Der flüsternde Spiegel
Geschichte ist auch auf meinem -SophiaSkye- Account
Genre: Horror
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich beginnen soll. Warum ich das alles hier jetzt erzählen werde, weiß ich auch nicht. Ich schätze einfach, dass ich sonst verrückt werde oder vielleicht bin ich es auch schon...
Nun ja, ich denke ich fange von ganz vorne an.
Es begann alles an einem Montag Nachmittag. Ihr müsst wissen, dass ich ein riesen Fan von Antiquitäten bin und zuhause auch viele alte Dinge aufbewahre. Ich finde es einfach schön, wenn die Sachen eine neue Chance bekommen und nicht in Vergessenheit geraten. Denn jedes dieser Dinge hat seine ganz eigene Geschichte.
Jedenfalls betrat ich auf dem Heimweg von meiner Arbeit einen Antiquitäten Laden, der letzte Woche neu in der Stadt aufgemacht hatte.
Das helle Klingeln einer Glocke über der Ladentür ertönte, als ich in das Geschäft trat. Er war kaum größer als ein Wohnzimmer und von oben bis unten vollgestopft mit Möbeln, Büchern und seltsamen Gegenständen, die von längst vergangenen Zeiten zeugten.
"Kann ich Ihnen helfen?" Die Stimme des alten Ladenbesitzers, eines Mannes mit wirrem weißem Haar und einem hageren Gesicht, ließ mich zusammenzucken.
"Ich schaue mich nur etwas um," antwortete ich höflich und ging weiter durch den Raum, bis mein Blick auf einen alten Wandspiegel fiel. Der Rahmen des Spiegels war aus dunklem Holz geschnitzt, verziert mit Mustern, die etwas unheimliches an sich hatten. Doch es war nicht die Handwerkskunst, die mich faszinierte, sondern das Glas selbst. Es sah aus, als würde der Spiegel nicht nur das Zimmer widerspiegeln, sondern etwas viel tieferes, dunkleres.
"Interessieren Sie sich für den Spiegel?" fragte der Ladenbesitzer und trat neben mich.
"Ja, er ist wunderschön," gab ich ihm zur Antwort. Es war, als hätte der Spiegel eine Art Anziehungskraft, der ich nicht entkommen konnte.
"Er hat eine lange Geschichte," sagte der Mann leise. "Es heißt er stammt aus einem Herrenhaus in der Nähe von Blackwood, dort hat er angeblich seltsame Dinge gezeigt, die nicht in dieser Welt existieren."
Ich lächelte. Ich war nicht abergläubisch und glaubte nicht an Geistesgeschichten, aber die Vorstellung ein solches Stück mit einer interessanten, gar übernatürlichen Geschichte zu besitzen, war zu verlockend.
"Was kostet er?"
Der alte Mann nannte einen überraschend niedrigen Preis und so kaufte ich den Spiegel.
Nun nach all diesem Chaos kann ich verstehen, dass der Verkäufer ihn loshaben wollte.
Zuhause stellte ich dem Spiegel in mein Schlafzimmer, direkt gegenüber von meinem Bett. Er passte perfekt in mein schon etwas altmodisch dekoriertes Zimmer.
Und doch als ich an diesem Tag schlafen ging, fühlte ich mich seltsam unbehaglich.
Der Spiegel reflektierte das schwache Licht der Straßenlaterne draußen und schien das Bild auf eine Weise zurückzugeben, die ich nicht ganz verstehen konnte.
Schließlich jedoch wandte ich mich ab und und schloss die Augen, aber es dauerte lange bis ich einschlief.
In den folgenden Tagen bemerkte ich nichts ungewöhnliches mehr. Der Spiegel war einfach ein Spiegel und mein Leben verlief wie gewohnt.
Doch eines Nachts, ich lag friedlich in meinem Bett, vernahm ich ein leises, kaum hörbares Flüstern.
Zuerst dachte ich, dass ich es mir nur eingebildet hatte, doch als es sich wiederholte, horchte ich auf.
Ich drückte mich von der Matratze hoch und setzte mich hin, mit Blick zu dem Spiegel.
Das Flüstern schien direkt aus dem Spiegel zu kommen.
Ich schaltete das Licht ein, ohne meinen Blick vom Spiegel abzuwenden.
Sobald das Licht meiner Nachttischlampe das Zimmer durchflutete, war es wieder still. Kein Geflüster. Nichts. Der Raum still und der Spiegel zeigte nur mein eigenes, leicht verängstigtes Gesicht.
Ich schaltete das Licht wieder aus und versuchte mich zu beruhigen. Wahrscheinlich hatte mein Verstand mir einen Streich gespielt.
Doch in der darauffolgenden Nacht geschah es erneut. Diesmal war das Flüstern lauter und etwas deutlicher. Es klang wie eine Gruppe Stimmen, aber die Worte, die sie flüsterten, waren für mich nicht zu verstehen.
In der Dunkelheit saß ich aufrecht in meinem Bett und starrte entgeistert auf den Spiegel. Mein eigenes Gesicht blickte mir entgegen, doch etwas stimmte nicht. Ich kann auch immernoch nicht genau sagen, was es war, es fühlte sich an, als würde ich durch den Spiegel tiefer und tiefer in mich selbst blicken.
In der dritten Nacht, das Flüstern begann erneut, nahm ich all meinen Mut zusammen und trat in der Finsternis auf den Spiegel zu. Ich wollte wissen, was mir jede Nacht zu sagen versuchte. Mittlerweile war ich mir nämlich absolut sicher, dass ich mir die Stimmen nicht einbildete.
Ich legte vorsichtig meine Hand auf den hölzernen Rahmen und für einem Moment glaubte ich eine leichte Vibration zu spüren, die eindeutig von dem Glas ausging.
"Komm," wisperte eine der Stimmen plötzlich und ich erschrak.
Ab hier wird es schwer für mich meine Gefühlslage und das Geschehen wiederzugeben, denn ich kann es einfach nicht beschreiben. Dennoch werde ich es versuchen.
Mein Herz raste und ich stolperte ein paar Schritte zurück. Das Flüstern hörte auf, doch ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass etwas in dem Spiegel lauerte. Etwas, das versuchte mit mir zu kommunizieren.
In den folgenden Tagen verschlechterte sich mein gesundheitlicher Zustand. Ich schlief schlecht oder gar nicht und war ständig nervös. Natürlich fiel dies auch Leuten in meinem Umfeld auf, aber ich beruhigte sie damit, dass ich zur Zeit etwas Stress mit meiner Arbeit hatte.
Ich traute mich nicht irgendwem von dem Spiegel und den Stimmen zu erzählen, aus Angst sie könnten mich für verrückt halten. Und ehrlich gesagt tat ich das auch selbst mit der Zeit.
Schließlich, eines Nachts konnte ich das Flüstern nicht mehr ertragen. Ich wollte ihn endgültig aus meinem Leben verbannen.
Ich packte also den Rahmen mit beiden Händen und wollte ihn aus dem Raum nehmen. In dem Moment, als ich jedoch den Spiegel anhob, fühlte ich, wie sich etwas veränderte. Er begann tatsächlich in meinen Händen zu zittern. Vor Schreck, ließ ich das alte Ding fallen. Aber abstatt zu zerbrechen, blieb er unbeschadet auf dem Boden liegen.
Ich hob ihn wieder auf und als ich einen kurzen Blick auf das Spiegelglas warf, erstarrte ich augenblicklich in der Bewegung.
In der Reflexion erkannte ich eine dunkle Gestalt, die hinter mir im Raum stand. Ein Wesen, das keinen festen Umriss hatte und dennoch irgendwie menschlich wirkte. Ich konnte die Augen der Kreatur erkennen. Sie waren tiefschwarz und es schien mir direkt in die Seele zu sehen.
Das Flüstern wurde wieder lauter und ich konnte klar folgende Worte hören: "Du hast mich gerufen"
Ich konnte mich noch immer kaum bewegen.
Ich hatte keine Ahnung, was in diesem Moment vor sich ging.
"Du hast mich gerufen," wiederholte die Gestalt. Ich traute mich nicht mich umzudrehen, aus Angst, dass dieses Wesen tatsächlich hinter mir stand. Also blickte ich nur weiter auf dem Spiegel. Das Glas im Spiegel begann erneut zu zittern und das Glas verzerrte sich, als wäre es eine Art Flüssigkeit.
Die Gestalt im Spiegel lächelte, es war ein grässliches, kaltes Lächeln, das keine Freude zeigte, sondern nur tiefe, gnadenlose Absicht.
"Ich komme, um dich zu holen."
Das war der Moment indem ich einfach schrie und nicht ohne mich noch einmal umzudrehen rannte ich zur Tür. In dem kurzen Blick über die Schulter, sah ich die Gestalt nicht. Jedoch spürte ich aber ihre Anwesenheit ganz deutlich. Ich hielt den Spiegel im laufen fest umklammert, da es wie es aussah die einzige Möglichkeit war, die Kreatur zu sehen.
Die Gestalt im Spiegel schien mit einem Mal zu wachsen, füllte den gesamten Raum aus und das Flüstern wurde zu einem lauten, dröhnenden Geräusch, das meine Gedanken übertönte.
Verzweifelt rüttelte ich an der Tür, doch sie war verschlossen, obwohl ich mir sicher war, dass ich sie nicht abgeschlossen hatte.
Ich suchte nach einem Ausweg, doch der Raum schien sich zu drehen, und das Einzige was ich genau erkennen konnte, war der Spiegel. Die Gestalt in dem Spiegel streckte nun ihre Hand nach dem Spiegel aus, um das Glas zu berühren.
Da sah ich plötzlich eine Möglichkeit dem ganzen zu entkommen. Ein schwerer Gegenstand in meiner Reichweite: Einen kleinen, antiken Kerzenhalter aus Metall.
Ich griff danach und rammte ihn mit aller Kraft in das Spiegelglas. Das Glas zerbrach mit einem ohrenbeteubenden Krach und sofort erlosch das Flüstern. Scherben flogen durch den Raum und die dunkle Gestalt löste sich in Luft auf.
Alles wurde still. Der Spiegel lag in Trümmern und die seltsame Anziehungskraft, die ihn umgeben hatte, war verschwunden. Kraftlos sank ich zu Boden, ich zittete am ganzen Körper, während sich langsam die Erleichterung in mir breit machte.
Doch als ich die Scherben betrachtete, sah ich in jeder einzelnen Scherbe ein Spiegelbild von mir selbst, umgeben von dunklen Schatten. Das Flüstern war verschwunden, doch das Gefühl des Unheils blieb.
Ich wusste, dass ich den Spiegel komplett loswerden musste. Also sammelte ich alle Scherben ein, wickelte sie in ein dickes Tuch und warf es in den Müll. Es fühlte sich nun besser an, aber das nagende Gefühl, das es etwas in mir ausgelöst hatte, ließ mich nicht los.
Ich versuchte mein Leben normal weiterzuführen. Doch immer, in Momenten der Stille, hörte ich das Flüstern. Nur nicht mehr aus dem Spiegel, sondern aus meinem Verstand, als ob es mich nicht ganz loslassen wollte.
Kommen wir nun zu dem Grund, weshalb ich das alles hier nun erzähle. Ich dachte, dass ich damit leben könnte. Ich mied ab sofort einfach die Stille und ließ auch zuhause immer den Fernseher oder Radio laufen.
Aber es reichte nicht.
Denn vor ein paar Tagen, ich stand im Bad vor dem Spiegel, um mir die Zähne zu putzen. Ich blickte in den Spiegel und sah plötzlich eine Gestalt hinter mir stehen. Es war das Wesen aus dem alten Spiegel, ich bin mir ganz sicher!
Der Schatten lächelte und seit diesem Vorfall weiß ich, dass ich ihm nie ganz entkommen werde.
|1600 Wörter|
Was sagt ihr zur Story? ❤️
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