Unendlichkeit

Ich stehe unter dem steinernen Torbogen und spüre, wie die Sternenflüssigkeit auf meinen Kopf tropft. Ganz so, als wäre sie flüssiger Honig, der mich auf seine ganz eigene Weise taufen möchte. Die Sterne, die wie Stempel in den Torbogen gedrückt wurden, sind flüssig, verlaufen sich langsam im ewigen Labyrinth. Die Flüssigkeit rinnt zwischen die Steine, bahnt sich einen Weg nach unten, tropft auf mich, von allen Seiten, berührt meine nackten Füße. Ich fühle mich in Bedrängnis, kann nicht ausweichen, kann nicht fliehen. Dies ist meine Prüfung.

Ich stehe einfach nur da und blicke an mir hinunter. Meine Fußnägel sind lackiert, weiß mit glitzerndem, goldenem Sternenstaub. Ich stehe auf dünnem Glas, ein falscher Schritt und ich sehe mich selbst nie wieder. Unter mir das Universum, in der ferne Planeten, milliarden funkelnder Sterne, die Milchstraße.

"Ich kann nicht fallen, oder Kraja?", frage ich das gottgleiche Drachenwesen, dessen Körper aus funkelnden Sternen besteht. Er fliegt in einiger Meter Entfernung durch die Dunkelheit und sein Licht drängt das Nichts zurück.

"Du tust, was immer du tun musst", antwortet er mir und noch im selben Moment entstehen Risse auf dem dünnen Glas. Ich beginne wie von selbst zu tanzen, ohne zu verstehen, dass sich meine Füße nicht bewegen. Das Glas bricht in tausend Splitter und der Boden fällt mit mir. Ich lache wie ein kleines Kind, während die entfernten Planeten meine Gedanken aufsaugen, um Landflächen aus dem Wasser zu heben. Ich tanze mit mir selbst und der Sternenstaub bedeckt mich wie eine zweite Haut, er schützt mich, dass ich mich nie vergesse.

Kraja fängt mich auf und ich fliege mit ihm. Ich halte mich an seinen schuppigen Sternen fest, die so wenig Sicherheit spenden, dass es sich gar nicht lohnt, verkrampft an ihnen festzuhalten. Ich nehme all meinen Mut zusammen und strecke meine Arme links und rechts aus, spüre den Wind in meinen Haaren, lasse mich tragen. Ich fühle mich wie Bastian Atreju, der auf Fuchur durch die Menschenwelt reitet und jedes Abenteuer immer anders erlebt, weil nichts immer gleich bleibt. Die Welten verändern sich und Schönheit ist immer in Bewegung. Dies ist eine unendliche Geschichte.

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