Teil 1 - Szene 2
James fuhr mit wachsender Besorgnis durch sein Wohnviertel. Man konnte zwar nicht gerade von einer totalen Katastrophe sprechen, aber jedem Haus war ganz deutlich anzusehen, dass es einem Erdbeben zum Opfer gefallen war.
Bei einigen waren die Schornsteine eingefallen. So manche Leute sah man kaputte Teile ihres Mobiliars stumm vor die Tür tragen. Bei einem Eckhaus war ein Baum auf das schräge Dach gestürzt. Die Zweige des Baums füllten den Dachboden voll aus und umrankten ein hässliches, aufklaffendes Loch. Ganz zu schweigen, dass es wohl im gesamten Viertel kein einziges, heiles Fenster mehr gab.
Langsam fuhr James die ziemlich breite Straße entlang und schaute sich jedes Haus an. Überall sah man die Bewohner emsig aufräumen und umherräumen, so dass seine Gafferei unbemerkt blieb. Als er aber in seine Wohnstraße einbog, war es verdächtig ruhig vor jedem Haus. Auch hier war jedes Fenster zersplittert, waren Möbel teilweise sogar aus dem Fenster geschleudert worden, aber in dieser Straße war es seltsam still dagegen. Hier sah man niemanden vor dem Haus herumjammern oder aufräumen.
James näherte sich seinem Anwesen und gleich darauf klärte sich auf, wo all die Leute waren. Sie hatten sich vor seinem hohen Zaun versammelt, um etwas zu betrachten, was nicht wahr sein durfte. An jedem Haus der Straße gab es irgendeinen Schaden, aber das Anwesen von James Winter hatte noch nicht mal einen Kratzer.
Als James sein Haus sah, triumphierte er innerlich, doch zugleich hatte er eine Gänsehaut. Sein Haus passte überhaupt nicht in das Bild des gesamten Chaos. Es war fast unheimlich, wie es dort vorn aufragte, vollkommen unversehrt, stumm herabschauend auf den versammelten Pöbel. Wenn man es ansah, könnte man vermuten, es sei eben erst nach dem Erdbeben fertiggebaut worden.
Nach der anfänglichen Überraschung, hatte James sich wieder gefasst, und nahm seine typische, angeberische Einstellung ein. Als er ausstieg, wurde er sofort umringt und mit Fragen überschüttet:
,,Wie ist das nur möglich?" - ,,Wie kann das sein?" - ,,Wie heißt ihr Architekt?" - „War das im Preis inbegriffen?" - ,,Hatten sie einen schönen Tag?" - und noch andere absurde oder neugierige Fragen. Aber alle Fragen zielten nur auf eines hinaus: Warum hatten wir tausende Schäden und dieser Hurensohn so ein unverschämtes Glück?!
James sah sie alle vollkommen gelassen an, dann sagte er überheblich: ,,Tja, meine Damen und Herren! Wer viel Geld besitzt, der sollte es eben auch sinnreich investieren. Und genau das habe ich bei meinem Haus gemacht und mehr nicht. Sie sehen also, dass es hier vollkommen mit rechten Dingen zugeht und es daher auch gerecht ist, dass mein Anwesen keinen Schaden davongetragen hat! - Wenn Sie nun also so freundlich wären, meine Auffahrt freizumachen!"
Mit gelähmten Gesichtern und wie im Schlaf wichen die angesprochenen Leute langsam von der Auffahrt. James schwang sich sofort in seinen Wagen und fuhr die ansteigende Schräge hinauf, die nach einer langgezogenen Kurve genau parallel vor seinem Haus endete.
Wütend sahen die Anwohner ihm nach. ,,So eine Frechheit! Unerhört, wie der mit uns redet!", rief die verwitwete Mrs. Dawson ihm nach und fuchtelte dabei wütend mit ihrem Stock. ,,Nur weil er soviel geerbt hat, denkt er wohl er ist schon wer!", meinte sie zu den neben ihr stehenden schwerreichen Pattersons. ,,Dabei ist er nichts weiter, als ein junges Muttersöhnchen!"
,,Da haben Sie wohl recht Gretha!", sagte Patterson. Ihm gehörte die Hälfte der Banken in Barrington.
,,Noch nicht mal die Fenster sind kaputt!", setzte Mrs. Petterson hinzu und konnte bei soviel Ungerechtigkeit nur den Kopf schütteln.
Noch lange schaute die verschworene Gemeinschaft zu dem Anwesen hinüber, dass sie wie ein alter Götze auszulachen schien.
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