Schatten der Vergangenheit



Die Kiste knarrte leicht, als Lucy sie unter dem Bett ihrer Eltern hervorzieht. Neugier war es zuerst gewesen – die Art von Neugier, die man fühlt, wenn man glaubt, einen kleinen Schatz oder alte Familienfotos zu finden. Stattdessen starrten ihr Dutzende Augenpaare entgegen. Ihre Augen. 

Zeitungsausschnitte, alt und vergilbt, manche sorgfältig gefaltet, andere hastig zerrissen, lagen in einem wirren Haufen. „Vermisst: Lucy Rosewood“, prangte in dicken Lettern über den Bildern. Darunter: Daten, die zu ihrem Alter passten, und eine Beschreibung, die ihr erschreckend vertraut vorkam. 

Aber sie war nie vermisst gewesen. Oder etwa doch? 

Ihr Herz hämmerte, während sie den Stapel durchwühlte. Artikel um Artikel, alle von ihr – oder jemandem, der ihr bis aufs Haar ähnelte. Doch das Schlimmste war nicht, dass diese Zeitungsausschnitte existierten. Es war, dass sie sorgfältig gesammelt und aufbewahrt wurden – von den Menschen, denen Lucy am meisten vertraut hatte. 

Im Nebenzimmer ertönte das gedämpfte Lachen ihrer Eltern. Sie klangen, als wäre nichts. Als wäre alles normal. Aber war es das jemals gewesen? 

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