Interview mit einem Fisch
7. Dezember 2019
Seid knapp 2 Tagen ist mein Bruder wieder zuhause.
Und er musste mir natürlich brühwarm alles eklige erzählen.
Und als ich fragte, was haben sie dort mit dir gemacht, antwortete er ganz trist 'viel'.
Und da ich ja ein so unglaublich warmherziger und offener Mensch bin, werde ich euch selbstverständlich keines der ekligen Details enthalten ;p
Interview mit einem Fisch:
Er hat für die Blutabnahme insgesamt 11 Stiche am Arm und 14 Zugänge bekommen, die mit Nadeln irgendeinen Scheiß in ihn rein gepumpt haben. Und das nur in knapp 2 Wochen. An seinen Hals haben sie wie verdammte Blutsauger einen Katheter befestigt, einen, wie er mir eingetrichtert hat, ZVK, durch den sie ihm Fett in den Körper gepumpt haben, damit er nicht zu sehr an Gewicht verliert.
Er hatte bestimmt tausend Blutabnahmen und hat jetzt garantiert 11 Löcher an beiden Armen wegen Blutdiebstahl und 14 weitere Stiche für die Zugänge, um in sein innerstes vorzudringen, wie diesen verdammten Katheter im Hals, der zu allem Überfluss auch noch einen versehentlichen Keim mit gebracht hatte, von dem zu dem Zeitpunkt aber niemand etwas ahnte.
Dann wurde mein Bruder unter Betäubung gesetzt und ein neuer Katheter (PDA) in der Wirbelsäule gepflanzt, damit er nach der OP Schmerzmittel für den Unterleib bekommt. Tja, nun ja.
Der PDA war defekt und lenkte das verdammte Schmerzmittel nicht in seinen Bauch, sondern in seine Beine, weshalb er nach der OP die volle Dröhnung Schmerz abbekam. Dazu muss ich noch sagen, dass er schon bei Splittern im Finger weint, das Krankenhaus muss der absolute Horror gewesen sein.
Jetzt hat er zwei Löcher im Rücken dank dem PDA und drei im Hals für den ZVK Katheter. Während der OP wurden zwei Schläuche in seinen Bauch geschoben und aufgepummt, dann haben sie ihm den Bauchnabel aufgeschnitten und den Dickdarm dadurch raus gezogen. Ein kleines Stück vom Dickdarm, das Stück, dass im Arsch endet, wurde zurück gelassen, damit man später noch was damit machen konnte.
Sein Dünndarm wurde in der Mitte geteilt, aber nicht komplett durchtrennt, und beide offenstehenden Wunden wurden an eine neue Öffnung an die Innenwand seines Körpers genäht, sodass ein kleines Stück vom Dünndarm jetzt aus dem großen Loch im Bauch raus schaut.
Das andere Ende des Dünndarms wurde in das zurückgelassene Darmstück gestopft, damit sein After was zu tun hat und nicht verstaubt. Da aber trotzdem etwas aus den Dünndarmenden durch sein Loch aus dem Bauch rausguckt, fällt die Hälfte seiner Scheiße da raus und in einen extra dran gemachten Beutel, den ich als Selbstversuch verpasst bekommen habe. Mein Bruder hat darauf bestanden, mir auch so einen ekligen Sack dran zu klemmen.
Im Krankenhaus haben sie dann ewig behauptet, er bekäme Schmerzmittel, obwohl diese durch den blöden PDA falsch geleitet wurden. Die Spasten hatten so lange keine Einsicht, bis folgend die Schmerzmittelpumpe kaputt ging und sie diese reparieren mussten.
Die erste Nacht nach OP war nach Aussagen Horror. Es gab Streit mit Mama und den uneinsichtigen Krankenpfleger, der beharrte, mit dem Schmerzmittel wäre alles in Ordnung. Der Schmerzdienst war nicht stationär und brauchte eine Stunde, um angetanzt zu kommen, die haben sich vermutlich vorher besoffen gehabt.
Nach einer 5-Minuten Reparatur war dann alles endlich gerichtet und die Schmerzmittel kamen an, wo sie sollten. Morgens kam dann ein zweiter Krankenpfleger und half beim Aufrichten.
Der Dünndarm hatte als Nachwirkung einen Knick nach der OP und wurde mit Salzlösung über mehrere Tage wieder durch einen Schlauch gelöst, dieser wurde mit Druck und ohne Betäubung wieder durch die Öffnung im Dünndarm geschoben. Der Arzt hat dann wie blöde auf den empfindlichen Bauch und versehentlich öfter auf Narbe gedrückt, um den Knick zu lösen.
Anschließend hat dieser Schwachmat meinen Bruder alleine mit dem Schlauch im Bauch zurück gelassen. Ich vermute, es war Mittagspause und er wollte zum Kaffeekränzchen nicht zu spät kommen. Am nächsten Tag bekam mein Bruder dann Fieber vom Keim, der im ZVK Katheter versehentlich eingeschleust wurde. Deswegen wurden ihm Drogen injiziert und starke Antibiotika gegen den Keim.
Ist das nicht ein Horroraufenthalt?
Und erneut ist bei unserer Familie alles schief gegangen, was nur schief gehen konnte. Ich werde demnächst auch ein Kapitel darüber schreiben.
Und damit war es noch nicht vorbei. Mein Bruder sagt, dass diese Chirurgen im ewig weit entfernten Krankenhaus in Heidelberg richtig brutal sind. Kein Feingefühl.
Nachdem das Brudergewurm dann für vielleicht 3 Tage zuhause herum gammeln konnte, ging es ihm in der 4. Nacht wieder schlecht und er musste über Nacht ins Krankenhaus gebraucht werden. Davon merkte ich selbstverständlich erst was, als ich am Morgen erwachte und feststellen musste, dass nicht nur der Hund weg war. Der hatte sich nämlich dank der Hektik in den Flur gelegt und hat dort gepennt.
Mein Bruder wurde ins Krankenhaus gebracht und da sie ihm da nicht helfen konnten, flog er per Helicopter ins andere Krankenhaus und meine Eltern mit dem Auto hinterher. Selbstverständlich dauerte es eine Weile, 6 Stunden, bevor meine Eltern dort ankamen und in der Zeit bemühten sich die Ärzte und Chirurgen nach Leibeskräften, den Herrn Bruder bestmöglich zu quälen.
Ohne Betäubung, ohne Narkose stocherten sie mit ihren feeeeetten Fingern im Darm meines Bruder herum und versuchten den blöden Knick zu richten, den er noch immer hatte und durch den kein Essen durchkam.
Sie gingen generell sehr brutal mit ihm um und dass er nur noch am Weinen war, hat die dort nicht gejuckt. Sie hatten die Schmerzen ja nicht. Erst als Mama angekommen war und die Ärzte zusammen gestaucht hat, wurden sie vorsichtiger und sie haben ihn auch zeitweise betäubt, wenn sie in ihm herum stocherten wie in einem ausgestopften Kanickel.
Während der Zeit wäre mein Bruder dann fast gestorben, weil eben kein Essen mehr durch kam und seinen ganzen Körper lahm gelegt hat.
Es dauerte ewig, bis sie ihn wieder auf dem Damm hatten und noch länger, bis sie wieder nach Hause konnten.
Tja, ihr lieben Leute von heute. Ich darf vorstellen: meine Familie, die nach Murphys Gesetz arbeitet. Alles, was schief gehen kann, geht auch schief und wie erwähnt werde ich darüber auch irgendwann mal ein Kapitel schreiben, wenn ich meine Motivation wieder gefunden habe, die hat sich hier irgendwo versteckt.
Nebenbei bemerkt gleicht unser Badezimmer einem Seuchengebiet, wo tagtäglich neue Giftgasstoffe entwickelt und angewandt werden. Mal im Ernst, was zum Geier frisst mein Bruder, dass er solche Düfte hinbekommt? Täglich muss Mama ein paar Dutzend mal den Beutel an seinem Bauch leeren und einen neuen dran hängen, damit seine unverdaute Scheiße nicht einfach auf den Boden fällt. Denn er kann jetzt scheißen wo er geht und steht.
Übrigens, ich musste ja, von meinem Bruder 'gezwungen', ebenfalls so einen Beutel an meinen Bauch kleben und es ist ein ekliges Gefühl.
Ich habe ein Foto davon gemacht, von ihm durfte ich keines machen, weil er dann wie eine Bombe hochgeht, die in ein Minenfeld getreten ist. Mama hat ihn vor ein paar Monaten mal fotografiert, als er geschlafen hat und er ist richtig ausgetickt. Er hat ihr Handy genommen und alle Fotos von sich gelöscht, dabei hat er geschimpft wie eine wütende Katze, die man in die Kloschüssel geworfen hat.
Seitdem hat Mama PIN in ihrem Handy.
Außerdem hat mein Bruder jetzt einen Rollstuhl bekommen, weil es eklig und unangenehm für ihn ist, wenn er lange Strecken mit dem blöden Beutel herum rennen muss. Wie gesagt. Eine durch und durch gesunde Familie und da wir schon dabei sind, ich glaube mein Körper macht es auch nicht mehr lange.
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