Kapitel 6
„Jetz fahr hoid a moi zuare, du lahme Schneck. Schau da des o, Susi, des konns doch ned sei", schrie Lea wütend dem Polo vor ihr zu. „Mia han af da B11 und ned afm Parkplatz vo deim Altenheim!"
Lugge und ich sahen uns mit großen Augen an, telepathisch teilten wir uns gegenseitig mit, dass wir beide nicht wussten, wo wir hier hingeraten waren.
„Lea, jetz beruhig di amoi, der Opa konn aa nix fia."
„Des is mir wurscht, i iwahoi na jetz. Hoits eich do hintad amoi guad ei."
Lugge und ich hielten uns an den Händen, während Lea mit 180 Kilometern auf der linken Spur an dem Polo vorbeizog. No homo.
„Do, i hos da doch gsogt, des is a so a Rentner. Mit wahrscheinst 25 Dioptrin in de Glassl."
„Ja, schee, jetz brems, mir woin lebendig okemma", bat Susi ihre Freundin.
„Ageh, laut Google brauch ma do a dreiviertel Stund, aber i sog um drei samma do. Fia wos hod ma an BMW mit 210 Pferdln."
Tatsächlich kamen wir um genau drei beim Waldwipfelweg an. Lugge und ich küssten erstmal den Boden vom Parkplatz, dann gingen wir los.
„Neun Euro fünfzig ist aber schon teuer", stellte Lugge fest.
„Guad dass i studier", erklärte Lea.
„Was studierst du?"
„Medizin in Regensburg."
„Von dir lass ich mich nicht aufschneiden."
„Ach, Lugge, beim Operiern is sie aa so weid wia beim Autofohn."
„Ja, aber i bin dafia zmittog fertig."
„Mir fällt grad ein, dass wir ja mit euch wieder zurückfahren. Fuck."
„Nei fuchzge bitte", sagte nun die Kassiererin zu Lugge.
„Acht fuchzig, ich studier auch."
„Du schaugsd doch saubads zbled dafia aus. Eiso dua jetz de nei fuchzge her."
Ich musste herzlich lachen, auch wenn ich die ganze Szene nur halb mitbekam. Ich war damit beschäftigt, Maunzi in meinen Rucksack zu packen, Tiere waren leider nicht erlaubt auf dem Weg. Und dass sie meine Blindenkatze sei, würden sie mir wohl nicht abkaufen. Oben auf der Brücke ließ ich sie aber wieder raus, sie folgte uns ohnehin überall hin.
„Sepp, jetz geh a moi her, wo habdsn es eigentlich de Katz her?"
„Die haben wir in Radldorf gefunden und seitdem läuft sie uns ständig nach. Und maunzt die ganze Zeit."
„Maunz maunz", stimmte Maunzi mir zu.
„De is ja voi liab, wia a gloana Tiger."
„Mich würd bloß interessieren, wem die gehört", sagte ich.
„Sicher irgenda Roudhoraden, de wo se dann ordentlich bei dir bedankt, wennst vastehst."
„Das hat der Lugge auch gesagt."
„Haha, is ja witzig", lachte sie. „Owa da Lea gheads scho moi ned, de brauch koa Katz, de miasad se sunsd mit ihrm Pitbull Terrier ofreindn."
Ich muss wohl nicht erklären, dass mich das nicht wunderte.
Der Waldwipfelweg gefiel uns wirklich gut, es war zwar ungewohnt, einen Wald von oben und die Kronen auf Augenhöhe zu sehen, aber auch eine sehr schöne Erfahrung. Schließlich kamen wir auf der Spitze des Baumturmes an, von dort konnten wir eine atemberaubende Aussicht genießen, am Horizont konnten wir sogar die blau schimmernd die ersten Berggipfel der Alpen erkennen.
Auch die zahlreichen Informationstafeln am Weg waren sehr interessant. So ist der Nationalpark ein Rückzugsgebiet für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Hier gibt es noch Fischotter und Luchse, hier fliegen Eisvögel und zahlreiche Fledermäuse, hier wachsen noch Arnika und Enzian. Außerdem sollen 2017 erstmals wieder Jungwölfe gesichtet worden sein.
Gegen halb sechs waren wir wieder am Ein- beziehungsweise nun Ausgang.
„Schön war's, hübsche Landschaft, hübsche Mädels, das passt."
„Ja voi he, bloss schod dass ma koan Woif gseng ham. Des war geil gwenn", erwiderte Lea. „Owa sogds amoi, wo isn eigentlich eich Katz hi?"
„Wieso, die war doch die ganze Zeit bei mir", antwortete ich verwundert. Ich sah mich kurz um, aber Maunzi war tatsächlich weg. Aufgeregt liefen wir vier in den Wald, um sie zu suchen.
Schließlich fanden wir sie etwas weiter im Dickicht, sie nervte tatsächlich gerade einen Luchs.
„Ich hab doch gewarnt, sie reißt sich hier noch einen Luchs auf", lachte Lugge.
„Und was machen wir jetzt?", fragte ich.
„Woas aa ned, aber komisch, dass der Luchs se des gfoin lassd, so wie de den ogrobt." Maunzi schleckte ihm die ganze Zeit über den Kopf.
„I wei des Viech streichen!", sagte nun Lea. „Miez miez! Mann he, wieso kimmt der ned her?"
„Vielleicht kommt er aus Böhmen und versteht nur Tschechisch", vermutete Lugge.
„Aso, des kanndad sei", sagte Lea. „Tschitschi!"
„Was?"
„Des is miez miez af Tschechisch. Aber i glab, der wui oafach ned."
„Jetzt, Maunzi, komm sofort her, der Luchs ist doch viel zu alt für dich", rief ich ihr nun zu.
„Maunz!", fauchte sie zurück.
„Keine Widerrede jetzt. Her da!"
Sie schleckte noch einmal am Luchs, dann kam sie grummelnd zu uns zurück.
Wir fuhren dann mit 180 Sachen wieder zurück nach Bayerisch Eisenstein, tranken am Bahnhof mit den Mädels noch ein Bier, ins Wirtshaus durften wir ja nicht mehr, und um zwanzig vor acht verabschiedeten wir uns und dann ging es, natürlich nicht ohne Weghalbe, zurück nach Hause.
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