Teil 2 - Szene 1
Jeff Kenbrough war seit längerer Zeit schon James' Partner im Immobiliengeschäft. Ebenso wie James konnte man ihn charakterlich einfach nur als Arschloch bezeichnen: überheblich, selbstsicher, mit fehlender Moral. Anders als James war Jeff meist aber etwas diplomatischer in seinen Verkaufsgesprächen, konnte sich dadurch aber nicht immer beim Kunden durchsetzen.
Er betrachtete gerade seine göttliche Schönheit in dem Rückspiegel seines Wagens. Sein Gesicht wies trotz seines jungen Alters schon einige Falten auf. Seine silberne Brille ließ ihn wie einen klug aussehenden, gebildeten Mann wirken, seine halbblonden Haare wurden von dem Fahrtwind durchflutet.
Er hatte so ziemlich den gleichen Haarschnitt wie James: die Haare etwas länger bis zum Nacken und er trug sie ebenfalls von der Stirn nach hinten gekämmt. Wie James lag ihm viel an seiner äußeren Erscheinung und ebenso besaß er auch ähnliche Vorstellungen wie der junge Winter. Daher war es kein Wunder, dass aus den beiden Kollegen nach anfänglicher Zurückhaltung und Abtastung bald Freunde geworden waren.
Jeff hatte keine Ahnung, warum ihn James so plötzlich an diesem Samstagvormittag sprechen wollte. Er konnte höchstens erahnen, dass es irgendetwas mit der neuen Hausverkleidung zu tun haben musste. Immerhin hatte James damit vor ihm geprahlt, dass er mit ihr jedem Erdbeben ein Schnippchen schlagen würde. Bis auf diese Andeutung wusste Jeff nicht, was er damit meinte.
Als James ihn heut Morgen aber anrief und ihn bat doch einmal zu ihm zu kommen, konnte Jeff sich gleich denken, dass es wohl etwas mit der Verkleidung zu tun hat. Immerhin hatte er ja ebenfalls gestern dieses dämliche Erdbeben mitbekommen. Er befand sich zu dieser Zeit, genauso wie James, gerade auf dem Weg nach Hause und musste am Straßenrand anhalten. Glücklicherweise war ihm nichts passiert, allerdings durfte er sich jetzt eine neue Küche anschaffen und das Dach neu decken. Schöner Mist!
Jetzt langte Jeff gerade in James' Wohnviertel an und wich dabei einigen Trümmern aus. Auch er nahm an den Häusern die Kraft der Zerstörung wahr, nahm Notiz von den Aufräumaktionen der reichen Leute, die hier wohnten. Ebenso packte auch ihn einen kalten Schauer, als er bei James ankam. Ungläubig bugsierte er seinen Wagen die Auffahrt hinauf. Mit offenem Mund stieg er aus und starrte auf das völlig heile Anwesen.
Verglichen mit den traurig aussehenden Villen im gesamten Wohnviertel, bildete dieses Haus einen absoluten Kontrast. Die neue Verkleidung strahlte in der Morgensonne in einem hellen, freudigem Gelb. Genauso dazu passend stand James auf der Treppe vor der Haustür und strahlte genauso.
Jeff bekam erst jetzt mit, dass er wahrscheinlich die ganze Zeit dort schon stand und ihn beobachtet hatte. Jetzt löste er seinen festen Standpunkt, kam auf ihn zu. Sie begrüßten sich per Handschlag, dann sagte James schmunzelnd: ,,Ich musste unbedingt deinen Gesichtsausdruck sehen! - Du verstehst doch!"
,,Ja sicher, natürlich!", erwiderte Jeff in einer langsamen Weise, ,,aber jetzt klär mich doch mal bitte auf, wie das – das möglich sein kann!" Er sah fast erschrocken drein.
,,Ich hab dich wohl ziemlich überrascht damit, was?! - Na komm erst mal rein, dann werd' ich dir dieses kleine Wunder erklären.", prahlte James ein wenig. Als sie vor der Tür standen, flogen an ihnen zwei Wespen vorbei. Sie summten gemütlich vor sich, während James sie argwöhnisch betrachtete. Jeff sah, wie sie in einer oberen Spalte verschwanden.
,,Verdammte Wespen!", zischte James, ,,wird Zeit, dass ich William benachrichtige!" Dann gingen sie hinein. Nachdem Jeff abgelegt hatte, schritten sie durchs Foyer zum pompösen Wohnzimmer an der hinteren Seite des Hauses. Von dort gelangte man auf die große Terrasse. Genau der richtige Ort zum Erzählen, Palavern, und Diskutieren, fand James.
Als er sich noch einmal zur Tür zurückdrehte, entging ihm nicht dieses monotone Summen, dass er bereits gestern gehört hatte. Er beschloss, so schnell wie möglich William anzurufen, damit der etwas gegen dieses Ungeziefer unternehmen konnte.
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