzt seit mehreren Monaten clean. Mir geht's wieder gut. Nur leider hat der Kampf um den Krebs und dann auch noch der Ärger mit mir die Beziehung meiner Eltern schwer belastet.", sagte ich und lächelte dabei Dad schwermütig an.
Der Polizist nickte und ich wusste ab dem Zeitpunkt wo ich den Krebs von Dad erwähnte, das die Beiden Polizisten meinen Vater sicher nicht mitnehmen würden.
Ich hörte den Polizist der meiner Mutter sanft erklärte: „Misses White... Ich bedaure Ma'am... Wir haben keine rechtliche Handhabe, um ihren Mann aus dem Haus zu entfernen. Wenn sie das nächste Mal glauben, das die Dinge aus dem Ruder laufen, sollten sie hier anrufen. Das ist die Familienberatung. Ich würde mich da beraten lassen.", sagte er und reichte Mum eine Visitenkarte von der Familienberatung.
Als die Polizisten den Rückzug antraten hörte ich wie Dad sich noch für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Ich musste mir wirklich ein Grinsen verkneifen.
Ich gab gerade Holly Dad zurück, als Junior Mum lauthals anschrie: „Warum musst du... Warum musst du Dad so was antun.", und mit einem letzten wütenden Blick, stürmte er in sein Zimmer.
„Junior..."
„Junior warte! Komm... Mach deiner Mutter deswegen keinen Vorwurf.", rief Dad ihm hinter her.
Mum wirkte nun nicht mehr verzweifelt sondern stink wütende. Nun, wer konnte es ihr verübeln.
Es war eine Zeit lang still. Ich lehnte mich an den Küchentresen und sah beide Aufmerksam an.
„Tut mir leid.", meinte Dad als sie ihm Holly vorsichtig aus dem Arm nahm.
Mum sah zuerst mich kalt an bevor ihr Blick zu Dad wanderte und sie mit Verachtung in der Stimme sagte: „Willkommen Zuhause"
Sie wollte sich gerade auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer machen, als ich sie aufhielt.
„Warte Mum... Sorry, bei allem Respekt... aber ich finde ich muss da was klar stellen.", ich stieß mich vom Tresen ab und ging langsam auf sie zu, keinen Moment verließen meine Augen ihre, die sich so glichen.
„Wenn du wieder einmal das Bedürfnis verspürst dich den Behörden mitzuteilen sollte dir eins klar sein..."
„Charlotte...", unterbrach mich Dad aufgebracht.
„Nein, Dad! Ich glaube sie ist sich dem ganzen Ausmaß nicht bewusst. Wenn Dad und ich dran sind, was denkst du passiert dann mit dir, Junior und Holly?"
Sie sah mich einen Augenblick verwirrt an, ehe ihr Blick wieder zu Eis gefror.
„Der Staat wird zuerst das Haus einfordern und Flynn und Holly werden in staatliche Obhut gegeben. Hank wird seinen Job verlieren und du wirst wegen Beihilfe im Knast landen, weil dir niemand glauben wird, du hättest nicht mitbekommen was dein Ehemann und deine älteste Tochter hinter deinem Rücken getrieben haben."
Ich sah das flackern in ihren Augen. Ja... daran hatte sie nicht gedacht.
„Dad hat das für uns getan.... Du wolltest, dass er überlebt... erinnerst du dich? Er hat überlebt."
„Und was ist deine Ausrede?", fragte sie mich mit zitternder Stimme.
Ich sah sie leicht lächelnd an...
„Sorry Mum, aber es ist so gekommen. Du kannst es nicht mehr ändern aber ich gebe dir einen guten Rat... krieg dich wieder ein!", und mit einem letzten Blick auf Dad drehte ich mich um und ging.
Als ich zu meinem Auto lief sah ich noch einmal auf die Zeichnung. Irgendwas sagte mir, dass dies nur der Anfang von etwas Ungutem sein konnte. Und Mike... Ich hatte einfach ein ungutes Gefühl.
†‡‡†
Als ich die Haustür zu Jesses, und auch jetzt meinem Zuhause, aufschloss, fand ich Jesse auf dem Boden sitzend vor. Er wirkte, ich konnte es nicht anders beschreiben verloren.
Er hatte in seiner Hand ein Handy und schien gerade telefoniert zuhaben. Als er mich bemerkte, legte er auf.
„Hey.", sagte ich vorsichtig und ließ mich neben ihm auf den Boden rutschen.
„Hey...", sagte er leise, „Wie war's bei deinen Eltern?"
„Suizidgefährdend... Alles in Ordnung? Mit wem hast du telefoniert?"
Er sah mich kurz an ehe er auf das Handy in seiner Hand starrte. Er klappte es auf und drückte auf die Wahlwiederholung ehe er es mir reichte. Mit gerunzelter Stirn nahm ich es entgegen und hielt es mir ans Ohr.
„Hi...", ich erkannte die Stimme sofort. Jane klang so wie ich sie in Erinnerung behalten wollte, klar und frei von Age.
„Wenn sie mir was verkaufen wolle, nur ein Satz... streichen sie mich von der Liste! Wer cool ist nach dem Piepton raufsprechen...", es war Janes Mailboxansprache. Fuck.
Ich legte auf und gab es Jesse in die Hand, die ich mit meiner festhielt.
„Jesse, es ist ok.", sagte ich nur und legte meinen Kopf an seine Schulter. Er lehnte sich ebenfalls gegen mich. So saßen wir eine Weile, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als uns plötzlich ein lautes Klopfen zusammen schrecken ließ.
Ich hörte Jesse genervt aufseufzen.
Ich stand auf und ging an die Tür. Es war Saul. Man, der Ker hatte echt ein perfektes Timing. Er drückte mir einen Kaktus in die Hand den ich verwirrt musterte.
„Zum Einzug, in ihr neues Liebesnest.", sagte er und trat an mir vorbei. Ich drehte mich um und schloss die Tür, nicht ohne die Augen zu verdrehen. Jesse stand im Wohnzimmer und sah ebenso genervt aus wie ich.
„Er leeebt. Zum Einzug alles Gute. Platzen sie nicht vor Begeisterung.", sprach Saul zu Jesse der wie immer voll auf Xanax war... oder was er sonst so nahm.
„Danke.", meinte Jesse in einem Ton der alles andere als freundlich klang und stellte sich neben mich. Saul sah sich um. Im Wohnbereich befanden sich keine Möbel, nur eins zwei Kisten. Jesses Einrichtung hatte nicht überlebt, genauso wenig wie mein Sofa und der Fernseher. Leider kam es oft vor, dass man während eines Turkeys um sich schlug und dabei einiges zu Bruch ging.
„Interessante Einrichtung. Sehr... dezent. Dieser Minimalismus hat mich nie umgehauen, aber naja... und wie geht's ihnen? Immer noch clean?", er musterte uns beide abwechselnd.
Jesse und ich nickten.
„Gut, gut. Ich hatte schon angst sie beide währen in alte Gewohnheiten verfallen und machen einen auf Bonny und Clyde, da ich nichts von ihnen gehört habe..."
„Wieso vergleicht uns eigentlich jeder mit Bonny und Clyde?", fragte ich genervt.
Saul ignorierte meinen Einwurf und wand sich an Jesse: „Sie wissen das es dumm ist die Anrufe ihres Anwalts zu ignorieren... ich meine was ist wenn ich sie warnen will, dass die DEA ihnen die Tür eintritt... Was dann...?", Saul lachte auf, fing sich jedoch recht schnell, als er sah das keinem von uns nach Lachen zumute war.
„Ersparen sie mir den Sermon und sagen sie mir warum sie hier sind!", sagte Jesse gelangweilt und lehnte sich gegen die Wand.
„Ja, natürlich. Ich hab ihnen doch vor kurzem von meiner Idee erzähl, dass sie wieder Kontakt mit ihrem Partner aufnehmen... wissen sie ich will das Boot sozusagen wieder zu Wasser bringen. Ich schlage nicht vor das sie selber wieder anfangen zu kochen... Immerhin haben sie die Kur gemacht und so weiter, obwohl ein Entzug sie ja anscheinend nicht davon abgehalten hat..."
„Saul...", rief ich genervt auf, „Kommen sie zum Punkt."
„Ich möchte nur eines, dass sie den Chefkoch davon überzeugen, dass er weiter macht und was sagen sie?", er sah uns auffordernd an.
Jesse gab ein gelangweiltes: „Klar man... Wie auch immer...", von sich und stieß sich von der Wand ab.
„Gut... Aber wie auch immer was? Rufen sie ihn an? Oder reden sie mit ihm... so von Tochter zu Vater...", Saul sah mich mit seinem typischen Anwaltsgehabe an.
Jesse ging auf die Tür zu und öffnete sie, bevor er zu Saul sagte: „Ich hab gesagt, ich regle das... Jetzt verschwinden sie bitte! Bitte!"
Jesse klang schon leicht flehend und Saul merkte wohl dass dies nicht der beste Zeitpunkt war.
„Nur noch ein Gedanke: Sehen sie sich hier mal um... Irgendwie ärmlich. Sie haben nämlich kein Geld mehr. Wenn sie den Maestro wieder zum Kochen bringen, dann wird sich das auch für sie lohnen. Sie wollen doch nicht ihrer Freundin auf der Tasche liegen."
„Saul! Verdammt... verpissen sie sich!"
Er hob beschwichtigend die Hände, bevor er zu Tür ging und uns noch einmal sagte: „Rufen sie ihn an."
Jesse schloss die Tür und ließ sich mit einem Seufzen wieder in eine Ecke sinken. Das Handy hatte er immer noch in der Hand und betrachte es Gedankenverloren.
Ich setzte mich wieder neben ihm und wir schwiegen einfach.
In der Nacht, merkte ich wie Jesse aufstand. Wir teilten uns mein Bett bis seins endlich geliefert würde. Er hatte angeboten auf dem Boden zu schlafen, jedoch fand ich es albern. Nach der ganzen Scheiße war wohl nichts dabei wenn wir uns ein Bett teilten, bedachte man, die Situation mit Tuco, der uns zusammen in einem Kofferraum eingesperrt hatte.
Als er nach einer Weile nicht zurück kam ging ich leise runter um zusehen wo er blieb... Jesse saß auf der Fensterbank und hörte sich anscheinend wieder und wieder die Mailboxansage von Jane an.
Ich beobachtete ihn eine Weile bevor ich auf ihn zuging und mich zu ihm setzte. Er sah mich nur kurz an bevor er sich über das müde Gesicht rieb. Ich sagte nichts, saß einfach nur neben ihm und war für ihn da.
†‡‡†
Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg um meine Ware abzuliefern. Jesse nahm es mit einem nicken zur Kenntnis und sah mir noch lange nach, als ich das Haus verließ.
Er hatte Probleme sich wieder einzufinden oder überhaupt einen Rhythmus in seinen Alltag reinzubringen. Ich verstand ihn. Selbst ich wusste nicht was ich in meiner Freizeit mit mir anfangen sollte.
Ich war wie immer pünktlich und bekam von Gun mein Geld für die nächste Lieferung im Voraus.
Als ich zu meinem Wagen gehen wollte stellte sich mir plötzlich ein großer schlaksiger Mann in den Weg und verhinderte damit, dass ich einsteigen konnte. Er sah abgefuckt aus und erinnerte mich ein bisschen an Spooge.
Ich hielt die Tüte mit dem Geld fester und sah ihn argwöhnisch an.
„Yo, kann ich dir helfen?", fragte ich ihn in einem gereizten Ton.
Ich hatte wirklich keinen Bock auf diesen Junkie Scheiß.
Er sah sich hektisch um und ich bekam ein blödes Gefühl. Mein Blick glitt prüfend über seine Gestalt. Er war ungefähr so groß wie ich und hatte blondes leicht zottelig verfilztes Haar. Ein Blick in seine Augen und ich wusste, er nahm Meth und auch im Moment schien er high zu sein. Seine Kleidung hing ihm etwas zerknittert am Körper und er wirkte paranoid.
„Bist du Ozean...?", seine Stimme klang verbraucht.
Meine Stirn legte sich in Falten und ich ging einen Schritt zurück, um jede Zelle meines Körpers darauf einzustellen wegzurennen.
„Wer will das wissen.", fragte ich lauernd.
Er fokussierte kurz meine Augen, bevor er meine Haare und dann die Tüte in meiner Hand musterte. Ich sah förmlich wie sein Verstand arbeitete und er die Puzzleteile zusammensetzte. Man sagte in der Szene Ozean hätte nicht nur die gleiche Haarfarbe wie das Meth, sondern auch ihre Augen seien fast Türkis.
Noch bevor ich überlegen konnte, ob ich mir nicht vielleicht die Haarspitzen normal färben sollte, stürmte der Kerl vor mir auf mich zu und wollte mich packen.
Ich dachte nicht darüber nach sondern reagierte so, wie ich es für so einen Fall geübt hatte.
Ich wich ihm aus, was mir nur so leicht gelang, da ich clean und er scheiße high war und gab ihm einen gezielten Schlag mit der Rechten ins Gesicht. Er viel halb zu Boden, rappelte sich jedoch wieder auf. Meth unterdrückte das Schmerzempfinden.
Ich hatte wohl einfach nur Glück das er nicht bewaffnet war, denn er zog keine Pistole oder ein Messer sondern wollte sich anscheinend erneut auf misch stürzen.
Wer war der Typ? Seine mickrigen Versuche waren ja wohl nur lachhaft. Ich stand mittlerweile mit dem Rücken zum Auto und warf die Tasche mit dem Geld durch das offene Seiten Fenster, damit ich die Hände frei hatte.
Ich trat ihn in den Bauch und er ging stöhnend zu Boden.
„Scheiße, wer zu Hölle bist du?"
Der Kerl hielt sich stöhnen den Bauch. Er hatte eine Platzwunde an der Wange von meinem Ring den ich an der rechten Hand trug.
„Yo Bitch, ich bin der Typ dem du den Job weggenommen hast!"
Ich musste kurz überlegen bis es mir einfiel.
„Spike? Fuck, ist das dein ernst? Was hattest du vor? Wollteste du mich anspringen, du verfickter Junkie?"
Ich lachte und sah ihn von oben herab an.
Er wurde sauer und rief: „MAN HAT MIR GESAGT DAS ICH VON IRGEND SO EINER KLEINEN SCHLAMPE ERSETZT WURDE, SCHEIßE KEINER HAT MIR GESAGT, DASS DU SO ‚NEN SCHLAG HAST.", und damit wollte er wieder aufstehen jedoch gab ich ihm noch mal einen heftigen tritt.
Während er auf dem Boden lag, öffnete ich meine Autotür und griff unter meinen Sitz. Ich entsicherte die Waffe und zielte. Der Schuss halte über das Gelände.
Spike sah mich geschockt aus großen Augen an und ich glaubte er war wieder nüchtern. Neben ihm im Boden prangte ein großes Einschussloch. Scheiße, was für Munition hatte Skinny mit besorgt.
„Komm mir noch einmal in die Quere und es wird das letzte sein was du tust. Und erzähl es ruhig herum das niemand Ozean ans Bein pisst klar?"
Er reagierte nicht. Ich gab ihn einen tritt an sein Bein.
„ICH HAB GEFRAGT OB DAS KLAR IST?", fragte ich nun lauter und sah das Spike es nicht glaube konnte, dass er tatsächlich von einer Frau fertig gemacht wurde.
„Kkklar...", stotterte er und fixierte die Waffe ängstlich.
Ich stieg in mein Auto, dabei immer Spike im Blick und fuhr davon. Als ich weit genug weg war traute ich mich wieder zu atmen. Scheiße.
Das war mehr als knapp und ich hatte wohl auch nur Glück, dass Spike ein kompletter Idiot zu sein schien. Ich musste das mit Gun bereden. Er musste für meine Sicherheit sorgen.
†‡‡†
Auf der anderen Seite des BLUE hatte Mike alles beobachtet und schüttelte ungläubig den Kopf bevor er sein Handy in die Hand nahm und Gus anrief.
„Sie wurde gerade von Guns Ex-Koch angegriffen.", sagte er in einem Ton, als spräche er übers Wetter. Im Augenwinkel konnte er erkennen wie der Typ sich unter Schmerzen aufrappelte.
„Nein... Ihr geht's gut. Ich muss sagen, ich lasse mich nicht leicht beeindrucken, aber... sie war nicht schlecht."
Er lauschte kurz seinem Gesprächspartner am anderen Ende, bevor er ausstieg und dem Junkie unbemerkt folgte.
†‡‡†
Als ich zu Hause bei Jesse ankam ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Die Tüte mit dem Geld neben mir. Jesse kam rein und musterte mich besorgt.
„Yo, alles ok Char?", fragte er und kam rein. Er ließ sich neben mir nieder und merkte wohl dass ich nicht ganz da war.
„Yo Charlotte?"
Mein Blick glitt zu ihm. Seine Augen waren so verdammt blau.
„Ja... Ich wünschte nur gerade ich könnte was rauchen... oder meinen Kopf gegen eine Wand schlagen. Beides ist im Moment echt verlockend.", sagte ich ein wenig außer Atem.
„Ist was passiert?", fragte Jesse jetzt in Alarmbereitschaft.
„Ich wurde von Guns ehemaligem Koch bedroht."
Jesse sah mich geschockt an.
„Keine Panik, der war ‚ne Flasche. Wird wahrscheinlich nach diesem Vorfall die Stadt verlassen und nie wieder zurückkommen."
„Scheiße, geht's dir gut?"
„Ich werd's überleben."
Jesse stieß genervt Luft aus und ließ sich neben mich aufs Bett gleiten.
„Yo, genau deswegen wollte ich nicht das du die Scheiße mitmachst. Das ist zu gefährlich. Vor allem allein, Mann."
„Jesse vergiss es. Mir geht's gut und ehrlich gesagt war der Typ ein kleiner Fisch im Vergleich zu denen mit denen wir es schon zu tun hatten."
Er sah mich an und suchte in meinen Augen etwas das er nicht fand. Angst.
„Wenn du drauf gehst, bring ich dich um."
Ich schenkte ihm ein Lächeln und schlang meine Arme um ihn.
„Schon vergessen, weder dich noch mich bekommt man so leicht Tod."
Er zog mich an sich und vergrub sein Gesicht in meinem Haar, um einmal tief durch zu atmen.
„Jeder darf von mir aus drauf gehen Yo, nur nicht auch noch du."
Jesse ließ mich die ganze Nacht nicht los.
Als ich wieder einmal nach 4 Stunden Schlaf wach wurde bemerkte ich sofort Jesse Abwesenheit. Ich fand ihn unten im Wohnzimmer auf dem Boden. Er lehnte an der Wand und ich sah schon von meiner Position an der Treppe aus, dass er versuchte die aufkommenden Tränen zurückzuhalten.
„Jesse?"
Er sah erschrocken auf und wischte sich über die Augen. In der einen Hand hielt er wieder sein Handy.
Ich ging auf ihn zu und kniete mich vor ihn hin. Vorsichtig nahm ich ihm das Handy aus der Hand und klappte es auf. Ich wählte die Wahlwiederholung und ein greller Piepton schlug mir entgegen gefolgt von den Worten: „Kein Anschluss unter dieser Nummer."
Ich klappte es zu und sah Jesse fest in die Augen.
„Jesse..."
Er schüttelte einfach nur den Kopf und ich ließ es sein, noch irgendetwas zusagen. Wie sollte ich ihm auch Trost spenden?
Jesse nahm meine Hand und zog mich an seine Seite wo ich mich niederließ. Es war dunkel und der Boden unter mir war kalt, aber keinen von uns schien dies zu stören.
„Zeigst du mir dein Meth?"
Jesses Worte schienen die Stille zu durchbrechen.
Am nächsten Morgen wachte ich dicht neben Jesse auf. Wir lagen normalerweise nebeneinander ohne uns zu berühren, aber anscheinend rutsche einer von uns während des Schlafens immer zu dem jeweils anderen ran. Bis jetzt hatten weder Jesse noch ich uns über diesen Umstand beschwert oder ihn angesprochen.
Als ich gestern Nacht Jesse den Beutel mit den Türkisenen Kristallen zeigte, meinte er Ozean sei wirklich passend. Danach gingen wir schlafen. Ich wusste nicht was es war, jedoch spürte ich, Jesse plante irgendetwas.
Ich sah zu Seite und bemerkte Jesse der schon wach war und Gedanken verloren an die Decke starrte. Er musste bemerkt haben, das ich nicht mehr schlief, denn er fragte plötzlich: „Meinst du wir würden es diesmal hinbekommen? Ich meine das es nicht so abgefuckt läuft wie mit... Mr. White?"
Ich sah ihn an: „Keine Ahnung. Ich hab mit Gun diesen Deal. Exklusiv Recht... Allerdings... wenn du wieder kochen willst dann helfe ich dir und wir werden darauf achten keine Scheiße mehr zubauen. Ich bin mir sicher solange wir zusammen arbeiten bekommen wir das hin."
Er lächelte leicht bevor er sich mit dem Gesicht zu mir drehte.
„Dann lass uns kochen."
†‡‡†
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