Vom Sinn und Unsinn von Ketten
„Das nächste Mal will ich dich in einem Bett lieben", murmelte Ylvigur träumerisch. Piroska schrak auf. Da wäre sie doch beinahe wieder eingeschlafen! Dabei brach doch bereits die Dämmerung an. Es war höchste Zeit zum Aufstehen. Sie hatte noch nie so wenig Lust dazu gehabt.
„In was für einem Bett", fragte sie schläfrig.
„Ein großes, stabiles, mit jeder Menge Fellen zum Einkuscheln und viel Platz, falls das ganze Rudel sich mit anschmiegen will", ihre Frage war eher rhetorisch gemeint, aber ihr Wolf gab trotzdem bereitwillig Auskunft. „Es steht im Obergeschoss eines feuerfesten Steinhauses und ich hoffe sehr, dass du dich darin wohlfühlen wirst."
„Im Bett oder im Haus?"
Er lachte. „In beidem!"
„Wohnt das ganze Rudel dort?"
„Ja. Aber Rudel ist nicht das gleiche wie Dorfgemeinschaft. Im Moment besteht das Rudel nur aus Rando und mir. Jülf ist vor einigen Monaten auf Partnersuche gegangen."
„Oh – ich dachte, du meinst deine Eltern, deine Schwestern und ihre Partner."
„Nein. Wenn die Jungen geschlechtsreif sind, werden sie intensiv ermuntert, ein eigenes Rudel zu bilden. Manche gehen dann sofort auf Partnersuche, manchmal haben sie zu dem Zeitpunkt sogar schon einen innerhalb der Dorfgemeinschaft gefunden. So ging es Asena, sie wusste schon ziemlich früh, dass sie sich mit Phyllon zusammentun würde. Tala ihrerseits überlegte gerade, was sie machen wollte, als Faolán auf seiner Suche in unser Dorf kam. Meine Brüder Axeu und Vukan hingegen sind abgewandert, ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich etwa elf Jahre alt war. Sie schicken allerdings oft Nachrichten. Sie haben jenseits der Berge mit einigen anderen ein neues Dorf gebildet.
Wer nicht sofort auf Partnersuche gehen will, findet sich oft mit anderen Jungwölfen zu einem Jugendrudel zusammen. Das habe ich mit Rando und Jülf gemacht."
„Dann werden wir mit den beiden ein Rudel bilden?"
„Nein. Ein Wolfsrudel besteht im Allgemeinen aus einem Paar und deren noch nicht paarungsbereiten Kindern. Das ist bei uns auch so. Jülf ist ohnehin nicht mehr da und Rando wird wohl ausziehen."
„Ich will ihn nicht vertreiben. Außer wenn er im gleichen Bett schlafen will wie wir."
Ylvigur lachte herzlich. „Das ist lieb von dir. Nein, er hat ein eigenes Zimmer, keine Sorge. Aber wie ich ihn kenne, wird er sich schnell nach einer Lösung umsehen."
„Gehört ihm denn nicht ein Drittel von eurem Haus?"
„Nein. Das Haus ist meines."
„Warum?"
„Wir haben mit dem Kästchenspiel ausgelost. Ich habe verloren."
„Der Verlierer ist der Gewinner bei euch?"
„Nein, das nicht", wieder lachte Ylvigur. „Weil ich verloren habe, musste ich es bauen und das Baumaterial bezahlen. Ich habe immer noch den Verdacht, dass die beiden mich abgezogen haben, weil sie dachten, ich als der Jüngste würde auch als letzter eine Partnerin suchen. Aber jetzt habe ich dich gefunden!" Er drückte sie noch einmal fest an sich.
„Bezahlen?" wunderte sich Piroska. „Womit verdienst du denn Geld?"
„Ich bin nicht nur ein geschickter Jäger, sondern auch ein guter Gerber. Die Menschen kaufen mir meine Felle gerne ab und natürlich auch Horn und Hufe meiner Beute."
„Gerben stinkt", Piroska rümpfte die Nase.
„Ist mir bewusst. Ich gerbe auch nicht in der Nähe des Hauses."
„Ich habe den Eindruck, so anders als wir lebt ihr nicht."
„Wir sind halbe Menschen. Manches machen wir wie die Menschen, anderes wie Wölfe."
„Herrjeeh!", fuhr Piroska plötzlich auf. „Wir reden hier und vertrödeln die Zeit! Es ist seit Minuten hell! Wir hätten auch nicht ... also nicht jetzt ... man tut es nicht am Morgen oder überhaupt am Tag!"
„Ihr habt bestimmte Zeiten dafür?", fragte Ylvigur erstaunt.
Piroska kicherte nervös. Warum hörte sich alles, was man ihr an Regeln beigebracht hatte, nur so absurd an, wenn Ylvigur es mit seinen Worten wiederholte? Trotzdem setzte sie sich jetzt auf. „Wir haben viel zu tun!"
Ylvigur hinderte sie nicht am Aufspringen, meinte aber: „Für heute hast du Recht. Aber erwarte nicht, dass ich dich in Zukunft von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten lasse. Es gibt noch anderes im Leben."
„Aber es ist immer so viel zu tun", wehrte sich Piroska. „Das muss doch getan werden."
„Sicher. Aber es gibt auch Dinge, die mal liegenbleiben können. Und es muss nicht alles von dir gemacht werden. Glaub nicht, dass ich faul bin. Aber ich genieße es auch mal, wenn ich nichts zu tun habe. Und das werde ich dir auch noch beibringen."
Piroska nickte eingeschüchtert. Ylvigur hatte sehr entschlossen geklungen; sie hätte sich nicht vorstellen können, dass der ein wenig leichtlebige, fröhliche junge Mann so ernst werden konnte. Sie ahnte, dass er nicht so einfach zu handhaben sein würde wie es zuerst geschienen hatte. Aber zum einen war sie es ohnehin gewohnt, sich Männern unterzuordnen, zum anderen war er ja offensichtlich eher um ihr Wohl besorgt. ‚Fast wie Stepan', dachte sie. Er war oft genug eingeschritten, wenn ihre Mutter ihr zuviel zu tun aufgab oder ihr Vater ihr die Teilnahme an den Sonnwendfeiern verbieten wollte, das einzige Vergnügen, welches sie überhaupt kannte.
Ylvigur hatte sich gleichzeitig mit ihr angezogen und lauschte nun auf die Geräusche, die vom Hafen herüber klangen. „Man ist schon wach und eifrig am Tun und Machen", stellte er fest. „Und du bist sicher, dass du einen Schlüssel für die Fesseln hast?"
Piroska nickte eifrig. „Er war ziemlich rostig, er muss schon länger dort liegen. Aber ich habe ihn mit Asche und Butter eingerieben und gegen Abend passte er in die Schlösser meiner Ketten. Ich habe sie aber wieder verschlossen, weil ich nicht ohne dich fliehen wollte."
„Es wäre ein toller Zufall, wenn du ausgerechnet das Paar erwischt hättest, das zu diesem Schlüssel passt. Ich gehe eher davon aus, dass alle Ketten das gleiche Schloss haben. Das ist auch einfacher zu handhaben." Er lächelte. „Und das gibt mir die Gelegenheit, die ich brauche. Komm mit!"
„Wo ist Ylvigur?" fragt Stepan verwundert, als er die Leute abzählte.
„Der ist heute Nacht entflohen", gab der Kapitän zu.
„Wie denn das?"
„Das versuchen wir auch gerade herauszufinden. Keine der Wachen hat irgendetwas bemerkt. Ich hätte das Schiff extra bewachen lassen sollen, aber ich hielt es nicht für nötig."
Stepan bemühte sich um eine unbeteiligte Miene, obwohl es ihn für den jungen Mann freute. „Ich habe mich schon gewundert, dass ihr ihn bei Vollmond nicht besser bewacht."
„Was habt ihr nur mit dem Vollmond", fragte der Kapitän verwundert. „Schon diese Eliska mahnte mich, dem Jungen die Hände auf dem Rücken zu fesseln, wenn ich ihn nicht zum Arbeiten brauche, weil Vollmond sei. Was hat der damit zu tun?"
„Ihr habt wirklich nicht bemerkt, dass Ylvigur ein Wilko ist?" Stepan staunte. „Die Hälfte der Stauer ist ihm aus dem Weg gegangen, weil es ihnen aufgefallen ist."
„Eliska hat das auch erwähnt. Was ist ein Wilko?"
„Richtig, Ihr seid nicht von hier. Ein Wilko ist ein Werwolf."
„Unsinn! Es gibt keine Werwölfe!"
„Dafür, dass es ihn nicht gibt, hat er gestern ausnehmend gute Arbeit geleistet."
„Aber ..."
„Und darum solltet ihr ihm auch die Hände auf den Rücken binden", erklärte Stepan. „Wenn er sich dann verwandelt hätte, hätte er sich die Arme ausgerenkt."
Der Kapitän stellte sich das offensichtlich vor. „Das wäre ja Folter! Der arme Junge – und ich habe ihn tatsächlich so fesseln lassen!"
Stepan lächelte; dieser Kapitän aus einem fremden Land war viel mitfühlender als seine hiesigen Mitmenschen.
„Nun ja, hilft nichts, ich werde den Reeder informieren", schloss der Kapitän. „Macht ihr schon mal weiter. Du weißt ja, was ihr zu tun habt."
Stepan nickte. Die vorderen Laderäume waren bereits leer, nur einige der hinteren mussten sie noch ausräumen, bevor sie die neue Ladung verstauen konnten. Er machte sich auf den Weg, um die Frachträume zu inspizieren und dann die Leute einzuteilen.
Als Stepan an der vom Pier abgewandten Reling entlangging, glaubte er ein Kratzen an der Schiffswand zu hören. Neugierig geworden trat er näher und beugte sich über das Schanzkleid.
In diesem Moment schoss eine Hand hoch und packte ihn fest am Arm. Stepan verlor das Gleichgewicht und wurde von dem Etwas, das an der Schiffswand hing, über Bord gezerrt. Bevor er sich irgendwo festhalten konnte, stieß das Wesen sich ab und sie fielen gemeinsam ins Wasser.
Einige der Gefangenen hatten Stepans Schrei und das Platschen gehört. Sie rannten zur Reling und beugten sich über die Schanz, auf der Suche nach dem Kameraden.
Aber das Wasser hatte sich bereits beruhigt. Von Stepan und dem Geschöpf, welches ihn ins Wasser gezogen hatte, war nichts mehr zu sehen.
„Das ist einfach unglaublich!" Der Reeder spähte in die zerstörten Arrestzellen. „Wie hat der Junge das bloß fertiggebracht?"
„Er hat die Pritsche durch die Wand geschleudert", erwiderte einer der Matrosen, welche die Zellen untersuchten.
„War er denn nicht gefesselt?" erkundigte sich der Reeder. „Und die Pritsche nicht am Boden befestigt?"
„Doch", der Kapitän trat zu ihnen. „Ich habe ihn sogar ganz nach Geheiß die Hände auf dem Rücken fesseln lassen, weil mir niemand gesagt hat, dass sich der Junge bei Mondaufgang in einen Wolf verwandelt und ihm die Fesseln dann die Arme auskugeln würden. Da kann ich verstehen, dass er sich zuvor lieber befreit hat."
„Aber das machen wir immer so mit Wilkos", verteidigte sich der Reeder. Der Kapitän verengte zornig die Augen. „Findet Ihr das gerecht?"
„Naja – er ist doch nur ein Tier."
„Er kam mir nicht vor wie ein Tier. Außerdem würde ich ein Tier auch nicht so behandeln. Mir gefällt es ohnehin nicht, was ihr hier mit Sträflingen veranstaltet und dann noch mit diesem Jungen ... Sind die Sträflinge denn auch Tiere für Euch?"
„Nein, aber sie haben ein Verbrechen begangen und werden dafür eben bestraft. Zu sanft dürfen wir sie nicht anfassen." Er wollte das noch weiter ausführen, wurde aber von einem Schrei aus der Zelle unterbrochen: „Wahnsinn! Muss der Zähne haben!"
„Was ist?"
Einer der Matrosen tauchte in der Zellentür auf, ein Stück Holz in der Hand. „Die Beine der Pritschen sind aus Holz und am Boden angenagelt. Seht mal! Er hat es einfach durchgebissen!"
„Die Fesseln auch!" Ein zweiter Matrose kam aus der Zelle hervor. „Er muss so gelenkig sein, dass es ihm gelang, die Hände nach vorne zu bekommen. Daraufhin hat er erst die Fesseln und dann das Holz der Beine zerbissen!"
Verblüfft sah der Kapitän den Reeder an, der schwach grinste. „Wolfsgebiss eben. Ich hätte Euch warnen sollen, aber ich dachte nicht mehr daran."
„Er hat die Kleine mitgenommen", meinte ein dritter Matrose. „Ihre Zelle wurde von außen durchbrochen, außerdem steht ja seine Pritsche hier drin. Aber ihre Fesseln sind nicht zerbissen, sondern zerschnitten. Sie muss ein Messer gehabt haben."
Der Reeder riss die Augen auf. „Eliska muss sie doch durchsucht haben!"
„Sie kann es auch von woanders her haben. Ich hatte den Eindruck, dass sie eine durchaus intelligente kleine Person ist", gab der Kapitän zu bedenken. „Sie kann das Messer unter dem ganzen Kram im Kontor gefunden haben."
„Armes Ding", meinte ein Matrose. „Wahrscheinlich hat sie versucht, sich zu befreien und sich gegen den Wilko zu wehren. Aber der war scheint's schneller. Für diese Nacht hat er sein Opfer gehabt."
„Nein", widersprach der Reeder sofort. „Ich weiß, das wird oft erzählt. Aber es ist ein Gerücht, dass die Wilkos Menschen fressen. Sie tun es nicht, weil sie selbst zur Hälfte Mensch sind."
In diesem Moment ertönte ein Schrei von oben. Der Kapitän zögerte keinen Moment und rannte auf die Leiter zu, die zum Deck führte. Aber schon erschien einer der Stauer in der Luke und rief herunter: „Käp'tän! Stepan ist über Bord gefallen!"
„Holt ihn raus", wies der Kapitän die Matrosen an, die ihm gefolgt waren und diese rannten auf der Stelle los.
Als der Reeder und der Kapitän ihnen nachkamen, tauchte gerade einer von ihnen auf und schüttelte den Kopf. „Nichts!" rief er. „Und in dem Dreckwasser sieht man auch nichts!"
„Verdammt!" Der Kapitän schlug mit der Faust auf das Schanzkleid. „Und mit diesen Ketten kann der Junge nicht schwimmen! Versucht es noch zehn Minuten!" rief er den Tauchern hinunter. „Danach wird es keinen Sinn mehr haben!"
Er wandte sich wutentbrannt an den Reeder. „Das haben wir jetzt von den verfluchten Ketten!"
„Ja", seufzte der Reeder. „Das wird ganz schön teuer."
„Teuer? Ich rede nicht von der Reparatur der Arrestzellen. Das wird übrigens kaum etwas kosten, der Schiffszimmermann wird das schnell erledigt haben. Ich rede von diesem jungen Leben, das wegen dieser verfluchten Ketten ausgelöscht wurde!"
„Ich ja auch. Schon den Wilko und das Mädchen werden wir Eliska ersetzen müssen, geschweige denn den jungen Stauer. Er war eine sehr gute Arbeitskraft; sie wird einiges dafür fordern."
Der Kapitän stutzte. „Reden wir hier etwa von Sklaverei?" fragte er gefährlich ruhig.
„Aber nein, natürlich nicht!" wehrte der Reeder ab. "Die Leute haben ihr Schicksal doch selbst verdient. Und Eliska hat ja Ausgaben für diese Menschen; häufig bezahlt sie die Bußen, zu denen die Straftäter verurteilt wurden oder zahlt Auslöse an die El ..." Er brach ab, aber der Kapitän hatte bereits verstanden.
„Auslöse an die Eltern, soso. Und das nennt ihr keine Sklaverei?"
„Naja – nicht direkt."
„Indirekt ist es auch nicht besser. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht bei Euch angeheuert. Und nun, da ich es weiß, fordere ich Euch auf, alles zu tun, um diese Praktiken zu beenden. Ansonsten könnt Ihr jemand anders suchen, der Euch diesen Pott da durch das ‚Katzenloch' manövriert!"
Jetzt saß der Reeder in der Klemme. Denn der so verächtlich als „Pott" bezeichnete Viermaster war mit seiner Tonnage nur schwer durch die als Katzenloch bekannte Meerenge zu steuern, durch die man das östliche Meer verließ. Den nach langer Suche endlich gefundenen Kapitän, für den die Durchfahrt ein Kinderspiel war, zu ersetzen, würde überaus schwierig werden.
„Ich kann das nicht so einfach beenden", gab er zu bedenken.
„Das ist mir klar und das erwarte ich auch nicht von Euch. Aber dass Ihr Euch mit dafür einsetzt. Ich kann das nicht länger verantworten." Er wandte sich an einen Matrosen in der Nähe und befahl ihm: „Du suchst dir drei Kameraden und ihr stellt euch jetzt so auf, dass ihr zusammen die gesamte Schanz im Blick habt! Sollte noch jemand ins Wasser fallen, springt ihr sofort hinterher und holt den armen Kerl heraus, verstanden? Und das macht ihr jedes Mal, wenn hier Leute mit Fußketten oder sonstigem Eisenkram am Körper arbeiten, dass das klar ist!"
Die Matrosen nickten und der Kapitän wandte sich wieder an den Reeder. „Von was für Verbrechern reden wir hier eigentlich? Wisst Ihr, für was die armen Kerle verurteilt wurden?"
Der Reeder nickte und zog ein Notizbuch hervor. „Das Mädchen wurde wegen Koketterie und Erregung öffentlichen Ärgernisses eingesperrt, der Wilko wegen Verlassen des Ostwaldes, das ist das ihnen zugeteilte Gebiet, und Herumlaufens ohne Maulkorb."
„DAS sind bei euch Verbrechen?" fragte der Kapitän fassungslos und der Reeder war froh, dass er wenigstens bei Stepan mehr fand. „Stepan wird wegen Wegelagerei und versuchten Mordes bestraft."
„Stepan? Das glaube ich nicht", der Kapitän hatte den jungen Mann erst vor zwei Tagen kennengelernt. Aber man wird nicht Kapitän, wenn man sich während seiner Laufbahn nicht wenigstens etwas Menschenkenntnis angeeignet hat. Der junge Stepan hatte nichts Heimtückisches in seinem Wesen und ein solches Verbrechen traute ihm der Kapitän einfach nicht zu.
Resigniert kehrte er in das Kontor zurück. „Und für was wirst du bestraft?" fragte er das schwarzhaarige Mädchen, welches gerade die Leinwände im Zuber abwusch.
Das zuckte die Schultern. „Eliska sagt, wegen Landstreicherei", gab sie zurück.
„Und das stimmt nicht?"
Das Mädchen sah auf. In ihren Augen schimmerten Tränen. „Ich bin nur durch den Wald gegangen, wie sie mir sagten. Und ich habe mit niemandem gesprochen. Aber dann sagte die Frau Großmutter, man wolle mich zuhause nicht mehr haben und ich müsste mit Eliska gehen."
„Aha.", brummte der Kapitän. „In deinem Fall wohl Auslöse an die Eltern." Er setzte sich an den Schreibtisch, holte Papier und Tinte aus einer Schublade und begann zu schreiben. Nach einer Weile erkundigte er sich: „Kannst du mir etwas Wasser bringen?"
Das Mädchen nickte und ging mit rasselnden Ketten fort, während der Kapitän eifrig fortfuhr zu schreiben. Er war fest entschlossen, der Fürstin genauestens die Zustände zu schildern, die er im Hafen angetroffen hatte. Und er konzentrierte sich so stark auf das, was er ihr zu sagen hatte, dass ihm eine ganze Weile lang nicht auffiel, dass das Mädchen nicht zurückgekommen war.
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