Kapitel 3

Genüsslich zog mein noch leicht verkatertes Ich die frische Luft ein, dann suchte ich mit den Augen den Ausgang des Straubinger Hauptbahnhofes.

Ich fand ihn zwar, aber hatte ihn irgendwie anders in Erinnerung. Dann las ich auf dem blauen Schild neben den Gleisen in großen weißen Buchstaben „Radldorf".

„Lugge, du Volldepp, wir sind nicht in Straubing sondern in Radldorf!", schrie ich ihn an.

„Ja glaubst du, ich merk das nicht selber! Fuck!", war seine prompte Antwort.

„Ja, wurscht, das können wir jetzt auch nicht mehr ändern, der Zug ist schon weg. Schauen wir mal, wann der nächste geht."

Wir gingen zum Aushang des Fahrplanes und studierten ihn gründlich. Zu gründlich! Denn keiner von uns bemerkte die Agilis, die gerade aus Regensburg in Richtung Straubing einfuhr, anhielt und nach kurzem Aufenthalt wieder weiterfuhr.

„Was war jetzt das?" Ich drehte mich um, aber nur um den Zug hinterher zu sehen. „Ach, zefix. Dann heißt's wohl bis neun Uhr 25 warten."

„Und was machen wir derweil?"

„Wenn wir zu viert wären, hätte ich gesagt Schafkopfen."

„Aber wir sind nur zu zweit."

„Nein, echt. Depp. Ja, trinken wir unser Bier und schauen wir uns das Dorf an, oder. Aber die Zeit dürfen wir nicht übersehen."

Wir stießen an, nahmen einen kräftigen Zug vom Bier und trabten los, über die Dorfstraßen an den noch verschlafenen Häusern vorbei.

Als wir an einer hohen Hecke vorbeikamen, hörte ich ein kurzes Rascheln. Wahrscheinlich nur ein Vogel, dachte ich, die hüpfen ja öfters unter Hecken herum. Aber diesmal irrte ich mich, denn, einem weiteren Rascheln folgend, spazierte ein kleines Kätzchen unter den Ästen hervor. Sie war noch recht klein, wohl ein Frühjahrskatzerl, und rötlich getigert. Am dreieckigen Gesicht erkannte ich sie als weiblich. Ihre großen Augen funkelten uns an, als sie auf uns zulief und dabei laut miaute.

„Miez Miez!", rief ich ihr zu, während ich mich hinhockte. Sie rannte schnurstracks auf mich zu und rieb ihr kleines Köpfchen gegen mein Knie. Ich kraulte sie sachte hinter den Ohren, was sie mit einem wohligen Schnurren kommentierte.

So streichelte ich sie einige Minuten, bis Lugge uns unterbrach.

„Sepp, wir müssen jetzt zum Zug."

„Ach Schade. Ok, Kleine, das war nett, aber ich muss jetzt los. Ich patschte sie noch auf den Rücken, dann stand ich auf und wir gingen los Richtung Bahnhof.

Aber das kleine Kätzchen lief ständig laut miauend hinter uns her, bis zum Bahnhof und ließ uns keine Ruhe. Sie stieg sogar mit in den Zug ein, der schon auf dem Gleis stand, als wir glücklicherweise noch gerade rechtzeitig ankamen, und setzte sich zu uns auf den Viererplatz.

„Katze, du musst jetzt weg, du kannst nicht mit uns mitfahren.

„Miau, Miau, Maunz, Maunz", fauchte sie mich an.

„Ja, da brauchst du jetzt dich gar nicht so beschweren." Ich hob sie hoch und ging zur Tür, aber just in dem Moment fuhr der Zug los.

Jetzt waren wir wohl zu dritt. Lugge, ich und das getigerte Kätzchen, alle drei auf dem Weg nach Straubing.

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