eins
PERCY
Es klopfte an der Tür. Niemand reagierte. Noch einmal hämmerte jemand gegen das Holz, dieses Mal heftiger. Draußen vor Hütte Nummer drei herrschte noch tiefste Nacht.
"Tür aufmachen, Algenhirn?", murmelte eine verschlafene Stimme in ein Kissen.
"Mhmpf", machte eine andere Stimme und Percy Jackson kletterte sichtlich unbeholfen und schlaftrunken aus dem Bett. Langsam lief er auf die Tür der Poseidon-Hütte zu, die Augen immer noch geschlossen. Wie auf magische Weise schien er sich, durch die Haufen von Klamotten und Büchern navigieren zu können, die überall auf dem gesamten Boden verstreut lagen.
Schließlich erreichte er die Tür und öffnete sie.
Draußen, sein orangefarbenes Camp-T-Shirt vom Mond angeleuchtet, stand ein Satyr mit einer kleinen Schleiereule auf der Schulter. Grover Underwood starrte den Sohn des Meeresgottes belustigt an.
"Hey Buddy! Sorry, dass ich dich wecke. Ich habe interessante Neuigkeiten, aber vielleicht willst du dir erstmal etwas drüber ziehen", sagte er.
Erst jetzt öffnete Percy seine Augen, die durch den Mond reflektiert in tiefem Grün strahlten.
"Was?", fragte er, dann senkte Percy seinen Blick auf seinen Körper und auch er fing leicht an zu grinsen. Alles was er trug, war eine blau-grün karierte Boxershorts.
Angeberisch ließ er kurz seine Brustmuskeln und Bizeps spielen, dann ließ er Grover herein und bückte sich, um vom Boden das erstbeste T-Shirt aufzuheben und zog es an.
Offensichtlich war es ihm einige Nummern zu klein, da es um die Schultern herum eng spannte, aber Percy schien das nicht zu stören.
Er setzte sich wieder auf sein Bett und wartete bis Grover sich auf dem Bett ihm gegenüber, in dem früher Tyson, Percys Zyklopenbruder, geschlafen hatte, niederließ.
"Was soll die Eule?", fragte Percy interessiert, während er versuchte sich seine schwarzen, sehr unordentlichen Haare aus dem Gesicht zu halten. Vergeblich.
"Sie hat Post für dich und Annabeth, hat sich aber geweigert den Brief mir zu geben, also habe ich sie hergebracht."
Grover nahm den kleinen Vogel von seiner Schulter und versuchte ihn zu Percy zu schicken, doch die Schleiereule blieb an seiner Hand festgekrallt und gab einen leisen Schrei von sich.
Grover seufzte.
Dann sagte er: "Ich fürchte, sie wird sich nicht sicher genug fühlen, bis auch Annabeth wach ist."
Er warf der Deckenrolle hinter Percy einen bedeutsamen Blick zu.
"Uuh, das wird ihr nicht gefallen. Eine der wenigen Nächte, die sie durchschläft." Percy sah liebevoll hinter sich.
"Aber was sein muss, muss sein." Und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, zog er seiner Freundin die Decke vom Kopf.
Zum Vorschein kam eine enorme Masse an blondem gelockten Haar, das in alle Richtungen abstand.
Annabeth Chase war eindeutig nicht glücklich, geweckt zu werden, denn im nächsten Moment schlug sie mit einem Kissen nach Percy, nur um dann wieder in ihr eigenes Kissen zu sinken und zu versuchen, sich unter der Decke zu verstecken.
Doch Percy hielt die Decke fest.
Die Tochter der Athene gab ein leises Knurren von sich, hörte aber auf, sich zu wehren, und sah Grover und die kleine Eule an. "Was...?", wollte sie fragen, schien aber noch nicht wach genug, um alle Wörter zu finden.
"Gleich", antwortete Percy und drückte ihr ein orangefarbenes Camp-T-Shirt in die Hand.
Annabeth verschwand kurz unter der Decke und nach ein paar Sekunden tauchte sie wieder auf, dieses Mal mit einem sehr viel aufmerksameren Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie drückte Percy einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann fixierten sich ihre grauen Augen auf die Schleiereule und den Brief, der an ihr rechtes Bein gebunden war.
"Schön, jetzt sind alle wach", sagte Grover erleichtert und die Eule flog ohne Widerspruch zu Percy und Annabeth.
Vorsichtig löste Annabeth das Band vom Bein der Eule und nahm den Brief in die Hand.
Grover stand auf und kam näher auf das Bett zu, um einen besseren Blick zu haben.
"Habt ihr das schonmal gesehen?", fragte er und zeigte auf ein rotes Siegel, das den Umschlag geschlossen hielt.
Percy schüttelte nur verwirrt seinen Kopf.
"Nein", meinte auch Annabeth. "Ich habe auch noch nie davon gehört, dass Post mit Eulen verschickt wird. Meine Mutter würde sowas auch nicht tun. Alle, die wir kennen, würden direkt Irisbotschaften oder Hermes' Lieferservice benutzen, oder?"
Das Siegel zeigte vier Tiere, einen Adler, einen Dachs, einen Löwen und eine Schlange, die sich alle um einen großen Buchstaben H rankten.
Annabeth drehte den schweren Pergamentumschlag um und zeigte so die angegebene Adresse.
In ordentlicher Handschrift stand dort:
Miss Annabeth Chase und Mister Perseus Jackson
Hütte Drei
Camp Halfblood
Long Island
New York
Percy runzelte die Stirn. "Die Adresse ist ja ziemlich genau. Ich würde vorschlagen, einfach aufmachen", sagte er und Annabeth brach das Siegel.
Heraus zog sie einen Brief, der auf dem selben starken Pergament geschrieben wurde, aus dem auch der Umschlag gemacht war.
Percy versuchte zu lesen, was da geschrieben stand, aber seine Legasthenie bereitete ihm Kopfschmerzen, während er die Wörter anstarrte, die sich vor seinen Augen in etwas unverständliches verwandelten.
"Ich glaube, du solltest das vorlesen, Grover", sagte Annabeth und drückte dem Satyr das Pergament in die Hand.
Sie schloss kurz die Augen, als ob auch ihr der Kopf, von dem Versuch zu lesen, weh tat.
Grover fing an:
"Sehr geehrte Miss Chase, sehr geehrter Mister Jackson!
Ich freue mich sehr, Sie dieses Jahr als Austauschschüler nach Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberer einladen zu dürfen.
Wir halten es für an der Zeit, dass Zauberer und Halbgötter nicht mehr versteckt von einander leben.
Auch wir haben einen Krieg hinter uns und neue Freunde kennen lernen, ist die beste Bedingung für einen Neuanfang. Chiron ist ein alter Freund von mir und wird Ihnen sicher alles genau erklären.
Das Schuljahr beginnt am ersten September.
Ihre Bahntickets für die Zufahrt nach Hogwarts und die Liste an Dingen, die Sie benötigen finden Sie im Umschlag.
Mit freundlichen Grüßen
Filius Flitwick
Stellvertretender Schulleiter"
Grover legte den Brief zurück auf das Bett und öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, schien aber keine passenden Worte zu finden und schloss ihn wieder.
Percy starrte das Pergament genauso verständnislos an.
"Soll das ein Scherz aus der Hermes Hütte sein?", fragte er, sah aber nicht sonderlich amüsiert aus.
"Ich glaube nicht", sagte Annabeth nach kurzem Nachdenken.
"Aber es gibt keine Zauberer oder Hexen?", entgegnete Percy, obwohl es eher nach einer Frage klang. In einer Welt, in der Götter existierten, klang eine Schule für Magie sogar relativ normal.
Ein kleiner Teil in Percy war neugierig auf die Zauberer und wollte sie schon irgendwie gerne kennenlernen, aber der größere Teil in ihm erinnerte sich daran, dass er das nächste Schuljahr mit Annabeth in New York verbringen wollte, um danach in Neu Rom zu studieren. Er wollte nur ein einziges Mal ein halbwegs normales Leben führen.
Annabeth lächelte ihn an und, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, sagte sie: "Ich weiß, Algenhirn. Aber wir haben schon so viel schlimmeres überstanden. Las uns morgen einfach mit Chiron sprechen und hören, was er dazu sagt. Wer weiß, vielleicht können wir trotzdem nächstes Jahr in Neu Rom anfangen." Sie legte ihm eine Hand an die Wange und fuhr sanft mit den Fingern über sein Gesicht. Percy schloss beruhigt die Augen.
"Ich gehe dann mal", sagte Grover und machte Anstalten, die Hütte zu verlassen, doch Annabeth hielt ihn auf.
"Hey, sind Percy und ich die einzigen, die so einen Brief bekommen haben?"
"Nein", antwortete der Satyr. "Da war noch eine andere Eule, aber Will hat sich um die gekümmert."
"Will?"
"Ja, wir haben zusammen patrouilliert. Der andere Brief war, glaube ich, an ihn und Nico adressiert. Er wollte ihn zu Nico bringen. Müsste jetzt in bei der Hades Hütte sein."
Annabeth fing leicht an zu grinsen. "Der Brief war für beide gemeinsam adressiert? So wie bei mir und Percy?", hakte sie nach.
"Ja", sagte Grover. Annabeths Augen schienen plötzlich in einem hellerem grau zu strahlen.
Verwirrt schaute Grover Percy an, doch der Sohn des Poseidon hatte genauso wenig eine Ahnung davon, was gerade passiert war, wie der Satyr. Was war daran so besonders, wenn beide Namen auf einem Umschlag standen? Wahrscheinlich wollten diese Zauberer nur das Papier sparen.
Annabeth blickte belustigt zwischen Percy und Grover hin und her und lachte.
"Ach Jungs, habt ihr es etwa noch nicht bemerkt?"
"Was denn bemerkt?", sagte Percy. Er hatte immer noch absolut keine Ahnung wovon sie gerade sprach.
"Na dass die beiden Gefühle für einander haben", sagte die Tochter der Athene grinsend. "Piper und ich reden schon fast seit einem Monat darüber und die gesamte Aphrodite Hütte versucht, sie zusammen zubringen."
"Aber", stammelte Percy, "Ich dachte ich wäre sein Typ." Nicht dass er eifersüchtig war, aber in Gedanken verglich er sich trotzdem mit dem Sohn des Apollo.
"Nein, Algenhirn", lachte Annabeth. "Du bist eben nicht sein Typ."
Auch Grover stieß ein leises Lachen aus, als er Percys verwirrtes Gesicht ansah.
"Aber dafür bist du genau mein Typ", sagte Annabeth und zog ihren Freund zu sich herunter, um ihm einen leidenschaftlichen Kuss zu geben.
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So, das war das erste Kapitel, ich hoffe ihr wollte weiter lesen. Aber ich hätte noch ein paar Fragen für euch darüber was euch interessiert. Ihr könnte immer schreiben, wenn ihr euch irgendetwas besonders wünscht.
Auf jeden Fall, falls ihr mein letztes Buch gelesen habt, was habt ihr über Pipers Schwangerschaft gedacht. War ein bisschen zu viel oder?
xoxo Smxxrrxxhxwlf
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