66. Kapitel
Meister Lemòdun brauchte vielleicht zwei Minuten, um zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Ich stand noch immer bei Sania und Ni-Ea und fuhr mit dem Streich fort. Doch Meister Lemòdun blickte nicht durch. Er ermahnte erst Evanna, dann Alys, doch er merkte nicht, dass ich es eigentlich war. Außerdem hatte der Clan meinen Rat befolgt, alle Anweisungen wörtlich zu nehmen und als Meister Lemòdun sie also aufforderte, sich in einen Kreis zu setzen, begann Gina, sich auf den Boden fallen zu lassen und mit Füßen und Armen einen Kreis zu bilden. Der Clan folgte, ich blickte mich um, lächelte und setzte mich ebenfalls, ließ das mir Füßen und Armen aber bleiben. Meister Lemòdun sagte aber sofort:"Ich korrigiere: Kommt bitte in der Mitte des Zimmers zusammen und bildet auf dieser Linie einen Kreis."
Alle standen auf und ich sah, wie sie eine Lücke in der Anweisung suchten. Schließlich standen alle genau auf der Linie auf den Zehenspitzen und hielten sich an den Händen.
"Setzt euch bitte an Ort und Stelle hin!", sagte Meister Lemòdun reichlich genervt. Der Clan gehorchte und der Meister begann:"Ihr seid für die Prüfung meines Erachtens gut aufgestellt. Auch vielen Dank an Askuria. Dann entlasse ich euch jetzt in die nächste Stunde."
Ich grinste, als er mir dankte, obwohl ich alles angezettelt hatte, doch noch mehr, als nur einige zuckten, der Großteil aber sitzen blieb.
"Was ist jetzt schon wieder?", fragte Meister Lemòdun.
"Ihr habt sie nicht aufgefordert, den Raum zu verlassen, nehme ich an", sagte ich und verkniff mir ein Grinsen.
"Na dann, raus mit euch!", sagte er. Der Clan warf mir einen Blick zu, ich nickte leicht und sie gingen hinaus. Einige von ihnen grinsten mir noch zu, andere flüsterten triumphierend mit ihren Freunden. Es war nicht der letzte Clan für den Tag, also blieb ich im Raum und wartete auf den nächsten Clan, welcher der WalClan war. Doch Meister Lemòdun musste wieder los.
"Ich werde sehen, ob ich jemand anderes schicken kann, aber so lange musst du alleine klarkommen", sagte er zu mir.
"Das wird schon gehen. Die Jünglinge mögen mich, also werde ich das schon irgendwie hinbekommen", sagte ich.
"Nun, ich gehe jetzt. Möge die Macht mit dir sein, junger Padawan!", sagte Meister Lemòdun.
"So, wie mit euch, Meister Lemòdun", erwiederte ich höflich und verkniff mir nach wie vor ein Grinsen. Der Jedi ging hinaus und kurz darauf kam der WalClan an. Sie hatten zum Glück noch kein Lichtschwert-Training sondern nur Meditationsstunden, weshalb ich allein durch das Schwert, das an meinem Gürtel hing, etwas Eindruck schaffen konnte. Doch die Jünglinge, die much mochten, aber nicht respektierten, sahen mich nicht als höhere Instanz an, so dass ich ernsthaft Schwierigkeiten hatte, mir Gehör zu verschaffen. "Könnt ihr euch bitte ganz normal in den Kreis setzen?", rief ich in den Raum. Die Jünglinge ließen sich nicht von ihren Gesprächen ablenken, setzten sich aber zumindest. Als alle saßen, kehrte dann auch etwas Ruhe ein.
"Wo ist Meister Yoda?", fragte ein Mädchen namens Raya.
"Er ist bei einer Ratssitzung. Er wird aber wahrscheinlich bald zurück sein, oder eine Vertretung kommt", sagte ich und fügte in Gedanken ein "hoffentlich" hinzu. Beim anderen Clan mochte es ganz lustig gewesen sein, keinen Meister im Raum zu haben, aber dort brach nicht halb so schnell Chaos aus, wie hier. Hier konnte ich mit dem Clan keine Streiche aushecken, hier musste ich beweisen, dass ich den Clan ruhig stellen konnte, zumal Meister Yoda wahrscheinlich bald zurück sein würde.
"Können wir so lange spielen?", fragte Vaminio. Ich überlegte sehr schnell und setzte auf Improvisieren.
"Ich kenne ein Spiel, aber ihr müsst gut mitmachen!", ermahnte ich und versuchte, mir etwas auszudenken, während die Jünglinge mich aufmerksam ansahen. "Ihr müsst euch erst einmal einen Partner suchen. Los!"
Ich sah, wie Namish Eyarili antippte und ihr alles halb mit Zeichensprache, halb auf langsamem Basic erklärte. Eyarili konnte noch nicht so gut Basic sprechen und tat sich bei schnellen Erklärungen schwer. Ich fuhr also etwas langsamer fort:"Ihr setzt euch gegenüber und jeder legt eine Hand auf die Hand von seinem Partner. Und jetzt müsst ihr die Macht einsetzen. Ihr müsst versuchen, in euren Partner hinein zu fühlen. Schafft ihr das?"
Ich sah, wie einige die Augen schlossen und sich konzentrierten, aber da rief Vaminio:"Das ist doch kein Spiel! Ich will Fangen spielen!"
Sofort herrschte wieder Chaos. Ich schloss kurz die Augen und wünschte mir, es würde Hilfe kommen, dann nutzte ich selbst die Macht. Ich spürte, dass Irothi, der Freund von Vaminio, es auf mein Lichtschwert abgesehen hatte und tat, als würde ich nichts merken. Kurz bevor er da war, ich spürte bereits, dass er innerlich triumphierte, hob ich ihn vom Boden und wandte mich um.
"Denkst du, ich bemerke das nicht?", fragte ich ihn leicht lächelnd und ließ ihn wieder hinunter.
"Kannst du alle schweben lassen? Das war voll abgefahren!", sagte der Junge. Diesmal konnte ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. Er war echt zu süß!
"Ja, ich kann sogar etwa sieben von euch gleichzeitig hochheben. Aber wenn ihr das auch mal können wollt, dann müsst ihr üben, vor allem, wenn ihr es so schnell wie ich können wollt", sagte ich und hoffte, sie damit zu beeindrucken.
"Wollt ihr jetzt weitermachen?", fragte ich in die Runde. Einige gingen zurück zu ihren Partnern, Vaminio und Irothi dachten allerdings nicht daran.
"Ich möchte dieses komische Spiel aber nicht spielen!", sagte Vaminio.
"Dann meditier eben so, wie immer", sagte ich und musste wohl einen genervten Unterton haben, seinem darauf folgenden Gedanken nach zu schließen. "Und ich dachte, die wäre cool!" In einem Versuch, wieder etwas freundlicher zu werden, sagte ich:"Ihr möchtet doch auch beide große Jedi werden! Dafür muss man sich anstrengen und etwas lernen."
Plötzlich wurde ich darauf aufmerksam, dass jemand in den Raum getreten war. Meister Yoda war es nicht.
"Meisterin Swan!", sagte ich überrascht. Einige Jünglinge, die sie noch nicht bemerkt hatten, wandten sich um.
"Hallo, Askuria! Und ihr beiden wolltet wohl nicht mitmachen?", fragte sie die beiden Jungen, die sie anstarrten. Auch sie mussten wohl die "Legende" von ihr gehört haben, wie wir damals.
"Sie waren mit meiner Übung nicht ganz einverstanden", sagte ich.
"Nun, ich würde vorschlagen, ihr geht jetzt alle meditieren!", sagte Meisterin Swan. Im Clan war Stille eingetreten und alle befolgten den Befehl ohne Widerspruch. Meisterin Swan winkte mich zu ihr hinüber und ich merkte, wie sie Gedankenkontakt aufnehmen wollte. Ich nahm an und hörte sie fragen:"Was hast du versucht, dass diese beiden Jünglinge einen Aufstand geprobt haben?"
"Nachdem einer von ihnen gefragt hat, ob wir etwas spielen können, war mir klar, dass ich irgendeine Übung als Spiel verpacken muss, weil ich sonst keine Chance hatte. Eigentlich waren sie schon fast dabei und dann meinte Vaminio, dass das gar kein Spiel sei. Nun ja, und dann ist es zu einer Diskussion gekommen", sagte ich in Gedanken seufzend. "Als Padawan hat man einfach nicht die Autorität über einen Clan. Ich kann ja noch nicht einmal Küchendienst verteilen."
"Ich kann dir keinen Vorwurf machen, dass du etwas angenervt warst, aber du solltest versuchen, etwas freundlicher zu bleiben. Ich weiß, dass solche Jünglinge anstrengend sein können, aber genau das ist vermutlich der Grund, dass du hier bist. Du sollst dich in Geduld üben", sagte Meisterin Swan. Ich nickte.
"Wie kommt es eigentlich, dass die ganzen Jünglinge mich so erschrocken angesehen haben? Das ist mir bei euch damals auch am Anfang aufgefallen", fragte Meisterin Swan nach einer Weile. Wie sollte ich das denn jetzt erklären? Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich es nicht wusste, wo es doch auch mich selbst betraf.
"Es gibt unter Jünglingen das Gerücht, dass Ihr die strengste Meisterin des Ordens wärt. Uns habt Ihr damals das Gegenteil bewiesen, aber diese Jünglinge denken das immer noch", erklärte ich. Meisterin Swan wirkte kurz verwirrt, dann schien ihr etwas einzufallen.
"Ich glaube, ich weiß auch, woher dieses Gerücht kommt. Ich hatte nämlich ein Mal einen Clan als Vertretung, der so gar nicht auf mich hören wollte und habe dann alle mit Putzdienst bestraft. Ein Wunder, dass solche Geschichten so lange halten! Das war schon Jahre her!"
"Was haben die bitte gemacht, um Euch aus der Ruhe zu bringen!?", wunderte ich mich. Meisterin Swan lächelte und antwortete nicht. Da fiel mir etwas auf:"Was ist eigentlich mit Lyn?"
"Lyn habe ich zu Leia ins Training geschickt und danach soll sie noch etwas lernen. Es wird bei Meister Yoda etwas länger dauern. Er muss eine Reise nach Kashyyyk machen und wird frühestens morgen zurückkehren. Meister Lemòdun hat gehört, dass ich euch damals dann unter Kontrolle hatte und hat mich gefragt, ob ich das Training übernehmen kann. Ich habe für diesem Clan und den BienenClan zugesagt. Den Rest übernehmen andere Meister", sagte Meisterin Swan.
"Wer übernimmt den HabichtClan?", fragte ich und hoffte inständig, dass es nicht Meister Lemòdun war.
"Meister Kenobi", sagte Meisterin Swan. "Ihn kennst du ja auch gut. Und bevor du fragst, der FalkenClan wird ebenfalls vom ihm übernommen."
"Und, lasst mich raten, Meister Jinn beschäftigt derzeit Silo", sagte ich und lächelte, als sie nickte.
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