Kapitel 2
Anfang Juli sind Lugge und ich ja spontan zu einem Ausflug ausgebrochen. Uns überkam am Freitagabend beim Zocken die Idee, dass es eigentlich ganz witzig wäre, wenn wir mit dem Zug nach Bayrisch Eisenstein fahren würden. Also schalteten wir die Y-Box aus und gingen schlafen für den Plan morgen früh, sprich wir haben den Kasten noch fertig vernichtet und sind dann um halb drei auf der Couch beziehungsweise auf dem Boden eingepennt.
Um kurz vor sieben hat dann der Wecker geläutet.
Es nutzte nichts, wir wollten das durchziehen, wir haben uns durchgerungen, uns aufgerafft, Lugge's Mutter hat uns noch zwei Brote geschmiert und dann sind wir los zum Bahnhof.
„Mit Bayernticket ist es am billigsten, oder?", fragte Lugge.
„Ja, genau, das wäre wohl am besten. Ach, zefix, das gilt doch erst ab neun Uhr."
„Wo kein Kläger, da kein Richter. Und ab Plattling ist es dann eh neun."
„Gut, passt. Dann lass ich es jetzt raus."
Also saßen wir um dreiviertel Acht mit dem Bayernticket in der Gäubodenbahn und warteten aufgeregt darauf, dass sie endlich losfuhr. Der Plan war, dass wir zunächst von Neufahrn nach Straubing fuhren, von dort nach Plattling und dann nach Bayrisch Eisenstein. Was wir dort tun würden, stand noch in den Sternen, aber es hatte sicher mit Bier zu tun. So machten wir uns auch jetzt die erste Weghalbe auf.
Schließlich setzte sich die alte Diesellok in Bewegung und unser Abenteuer begann endlich.
„Servus Leid und herzlich Willkommen im Zug wo af Bong fohd, aber davor hoid ma no zStraubing und no in a bo andere Kuaderfa. De nächste Station is Oberlindhart", begrüßte der Lokführer die Fahrgäste. Dann wiederholte er das Ganze auf Englisch: „Servus and Welcome dear passengers on our drive to Bogen via Straubing. The next hold is Oberlindhart."
Es war ein wunderschöner Tag, das Wetter war traumhaft warm und nur einzelne weiße Wolken zogen über den blauen Himmel vorbei. Wir sahen das Kloster in Mallersdorf und die goldenen Weizenfelder, bis wir schließlich beide mit den offenen Bierflaschen in der Hand ins Reich der Träume reisten.
„He, Männer, aufwachen!" Es riss mich hoch, wer hatte das gesagt? Neben mir erkannte ich den Schaffner, aber bevor ich mich ihm zuwandte, blickte ich erschrocken aus dem Fenster.
„Wo sind wir gerade?", fragte ich aufgeregt. Ich befürchtete, wir waren zu weit gefahren.
„Grade aus Perkam raus." Gott sei Dank. „Und jetzt dein Fahrschein bitte."
Ich gab ihm das Bayernticket, er las es sich kurz durch und schaute mich dann streng an.
„Das gilt fei erst ab neun Uhr und jetzt ist es erst kurz vor halb."
„Oh, scheiße, das haben wir nicht gewusst. Könnens da nicht ein Auge zudrücken wegen der halben Stunde?"
„Nein, Ordnung muss sein."
„Warte, heute ist Samstag, da gilt das Ticket schon ab Mitternacht", sagte nun Lugge im Halbschlaf.
„Ach ja, genau. Dann passt es ja. Aber unterschreiben nicht vergessen."
Der Schaffner zog weiter, ich schrieb unsere Namen auf den Fahrschein und klopfte Lugge dankbar auf die Schulter.
„Merse, Lugge, du hast uns gerettet!" Nach einigen Sekunden öffnete er zögerlich die Augen.
„Was ist los?"
„Du hast uns gerettet!"
„Echt? Wie das?"
„Ja, egal, erzähl ich dir später."
„Ok, passt." Er sah sich verschlafen im Zug um, dann schaute er aus dem Fenster uns sprang ruckartig auf. „Los, nimm dein Zeug, wir müssen hier umsteigen."
Schnell packten wir unsere Rucksäcke und liefen zur Tür, der Zug rollte gerade in den Bahnhof ein.
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