ℍ𝕒𝕡𝕡𝕪 𝔼𝕟𝕕𝕚𝕟𝕘
𝐄𝐢𝐧 𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫𝐞𝐫 𝐬𝐜𝐡𝗼̈𝐧𝐞𝐫 𝐓𝐚𝐠, dachte Emily, als sie an diesem Morgen das kleine Sheriffbüro betrat.
Immer wieder wenn sie hier hereinkam, erinnerte es sie an das erste Sheriffbüro, in dem sie jemals ihren Dienst angetreten hatte. Valentine, eine Stadt in dem Staat aus dem sie vor Wochen hierher gekommen war, war zwar eine sehr schlammige Stadt gewesen, doch das Sheriffbüro dort hatte irgendwie seinen Charme gehabt.
Genauso wie in Valentine stand auch hier der kleine Schreibtisch rechts und man musste jedes Mal aufpassen die Eingangstür nicht zu weit aufzumachen, damit die Tür nicht versehentlich das Glas der Fenster zerspringen ließ.
Links neben dem Schreibtisch befand sich der Waffenschrank, während sich gegenüber des Schreibtisches zwei kleine Zellen befanden.
„Man könnte fast meinen, ich würde mich in Valentine befinden", murmelte sie vor sich hin, doch schüttelte dann den Kopf.
Nein, sie hatte all das hinter sich gelassen, in dem Wissen, dass ihre Kollegen sich gut um den Staat kümmern würden, zumindest hoffte sie das.
Nach dem Tod von Vincent Goodnight hatte sie sich angemessen bei Frank Moriarty und Sindo bedankt und selbst jetzt war sie ihnen noch dankbar dafür und würde es vermutlich auf ewig sein.
Dieser Staat hatte sie in vielerlei Hinsicht bereichert.
Sie hatte Zusammenhalt, nette Gesellschaften, strenge Worte, Auseinandersetzungen, Freundschaft und vieles mehr erfahren dürfen und war jedem Menschen, den sie dort kennengelernt hatte, wahnsinnig dankbar dafür.
Sie war Frank Moriarty dankbar, der ihr in ihrer Zeit als Deputy-Sheriff ein Lehrer war, sie war Haylie MacKenzie dankbar, die ihr mit ihrer fröhlichen Art immer ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hatte, sie war Haylies Schwester, Hope, dankbar, dass sie sie so einiges gelehrt hatte, ohne tatsächlich davon zu wissen.
Sie war Sindo dankbar, dass er immer wieder eine Lektion für sie hatte, auch wenn sie dies meist erst im Nachhinein begriff, sie war dem Doc Miller dankbar, dass er sich stets so gut um ihre Kollegen gekümmert hatte, wenn etwas gewesen war.
Sie war Calvin Allison dankbar, dass er ihr mit der Zeit so ein wertvoller Freund geworden war, war Jack Ryan dankbar, dass er ihr so ein toller Kollege gewesen war, ja, war selbst Benjamin Miller dankbar, der ihr wohl die größte Lehre gewesen war.
Und sie war demjenigen dankbar, der mittlerweile nicht mehr der wunderbare Marshall war, wie es noch in ihrer Deputy Sheriff Zeit gewesen war, sondern seine Beförderung zum US. Marshall mittlerweile hinter sich hatte.
Als sie davon gehört hatte, hatte sie sich sehr für ihn gefreut, auch wenn sie es leider nie geschafft hatte, bei seiner Beförderung anwesend zu sein, oder dann im Dienst, als er ein letztes Mal im Staat war.
𝐒𝐜𝐡𝐚𝐝𝐞 𝐞𝐢𝐠𝐞𝐧𝐭𝐥𝐢𝐜𝐡, 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐅𝐫𝐚𝐧𝐜𝐢𝐬 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐧𝗼𝐜𝐡 𝐞𝐢𝐧 𝐥𝐞𝐭𝐳𝐭𝐞𝐬 𝐌𝐚𝐥 𝐠𝐞𝐬𝐞𝐡𝐞𝐧 𝐡𝐚𝐛𝐞, dachte sie, doch gleichzeitig war dieser neue Staat, diese neue Stadt, ein Neuanfang, der ihr, nach allem was sie mittlerweile im anderen Staat erlebt hatte, wahrscheinlich gut tun würde.
Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie immer die Erste, damals noch im Büro von Rhodes, gewesen war und sich über jeden gefreut hatte, der in den Dienst gekommen war.
𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐞𝐫𝐝𝐞 𝐝𝐢𝐞 𝐆𝐞𝐬𝐩𝐫𝐚̈𝐜𝐡𝐞 𝐯𝐞𝐫𝗺𝐢𝐬𝐬𝐞𝐧, 𝐚𝐛𝐞𝐫 𝐯𝐢𝐞𝐥𝐥𝐞𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐛𝐞𝐤𝗼𝗺𝗺𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐡𝐢𝐞𝐫 𝐣𝐚 𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐛𝐚𝐥𝐝 𝐊𝗼𝐥𝐥𝐞𝐠𝐞𝐧, 𝐝𝐢𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐠𝐞𝐧𝐚𝐮𝐬𝗼 𝐳𝐮 𝐬𝐜𝐡𝐚̈𝐭𝐳𝐞𝐧 𝐥𝐞𝐫𝐧𝐞, 𝐰𝐢𝐞 𝐅𝐫𝐚𝐧𝐜𝐢𝐬 𝐉. 𝐔𝐧𝐝𝐞𝐫𝐰𝗼𝗼𝐝, 𝐅𝐫𝐚𝐧𝐤 𝐌𝗼𝐫𝐢𝐚𝐫𝐭𝐲, 𝐂𝐚𝐥𝐯𝐢𝐧 𝐀𝐥𝐥𝐢𝐬𝗼𝐧, 𝐉𝐚𝐜𝐤 𝐑𝐲𝐚𝐧, 𝐁𝐞𝐧𝐣𝐚𝗺𝐢𝐧 𝐌𝐢𝐥𝐥𝐞𝐫 𝐮𝐧𝐝 𝐬𝐞𝐥𝐛𝐬𝐭 𝐂𝗼𝐥𝐞 𝐖𝐢𝐥𝐥𝐢𝐚𝗺𝐬, 𝐝𝐞𝐫 𝐤𝐚𝐮𝗺 𝐝𝐚 𝐰𝐚𝐫.
Emily setzte ihren weißen Hut ab und legte ihn auf den Schreibtisch, ehe sie zum kleinen Ofen hinüber ging und Kaffee aufstellte.
»𝙼𝚒𝚜𝚜 𝙼𝚒𝚎𝚣𝚎𝚔𝚊𝚝𝚣𝚎?«
»𝘑𝘢 𝘬𝘭𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘏𝘢𝘺𝘭𝘪𝘦?«
»𝙳𝚊𝚜 𝙰𝚗𝚐𝚎𝚋𝚘𝚝 𝚏𝚞̈𝚛 𝙺𝚊𝚏𝚏𝚎𝚎 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚗 𝚃𝚊𝚐 𝚜𝚝𝚎𝚑𝚝 𝚗𝚘𝚌𝚑 𝚒𝚖𝚖𝚎𝚛.«
Emily lächelte kurz bei dem Gedanken und nahm schließlich den heißen Kaffee vom Ofen.
Monate später:
Es war spät in der Nacht, doch in den Fenstern des Sheriffbüros konnte man noch immer den milden Schein von brennenden Kerzen erkennen.
Eine davon stand auf einem Tisch und erleuchtete diesen, während die Frau, die daran saß, ihre braunen Haare wie immer zu einem geflochtenen Zopf gebunden, in ein Buch vertieft war.
„Es ist Monate her, seit ich diesen Staat verlassen habe und dennoch sind all die Erinnerungen beim Lesen so präsent, als wäre es gerade gestern gewesen ", murmelte sie und seufzte, als sie das Buch wieder schloss.
Es war nun schon Monate her, dass sie ihre Rache für den Tod ihrer Eltern bekommen hatte und doch hatte sie erst jetzt überhaupt eine Idee weshalb es damals dazu gekommen war.
Zusammen mit ihren Großeltern hatte sie vor ein paar Tagen noch überlegt, doch eine handfeste Antwort, die bestätigte warum das alles geschehen war, hatten sie alle nicht gefunden.
Nun saß sie wieder hier, in diesem Büro, in dieser Stadt, in die sie sich noch nicht wirklich eingefunden hatte, und wartete Tag ein Tag aus nur darauf, dass etwas passierte. Die Akte zu dem Fall, der sich vor einiger Zeit auf Glenville's Straßen ereignet hatte, war längst geschrieben, dem Mann ging es wieder gut und die Frau hatte sich gebessert.
Seitdem saß sie hier jeden Tag, immer bis spät in die Nacht, in der Hoffnung, dass doch nochmal etwas spannendes passierte.
Doch nichts... seit Monaten nicht.
Einen traurigen Ausdruck auf den Lippen, wie sie ihn trug seit sie hier angekommen war, löschte sie die Kerze und legte sich in eine der zwei Zellen.
Lautes Klopfen riss sie am nächsten Morgen aus ihrem Schlaf, der ohnehin wieder nicht sonderlich gut gewesen war, also stand sie auf und öffnete die Tür, doch da war niemand.
𝐒𝐢𝐜𝐡𝐞𝐫 𝐧𝐮𝐫 𝐰𝐢𝐞𝐝𝐞𝐫 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐬 𝐝𝐞𝐫 𝐊𝐢𝐧𝐝𝐞𝐫, dachte sie, während sie gleichzeitig mit den Augen rollte und die Tür hinter sich wieder schloss.
Sie ging hinüber zum Ofen und stellte sich wie jeden Morgen einen Kaffee auf.
„Machst du mir auch einen?"
Emily's Hand fand den Weg zu ihrem Revolver, während ihr Kopf nach oben schnellte und sie in Richtung der Hintertür blickte, von wo die Stimme gekommen war.
𝐃𝐚𝐬 𝐤𝐚𝐧𝐧 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐰𝐚𝐡𝐫 𝐬𝐞𝐢𝐧, 𝐢𝐜𝐡 𝗺𝐮𝐬𝐬 𝐭𝐫𝐚̈𝐮𝗺𝐞𝐧, dachte sie, während sie die Person beinahe anstarrte und wie festgefroren da stand.
„So überrascht mich zu sehen? Ich bin zwar versetzt worden und dann US. Marshall geworden, aber ich bin kein Unmensch, Emily. Ich kann ja wohl trotz meines Ranges noch Leute besuchen."
„Na... Natürlich kannst du das", brachte Emily heraus, unfähig noch mehr zu sagen.
Sie konnte es nicht glauben, denn eigentlich hatte sie damit gerechnet, ihn niemals wiederzusehen.
Die Vordertür schlug auf, was Emily allerdings nur mitbekam, weil das Glas der Fenster zersprang.
„Seid ihr hier drinnen dann mal fertig?"
Wenn Emily schon den Mann vor sich mit großen Augen angesehen hatte, dann weiteten sie sich jetzt noch mehr und sie drehte sich langsam um.
Vor ihr stand ein Mann, dessen linke Wange eine Narbe zierte, die bis über die linke Augenbraue verlief und der, zu Emily's Überraschung noch immer eine Glatze hatte.
𝐉𝐞𝐭𝐳𝐭 𝐭𝐫𝐚̈𝐮𝗺𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐞𝐫𝐬𝐭𝐫𝐞𝐜𝐡𝐭, dachte sie.
Das konnte nun wirklich nicht wahr sein und wenn doch, was machten sie hier?
Emily sah zwischen den zweien hin und her, während sie versuchte zu verstehen, was genau hier gerade passierte.
„Was tut ihr hier?", fragte sie, als sie es endlich schaffte, wieder halbwegs klar zu denken.
„Wir entführen Sie und bringen Sie zurück in ihren Staat Marshall Carter", antwortete der Herr mit dem schwarzen voluminösen Bart und lächelte schmal, noch bevor der andere etwas sagen konnte.
„Aber Marshall MacAllister wird darüber nicht erfreut sein", murmelte Emily, ein Lächeln ihm gegenüber dennoch nicht unterdrücken könnend.
„Dann soll er sich beim Justizministerium beschweren. Wir holen uns nur unseren Marshall zurück", schaltete sich daraufhin der andere ein.
„Also, packen Sie ihre Sachen", forderte der Mann mit dem schwarzen Bart, packte Emily sanft an den Schultern und schob sie förmlich aus der Tür.
„Ich regle das mit dem Marshall, mach dir keine Sorgen", raunte er ihr noch zu.
Eine halbe Stunde verging, ehe sie zurückkam und die Koffer an ihrem Pferd befestigen wollte, doch ihr Blick fiel auf einen Planwagen, auf dem sie sie schließlich verstaute.
𝐈𝐜𝐡 𝐠𝐥𝐚𝐮𝐛𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐰𝐞𝐢ß 𝐠𝐞𝐧𝐚𝐮, 𝐰𝐞𝐫 𝐚𝐧 𝐝𝐞𝐧 𝐠𝐞𝐝𝐚𝐜𝐡𝐭 𝐡𝐚𝐭, dachte sie, denn wenn sie ehrlich war: der Sheriff konnte es nicht gewesen sein, schließlich hätte er längst schon einmal seinen Kopf vergessen wenn er nicht festgewachsen wäre.
Kaum hatten sie die Pferde an den Wagen gebunden, ging es auch schon los.
Wochen waren sie unterwegs, bis sie endlich an ihrem Ziel ankamen.
Emily bezog wieder ihre Ranch und freute sich jeden Tag aufs Neue wenn sie die Büros in den Städten betrat, denn irgendwo traf sie immer einen ihrer Kollegen, egal ob es nun ihr bester Freund Calvin Allison war, mittlerweile Deputy Marshall Jack Ryan oder einer der neuen Deputy Sheriffs, irgendwo war immer jemand.
Aber auch Sindo und Haylie waren noch da, genauso wie Doctor Miller. Und auch Mori hatte den Staat nicht verlassen, worüber Emily sich sehr freute.
Frank Moriarty, der kurzzeitig den Staat verlassen hatte, war wiedergekommen und selbst derjenige, der ihr in ihrem Leben wohl die größte Lehre gewesen war und der sie in seiner Position als Sheriff beinahe zur Weißglut getrieben hatte sich jetzt jedoch Gott verschrieben hatte, war zurück: Benjamin Miller.
Und immer wenn sie in manchen Wochen nach Valentine ritt, fühlte es sich an, als hätte sie gerade erst ihren Dienst begonnen, denn, obwohl er US. Marshall war, saß Francis J. Underwood viel zu oft, als dass das Ministerium es gut heißen könnte, in dem Büro, wo damals ihre gemeinsame Geschichte begann, in dem Staat, in dem sie enden sollte wenn beide alt waren.
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