Kapitel 13 - Ballvorbereitungen

~Enger Magnus! Mach es enger!~, herrschte ihn Camille an, wärend sie sich an der Tür festhielt. Mittlerweile war er wieder in seinem Elternhaus angekommen und nun damit beschäftigt, Sebastian und Camille bei der Anprobe ihrer Kleider zu helfen.

Oder eigentlich half er eher Camille, die ihm nun schon seid geraumer Zeit befahl, ihr Korsett enger zu schnüren. Dabei war sie schon gertenschlank.

Magnus verstand nicht, wieso sie noch schmaler aussehen wollte und außerdem war er der Meinung, dass ein Korsett nur eine moderne Foltermethode, statt ein Weg zur perfekten Schönheit, war. Zum Glück war er keine Frau.

Er befolgte ihre Worte und zog nochmals an den Schnüren, sodass sich der robuste Stoff noch enger um ihren Oberkörper zog.

~Bist du schwerhörig? Enger habe ich gesagt!~
~Ich will dir nicht wehtun.~
Oder eher will ich die Folgen davon nicht erleben, dachte Magnus.

Allerdinsg machte sich auch ein Teil von ihm wirklich Sorgen um ihre Gesundheit, immerhin könnte sie ersticken.

~Ach Quatsch! Das ist der letzte Schrei in Paris. Und jetzt mach schon!~
~Wenn du meinst.~, sagte er zögerlich, bevor er, jetzt mit mehr Kraft, an den Schnüren zog bis Camille leise keuchte.

~Genau so.~
Er band die Schnüre des Korsetts ordentlich zusammen und trat dann einen Schritt zurück.

Camille steckte endlich in ihrem grünen Kleid, das perfekt zu ihren Augen passte. Das Kleid war wirklich schön mit seinen zahlreichen Stickereien und dem vielen Tüll. Oben war es, Dank dem Korsett, eng geschnitten, sodass es ihre Kurven gut zur Geltung brachte. Ihr blasses Dekolleté lag frei und das Kleid zeigte gerade so viel Haut, wie es fur eine junge Frau schicklich war. Camille sah wirklich gut aus, auch wenn sich ihre Haare noch immer lose über ihren Rücken ergossen.

Scheinbar im festen Entschluss, etwas dagegen zu tun, setzte sich Camille auf einen Stuhl direkt vor ihrem Schminktisch.

Da ihr Zimmer für die Anprobe zu klein war, hatten sie das in den Salon verlegt, der nach Liliths Schlafzimmer der größte Raum im Haus war.

Magnus sollte natürlich helfen, aber er hatte nichts dagegen. Er erhoffte sich so die Gunst seiner Stiefmutter zu gewinnen, sodass sie ihm gewährte, mit auf den Ball zu kommen.

Er wollte so gerne da hin und möglicherweise Alexander dort treffen. Er wollte zumindest einmal in seinem Leben an so etwas Großem teilhaben und sei es auch nur als Randzuschauer.

Deshalb verstand er auch die Aufregung seiner Stiefgeschwister, obwohl diese wohl ganz andere Pläne für den Ball hegten.

~Bist du dir wirklich sicher, dass das gerade in Mode ist? Du siehst fett aus, Schwesterlein, wie in einer zu engen Wurstpelle.~, kommentierte Sebastian vom anderem Ende des Raums aus, wo er lässig auf der Fensterbank lümmelte.

Magnus hatte sich derweil daran gemacht, das silberblonde Haar seiner Stiefschwester mit langen gleichmäßigen Bürstenstrichen zu bearbeiten.

Es war schon immer seine Aufgabe gewesen, Camilles Haare für Feste zu frisieren. Wenn er ehrlich war, gefiel ihm diese Arbeit sogar, denn kurz sah er ein Aufflackern von Freude in ihren Augen, immer wenn er mit einem seiner Kunstwerke fertig war. Das zeigte ihm immer wieder, dass selbst so ein kalter Mensch wie Camille so etwas wie Freude empfinden konnte und der Gedanke, dass es wegen etwas war, das er kreiert hatte, machte ihn glücklich.

Das und er mochte es einfach mit den Haare andere Leute herumzuspielen.

~Fett? Ich geb dir gleich fett, du dummer Idiot!~, zischte sie aufgebracht,~Du wirst schon sehen. Sobald ich den Primzen verführt habe ...~
~Du und einen Prinzen verführen? Eher wird Magnus König!~, höhnte er weiter.

Seine Worte versetzten Magnus einen Stich, aber es war nichts, was er nicht schon gewohnt wäre. Es war beinahe normal, dass man abwertend über ihn sprach, während er noch im selben Raum war. Es war verletzend, aber es war ok.

Magnus schritt meistens nur noch ein, wenn es ein abfälliger Kommentar gegenüber seinen Eltern oder seinen Freunden war, denn nur weil man ihn nicht mochte, hieß das nicht, dass man auch über andere herziehen musste.

Er beschützte seine Liebsten nunmal gerne und vergaß dabei oft sich selbst.
~Als ob du dich heute an keine ranmachst! Du willst bestimmt irgendeine Herzogstochter oder sogar Prinzessin verführen! Warum also sollte ich es nicht beim Prinzen versuchen? Er sieht immerhin mehr als gut aus und ich auch. Außerdem hat er Geld ohne Ende.~

~Und wahrscheinlich wird es sich genau deswegen eine reiche Prinzessin aussuchen.~
~Wir werden sehen.~

~Und was ist mit der Liebe?~, fragte Magnus plötzlich.

~Was soll damit sein?~
~Sollte man nicht mit jemanden zusammenkommen oder sogar heiraten, den man liebt? Sollte man nicht die Persönlichkeit eines anderen Menschen begehren, statt nur sein Geld, seinen Status oder sein Äußeres? Ich dachte, es kommt nur auf die inneren Werte an.~, erklärte er ruhig, während er Camilles Haar hochsteckte und mit einigen Haarnadeln befestigte.

Er wusste selbst nicht genau, warum er sprach. Das wurde nicht unbedingt von ihm erwartet. Er war wohl einfach neugierig, wie seine Stiefgeschwister darüber dachten.

Sebastian grinste gespielt nachsichtig.
~Und wegen genau dieser Einstellung wirst du nie eine abbekommen~, meinte er,~Heutzutage kommt es nicht mehr auf Gefühle an. Es geht um Status und Ansehen. Noch nie von dem Sprichwort Geld regiert die Welt gehört? Genau so funktioniert es nämlich. Gefühle sind höchstens viertrangig.~

Das enttäuschte ihn ein wenig, denn es erschien ihm mehr als traurig, dass Gefühle scheinbar keine Bedeutung mehr zu haben schienen. Dabei waren diese doch so wichtig.

Mit geübten Handgriffen beendete er sein Kunstwerk und trat einige Schritte zurück. Dann sah er das kurze Strahlen in Camilles smaragdgrünen Augen, das ihn selbst immer sehr zufrieden stimmte. Ihr gefiel die lockige Hochstecktfrisur offenbar.

Da Sebastian bereits in seinem tintenschwarzen Anzug steckte, war Magnus' Arbeit hier getan.

Eilig lief er zurück in den Keller, denn schließlich wollte er auch noch mit. Deshalb musste er sich beeilen, immerhin war es schon später Nachmittag und die Sonne würde bald untergehen.

Hastig schlüpfte er in den schönen roten Anzug, den Dot für ihn gezaubert hatte. Er passte nahezu perfekt und als er in den fleckigen Spiegel sah, stellte er fest, dass er in ihm ziemlich gut aussah.

Der Rotton schien seine karamellfarbene Haut noch weicher und geschmeidiger aussehen zu lassen und seine rabenschwarzen Haare bildeten einen guten Kontrast dazu. Eben jene Haare strich er noch glatt, bevor er versuchte, sein Gesicht von jeglichen Flecken zu befreien.

Er wollte gut aussehen für diesen Ball und zumindest für einen Abend all seine Probleme vergessen. Er wollte Spaß haben.

Als er hörte, wie Lilith nach ihren leiblichen Kindern rief, wandte er dem Spiegel den Rücken zu und hüpfte rasch die Treppen zur Eingangshalle hinauf.

Dort stand bereits seine Stiefmutter mit ihren Kindern und war auf dem besten Wege das Haus zu verlassen.

Atemlos rief er~Halt!~
Die drei anderen blieben bei seinem Anblick wie erstarrt stehen.

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