Kapitel 24 - Die beste Nacht
Ich bin zwar sehr mächtig, aber auch mein Zauber vergeht irgendwann. Schaut, dass ihr vor dem letzten Glockenschlag um Mitternacht aus dem Palast rauskommt, denm da wird alles wieder zu dem, was es zuvor war.
Ragnors Worte hallten wie eine Hiobsbotschaft in Magnus wider und plötzlich wurde ihm kalt.
Er musste hier weg. Jetzt. Ansonsten würde Alexander sehen, was und wer er wirklich war, ein einfacher Bediensteter. Das konnte er nicht zulassen, also löste er sich widerwillig von ihm und stand auf.
~Wo willst du hin?~
~Ich ... muss dringend weg. Ich ... hab einem ... Termin~, stammelte er hektisch,~Es tut mir leid, aber danke. Danke für diese schöne Nacht. Das werde ich dir nie vergessen.~
Dann machte er kehrt und rannte davon. Alexanders Frage nach seinem Namen hörte er zwar, aber er antwortete nicht darauf.
Er wusste selbst nicht so recht, warum er ihm das vorenthielt. Wahrscheinlich weil das den schützenden Zauber der Anonymität, der über Magnus schwebte, vernichten und alles plötzlich so real machen würde. Außerdem würde er ihn doch ohnehin nie wieder sehen, nicht auf diese intime Art zumindest, denn Alexander war der Prinz.
Er würde seine Frau wählen und mit ihr über das Königreich herrschen. Dass er Ersteres gar nicht wollte, spielte, wie er bereits gesagt hatte, keine Rolle. Also würde auch Magnus und dessen wahre Identität keine Rolle spielen.
Durch einen glücklichen Zufall fand er ein Tor, welches direkt auf die Treppen führte, die er zu Anfang mühsam erklommen hatte. Nun hingegen sprang er sie hastig hinab und bei jedem Glockenschlag wurde er panischer. Er musste hier weg! Schnell!
Als er endlich auf dem runden Platz ankam, sah er, wie Catarina hinter einem Busch hervorhetzte und es noch vor ihm in die Kutsche schaffte. Schnell sprang er ihr nach und kaum schlug die Tür hinter ihm zu, da setzte sich die goldene Kutsche auch schon in Bewegung.
Magnus rang nach Luft, während er seine beste Freundin überrascht und zugleich misstrauisch beäugte.
Sie sah verändert aus. Ihr hellgrünes Kleid war etwas verrutscht und an einigen Stellen konnte er hartnäckige Grasflecken erkennen. Schuhe trug sie keine mehr und es hatten sich viele dünne Haaresträhnen aus ihrer, jetzt unordentlichen, Hochsteckfrisur gelöst.
~Wo ... warst du ... denn?~, fragte er keuchend.
Man sah es ihr kaum an, doch er war sich sicher, dass sie gerade errötete.
~Nirgendwo~, log sie,~Und wie war dein Rendezvou mit dem Prinzen?~
~Woher?~
~Der Hengst, der bei eurer ersten Begegnung dabei war, ist ziemlich bekannt dafür, dass er nur den Prinzen trägt. Das hätte ich dir sagen sollen, aber ich konnte nicht. Ich wollte nicht, dass du noch nervöser wirst und dann kalte Füße bekommst.~, entschuldigte sie sich.
Magnus nickte nur~Schon gut. Es ...~
Plötzlich rumpelte die Kusche und das lag nicht an dem holprigen Weg, den sie entlangpreschten.
Noch immer läutete es zur Mitternacht, aber da die Schläge jetzt immer weiter auseinander lagen, wusste Magnus, dass der Zauber gleich vergehen würde.
Wieder rumpelte die Kutsche und Cat ihm gegenüber hielt sich den Bauch.
~Es passiert gleich~, keuchte sie,~Alles verwandelt sich zurück.~
Magnus nickte abwesend, während er nervös aus dem Fenster sah, das in der Kutschentür eingelassen war.
Sie waren mitten in Alicante, preschten gerade über den Platz des Erzengels, auf dem immer der Wochenmarkt stattfand. Hier war eine Rückverwandlung denkbar schlecht, immerhin wussten sie nicht, was dabei genau geschah. Sie sollten dafür dennoch besser schon im Wald sein.
Wieder rumpelte die Kutsche, bevor das Gold weicher wurde und sich orange verfärbte. Die Radachsen ächzten und man hörte nur die panischen Worte des Kutschers, die immer öfter von Miauen abgelöst wurden. Auch Magnus' Kleidung begann unangenehm auf seiner Haut zu kratzen.
Endlich ließen sie die eindrucksvollen Glastürme, die die Stadt umgaben, hinter sich und verschwanden im Wald.
~Wir müssen hier raus!~, schrie Cat, aber er verstand sie trotzdem kaum. Viel zu laut war das Rattern der Räder über den unbefestigten Boden und zu allgegenwärtig das nun stetige Rumpeln der Kutsche.
Dennoch befolgte er ihren Befehl und riss die orangefarbene Tür auf.
Sie fuhren über eine kleine Unebenheit im Boden, als der letzte Glockenschlag verhallte.
Geistesgegenwärtig sprang Magnus aus der fahrenden Kutsche und rollte sich mehr oder weniger auf dem plattgetretenen Erdboden ab. Gerade zum rechten Zeitpunkt, denn kaum ein paar Meter weiter kam die Kutsche ins Trudeln und kam vom Weg ab, bevor sie gegen einen Baum krachte.
Der dicke Kürbis bebte erneut, bevor seine Wände endgültig den Geist aufgaben und einfach explodierten.
Magnus presste sich änsgtlich auf den Boden als die Druckwelle ihn erfasste. Sein Herz schlug wie wild und das Adrenalin raste nur so durch seinen Körper, sodass er die dicke orangene Kürbismatschschicht auf seinem Rücken erst gar nicht bemerkte.
Er blieb so lange auf dem Boden bis sein Kopf von weichen Nüstern angestupst wurde. Zögerlich hob er den Kopf und blickte geradewegs in das Gesicht von Cat, die wieder zu einer scheckigen Stute geworden war. Dennoch atmete er erleichtert auf, denn ihr ging es gut.
Mit wackeligen Beinen erhob er sich und sah sich suchend nach den anderen um. Wie aufs Stichwort trottete sein Kater Chairman Meow aus dem Unterholz, in seinem Maul hielt er Jem. Raphael und Tessa folgten und Magnus atmete nochmal auf. Es ging allen gut.
Als sein Kater vor ihm stand, kraulte er ihn sanft hinterm Ohr, sodass er die Maus in seine Maul losließ.
~Es wird Zeit, zutück zu gehen.~, beschloss er leise, bevor er Chairman packte und sanft auf Cats Rücken hob. Die drei Mäuse folgten, bevor er sich selbst auf ihren Rücken schwang -zum Glück kannte er da ein paar Tricks, sodass er das auch ohne Sattel schaffte.
Mit einer Hand hielt er seine Freunde fest, während er die andere in Cats Mähne griff. Dabei bemerkte er, dass er nur noch einen der schneeweißen Handschuhe trug.
Den anderen hatte er wohl bei Alexander vergessen, aber warum waren sie nicht auch verschwunden? Lag es daran, dass sie das einzige waren, dass Ragnor aus dem nichts herbeigezaubert und nicht nur verwandelt hatte? Magnus wusste es nicht, aber was verstand er auch schon von Magie?
Er beschloss den Handschuh wie eine Erinnerung zu behandeln, denn er war der Beweis, dass diese ganze Nacht wirklich passiert war. Die beste Nacht seines Lebens war kein Traum gewesen und mit diesem Gedanken ritt er gemächlich zurück in sein altes Leben.
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