Amelie - unser ganzes Glück

Dieses kleine süße Wesen hatte uns alle in seinen Bann gezogen. Ein bezauberndes Lächeln, dem man nicht entfliehen konnte. Sie strahlte Ruhe und Zufriedenheit aus, was sich auf andere übertrug. Und unsere Kleine war schon wieder gewachsen. Was war das doch für ein rasendes Tempo. Unaufhaltsam, unerklärlich und trotzdem wahr.


Sie lag gerade auf der Seite und schaute uns mit ihren wundervollen Kulleraugen an. Und schon war es wieder da, dieses Lachen, was ich selbst hören kann, wenn ich gar nicht in direkter Nähe von ihr bin.

Schon eigenartig wie schnell sich dann doch Muttergefühle herausbilden können. Und nun war ich auch richtig glücklich mit Timothy und er mit uns. Eben eine richtige Familie.

Und dass sollte uns auch niemals mehr jemanden nehmen können. Dafür wollten wir alles tun. Immer vereint, glücklich mit unserer süßen Amelie, die ich zwar nicht unter meinen Herzen getragen hatte, doch genauso liebte.

Es war eigentlich wirklich alles perfekt. Zu perfekt, für meinen Geschmack. Da war sie wieder, die ewig an allem zweifelnde junge Frau, die wohl niemanden mehr über den Weg traute.

Und doch hatte es einer endlich geschafft: Doktor Timothy Fraser. Früher Frauenheld, heute liebender Vater und auch bald Ehemann. Wie hatten sich die Zeiten doch geändert und ich war froh darüber, wusste wo ich hingehörte. Und dass da jemand am Ende des Tages auf mich wartete.

Caris, meine beste Freundin und gleichzeitig das beste Kindermädchen der Welt, Beraterin, Vertraute...manchmal auch Mutterersatz...

Sie richtete mich immer wieder auf, wenn mich dann doch die Erlebnisse der Vergangenheit hinab in den Abgrund ziehen wollten, ich nicht mehr allein da rauskam.

Sie kannte meine ganze Lebensgeschichte, mein Leid, was ich nun schon so viele Jahre vor allen verbergen musste. Caris, nur ihr hatte ich mich anvertraut. Konnte ich es nun auch endlich Timothy erzählen oder würde er damit nicht fertig werden?

Ich zögerte, zauderte mit mir selbst...und es behielt es für mich, noch immer. "Nicht der richtige Zeitpunkt", hatte ich für mich entschieden. Und Caris nickte, wusste dass ich weiter leiden würde. Aber konnte mich auch verstehen. Sie würde mich niemals bedrängen, reinen Tisch bei Timothy zu machen.

Aber irgendwann würde ich ihr gegenüberstehen, derjenigen Person, die mich so verletzt und gedemütigt hatte. Und meine Rache würde sie ereilen, grausam unbarmherzig...nicht geplant, aber notwendig, um endlich damit abschließen zu können.

Ich.. Santina, eine nun endlich geliebte, starke Frau...bald Ehefrau eines Kinderarztes, der mich von Herzen liebte. Dieser Mann hatte mich errettet mit viel Geduld und auch ein wenig mit der Hilfe seiner Mutter Amanda, die wohl ähnliches erlitten hatte wie ich selbst. Daher waren wir uns auch irgendwie verbunden, ohne es aussprechen zu müssen.

Ja, so ist manchmal. Plötzlich kannst du mit jemanden reden, den du eigentlich niemals kennenlernen wolltest. Und das schöne, man versteht sich wortlos. Ich weiß, irgendwann muss ich darüber reden. Doch der richtige Zeitpunkt war einfach noch nicht gekommen.

Nun schaute ich wieder in ihre wundervollen süßen Kulleraugen. Was mochte gerade in ihrem kleinen Köpfchen vor sich gehen? Konnte es kaum erwarten, wenn sie die ersten Worte sprechen würde.

Doch welche würden es sein?...Mama...Papa...Oma oder würden wir von ihr ganz andere Sachen hören. Abwarten und Tee trinken, hilft zumindest kurzzeitig.

Caris las in meinem Gesicht wie einem aufgeschlagenen Buch. "Du machst dir einfach zu viele Gedanken, Süße!", sagte sie und hielt mir ihre Armbanduhr unter die Nase. Es war Zeit, endlich essen. Klein-Amelie hatten wir ja zuvor zu essen gegeben und sie auch frisch gemacht.

So konnten wir nun endlich mal in Ruhe gemeinsam am Tisch sitzen. Timothy war auf Hausbesuch, meldete sich zwischendurch kurz, musste den kleinen Jungen einweisen lassen, wollte ihn begleiten, da er sehr ängstlich war.

Ich konnte verstehen, dass er den Jungen persönlich begleiten wollte, Timothy war eben so. Dafür liebte ich ihn und er war bei jung und alt beliebt. Ein Kinderarzt mit Leib und Seele, den man einfach lieb haben musste.

Man fühlte sich bei ihm sofort geborgen. Er erklärte den Eltern alles und zufrieden verließen sie nun gemeinsam mit Timothy das Krankenhaus. Man würde sich ja morgen wiedersehen.

Endlich kam er heim. Aufgeregt, konnte es kaum erwarten, dass er die Wohnung betrat. "Lass ihn doch erst einmal ankommen!", ermahnte mich Caris. Doch auch Timothy konnte es nicht erwarten, mich in seine Arme zu schließen.

Klein-Amelie war inzwischen friedlich eingeschlummert und so hatten wir wirklich Zeit in Ruhe unser Essen zu genießen."Oh, wie köstlich!", rief er aus und schaute zu Caris. "Nein, das ist nicht mein Verdienst. Das war dieses Mal Santina.", erstaunt schaute er nun zu mir.

"Dass ich das noch erleben darf...", grinste spitzbübisch in sich hinein. Er war halt doch ein "großer Junge", eben im Herzen ein Kind geblieben.

Caris zog sich nun zurück und wir waren nun allein, hatten uns wirklich viel zu erzählen. Dabei war er gerade mal einen halben Tag nicht da gewesen. Und schon vermisste ich ihn. Wie sehr man sich doch an jemanden gewöhnen konnte.

Klein-Amelie schlief noch immer und auf leisen Sohlen schlichen wir wieder aus ihrem Zimmer hinaus. Er umfasste meine Taille, zog mich näher zu sich heran. "Was habe ich dich vermisst, mein Herz!", konnte ihm nur zustimmen und gab ihm einen langen Kuss.

Den Rest mussten wir uns für später aufsparen. Jederzeit konnte Amelie wieder erwachen und wir wollten ihr nicht das Bild eines wild knutschenden Paares bieten. Nein wirklich nicht. Das wollten wir uns allein, in unserem Reich.

Caris hatte inzwischen einen früheren Kollegen von Timothy getroffen und es schien sich auch zwischen den beiden etwas anzubahnen. Zum Glück wohnte er fast förmlich um die Ecke. Ich wusste, dass sie heute noch ausgehen wollten.

Nun waren wir also für Klein-Amelie verantwortlich. Konnten wir das eigentlich schon? Doch ich hatte keine Angst mehr, hatte zu viel schon von Caris gelernt. Und auch Timothy, der den ganzen Tag mit fremden Kindern zu tun hatte, war ja nicht unbedingt unbeleckt auf diesem Gebiet.

Er hatte sich von einer Kinderkrankenschwester auf Station in alles wichtige unterweisen lassen. Was für ein Spaß...Schade, dass ich das nicht miterlebt hatte. Hätte mich sicher ausgeschüttet vor Lachen. Doch auch bei mir war es wohl nicht anders.

Mich hatte Klein-Amelie einfach mal veredelt, sprich angepullert. Klatschnass waren wir beide. Egal, erst die Kleine, dann ich. Wusch sie, trocknete sie, cremte sie anschließend ein, windelte sie frisch und zufrieden lag sie dann wieder in ihrem Bettchen.

Und ich, sah schon lustig aus, so vollgepullert. Zum Spaß schoss Caris ein Foto davon. Irgendwann würde sie es sicher Timothy zeigen. "Untersteh dich!", zischte ich sie an. Dann mussten wir beide lachen.


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