Teil 4

Etwas nasses tropft auf sein Gesicht.Seit Stunden sitzt er an ein und der selben Stelle.Seit Stunden ist er wach.Die Angst und die Erschöpfung hindern ihn daran sich zu bewegen."Es beginnt wohl zu regnen." Ein Tropfen nach dem anderen landet auf seinem Gesicht.Wie ein kaltes Tuch umschließt der Regen sein ganzes Gesicht.Kleine Insekten haben es sich mittlerweile in seinem Bein gemütlich gemcht.Anfangs wurde er Panisch und versuchte sie raus zu bekommen, doch irgendwann gab er es auf.Er gab zu schnell auf, das hat man ihm sein Leben lang schon erzählt.Immer und immer wieder wurde ihm gesagt das er einfach zu schnell aufgibt, einfach zu schwach ist.Er hat sich wahrscheinlich viel zu früh mit der Tatsache abgefunden, das er in diesem Wald sterben würde.Man würde nur noch seine ausgedörrte Leiche finden.Er sah schon förmlich wie die Polizei um seiner Leiche herum steht und ihn betrachtet wie ein Kunstobjekt.Dann kommt ein Kommissar dazu, eine Zigarre im Mund, und schüttelt nur den Kopf."Traurig, wie schnell die Menschen heut zu Tage aufgeben.Mitchell wurde mitten in seinen Überlegungen von einem unangnehmen Magenkrampf unterbrochen.Der Hunger war unsagbar schlimm.Für einen Mann, der sein Leben lang immer gut essen auf dem Tisch hatte, ist dieser Hunger was ganz neues.

Nach einer weiteren Stunde, in der er auf dem Boden lag und fast schon eins mit dem Wald wurde, war der Hunger unerträglich gewurden.Mitchell beschloss aufzustehen und nach etwas essbarem zu suchen.Allein das Aufstehen war eine Qual, aus seiner Wunde stoben ein Dutzend Fliegen und umschwärmten sein Bein.Blut und Eiter quoll aus seinem Bein und liefen daran herunter.Mitchell verzog angewiedert das Gesicht.Er unterdrückte mit aller Kraft den Drang sich zu übergeben, um nicht auch noch den letzten Rest den er noch in seinem Magen hatte zu verlieren.Er lehnte sich an den Baum und atmete tief durch.Einmal, zweimal, dreimal. Er versuchte sich voll und ganz auf seine Atmung zu konzentrieren.Seine Beine zitterten und er schwitzte.

Ein paar Minuten, eigentlich war es fast eine Stunde, vergingen und er beschloss sich auf den Weg zu machen.Durch den Regen konnte man noch weniger sehen als man ohnehin schon nicht konnte.Und die Wolken machten es unmöglich zu sagen wie viel Uhr es war.

Mitchell humpelte alleine durch den Wald.Er hatte keine Ahnung von der Natur und wusste auch nicht was essbar war und was nicht, aber das war ihm jetzt nicht wichtig.Wichtig war es was zu Essen zu suchen.Er hat gerade mal fast drei Tage nichts gegessen und drehte schon durch.Seine Gedanken kreisten sich nur noch um Essen.Alles was er sah, kam ihm so unglaublich Lecker vor das er es am Liebsten gegessen hätte.Der logische Menschenverstand hielt ihn bisher zwar davon ab, aber es war nur eine Frage der Zeit bis er sich nicht mehr zurück halten kann.Und wie ihm schien war diese Zeitspanne nicht besonders lang.Triefend nass stellte er sich irgendwann in den Eingang einer kleinen Höhle.Vor Schmerz und Kälte zitternt setzte er sich hin und weinte.Es war kein richtiges weinen, dafür fehlte ihm die Kraft, aber er vergoss ein paar Tränen.Sie brannten in seinen Augen und es fühlte sich ein als würde er kleine brennende Nadeln weinen.Seine Kehle fühlte sich an wie Schmiergelpapier und das erste mal seit Tagen merkte er richtig wie durstig er war.Bei jedem Schlucken schmerzte sein Hals.Eine kleine dreckige Pfütze war nur ein paar Meter entfernt.Nur ein paar Meter.Sein Körper machte diese paar Meter nicht mit."Scheiße, scheiße, scheiße." Er schloss enttäuscht die Augen.Er hörte wie der Regen auf den Wald niederprasselte wie Gewehrschüsse, hörte wie eine Maus oder sowas versuchte sich zu retten.

Es war unvermeidbar.Der Schlaf kam.Es war nur ein leichter Schlaf.Ein Geräusch an Mitchells Ohr ließ ihn zusammenzucken. Es hörte sich an als wäre da jemand.Er drehte den Kopf nach rechts und nach links und zurück nach rechts.Nichts zu sehen.Wahrscheinlich nur ein Tier oder so, dachte er sich, doch dann fiel ihm wieder das Wesen von gestern ein."Du spinnst doch, du drehst einfach nur durch mehr nicht." Was wenn es aber nichtso war?Was Wenn da etwas ist, das nicht da sein sollte.Etwas böses.Sein Puls begann zu rasen und Adrenalin schoss durch seinen Körper.Wieder ein Knacken.Es kam aus dem Wald.Dann noch eins.Erschrocken hockte Mitchell sich hin, nicht auf den Schmerz achtend der sein Bein hoch schoss.Er zitterte nun noch mehr als er es eh schon tat.Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken runter und ließ ihn erstarren.Ein Kichern.Es klang hoch und kratzig.

Ein großes Wesen trat hinter einem Baum hervor.Es schien als hätte es einen langen schwarzen Mantel an.Das Wesen sah irgendwie aus wie ein Mensch, doch etwas störte diesen Eindruck.Mitchell erkannte nicht gleich was es war.Das Wesen stand mit gekrümmten Rücken einfach nur da und lächelte.Einen großen,runden Gegenstand in der rechten Hand.Die Hände sahen lang und Knochig aus.Lang und Knochig.Als Mitchell auffiel was nicht stimmte entfloh ihm ein kleiner Schrei.Der Linke Unterarm schien nur an Fäden zu hängen.Langsam richtete Mitchell sich auf.Er hatte Angst, das das Wesen ihn angreifen würde sobald er aufsteht, doch es tat nichts.Stand einfach nur da im Wald und lächelte ihn an.Das ein oder andere Mal kicherte es, mehr aber auch nicht.Mitchells Beine zitterten und er war kurz davor ohnmächtig zu werden, doch irgendwie schaffte er es trotzdem los zu rennen.Er rannte schneller als er es sich überhaupt zugetraut hätte, sich ganz sicher das er verfolgt wurde von diesem Wesen.Nach wie vor stand es da und lächelte ihn an.Mitchell hörte ein schrilles pfeifen.Überall in den Bäumen begann es plötzlich zu rascheln und eigenartige Kreaturen kamen die Bäume langsam herunter gekrochen.Es waren zweiköpfige Wesen mit vier Armen und Beinen.Die abscheulichsten Kreaturen, die ein Mensch je erblickte.Es waren Hunderte, vielleicht auch Tausende.Sie alle hingen an den Bäumen und beobachteten ihn.

Mitchell rannte, es sah aus als würde er schweben.Er schwebte durch den Wald und hörte das Rauschen und Röcheln der Wesen hinter ihm.Sie kamen aus allen Richtungen und schienen ihn umzingelt zu haben.Mitchell verspürte panische Angst und der Schmerz in seinem Bein ließ ihn sich fast übergeben.Es war als würde er sterben.Es fühlte sich genauso an.Nur lebendiger.

Sein Bein knickte ein.Sein beschissenes Bein knickte gerade jetzt ein.Gerade jetzt...

Er hörte wie diese Wesen immer näher kamen.Sie kamen ihn nun endlich holen.Die erste Hand griff nach seinem Bein.Ein erster Biss riß ihm ein Stück seines eigenen Fleisches raus.Er schrie.Er schrie vor Schmerz und enttäuschung über sich selbst.

Es war als würde eine stinkende, nasse Masse ihn überrollen.Überall an ihm wurde gerissen und gezerrt.Er konnte nichts dagegen tun.Irgendwann dann setzte das denken aus.Ein pfiff ertönte und nichts bewegte sich mehr.Der Wald war still.Es war als würde in diesem Wald nichts sein.Nichts.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top