Kapitel 4

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„Endlich habe ich Euch gefunden", drang eine besorgte männliche Stimme an mein Ohr, die mich aufschrecken ließ. Hatte ich meine Chance vertan? Hatten sie mich entdeckt und würde ich jetzt mein Leben verlieren, ohne Yoongi wiederbekommen zu haben? Mein Körper begann unwillkürlich zu zittern, während sich die Panik in meine Knochen fraß.

Ich zuckte weg, als ich eine Berührung spürte, und mein Kopf ruckte zu dem Mann herum, der mich mit seinen großen braunen Augen ansah. Jungkook. Hatte er sich solche Sorgen um mich gemacht, dass er mir gefolgt war, oder hatte es doch andere Gründe? War er überhaupt mein Freund?

„Kommt. Ihr wolltet doch in den Keller."

„Wollt Ihr mir wirklich helfen?", kam es unsicher von mir. Vorhin war er doch so dagegen gewesen und jetzt wollte er mir helfen? Konnte das wahr sein, oder war das nur ein Trick, um mich gefügig zu machen? Allein der Gedanke schreckte mich ab und ließ mein Herz schneller schlagen. Trotzdem löste ich meinen Blick nicht von ihm.

„Ich ... will nach Hause und Ihr habt mir Hoffnung gemacht ... Ihr wollt doch ... oder?" Er wirkte nervös, wie er immer wieder stockte und sich fahrig über die Lippen leckte und unruhig mit seinen Fingern spielte. So ein Verhalten konnte man doch nicht spielen, oder? Auf der anderen Seite konnte ich mir nicht vorstellen, dass irgendeiner dieser Menschen freiwillig hier war. Zumindest hatte keiner so ausgesehen, auch wenn viele versuchten zu lächeln.

Schließlich entschied ich mich dazu Jungkook zu vertrauen und nickte leicht, ehe ich nach seiner Hand griff, die er mir jetzt hinhielt. Mit einem Ächzen kam ich wieder auf die Beine und fuhr mir mit den Händen hastig übers Gesicht. Ich musste aussehen. Verflucht. Mein Zusammenbruch hing mir ordentlich in den Knochen, aber Jungkooks hoffnungsvoller Ausdruck gab mir Mut. Gemeinsam würden wir es hier herausschaffen.

„Hier entlang", sagte er und führte mich den Gang hinab, der alles andere als einladend auf mich wirkte. Wie groß war dieses Schloss und warum kannte er sich hier so gut aus? Konnte ich ihm vertrauen? Ich schob den Gedanken beiseite und folgte ihm, ließ es mir aber nicht nehmen, mich immer wieder in den dunklen und klammen Fluren umzusehen.

Wir irrten eine ganze Weile durch die kahlen und verworrenen Gänge und immerzu drängte sich mir die Frage auf, ob Jungkook wirklich wusste, wo wir hinmussten, bis er ein erfreutes „endlich" verlauten ließ und vor einer schweren Holztür mit Eisenelementen stehenblieb.

„Hier ist es. Der Eingang zum Höllenschlund."

Diese Worte jagten mir einen eisigen Schauer über den Rücken und ließen mich innehalten. Ich suchte den Blickkontakt zu dem jungen Mann, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat.

„Ihr wollt diesen Mann wirklich retten, oder?"

Diesen Mann?! Ich atmete tief durch und presste meine Hand auf meine Brust. Viel zu stark spürte ich mein Herz gegen meine Rippen schlagen und schloss meine Augen.

„Er ist die Liebe meines Lebens. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich es nicht versucht hätte", sagte ich leise, aber dennoch fest entschlossen.

„Okay ..." Er stockte, räusperte sich und drückte mit seinem kompletten Körpergewicht die Tür auf, die sich mit einem Quietschen langsam öffnete und sofort einen bestialischen Gestank nach Blut, Erbrochenem, Fäkalien und Tod freigab.

„Uff ... das ist ekelerregend", stellte ich fest und drückte mir die Seide meines Schulterüberwurfes über Mund und Nase, ehe ich durch die Tür trat, dicht gefolgt von meinem Begleiter, der sich die Hand vor sein Riechorgan hielt.

„Das wird noch schlimmer", ließ er verlauten, während wir die schmalen Steintreppen hinuntergingen, die nur schwach beleuchtet war, weswegen ich vorsichtig einen Schritt vor den nächsten setzte. Woher wusste er das alles? War er schon einmal hier unten gewesen? Wie hatte er es dann wieder herausgeschafft und warum sah er nicht so verkommen aus wie die anderen?

Fest biss ich mir auf die Unterlippe und versuchte, nicht gänzlich den Verstand zu verlieren, was wirklich einfacher gesagt als getan war. Dieses Tollhaus ließ einem jedenfalls keine besonders große Wahl.

Unten angekommen, zog sich alles in mir zusammen. Überall lehnten nackte Körper an den Steinwänden, mit nach oben gefesselten Armen. Es waren nur noch Gerippe und es schien nicht, dass viele von ihnen lebten. Offenbar wurde man hier vergessen. Der Geruch war so penetrant, dass ich mir mittlerweile die Nase zuhielt und auf Zehenspitzen über das kalte und nasse Gestein schlich. Kümmerte sich denn nie jemand um die Gefangenen? Yoongi? Hoffentlich war es nicht zu spät. Er hatte oben schon sehr mager und schwach gewirkt, wie würde es ihm dann hier unten ergangen sein. Wie viele Tage waren überhaupt vergangen? Verdammt. Meine Schritte wurden schneller, unvorsichtiger, weswegen ich nicht nur einmal über Menschen, oder eher Gerippe, stolperte.

„Wo ist er?", wimmerte ich verzweifelt, den Tränen nahe.

„Folgt mir und seht nicht so genau hin", bat Jungkook mich und ich gehorchte ihm. Es war nicht leicht die wimmernden Menschen, um mich herum zu ignorieren. Vor allem nicht, wenn sie versuchten, mich mit ihren Beinen aufzuhalten, oder mit ihren jämmerlichen Hilferufen, die mir die Brust zuschnürten. Das hier unten war grausam und ich wusste nicht, wie lange ich es hier noch aushalten würde.

Es dauerte zum Glück nicht allzu lange, da blieb Jungkook stehen, und hielt mich an meinem Handgelenk fest. Unsere Blicke trafen sich und ich spürte eine unangenehme Kühle, die sich an meinen Gliedern hochzog. Ich bekam Angst, sah mich hektisch um und dann zu der Holztür, auf die Jungkook deutete.

„Der Anblick wird nicht schön sein", warnte er mich vor, was mich schwer schlucken ließ. Ich hatte es bereits geahnt, aber diese Warnung jetzt aus seinem Mund zu hören, machte es noch schlimmer. Die Unruhe in meiner Brust und die Angst um meinen Geliebten sorgten dafür, dass ich unwirsch mit meiner Hand durch die Luft wischte und ihn dazu aufforderte die Tür zu öffnen, die nicht einmal verschlossen war. Gut. Warum auch, wenn der Insasse mit beiden Handgelenken an der Decke befestigt war?

Der Raum, in dem sich mein Geliebter befand, war nicht einmal ein Quadratmeter groß. Es gab kein Licht, kein Fenster und seine Füße standen in einer Pfütze seines eigenen Urins. Sofort schossen mir die Tränen in die Augen und gleichzeitig wurde mir so schlecht, dass ich mich übergab. Mit einer Hand hielt ich mich an der eisigen Mauer fest und versuchte, meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Fahrig wischte ich mir über den Mund, atmete tief durch und ließ meinen Blick erneut über die schmächtige Figur meines Freundes wandern. Er war einmal so stattlich gewesen und jetzt war er nur noch Haut und Knochen.

Hart biss ich mir auf die Unterlippe, um den Drang zu unterdrücken, ihn so fest an mich zu ziehen, dass ich ihm womöglich die Knochen brach. Stattdessen machte ich einen Schritt auf ihn zu und streckte meine Hand nach ihm aus. Sein Kopf hing kraftlos nach unten und seine Augen waren geschlossen. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass jemand seine Zellentür geöffnet hatte. Oder war er bewusstlos? Erschrocken trat ich näher an ihn heran und fühlte nach seinem Puls, überprüfte seine Atmung und atmete erleichtert durch. Er lebte - noch. Welch ein Glück. Trotzdem musste ich ihn so schnell wie möglich von diesem schrecklichen Ort wegbringen, weswegen ich jetzt an die Fesseln griff, und versuchte ihn von ihnen zu befreien – erfolglos. Frustriert stieß ich die Luft aus, da sie natürlich verschlossen waren und ich keinen Schlüssel, oder gar eine Waffe hatte, um sie zu öffnen.

„Darf ich?", wurde ich von Jungkook aus meiner Enttäuschung gerissen. Verwirrt und gleichzeitig erschrocken blickte ich zu ihm und sah den Schlüssel in seiner Hand. Woher? Irritiert stolperte ich ein paar Schritte nach hinten und ließ somit von Yoongi ab, der ein leises, kaum hörbares Ächzen von sich gab, und starrte Jungkook an. Er trat mit solch einer Entschlossenheit auf Yoongi zu und befreite ihn, als wäre es das Normalste der Welt und ich verstand gar nichts mehr. Wieso hatte Jungkook einen Schlüssel und was sollte das hier eigentlich werden? Wollte er mich hinters Licht führen? All meine Ängste kamen zurück und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich Jungkook trauen konnte.

„Was zum? Was ist hier los? Jungkook?", fragte ich entgeistert, als er mir meinen Geliebten in die Arme drückte. Der schmächtige Körper hing kraftlos in meiner Umarmung und ich war völlig überfordert mit der Situation, griff aber nach, damit Yoongi mir nicht entglitt. Zeitgleich versuchte ich, irgendein Anzeichen in Jungkooks Ausdruck zu erkennen, doch dieser hatte sich gänzlich vor mir verschlossen. Ich konnte nicht mehr sagen, ob er mein Freund oder mein Feind war, obwohl er mir meinen Geliebten wiedergegeben hatte.

„Nehmt ihn am besten huckepack. Ich helfe Euch", antwortete Jungkook und ignorierte ganz offensichtlich meine Fragen. Ich ließ ihn vorerst und stattdessen hievten wir den dürren Mann auf meinen Rücken. Meine Arme legte ich unter seinen Hintern und seine hatte Jungkook über meine Schultern gelegt, wo sie leblos herunterbaumelten. Die restliche Wärme, die Yoongi ausstrahlte, ließ mein Herz höherschlagen, während ich deutlich seinen schwachen Atem an meinem Hals spürte, der mir immer wieder bestätigte, dass er noch lebte. Es gab mir Kraft weiterzumachen und daran festzuhalten uns hier rauszuholen und diese Tyrannei zu beenden.

„Yoongi ... halte noch etwas durch", flehte ich ihn leise an und folgte Jungkook zum Ausgang. Dieses Mal achtete ich mehr darauf, wo ich langlief, denn mit Yoongi auf meinem Rücken fallen, wollte ich nicht. Er war auch so schon geschwächt genug. Außerdem wollte ich diesem penetranten Geruch, den entsetzlichen Hilferufen und dem Anblick nicht länger ausgesetzt sein. Ich wollte nur verschwinden und dieses schreckliche Kapitel hinter mir lassen.

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