Kapitel 40 - Wut und Abrechnungen
Alexanders Sicht
Im Keller war es muffig und das Licht war diffus. Dennoch konnte man das Chaos, das dort herrschte, gut erkennen.
Die wenigen Möbel, waren verrückt oder lagen auf dem Boden, gemeinsam mit dutzenden Fetzen beschriebenen Papiers. An der kahlen Wand lag eine schmutzige Matratze, auf der eine Tasche und eine Kiste lagen. Daneben war ein kleiner Stofffetzen, der in seinem Vorvorleben vielleicht einmal eine Decke gewesen war. Irgendwo tropfte Wasser auf den kalten Boden und es war modrig.
Es zerriss Alec das Herz, wenn er daran dachte, dass sein Liebster hier gehaust hatte. So sollte niemand leben, außer vielleicht diejenigen, die ihm das angetan hatten.
Gedanklich machte er sich eine Notiz, Magnus in dem schönsten Zimmer des Palastes unterzubringen. Er verdiente nur das beste. Aber wenn er so darüber nachdachte, würde er Magnus viel lieber in seinem eigenen Zimmer wissen, statt in irgendeinem Gästezimmer.
Er musste ihn zwar noch fragen, ob das für ihn in Ordnung war, aber da hatte er ein gutes Gefühl. Er freute sich schon darauf, mit ihm ...
Konzentrier dich!, rief er sich selbst zur Ordnung.
Er durfte nicht darüber nachdenken, mit Magnus in einem Bett zu sein, wenn Besagter gerade offenbar in Not war.
Er war allerdings nicht hier, weshalb Alec verwirrt nach Chairman Meow suchte, aber der Kater schien wie vom Erdboden verschluckt.
Dafür hörte er aber eine bekannte Stimme, die in einem ungewohnt harten Ton sprach.
~Nimm es nicht persönlich. Du bist so wertlos, das man keinen zweiten Blick darauf verschwenden wird. Sieh es einfach als Erinnerung an das, was du bist und wo so etwas wie du hingehört.~
Wut durflutete Alec, während er mit schnellen Schritten auf die schmale Holztür zustob, hinter der er die Stimme gehört hatte. Ein leises Wimmern drang dahinter hervor und die Wut trennten sich in Sorge und Zorn auf.
Er riss die Tür auf und packte den Ursprung seines Zorns, bevor er ihn an sich vorbei auf den Boden schleuderte. Der Mann, Sebastian, ächzte, als er auf dem harten Boden aufkam, doch Alec kümmerte das nicht im Geringsten. Im Gegenteil, er hätte ihn gern nochmal getreten, hätte ihn das Bild vor sich nicht so eingenommen.
Vor ihm kauerte Magnus auf dem Boden, völlig verängstigt und erschöpft. Seine linke Hand war Rot vor Blut und auch sein Unterarm war nicht verschont geblieben. Blut quoll aus zahlreichen Schnitten in seiner Haut hervor, färbte Hemd und Hose dunkelrot.
Sein Atem war schnell und flach, Tränen schimmerten in seinen, von Panik erfüllten, Augen und er zitterte wie Espenlaub. Alec brach das Herz bei diesem Anblick, während Sorge und Zorn um die Oberhand in ihm kämpften.
Magnus sah zu ihm hoch, blass und mit verquollenen, roten Augen. Seine schönen Lippen zitterten und bluteten ebenfalls, weil er anscheinend zu fest draufgebissen hatte, um nicht zu schreien.
Seine Stimme war rau und kaum hörbar als er fragte~Alex- Alexander?~
Das war der Tropfen, der die Sorge in ihm gewinnen ließ. Hastig griff Alec in eins der Regale und zog einem Lappen, der vergleichsweise sauber erschien, heraus
Dann kniete er sich vor Magnus und wickelte sanft das Tuch um dessen Arm und Hand, um zumindest die Blutung zu stillen.
~Ja, ich bin's. Du bist jetzt in Sicherheit. Alles wird gut.~, flüsterte er und strich mit dem Daumen über Magnus' Wangen, um die Tränen zu verjagen.
~Wenn du das sagst.~
~Komm. Ich bring dich hier raus.~, sagte er, bevor er aufstand und Magnus sanft unter die Achseln fasste, um ihn hochzuziehen.
Er taumelte und Alec fürchtete schon, er könnte wieder stürzen, als er endlich sein Gleichgewicht fand. Dennoch wurde er von dem jungen Prinzen gestützt, während sie die Abstellkammer verließen.
Sebastian hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt und betrachtete sie mit einem unheimlichen Funkeln in den Augen. In seiner Hand hielt er ein kleines Messer, dessen Klinge blutgetränkt war. Magnus' Blut.
Er war das. Er hatte Magnus verletzt und das wahrscheinlich nicht zum ersten Mal. Alec erinnerte sich an die vernarbten Hände seines Liebsten. Das war Sebastians Werk.
Sein Zorn kämpfte sich zurück ins Rampenlicht, zeitgleich mit seinem Bedürfnis, nein seiner Pflicht, Magnus zu beschützen.
Er wollte gerade auf den Weißhaarigen zugehen als dieser von hinten gepackt wurde. In einer fließenden Bewegung schlug Jace Herondale ihm das Messer aus der Hand, bevor er seine Arme hinter den Rücken verschränkte. Sebastian keuchte schmerzerfüllt auf, während der Blonde nur selbstgefällig grinste.
~Das liebe ich an meiner Arbeit.~
Alec verdrehte nur die Augen, teilte jedoch das fette Grinsen mit seinem besen Freund.
~Danke, aber das hätte ich auch allein gekonnt.~
~Und dir dann den ganzen Spaß überlassen? Nein danke.~, entgegnete Jace, bevor er den zappelnden Sebastian vor sich herschob und kurzerhand in die Abstellkammer schubste.
Schnell schlug er die Tür zu und drehte den altmodischen Schlüssel um, der im Schloss steckte. Den Schlüssel selbst ließ er einfach auf den Boden fallen, bevor er nach der Kiste und der Tasche griff.
~Ist das alles?~, fragte er.
~Mein Kater~, meinte sein Liebster, bevor er leicht lächelte,~Aber so, wie ich ihn kenne, wartet er draußen auf uns.~
Jace nickte nur und ging voraus, Magnus und Alec folgten und entkamen endlich aus der muffigen Hölle.
Sie hatten fast die Haustür erreicht, als eine Stimme ertönte~Du wirst dieses Haus nicht verlassen.~
Magnus in seinen Armen zuckte bei dem herrischen Tonfall zusammen und instinktiv verstärkte Alec seinen Griff um ihn. Herausfordernd sah er Lilith an~Und wer sagt das?~
~Ich bin seine Mutter!~
~Das bist du nicht.~, antwortete Magnus mit ertstaunlich fester Stimme, während er sich sanft von ihm löste und die Hausherrin anblickte. Er drückte seinen linken Arm dicht an seine Brust und seine Augen waren noch immer glasig, aber dennoch strahlte er plötzlich eine ganz andere Aura aus.
Er wirkte so viel selbstbewusster und enschlossener als noch vor einer Minute. Nicht mehr halb so verletzlich.
~Wie bitte was?~
~Du hast mich gehört, du bist nicht meine Mutter und warst es auch nie. Es ist unverschämt, dass du es überhaupt wagst, dich mit meiner Mutter zu vergleichen, denn sie war ein Engel. Menschen wie du hielten sie für verrückt, doch eigentlich dachte sie nur über die Grenzen des Denkbaren hinaus. Sie hatte für alle, die ihr begegneten nur Liebe übrig. Du hingegen hast nur deine Verbitterung und deinen Hass. Du versuchst noch nicht einmal, freundlich zu sein, sondern demütigst alle um dich herum, um dich besser zu fühlen. Du hast mir gesagt, dass ich alles verpeste, doch in Wahrheit bist du es, die alles verdirbt, indem sie jegliche Hoffnung vernichtet. Du hasst das, was dir widerfahren ist, aber anstatt zu versuchen, das zu überwinden, projizierst du diesen Hass auf jeden, der dir gerade ungelegen kommt. Besonders auf mich.
Die Wahrheit ist, dass du es genießen wolltest, mich leiden zu sehen, aber immer gespürt hast, dass mein Leid nicht reicht, um deins zu kompensieren. Du hasst mich, weil ich mich von dir nicht habe unterkriegen lassen und das werde ich auch in Zukunft nicht. Ich hasse dich nicht, Lilith, ich habe Mitleid, mit dir und was du aus deinem Leben gemacht hast. Aber so werde ich nicht enden und deshalb werde ich gehen. Du kannst mich nicht davon
abhalten.
Bleib in dem Haus, solange du möchtest, für mich ist hier kein Platz mehr.~
Mit diesen beeindruckenden Worten schleppete sich Magnus aus der Tür und ließ eine geschockte Lilith hinter sich.
Alec konnte nicht anders, als stolz zu grinsen.
~Schönen Tag noch.~, sagte er, bevor er und Jace das dunkle Haus ebenfalls hinter sich ließen.
Magnus hatte sich, wie selbstverständlich, auf Alecs Pferd gesetzt, einen bekannten Kater auf dem Arm. Sein Hengst schien nichts dagegen zu haben, was seltsam war, denn normalerweise durfte niemand außer Alec ihn reiten. Das bestätigte ihm nur, dass seine Cinderella etwas Besonderes war.
Elegant schwang Alec sich hinter seinen Freund auf das Pferd, bevor er um ihn herum nach den Zügeln griff.
Magnus lehnte sich erschöpft an die starke Brust seines Alexanders und atmete erleichtert durch.
~Ich bin so stolz auf dich.~, murmelte er leise. Er konnte es zwar nicht sehen, aber er war sich sicher, dass Magnus leicht lächelte.
~Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen.~
~Bereit fur ein neues Leben?~, fragte Alec, als Jace die Sachen in Cats Satteltaschen verstaut hatte.
Ursprünglich hatte Magnus sie hierhergeritten, aber sie schien nichts dagegen zu haben, nun als Lastpferd allein zurückzulaufen.
Jace saß nun ebenfalls auf seinem Pferd und hielt Cats Zügel fest.
~Mit dir immer.~, war Magnus' Antwort und mit einem leichten Gefühl in der Brust drückte Alec seinem Hengst die Beine in die Flanken, um einer gemeinsamen Zukunft mit deiner Cinderella entgegenzureiten.
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