44. Kapitel
Ich stand vor dem großen Regierungsgebäude. Ich war inzwischen doch recht nervös. Ich hatte keine großartige Idee, wo der Eingang war, den die Regierungsmitglieder benutzten und so wartete ich einfach auf der langen Treppe. Ich musste auch nicht lange warten, denn nur wenig später kamen Di'layn und Oymeró an. Doch sie hatten noch jemanden dabei, und das war Sa-Liné.
"Hi, Asky!", sagten beide.
"Hi! Sa-Liné, seit wann kommst du auch mit?", fragte ich verwundert. Hoffentlich brachte das die Mission betreffend nichts durcheinander.
"Meine Eltern sind weg und Di'layn meinte, ich kann mit", sagte Sa-Liné.
"Okay, dann los, oder?", fragte ich mit Blick auf Oymeró.
"Ja, allerdings. Kommt mit!", sagte er. Wir folgten ihm zu einer kleinen Seitentür, wo ein Sicherheitsbeamter davorstand.
"Ausweis?", fragte er. Oymeró zog eine Karte hervor und überreichte sie dem Mann. Ich sah zu, wie der Beamte sie eingehend musterte, dann nickte und auf uns herabsah.
"Meine Tochter und zwei Freundinnen von ihr", sagte Oymeró.
"Ich frage schnell nach", sagte der Beamte und holte ein comlinkähnliches Gerät aus der Tasche.
"Hier Posten 27. Ich hätte gerne Auskunft darüber, ob Herr Ewyn seine Tochter und zwei andere Mädchen mitnehmen darf", sagte der Mann. Die Antwort war nicht laut genug, um sie zu hören, doch ich las die Gedanken des Mannes.
"Die Tochter geht klar, der Rest muss sich ausweisen", sagte der jemand, der die Meldung entgegennahm. Der Beamte blickte auf und wiederholte die Worte des Mannes am anderen Ende der Leitung.
"Ich bin Sa-Liné Havó, meine Mutter arbeitet in der Abhörabteilung", sagte Sa-Liné. Der Mann fragte über das Gerät nach, ob es eine Frau Havó in der Abhörabteilung gebe, was bestätigt wurde. Dann sah er mich an. Ich wurde nervös. Ich hatte keine Ahnung von meinem Nachnamen. Wie sollte ich das schaffen, ohne Gedankenmanipulation anzuwenden?
"Ich bin eine Gastschülerin von Coruscant und gehe in die Klasse von den beiden. Ich wollte etwas mehr über das Regierungssystem hier erfahren und bin deshalb mitgekommen", sagte ich. Der Mann sah mich weiterhin an. Dann fragte er in das Gerät:"Gibt es an der SfR gerade eine Gastschülerin im Jahrgang von dieser Sa-Liné?"
"Ja, fragen Sie sie nach dem Namen der Gastschülerin und deren Heimatplanet. Sie heißt Askuria und kommt von Coruscant. Komisch, hier steht kein Nachname... Naja, wahrscheinlich irgendein Fehler im System", las ich die Gedanken des Mannes.
"Name?", fragte der Beamte mich nun.
"Askuria", sagte ich.
"Nachname?"
"Wie, Nachname?", fragte ich aufmüpfig. "Ich habe keinen! Das ist so üblich im Volk der Anami."
Ausnahmsweise war ich froh über mein Wissen aus Galaxiskunde. Über dieses Volk hatten wir als Jünglinge eine Prüfung geschrieben und dieses Detail war glücklicherweise hängen geblieben. Die Anami bestanden dann auch noch aus Menschen und hatten keine besonderen äußern Merkmale. Außerdem hatte sich das Volk ziemlich verstreut und es gab eine Gruppe davon auf Coruscant, also passte alles.
Der Mann nickte und ließ uns ein. Ich konnte hören, wie er dem Mann aus der Zentrale sagte, wieso vermeintlich kein Nachname eingetragen war. Über diesen Technikfehler konnte ich wirklich froh sein.
"Anami? Was ist das für ein Volk? Davon hast du ja noch gar nichts gesagt!", empörte sich Di'layn.
"Naja, die Anami setzen ziemlich auf Traditionen und Bräuche und ich fühle mich nicht wirklich zugehörig, von daher...", sagte ich. "Meine ganze Familie ist nicht so wirklich eingebunden. Ich habe noch nicht mal die frühere Sprache der Anami gelernt."
"Die Anami haben eine Sprache? Cool! Aber schade, dass du nicht so viel weißt", sagte Sa-Liné.
"Naja, ich will es auch gar nicht unbedingt wissen. Ich zähle mich da einfach nicht dazu", sagte ich. Guter Einfall!, sagte die lobende Stimme meines Meisters in meinem Kopf. Ich spürte ihn relativ in der Nähe, es lagen etwa 3 Gänge zwischen uns. Sa-Liné, Di'layn uns ich folgten Oymeró durch einige Gänge in ein anderes Stockwerk. Alles war einheitlich gestaltet. Blaugrauer Fußboden, schwarze Türen, weiße Wände. Ich wurde immer nervöser, während wir uns der Abteilung näherten. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, um mich zu beruhigen. Doch das ging nicht wirklich gut, denn vor lauter Nervosität hatte ich aus Versehen eine Tür neben mir aufspringen lassen. Die anderen fuhren herum zu der Tür, die im nächsten Moment von innen wieder geschlossen wurde.
"Was war das denn?", fragte Sa-Liné.
"Da konnte sich wohl jemand nicht entscheiden, ob er rein oder raus will", sagte ich, mit dem Gedanken, dass mir so etwas besser nicht noch einmal passieren sollte.
Wir kamen schließlich an einer großen Tür mit der Aufschrift "Videoabteilung" an. Oymeró hielt einen Finger an einen Scanner, der neben der Tür eingebaut war, und diese sprang auf. Wir folgten ihm herein und fanden uns in einem Raum wieder. Davon gingen fünf Türen mit den Aufschriften "Fernsehen", "Gebäudeüberwachung", "Gebietsüberwachung", "Materialauswertung" und "Video-Spionage" ab. Es gab also zwei Möglichkeiten, wo der Verdächtige sein konnte. Entweder in der Gebäudeüberwachung oder in der Materialauswertung. Beides war möglich, und das erleichterte es nicht gerade. Und ich musste Sa-Liné und Di'layn auch noch einweihen.
"Hinter der Abteilung für die Materialauswertung liegt mein Büro", sagte Oymeró zu Sa-Liné und mir. "Ihr dürft auch herumgehen, aber bleibt bitte in der Videoabteilung und seid leise!"
"Ja", sagten wir im Chor und er führte uns zuerst einmal in sein Büro. Wir betraten die Abteilung für die Materialauswertung und ich verschaffte mir schnell einen Überblick. An lauter Tischen saßen Beamte in Uniform, Männer und Frauen, Bothaner und Menschen. Komisch, hier schien alles in Einklang zu sein. Ich nutzte die Macht und suchte nach feindlichen Gedanken. Eine Frau schimpfte gedanklich über ihren Computer, der nicht so reagierte, wie sie das wollte. Ein Bothaner fluchte über seinen Nachbarn, der sein Glas umgestoßen hatte und der Inhalt des Glases verteilte sich nun über den Tisch. Doch sonst konnte ich nichts aufspüren. Ich folgte Oymeró, Sa-Liné und Di'layn hinüber zu einer Tür, auf der "Herr Oymeró Ewyn, Leiter der Abteilung für Videos" stand.
"So, ihr drei. Geht doch ruhig etwas herum! Ihr wisst ja, wo ihr mich findet", sagte Oymeró und betrat sein Büro. Ich erhaschte einen Blick auf einen Computer, der auf einem riesigen Schreibtisch stand, dann schloss Oymeró von innen die Tür. Wir blickten uns an, dann sagte Di'layn leise:"Wollen wir erstmal hier ein bisschen rumgehen?"
Ich nickte, Sa-Liné auch. Meine Offenbarung musste wohl noch warten. Ich konzentrierte mich also auf jeden zweiten, an dem wir vorbeikamen. Für jeden einzelnen waren wir zu schnell unterwegs und ich musste mir merken, wen ich schon überprüft hatte. Ich fand lauter Schwachsinn in den Köpfen der Angestellten. Es waren einige Menschen dabei, die die Bothaner nicht haben wollten, doch keiner von ihnen hatte das Video gefälscht. Trotzdem merkte ich mir die bothanerfeindlichen Beamten, nur für den Fall. Doch viel mehr Beamte waren uns Mädchen gegenüber nicht gerade aufgeschlossen. Deutlich mehr Leute als bothanerfeindlich waren, hatten Gedanken, die verrieten, dass sie nicht dachten, dass Kinder in ein Büro gehörten. Nicht selten schnappte ich Gedanken wie "Was wollen diese ungezogenen Mädchen hier? Die stören nur!" auf. Doch Keiner sprach diese Gedanken aus. Einige allerdings sahen uns recht feindselig an.
"Lasst uns rausgehen!", sagte ich zu den Anderen. Sa-Liné nickte mit Blick auf einen Mann, der uns von der Seite her anstarrte. Di'layn sah ihn ebenfalls und ging voraus zu der Tür. Sobald wir im Vorraum waren, blieben wir unentschlossen stehen.
"Und jetzt? Das wird doch überall so sein", sagte Sa-Liné.
"Stimmt, aber wir müssen trotzdem weiter", sagte ich. Die beiden sahen mich komisch an.
"Okay, ich muss euch jetzt etwas sagen. Aber bleibt bitte trotzdem leise!", sagte ich. Die beiden sahen mich jetzt vollkommen neugierig an. Sa-Liné dachte an das Volk, dem ich angeblich angehörte, Di'layn hatte keine Ahnung.
"Ich hatte ja am ersten Tag eine auffallend gute Verkleidung. Naja, das war keine Verkleidung", sagte ich. Sa-Liné schien es zu dämmern, Di'layn stand auf der Leitung. Ich sah mich kurz um. Auch dieser Raum wurde videoüberwacht. Ich baute ein Schild um uns auf, sodass man auf dem Video kein Wort von dem verstehen würde, was jetzt folgte.
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