Was ich dem Hirndoktor sage, wenn ich es ihm sage:

9.4.2020

Tja, ihr lieben Quarantäne Leute.

Meine Zahnop für die Scheiß Weißheitszähne war am perfekten Termin. Genau da, wo meine Klasse auf Klassenfahrt ist. Dann hätte ich eine gesamte Woche, in der ich nach der OP krank geschrieben bin und gleich im Anschluss 2 Wochen Osterferien zum Auskurieren. Und Corona hat alles vernichtet! Meine OP wurde abgesagt, verdammt! Diese blöden Zähne müssen raus! Wenn ich kaue, dann knackt jedes mal mein Kiefer, wenn ich spreche, knackte er, wenn ich trinke knackt er! Ich habe das Gefühl, dass der Kiefer bald komplett zerbricht, wenn die überflüssigen Zähne nicht raus kommen.

Und sie haben die OP abgesagt! Spätestens jetzt hätte ich den ganzen Schmerzalptraum überstanden, aber nein. Nur so zur Info, die Darmspiegelung unserer Nachbarin, die um einige Jahrhunderte älter ist als ich und somit in der Gefahrengruppe ist, fand statt, obwohl es weder sehr wichtig, noch lange vorher geplant war. Nein, vor ein paar Wochen, während Corona, ging sie zum Arzt, sagte sie wolle den Darm spiegeln und kam auch gleich dran. Und meine Zähne schlagen immer tiefer ihre Wurzeln und der Eingriff wird immer schmerzender und schmerzender.

Na ja, deswegen schreibe ich das Kapitel nicht. Nein, in ein paar Tagen ist mein Termin beim Neurotyp, der mal in meinen Kopf gucken will. Dieser Termin steht schon lange und wurde noch nicht abgesagt. Jetzt überlege ich, was ich ihm so berichten werde. Und euch alle lasse ich an meinem Einblick in den Kopf teilhaben. Schätzt euch gefälligst glücklich:

Das erste, was ich ihm sagen werde, sind meine ständigen Schmerzen. Jetzt gerade auch. Mein rechter Oberarm. Da gibt es irgendwo eine Stelle, die weh tut. Ich kann es nicht beschreiben und bis jetzt ist es mir auch gar nicht aufgefallen. Ein Druck oder so was. Jetzt ist es weg. Außerdem habe ich oft Schmerzen im linken Ellenbogen. Mein Nacken ist sehr verspannt und wenn ich nur eine Minute zu lange in der direkten Sonne stand, wird mir schwindlig. Schwindlig ist mir oft. Sehr oft. Wenn ich eine Weile gegangen bin und dann stehen bleibe, dreht sich alles ein bisschen. Alles hat eine merkwürdige Perspektive. Wie ein schlecht gedrehter Film oder so.

Aber deswegen bin ich noch nie umgekippt. Das Umkippen hängt mit dem Aufstehen zusammen. Wenn ich saß, in der Hocke oder auf dem Stuhl, und ich aufstehe, dann fühlt sich mein Kopf an wie Watte. Alle Farben spielen verrückt und meine Welt dreht sich im Kreis. Na ja, nicht wirklich im Kreis, sondern wie auf Drogen. Vor und zurück. Langgezogen und zusammengedrückt. Alles wackelt irgendwie und irgendwie auch nicht. Und dann ist es vorbei und mir bleiben nur noch die Kopfschmerzen.

Außerdem finde ich, dass das Licht der Sonne einen großen Teil dazu beiträgt. Wenn ich ein bisschen ins Licht schaue, gar nicht direkt in die Sonne, sondern nur ein bisschen geblendet, dann fühlt sich mein Kopf auch wie Watte an. Ich sehe dann überall kleine Lichter und Blitze, als hätte ich wirklich direkt in die Sonne gesehen. Ich habe ein Pfeifen im Ohr und meine Kehle ist staubtrocken. Apropo Kehle. Schlucken fällt mir manchmal auch schwer. Wenn ich einen Bissen von was essbarem genommen habe, kann ich es manchmal nicht runterschlucken. Meine Kehle fühlt sich an wie zugeschnürt und ich brauche einige Anläufe, bis es klappt. Meistens morgens.

Und meine Lunge spielt verrückt. Ich habe ab und zu ein Stechen in der Lunge, direkt zwischen den Rippen. Vermuten könnte man, dass es mit Corona zusammen hängt, aber dann wäre ich Patient Null, weil ich dieses Stechen letztes Jahr lange vor Corona hatte. Aber nicht doll. Es tat kurz weh beim Atmen, dann war es verschwunden. Aber es wird schlimmer. Es taucht immer öfter auf, tut viel mehr weh und bleibt auch viel länger. Und dafür muss ich nicht mal was machen, es genügt, wenn ich auf meinem Stuhl sitze. Ähnlich wie das Stechen in der Seite. Dieses wirkt aber anders. Es kommt plötzlich. Ein schrecklich schmerzhaftes Stechen in immer der linken Seite, dass mich heftig überfällt und mich zusammen zucken lässt, aber schneller verschwunden ist, als ich sagen kann 'Bob ist mein Onkel'.

Hab ich nicht tolle Wehwehchen? Ich könnte eine ganze Klinik damit versorgen.

Irgendwas fehlte mir noch. Etwas ähnliches, wie 'Nicht-Schlucken-können'. Seit neustem kann ich auch irgendetwas anderes manchmal nicht mehr und ich brauche ein paar Anläufe, aber ich habe vergessen, was. Na ja, mir wird's schon wieder einfallen. Ich geh jetzt Gassi und beratschlage mich mit meiner Mutter, vielleicht fällt ihr noch was ein, was ich mal erwähnt, aber jetzt vergessen habe.

Und da haben wir's: Atembeschwerden. Manchmal, wenn ich gehe, bekomme ich keine Luft. Nicht, weil ich außer Atem bin, sondern weil ich nicht einatmen kann. Ausatmen immer, aber wie die Schluckbeschwerden ist es mir für einige Sekunden fast unmöglich, einzuatmen. Das hat sich erst vor ein paar Wochen zum ersten mal gezeigt und ich dachte, das liegt an Sturm Sabine, die mir unterwegs den Atem zum Atmen geraubt hat. Aber es geschah verdächtig oft und meine Mutter hatte bei den selben Winden keine Probleme. Auch nach Sabine hab ich es noch manchmal, dass ich nicht einatmen kann. Ihr seht, meine Liste kennt irgendwie kein Ende und mir fällt ständig was neues ein, was mein Körper noch mit sich herum trägt.

Wie die Gelenkschmerzen an allen Gliedern und der Arthrose in beiden Handgelenken. Genauso wie das komische Muskelzittern. Ich sitze auf dem Sofa und schaue fern, da zuckt plötzlich mein Bein, mein Fuß, mein Arm, ... Es tut nicht weh, es zuckt nur ganz kurz. Bis jetzt habe ich nie darauf geachtet und ich bin mir daher nicht sicher, ob es wirklich schlimmer wird oder ob ich es jetzt erst richtig registriere, wenn es passiert. Oft kribbeln auch meine Glieder. Einfach so. Sie werden schnell taub. Wenn ich länger sitze, dann schlafen meine Beine ein oder wenn mein Arm neben mir liegt, dann kribbelt er auch, als wäre er eingeschlafen. Meine Glieder werden generell schnell kalt und beginnen zu kribbeln. Öfter als normal.

(Vielleicht habe ich eine Nervenkrankheit)

Ich habe auch immer häufiger Kopfweh. Ab und zu mache ich Sport, ja mache ich tatsächlich ihr Skeptiker ;p, und bei einer von mir ausgedachten Dehnübung drücke ich mich meinen Rücken so weit nach hinten durch, wie es mir möglich ist, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Dabei wird gezwungenermaßen mein Kopf auf den Kopf gestellt und das Blut schießt rein. Die letzten Male war das aber aus irgendeinem Grund sehr schmerzhaft. Mir wurde schwindlig und meine Ohren taten weh.

Außerdem wird mir häufig schlecht. Und zwar kotzübelschlecht. Stichwort, dreijährige Schwangerschaft, obwohl es inzwischen bestimmt schon mehr als drei sind. Wenn ich aufstoße, unternimmt mein Essen aus dem Magen ab und zu mal einen Rundgang durch meinen Hals, aber ich muss nicht spucken. Es schmeckt dann eklig nach Magensäure. Nicht nur das, es gibt bei mir drei Arten von Aufstoßen: Komplett normal, einmal mit verdauten Essensresten ohne Magensäure und es kommt nur rauf in den Rachen und verschwindet wieder oder verdaute Essensreste und mit Magensäure.

Was auch gut zur Schwangerschaft passt, ist die Sinnesüberreizung, wie ich es nenne. In letzter Zeit wird mir manchmal von bestimmten Gerüchen schlecht, die ich vorher auch schon nicht mochte. Meine Nase nimmt immer mehr Gerüche wahr. Mein Auge nimmt mehr Bewegungen wahr. Davon wird mir schwindlig. Ich bin auch oft müde und erschöpft. Kurzum, mein Körper hasst mich. Und ich hasse ihn. Wenn ich das alles dem Hirndoktor sage, werde ich wahrscheinlich zwangseingewiesen oder so. In ein paar Tagen ist der Termin. Ich bin und bleibe gespannt, was er zu meinen Wehwehchen sagen wird und ich meine, das hier sind nur meine körperlichen Symptome. Mein Kopf hat seine ganz eigenen Probleme.

Ich wüsste wirklich gerne, was dieser Typ macht, wenn er mich hat. Hat schon mal jemand damit Erfahrung gemacht? Irgendwie klingt mein ganzer Text ein bisschen ausgedacht. Ich frage mich, wie ein einziges Lebewesen so viele verschiedene Symptome haben kann. Hatte ich das schon immer und es hat sich jetzt erst langsam bemerkbar gemacht? Vielleicht bin ich auf magische Weise schwanger, wie die finnische Göttin, die ihr Baby 700 Jahr lang im Bauch mit sich trug. Vielleicht habe ich eine chronische Krankheit wie mein Bruder. Von irgendeinem Familienteil vererbt. Oder mein Körper spielt mir einfach einen verdammt üblen Streich.

Nachtrag: Genau jetzt könnte ich Wände hochlaufen! Ganz genau eine Minute, nachdem ich dieses Scheiß Kapitel hoch geladen habe, kommt der blöde Anruf, dass mein Termin abgesagt wird, wenn er nicht wirklich dringend ist, und dass ich per Anruf oder Video Chat mit dem Arzt in Kontakt treten kann. Aber ich hasse Anrufe, weil ich da nie was verstehe und außerdem haben wir eine schlechte Internetverbindung. Deswegen habe ich abgesagt. Ob es die richtige Entscheidung war? Keine Ahnung. Aber ich könnte jetzt wirklich heulen. Ich meine, viel erreicht hätte ich da vermutlich eh nicht. Aber es ist schon wichtig für mich gewesen, hinzugehen. Ich will wissen, was in meinem Körper falsch läuft. Diese Unwissenheit ist ech verdammt eklig.

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