Sonntag, 9. Januar

Die Weihnachtsstimmung in Hogwarts verflog schnell und alle wandten sich wieder ihren Pflichten zu. Die Dekoration im Schloss war entfernt worden und sogar der Schnee begann, zu schmelzen. Heute war der letzte Tag der Ferien und in den letzten Tagen waren die meisten Schülerinnen und Schüler wieder eingetroffen. Auch meine Freunde waren wieder da. Ich hatte sie mit Freuden begrüßt. Joanne war einen Tag früher als die anderen angereist, sodass ich in Ruhe mit ihr besprechen konnte, was sie die Ferien über gemacht hatte und bekommen hatte. Als ich ihr von meiner Eule Flinn erzählt hatte, war sie ebenfalls begeistert gewesen. Sie freute sich für mich. Sie hatte gesagt, jetzt könnten sich ihre Eule und meine Eule anfreunden, also hatten wir sie gleich zusammen gebracht. Wir saßen zusammen mit meinen Freunden aus dem Team und Mary an einem Tisch in einem Klassenzimmer und vertrieben uns die Zeit. Miranda zeichnete neben mir, während sie sich nebenbei mit mir, Joanne und Grant unterhielt. Adrian, Flavius und Mary spielten mit Silvester Karten. Dass dieser Typ immer mit uns abhing nervte mich langsam extrem. Immerzu klebte er an unseren Fersen und quasselte von Klatsch und Tratsch in Hogwarts. Ich distanzierte mich immer absichtlich von ihm. Doch, dass meine Freunde bei mir waren, glichen den Ärger über Silvester aus. Jetzt bemerkte ich wirklich, wie sehr ich sie vermisst hatte. Hogwarts ohne Freunde, das ging einfach nicht! ,,Was zeichnest du eigentlich?", fragte ich Miranda, da uns langsam die Themen zum Unterhalten ausgingen und ich das Schweigen brechen wollte. ,,Das ist nur eine Kritzelei, nichts von Bedeutung. Es soll Hogwarts sein", antwortete Miranda bescheiden. ,,Also ich finde es sehr schön", lobte ich, worauf mir die anderen sofort zustimmten. Wir redeten weiter. Zwischendurch lästerten meine Freunde über manche Personen, von denen ich die meisten kannte. Ich hielt mich bei so etwas immer extra raus und hörte nur stumm zu. Ich hasste Lästereien. Ich fand sie einfach nur gemein und feige, weil man manchmal sogar seine besten Freunde schlechtmacht, ohne, dass sie es wissen. Ich fühlte mich manchmal echt wie ein Gutmensch, wenn ich so etwas dachte, aber ich konnte es einfach nicht leiden. Zum Glück änderen sich unsere Gesprächsthemen bald wieder. Von Schule zu unseren liebsten Jahreszeiten, ZAGs und Sport. Bis wir schließlich zum Thema Liebe kamen... ,,Und, gibt es da jemanden, den ihr besonders mögt?", fragte Joanne ganz direkt. ,,Nee, nicht wirklich", meinte ich etwas traurigen Mutes, ,,Bei mir läuft doch nie irgendwas" Ich machte eine kurze Pause. Da fiel mir auf einmal ein, wie komisch sich Flavius in Hogsmeade verhalten hatte. Er hatte etwas angefressen gewirkt. Ob das irgendetwas mit Miranda zu tun hatte? Ich konnte es mir vorstellen. ,,Miranda, sag mal", begann ich leise, ,,Als wir in Hogsmeade waren, da verhielt sich Flavius komisch. Wir sind kurz aneinandergeraten, doch dann ging es wieder. Weißt du, woran das gelegen haben könnte?" Ich erinnete mich daran, wie aufgebracht Flavius reagiert hatte. Hoffentlich würde Miranda nicht genau so reagieren, wenn ich sie darauf ansprach. Ich wollte keinen Fehler bei unserer Freundschaft machen. Ich bereute es, Miranda so direkt gefragt zu haben. Es war einfach aus mir heraus geplatzt, ohne, dass ich die Konsequenzen abgesehen hatte. Wenn ich weiter einfach so offen daher redete, würde mir bestimnt mein, oder Lupins Geheimnis herausrutschen. Ich stellte mich schon darauf ein, dass Miranda aufgebracht mit mir streiten würde, als sie reagierte. ,,Oh, ja...", sagte Miranda etwas peinlich berührt, ,,Mmh. Flavius hat mir kurz davor seine Gefühle für mich gestanden und ich habe ihn einen Korb gegeben" ,,Oh", sagte ich nur. Das erklärte alles. Ich war nur froh, dass Miranda es gelassen nahm. ,,Jup" Miranda sog tief Luft ein. Ich fragte mich, warum Miranda Flavius nicht wollte, doch das war ihre persönliche Sache. Jetzt hatte sich diese Sache immerhin geklärt. ,,Wollt ihr eine Sensation wissen?", begann Grant ein neues Gespräch. ,,Na, klar!", sagten wir anderen, ,,Spann uns nicht so auf die Folter!" ,,Ich...", sagte Grant, ,,...Habe eine Bewerbung beim Zaubereiministerium eingereicht!" ,,Das ist ja toll, Grant!", freute sich Miranda. ,,Das ist ja noch gar nicht das beste", meinte Grant und genoss es dabei, dass wir vor Neugier fast platzten, ,,Und jetzt haltet euch fest: Ich wurde angenommen!" Das löste ein Gekreische aus, das man locker bis zu meinem Vater hätte hören können. ,,Ahh, Grant! Ich wusste, das du für so etwas bestimmt bist und an die Spitze schaffen wirst!", freute sich Mary, die bei dieser Nachricht abrupt aufgehört hatte, Karten zu spielen. Das versetzte mich ein klein wenig in Wut, denn Mary kannte Grant kaum. Wenn, dann nur wegen mir. Sie verbrachte nur ab und zu Zeit mit ihm, weil ich es tat. Sie wollte sich nur einschleimen. ,,Ne, wirklich, Grant. Das ist toll", stellte auch Miranda fest, ,,Ich freue mich für dich. Ich bin sicher, du wirst dort viel Spaß haben" Ich sah das genau so, wie Miranda. Der Job beim Zaubereiministerium passte zu Grant. Grant war ehrgeizig und hatte das Zeug für einen Politiker oder so etwas. Er wurde dieses Jahr fertig mit der Schule, also wurde es langsam Zeit für ihn, sich eine Anstellung zu suchen. Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Richtig begeistert war ich nicht. Würde ich mich dafür entscheiden, Professor Lupin und Sirius Black zu helfen, wäre Grant ein sehr großer Feind und ich würde ihn aufs höchste verraten. Und selbst wenn nicht, arbeitet Grant beim Zaubereiministerium, dem ich misstraue und vor dem ich Respekt habe. Ich fragte mich, weshalb die Grant genommen hatten, doch dann fiel mir ein, dass es nur daran liegen könnte, dass er für das Team ausgewählt worden war. Da ich zu lange geschwiegen hatte und es langsam auffiel, sagte ich nur: ,,Und du, Adrian? Hast du schon Pläne für deine Zukunft nach der Schule?" ,,Nein, noch nicht wirklich", antwortete er. Das überraschte mich nicht wirklich. Adrian war zwar wirklich klug, doch bei diesem Punkt war er wirklich planlos. Es schien fast so, als wäre ihm seine Zukunft ganz egal. Doch er musste sich wirklich arrangieren, denn auch er wurde dieses Jahr fertig mit der Schule. Mein Plan war es seit meiner frühen Kindheit schon gewesen, eine Aushilfe bei Ollivanders Zauberstabladen zu werden und später meinen eigenen Zauberstabladen zu haben. Doch ich bezweifle, dass das was werden könnte, doch es wäre mein Traum. ,,Am liebsten wäre es mir ja, wenn ich hier bleiben könnte. Ich möchte mich nicht von euch trennen", stellte Adrian fest. Das klang jetzt aber süß. Das war es auch, was Adrian war. ,,Wir werden dich auch vermissen, Adrian", sagten Miranda und ich berührt. Unser nächstes Gesprächsthema waren Schuhe. Es war wirklich komisch, dass wir gerade dazu gekommen waren, doch so etwas konnte passieren, wenn man bei seinen Freunden ist. Mary und ich waren uns einig, dass es eigentlich gar nicht so schwierig war, mit hohen Schuhen zu laufen, doch Miranda meinte, sie käme damit gar nicht klar und sie würde niemals in ihrem Leben High Heels tragen. Ich wollte gerade argumentieren, sie müsste ja auch gar nicht mit ihnen laufen, als Claire von hinten angerannt kam und mir auf die Schulter tippte. Ihr folgte etwas langsam ein Junge mit wuscheligen, dunklen Haaren und dunklerer Haut, der im Türrahmen stehen blieb. Er war in unserer Jahrgangsstufe. Darren hieß er, glaube ich. Ich kannte ihn nicht besonders gut, denn er war in Rawenclaw. Ich wunderte mich, was los war und weshalb Claire es so eilig hatte, zu mir zu kommen. War etwas vorgefallen? Etwas schlimmes? Oder wurde das Team gebraucht? ,,Hi, Tracy", begrüßte Claire mich aufgeregt. ,,Hi", sagte ich auch, ,,Willst du mir erwas wichtiges sagen?" ,,Ja", antwortete Claire, ,,Das da hinten ist Darren. Er war es, der mir den Liebesbrief an Weihnachten geschrieben hat! Du erinnerst dich doch?" Entwarnung, es war doch nichts wichtiges oder schlimmes. Ich nickte und sah dabei zu Darren. Er winkte mir kurz zu und sah verlegen aus. ,,Wir sind jetzt ein Paar!", sprudelte es aus Claire aufgeregt, aber glücklich heraus. ,,Das ist ja toll", presste ich aus mir hervor. Warum musste an diesen Tag nur so viel Liebe vorkommen!? Ich konnte es langsam nicht mehr ertragen! ,,Naja, auf jeden Fall wollte ich es dir mitteilen. Du warst ja bestimmt auch so neugierig wie ich" Claire wandte sich wieder zum Gehen. ,,Ja, danke, stimmt", sagte ich leise, als Claire schon fast hinaus gegangen war. Ich glaubte wirklich, dass mein Leben mir einen Streich spielen wollte. Immer wenn ich dachte, ein Thema wäre durch, wird es noch einmal aufgegriffen. In Büchern werden die Hauptcharaktere immer ein Paar, da kann man sich fast fragen, ob die Autoren überhaupt von dieser Welt sind, denn in meiner Welt war das nicht so. Doch Liebe war im Moment nebensächlich, ich hatte andere Probleme. ,,Ich glaube, ich gehe jetzt mal. Ich muss noch lernen. Für die ZAGs", sagte ich und verschwand.

In meinem Zimmer holte ich mir meine Notizen aus dem Unterricht hervor. Mit welchen Fach wollte ich anfangen? Ich überlegte, welches das einfachste war und kam zu Pflege magischer Geschöpfe. Ja, das war gut. In diesem Schuljahr hatten wir bisher über Hippogreife, Niffler, Obskuriale und Basilisken geredet. Mit Basilisken kannten wir uns aus, da letztes Jahr einer mitten unter uns im Schloss geweilt hatte. Ich las mir ein paar Seiten im Buch durch, wobei ich beachtete, vorher den Rücken des 'Monsterbuches der Monster' gestreichelt zu haben. Nachdem ich das getan hatte, schrieb ich mir das wichtigste auf. Am Ende kamen über fünf Seiten zum gesamten Stoff zusammen. ,,Das wird anstrengend werden", sagte ich zu mir selber und begann das Lernen. Immer wieder sagte ich laut die einzelnen Fakten zu jeden Geschöpf auf. Dabei war ich froh, dass ich die einzige in unserem Zimmer war. Den anderen wäre es bestimmt komisch vorgekommen, wenn ich hier Selbstgespräche führte, doch es half mir, die Dinge einzuprägen. Außerdem konnte ich mich besser konzentrieren, wenn niemand mich störte. Nach eineinhalb Stunden war ich endlich mit dem Stoff fertig. Ich realisierte, dass daraus, für die Hälfte der Fächer zu lernen, heute nichts mehr werden würde und seufzte. Ich hatte die Zeit unterschätzt. Ich hatte mir gedacht, Pflege magischer Geschöpfe würde höchstens eine halbe Stunde dauern, doch ich hatte falsch gedacht. Aber wenigstens hatte es sich gelohnt. Ich fühlte mich jetzt ziemlich sicher in dem Fach. Wahrscheinlich würde ich es auch für die nächsten Jahrgangsstufen wählen. Doch wie gut ich letztendlich gelernt hatte, würden mir nur die Ergebnisse des Testes verraten. Nun nahm ich mir das nächste Fach vor. Meine Wahl fiel auf Zaubertränke. Sicherlich würde ich heute damit nicht fertig werden, darum teilte ich mir den Stoff in zwei Themengebiete auf. Während ich auch hier im Buch las und mit geliehenen Utensilien versuchte, die verschiedensten Zaubertränke herzustellen, fragte ich mich, wie weit meine Freunde mit dem Lernen waren. Mary zumindest hatte schon viel früher als ich damit begonnen, also müsste ich weit im Rückstand sein. Doch zu viel Druck sollte ich mir nicht machen, sonst würde ich alles wieder vergessen. Erstaunlicherweise wurde ich jedoch schnell mit den Zaubertränken fertig, weshalb ich beschloss, noch ein klein wenig für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu tun. Etwas unsicher, weil ich nur so kurz für die Zaubertränke gebraucht hatte, war ich schon, aber vielleicht war es auch, weil es mir Spaß gemacht hatte. Für Verteidigung gegen die dunklen Künste zog ich mein Schulbuch und das neue Buch von Lupin hinzu. Beim Durchblättern von ihm entdeckte ich einiges hilfreiches Material. Als ich auch unser Schulbuch durchschaute, entdeckte ich etwas interessantes. Dieses Schuljahr stand wohl noch das Thema Werwölfe an. Da konnte ich sogar mal davon profitieren, einer zu sein, da ich mich besser als jeder andere mit diesem Thema auskannte. Nach vierzig Minuten hatte ich nun auch mit dem letzten Fach für heute fertig. Jetzt wollte ich unbedingt entspannen und tun, was ich wollte. Ich hatte lange genug gelernt! Draußen waren alle anderen Schüler bei gutem Wetter heiter beieinander gewesen -ich hatte sogar von meinen Zimmer aus fröhliche Rufe gehört-, während ich drinnen im stickigen Zimmer lernen musste. Doch jetzt war ich endlich fertig! Ich würde bestimmt vor den Prüfungen den Stoff noch einmal wiederholen müssen, doch im großen und ganzen war ich zufrieden mit meiner Arbeit.

Aus irgendeinem Grund waren meine Freunde nicht mehr aufzufinden. Den Raum, in dem wir waren, bevor ich zum Lernen weggegangen war, hatten sie schon längst verlassen. Als ich einen Schüler darauf ansprach, wo sie hingegangen waren, meinte er, er wisse es nicht. Sie seinen schon vor ihm weggegangen. Jetzt waren sie wohl mit anderen beschäftigt und dachten, ich würde noch lernen und wollten mich nicht stören. Ich fragte mich zwar, wo sie sein könnten, doch es war nicht allzu schlimm, dass ich sie nicht fand. Dann würde ich mich eben mit etwas anderen beschäftigen müssen. Ich traf auf einem Gang Peter und fragte ihn, ob er gerne mit mir erwas unternehmen möchte, doch er verneinte. ,,Ich bin so müde, tut mir leid", erklärte er mir. Dann eben nicht. Nachdem ich noch zwei weitere Schüler auf dem Weg zu ihren Gemeinschaftsräunen getroffen hatte, die sich lieber ausruhen wollten, als mit mir nach draußen zu gehen, gab ich es auf, Leute zu finden, mit denen ich etwas unternehmen konnte. Wahrscheinlich hatten sich alle ausgepowert, als ich gelernt hatte und machten jetzt eine Ruhepause. Das gesamte Schloss war nun wie ausgestorben. Leider hatte ich alle meine wenigen Bücher, die ich hatte, ausgelesen und mir fiel keine andere Beschäftigung ein. Deshalb war mir jetzt total langweilig. Nach zehn Minuten des Nichtstuns kam mir die Idee, meinen Vater zu besuchen. Flohpulver hatte ich noch übrig. Und außerdem hatte ich meinen Papa geschrieben, dass ich ihn noch vielleicht besuchen würde. Er war jetzt bestimmt wieder zuhause. Eigentlich war das Pulver ja nur für den Notfall gedacht, allerdings war in Hogwarts momentan sowieso so wenig los, dass niemand mich bemerken würde. Nicht destotrotz würde ich aufpassen müssen. Doch meine Entscheidung stand fest. Papa wird sich freuen!

Die Anreise zu unserem Haus war dieses Mal sehr unkompliziert. Niemand hatte mich, wie erwartet, bemerkt, wie ich heimlich in einen Kamin stieg. Ich war sehr froh, dass wir zuhause einen Kamin hatten. Ohne ihn wäre es sehr viel schwieriger, meinen Vater zu besuchen. Unser Kamin war zwar nicht besonders groß wie die in Hogwarts, doch für mich reichte es gerade, in ihm zu stehen. Dennoch war ich froh, als ich aus ihm hinauskriechen konnte. Mein Papa saß gerade in einem Sessel mit einer Zeitung in der Hand, während das Radio lief. Ich konnte deutlich sehen, dass er erschrak, als ich plötzlich im Kamin aufgetaucht war. ,,Teresa!", sagte er erstaunt, als ich vor ihm stand, ,,Warum bist du gekommen?" ,,Ich hatte dir doch geschrieben, dass ich dich noch besuche", sagte ich ihm fröhlich. ,,Ist denn etwas passiert?", fragte mein Papa besorgt. ,,Nein, ich dachte, du freust dich", sagte ich leise. Ich hatte erwartet, dass mein Papa sich genau so freuen würde wie ich, wenn ich kam, ,,Tut mir leid, wenn ich einfach so aufkreuze" ,,Jetzt bist du ja sa. Und du hast recht, ich freue mich", meinte Elias Carter liebenswürdig, ,,Du musst nur vorsichtig sein!" Ich stimmte meinen Vater zu. Ich hatte nicht wirklich aufgepasst. Normalerweise kam ich nur bei wirklichen Notfällen und jetzt war ich nur gekommen, weil mir langweilig war. Auf einmal bereute ich meine Entscheidung zutiefst und blickte zu Boden. ,,Du brauchst dir keine Sorgen zu machen", beruhigte mich mein Papa, der wohl bemerkt hatte, wie sehr ich mich schämte, ,,Dich hat doch kein Lehrer gesehen, oder?" Ich verneinte. Mein Vater hatte seinen Stolz. Wenn seine Tochter von einem Lehrer dabei beobachtet werden würde, wie sie die Schulregeln brach, wäre ihm das sehr peinlich. Obwohl er schon lange nicht mehr in der Zaubererwelt tätig war, war ihm seine damalige Stellung als Auror noch immer wichtig. ,,Hast du schlechte Laune?", sprach ich meinen Papa an, ,,Du hörst doch immer nur Radio, um dich abzuregen" Ich fragte ihn so direkt, denn wir konnten uns alles sagen. ,,Nein, es ist nichts", wurde mir geantwortet, doch ich wollte meinen Vater nicht so wirklich glauben. Man konnte ihm immer ansehen, wenn er log. Ich fragte mich, was ihn plagte.  Vielleicht würden wir später nochmal darauf zu sprechen können. ,,Vielen Dank für dein Paket! Es ist gerade rechtzeitig angekommen", wechselte mein Vater das Thema. ,,Vielen Dank auch für die Eule. Ich habe sie Flinn genannt. Es ist das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe!", meinte ich. ,,Das freut mich sehr" Mein Papa stand auf und holte sich aus der Küche eine Tasse Tee. Er war ein typischer englischer Bürger, der gerne Tee trank. Währenddessen sah ich mich im Wohnzimmer unseres Hauses um. Ich nannte es genauso zuhause, wie ich Hogwarts mein Zuhause nannte. Eigentlich war ich viel zu selten hier. Ich liebte die bunten Teppiche auf dem Boden und die große Schrankwand voller Bücher und anderer Sachen. Wir besaßen auch einen kleinen Fernseher, auch wenn ihn mein Vater meiner Meinung nach viel zu wenig benutzte. Ich fand es sehr schade, dass es in Hogwarts keine gab. Mein Vater kam wieder mit einer Tasse in der Hand und ließ sich wieder in seinem Sessel fallen.
,,Wie geht es Opa?", fragte ich. Ich hoffte sehr, dass mein Großvater sich wieder erholt hatte. Mein Papa war ja Weihnachten bei ihm gewesen. ,,Gott sei Dank geht es ihn wieder besser!", rief er aus, ,,Es war gut, dass ich ihn besucht hatte. Das hat ihn sehr ermuntert" Ich freute mich sehr, dass es wenigstens etwas gebracht hatte, dass ich Weihnachten nicht bei meinem Vater gewesen sein konnte. ,,Und wie geht es dir so?", wollte er von mir wissen, ,,Gibt es etwas Neues?" Was neues gab es auf jeden Fall. Einer unserer Lehrer half einen Mörder und brauchte dabei meine Hilfe! Doch das konnte ich meinen Vater leider nicht sagen. Allein schon, weil er dann viel zu besorgt um mich wäre und womöglich sogar von der Schule holen würde. Er war letztes Jahr, als die Kammer des Schreckens geöffnet worden war, schon kurz davor gewesen. ,,Nichts neues", sagte ich also nur. ,,Und deinen Freunden? Wie geht es ihnen?", fragte mein Vater weiter, ,,Und was machen sie so?" ,,Es geht ihnen gut soweit", antwortete ich, ,,Grant -du weißt schon, der große- wird nächstes Jahr im Zaubereiministerium arbeiten" ,,Hm", machte mein Papa darauf nur. Er mochte das Ministerium genau so wenig wie ich, wenn nicht sogar weniger. Nach der Erwähnung des Ministeriums wirkte er nicht mehr so gefasst. Ob das mit seiner schlechten Laune zu tun haben könnte? ,,Was ist denn nun los?", fragte ich ihn nochmal. Nach langem Zögern antworte mein Vater doch noch: ,,Sie haben es nun wirklich übertrieben! Sie haben Onkel Melanius gefeuert!" Ich erinnerte mich nicht mehr sehr gut an Onkel Melanius. Wir hatten schon seit längerem nicht mehr viel Kontakt. Er war der Bruder meiner Mutter und arbeitete ebenfalls als Auror im Auftrag des Ministeriums - oder eher hatte gearbeitet. ,,Oh, warum denn?", wollte ich wissen. ,,Weil er mit uns verwandt ist!", beendete mein Vater aufgebracht seinen Bericht. Es dauerte eine Weile bis ich verstand. Melanius war gefeuert worden, weil meine Mutter seine Schwester war. Sie wussten, dass sie ein Werwolf gewesen war und befürchteten, er könnte es auch sein. ,,Ich wollte dir keine Angst machen", erklärte mein Papa, weshalb er mir nicht gleich davon erzählt hatte. ,,Ist schon in Ordnung", meinte ich, ,,Ich gehe mal in mein Zimmer"

Mein Zimmer war im Dachgeschoss und nicht gerade das größte. Den meisten Platz nahm mein Bett und ein Schreibtisch, auf dem sich Sammelkarten der Schokofrösche türmten, ein. Ich hatte versucht, das Zimmer ein wenig mit Blumen zu schmücken, doch es war mir mehr oder weniger nicht gelungen, da die Hälfte der Blumen über die Zeit, in der ich in Hogwarts war, verwelkt war. Ich hatte ebenfalls ein kleines Bücherregal, in dem zu meist alte Schulbücher der vergangenen Jahrgangsstufen lagen. An den Wänden hingen Poster von alten, bekannten Zauberern, obwohl ich gar nicht mehr ein Fan von ihnen war. Ich hatte nur vergessen sie abzuhängen. Ich setzte mich auf das Bett. Ich konnte es nicht fassen! Am liebsten wäre es mir gewesen, ich hätte meinen Vater nicht dazu gedrängt, mir zu verraten, was los war. Jetzt war ich nur noch mehr besorgt und wütend. Wenn Onkel Melanius schon entlassen worden war, obwohl er kein Werwolf war, was würde dann mit mir geschehen?! Ich geriet auch noch damit unnötig in Gefahr, dass ich im Team war. Ob das doch nur ein Schachzug war? Nach und  nach kochte immer mehr die Wut in mir hoch. Das können die doch nicht gemacht haben! Verabscheuten sie uns so sehr?! Hatten sie solche Angst vor Werwölfen?! Langsam freundete ich mich immer mehr mit der Idee an, Lupin und Black zu helfen. Das Ministerium hatte es verdient. Auch wenn Grant bald dort arbeiten würde, hasste ich es nur noch mehr. Ein letztes Mal sammelte ich Argumente, die dafür sprachen, Professor Lupin und Sirius Black zu helfen. Wichtig war der Punkt, dass dieser Peter Pettigrew, den Sirius Black umgebracht haben soll, lebt. Das hieß, Black hat sich doch nicht so viel zu schulden kommen lassen, als gedacht. Natürlich hatte ich auch daran gezweifelt. Lupin hätte auch einfach gelogen haben können. Doch ich hatte vor ein paar Wochen zufällig ein Gespräch mit Fred und George Weasley, die mit uns eine Schneeballschlacht gemacht hatten, und Harry Potter mitgehört. Eigentlich hatte es mich gar nicht interessiert, doch irgendwie hatte ich dennoch mitgehört. Die Zwillinge hatten Harry die sogenannte 'Karte des Rumtreibers' geschenkt, auf der man sehen konnte, wohin alle Personen in Hogwarts gingen. Da hatte ich interessiert aufgehorcht und war näher gekommen. Ich hatte es sogar geschafft, kurz auf die Karte zu linsen. Dabei hatte ich den Namen Peter Pettigrew entdeckt! Damals hatte ich mir noch gar nichts dabei gedacht und es erst einmal vergessen beziehungsweise verdrängt, doch jetzt war es sehr, sehr wichtig! Es war zwar schon länger her, dass man sich denken könnte, ich hätte mich vertan, doch ich war mir absolut sicher. Ich konnte nur einen ganz kurzen Blick erhaschen und nur diesen einzigen Namen gesehen, bevor ich schnell weggehen musste, damit man mich nicht entdeckte. Also hatte Peter Pettigrew wirklich gelogen, so wie der Professor erörtert hatte. Könnte Pettigrew möglicherweise gefährlich sein? Er war in Hogwarts! Ich musste meine Freunde beschützen. Aufgeregt lief ich in meinem Zimmer hin und her und sagte dabei weitere wichtige Argumente auf. Ein fragwürdiger Punkt war Lupin selber. Er tat mir ziemlich leid. Er klang so verzweifelt und ich wollte ihn nicht in eine noch schwierigere Lage bringen. Er musste unter enormen Druck stehen, nicht entdeckt dabei zu werden, wie er Black half. Außerdem war er ein Werwolf. Wir hatten also etwas gemeinsam. Es verband uns und vielleicht konnte er mir ein paar hilfreiche Tipps geben, das "Biest" zu kontrollieren. Er war dazu auch immer sympathisch und ruhig gewesen. Besonders aggressiv oder gar mörderisch war er mir niemals vorgekommen. Er war genau das Gegenteil von dem, was man sich von Black vorstellte. Wenn ich ihm helfen würde, würde er außerdem mehr Zeit mit mir verbringen, nicht mit Harry Potter. Obwohl ich gar nicht mehr wusste, ob ich überhaupt Zeit mit ihm verbringen wollte. Doch Ausschlag gab mir mein letztes Argument: Das Zaubereiministerium. Das Ministerium war im allgemeinen mein Feind. Darüber hinaus war jetzt die Sache mit Melanius passiert. Er war ein ganz unkomplizierter Typ und dennoch hatten sie ihn entlassen, weil sie dachten, er könnte vielleicht ein Werwolf sein. Was sollte er jetzt tun? Es würde bestimmt ewig dauern, bis er einen neuen Job fand. Die Wut kochte wieder in mir hoch. Ich war fast am platzen. Sicherlich war das ein Grund, weshalb ich mich gerade mehr auf die Argumente konzentriere, die für Sirius Black sprachen. Doch ich war mir nun sicher. Ich würde Professor Lupin und Sirius Black helfen!

Hallo :)

Jetzt bin ich endlich fertig mit diesem Kapitel! Ich habe wirklich ewig dafür gebraucht! Dafür ist es auch das längste.

Die letzten Kapitel waren eher langweilig, doch ich verspreche euch: Die nächsten Kapitel werden fast alle spannend!

Ich hoffe, ich habe mit dem Zaubereiministerium nicht zu sehr übertrieben, aber ihr werdet noch sehen: Es werden sich schon bald noch ein paar Änderungen ergeben.

Schreibt mir gerne eure Meinung darüber und wie euch das Kapitel und das gesamte Buch bisher gefallen hat. Ich würde mich auch über Kritikpunkte freuen, damit ich weiß, was ich verbessern kann.

Dankeschön ♡

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