Kapitel 5 - Gewinner und Verlierer
Fünfzig Dollar, Alexa konnte es kaum fassen, in dem unscheinbaren Umschlag mit der Nummer 13, waren Fünfzig Dollar. Dieser Ethan hatte ihr einfach so ohne Gegenleistung Fünfzig Dollar gegeben, ohne dass sie irgendwas dafür tun musste.
Konnte das Wirklichkeit sein, oder würde bald jemand um die Ecke kommen und sowas sagen wie: ,,Tada, da hast du dich aber schön lächerlich gemacht Alexa, du machst auch alles für Geld man muss dir nur genug bieten".
Als ob das Geld vom Himmel fallen würde, was dachte sie sich nur dabei, natürlich war da irgendein Hacken dran, sie hatte ihn bis jetzt nur nicht entdeckt. Wer wußte schon was dieser mysteriöse Ethan von ihr verlangte, wenn er ihr erst mal genug Geld gegeben hatte. Dabei wurde Alexa ganz mulmig zumute, ihre Gedanken schweiften zu sexuelle Gefälligkeiten und sie schlug sofort die Beine übereinander.
Nervös schaute sie auf den Fünfziger, jetzt war es auch schon zu spät in zurück zu legen, auch das Telefon hatte sie mit genommen, es lag nun in ihrer Tasche, sie hatte es sich genauer anschauen wollen.
Es waren keine Nummern eingespeichert und auch sonst gab es keine alten Anruferlisten, entweder war es ein neues Handy oder jemand hatte alle Daten darauf gelöscht. Es gab keinerlei Hinweise auf den Eigentümer her, null.
Bald würde es sowieso aus gehen, oder zumindest in ein paar Tagen. Diese alten Dinger hatten echt gute Akkulaufzeiten, dennoch hatte sie kein Ladekabel, dass zu diesem Modell hätte passen können, dies bedeutete, das es spätestens in vier Tagen aus sein würde. Das beruhigte Alexa irgendwie, warum wusste sie auch nicht so genau, dabei hatte dieser Typ bis jetzt nie offensichtlich versucht sie persönlich zu treffen.
Bei dem Gedanken der mysteriöse Unbekannte könnte sie über das Handy anrufen, wurde sie ganz aufgeregt, wollte sie vielleicht sogar kontaktiert werden?
Das Geld zumindest konnte sie wirklich gut gebrauchen, wenn sie nur zwei oder drei dieser Aufgaben machen würde, hätte sie sicher 150 Dollar. War es strafbar von einem Irren Geld abzuluchsen und vor allem war das moralisch vertretbar? Dieser Typ musste doch irre sein, wenn er jemanden Geld gab nur um ein Handy über ein dämliches Schließfach zu holen. Er war wohl ein Irrer mit zu viel Geld und zu viel Zeit, aber für jemanden der verrückt war, hatte er das Ganze sehr gut durchdacht und er wusste sehr viel vielleicht wurde sie sogar beschattet.
Schnell steckte Alexa den Umschlag wieder in die Tasche, als sie den neugierigen Blick des hageren Mannes ihr gegenüber sah. Die Bahn war rammel voll und alle Sitzplätze belegt, vor ihr saß dieser finster dreinschauenden Typ mit Dreitagebart und neben ihm eine ältere Dame, die ihr Strickzeug ausgepackt hatte. Die Blicke des Mannes bereiteten ihr unbehagen, glücklicherweise fuhr er weiter als sie an ihrer Haltestelle ausstieg.
Als sie endlich Zuhause ankam, war es schon relativ spät, nach einer ausgiebigen Dusche, ging sie zu Bett.
Am heutigen Tag lag Alexa gut in der Zeit, die Bahn hatte keine Verspätung und sie hatte auch keine schweren Bücher im Schlepptau, was einiges erleichterte, zumal Alexa die fünf Stockwerke hochlaufen würde, so wie jeden Tag. Dies tat sie nicht aus sportlicher Motivation, obwohl dies natürlich ein positiver Aspekt war, sondern aus der Angst hin Aufzug fahren zu müssen. Niemals würde sie freiwillig in eines dieser Dinger steigen, auf so engem Raum mit so vielen Menschen zusammen zu sein und das in einem Aufzug, war für sie der blanke Horror. Allein schon bei dem Gedanken Aufzug fahren zu müssen überkam sie eine Panik und sie bekam schwitzige Hände.
Schon seit ihrer Kindheit hatte sie diese Phobie vor Aufzügen. Genauer gesagt seitdem Alexa mit ihren zehn Jahren, mit ihrer Tante Carola, dem übergewichtigem Onkel Steven und ihrem Cousin Justin Aufzug gefahren war.
Es war damals ein heißer Spätsommertag gewesen, das Thermometer hatte fast 39 Grad angezeigt und es war schwül, das Klima war kaum auszuhalten. Sie waren in der Stadt unterwegs um noch ein Geschenk für Alexas Mom zu besorgen.
Ihre Mutter hatte ihr für den Ausflug extra zwei Zöpfe geflochten solche die an der Kopfhaut anliegen, dass hatte Alexa schon immer gefallen. Sie waren in einen Aufzug der Shopping-Mall eingestiegen, abgesehen von ihnen war niemand im Aufzug. Von der schwül heißen Luft außerhalb zu dem klimatisierten Aufzug waren einige Grad unterschied, sodass Alexa in ihrem geblümten Kleid fast fror, auch Onkel Steve schien der Temperaturwandel Probleme zu bereiten. Er sah mit einem mal sehr blass aus und hatte dicke Schweißperlen auf der Stirn. Wahrscheinlich setzte ihm auch sein Gewicht zu, soweit konnte Alexa schon denken, außerdem verstand sie bis heute noch nicht wie ihre hübsche schlanke Tante Carola mit ihrem Onkel zusammen passte, die doch so sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild achtete.
Verstohlen schaute Alexa zu Onkel Steve, der zu seinem schweiß nassem Gesicht auch etwas schwerer atmete. Dann ganz unerwartet gab es einen Ruck und der Aufzug stand. Alexa hatte sich an der Hose ihrer Tante festhalten müssen um nicht umzukippen.
,,Ach so ein Mist", hatte Carola gesagt und war sofort zur Serviceklingel gelaufen.
Es tutete, noch ging niemand ran.
Alexa schaute zu Steve rüber, der immer blasser wurde, eine große Schweißperle tropfte ihm vom Kinn.
,,Carola, irgendwas stimmt nicht..." brachte Onkel Steve noch heraus und griff sich mit der rechten Hand panisch an die Brust. Sein Atem ging stoßweise. Mit dem Rücken lehnte er sich an die verspiegelte Rückwand des Aufzugs und glitt langsam zu Boden.
,,Daddy", kreischte Justin schrill ,,Mummy, was ist mit Daddy?", seine Augen waren panisch geweitet. Alexa konnte den Blick nicht von Steve abwenden, mit offenem Mund starrte sie zu dem, jetzt schon fast keuchenden Mann.
Es hatte aufgehört zu tuten ,,Hallo, benötigen sie Hilfe?", fragte eine männliche Stimme. Tante Carola stand kurz wie erstarrt da, panisch blickte sie von ihrem Jungen, zu ihrem Mann und dann zur Sprechanlage.
,,Ja wir brauchen dringend Hilfe", stammelte sie ,,Ich glaube mein Mann hat einen Herzinfarkt und der Aufzug ist stehen geblieben, er fährt einfach nicht weiter!" Alexa konnte die Panik in der Stimme ihrer Tante hören, Carola war den Tränen nahe.
,,Einen Moment Madame, wir holen sie so schnell wie möglich raus. Die Rettungskräfte sind schon informiert", sprach der Techniker ,,Konzentrieren sie sich einfach auf meine Fragen, wie ist ihr Name?"
,,Mein Name ist Carola", antwortete sie.
,,Ist ihr Mann ansprechbar, Carola?" Alexa sah, wie alle Augen auf Steve gerichtet wurden. ,,Ja, er ist noch bei Bewusstsein, aber ihm geht es nicht gut, er Atmet sehr schlecht", über Carolas Wangen liefen Tränen.
Alexa starrte immer noch auf ihren Onkel, dem es immer schlechter ging, Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel und sein dicker Bauch hob und senkte sich angestrengt.
,,Daddy kreischte", Justin wieder und ging weinend in die Hocke, dabei zerrte er an dessen Poloshirt. Alexas schaute in die verspiegelte Rückwand hinter Onkel Steve, ihr Blick fiel auf sich selbst, mit den Zöpfen und dem geblümten Kleid, sie fing an laut die Blumen auf dem Kleid zu zählen, während dessen Justin immer wieder nach seinem Daddy schrie. Bis die Rettungskräfte eintrafen war es zu spät für Onkel Steve.
Seit diesem Tag war sie nie wieder in einen Aufzug gestiegen und hatte auch kein Kleid mehr getragen. Nicht mal zu ihrem Abschlussball, sie war die einzige in einem Hosenanzug gewesen, aber das war ihr egal, außerdem waren Kleider sowieso unpraktisch.
Mit einem imposanten Tempo lief sie die Treppenstufen bis ins fünfte Stockwerk hoch, ihre Beine waren seit sie den Job hier angenommen hatte viel trainierter geworden, so konnte sie sich auch ein Workout sparen.
Heute war Freitag, da würde auch Charlie wieder da sein, darauf freute sie sich schon. Charlie war wegen seinem College nur am Mittwoch und Freitag Vormittag da. Seit einem Monat schmachteten sie sich schon an, bisher hatte er jedoch keinen Annäherungsversuche gewagt und Alexa würde sicherlich nicht die Erste sein, wenn er mit ihr Ausgehen wollte, sollte er die Initiative ergreifen, Emanzipation hin oder her.
Als sie den fünften Stock erreicht hatte, erkannte sie schon von weitem sein dunkelblondes lockiges Haar, Charlie lehnte an dem Platz von Jon und unterhielt sich gerade mit ihm.
Alexa fand, dass er ähnlichkeit mit Paul Walker in jungen Jahren hatte, sie konnte sich gut vorstellen, dass er auch Surfte, so braun gebrannt wie er war. Als er Alexa bemerkte, blieb sein Blick kurz an ihr hängen, was sie zum grinsen brachte, kopfschüttelnd setzte sie sich an ihren Platz. Mary saß schon da, ihre dunkle Haut glänzte, es waren jetzt schon wahrscheinlich zwanzig Grad Außentemperatur.
,,Na Grinsekatze", neckte Mary sie und zwinkerte ihr zu ,,Hast Sunnyboy schon entdeckt, was?", flüsterte sie und nickte nach hinten. Alexa legt ihren Zeigefinger an die Lippen, um Mary zu signalisieren ruhig zu sein. Die Geste, brachte Mary nur dazu ein kehliges Lachen auszustoßen, dabei wippten ihre großen Brüste unter der ärmellosen Bluse auf und ab. Heute trug sie einen langen Rock, der ihrer Figur genauso wenig schmeichelte, wie das Maxikleid einen Tag zuvor. Manchmal dachte Alexa, dass Mary einfach morgens in den Schrank griff und anzog was sie in die Finger bekam, zumindest war sie meist so gekleidet.
,,Was ist das?", fragte Mary und deutete mit dem Finger zu Alexas Tastatur, Alexa folgte dem Fingerzeig und wusste sofort was Mary mit ,,Das" meinte. Auf ihrem Platz lag ein Briefumschlag, er schien etwas zu beinhalten, da er sich etwas nach oben wölbte, inmitten des Umschlags stand eine Zahl.
Die Dreizehn.
Was hatte dieser Typ nur mit der Dreizehn und warum meldete er sich so früh schon wieder? Letztes Mal hatte er sich ein paar Tage Zeit gelassen. Da kam ihr wieder die Nachricht von gestern in den Kopf ,,Jetzt gibt es kein Zurück mehr, das Spiel beginnt". War das der Beginn und würde er ihr nun jeden Tag eine Aufgabe geben.
,,Ach das", stotterte sie, schnell schnappte sie sich den Umschlag und stopfte ihn in ihre Tasche. ,,Das hab ich nur vergessen gestern zur Post zu bringen", log Alexa. Ihr war nicht wohl dabei ihre einzige Freundin anzulügen, aber irgendwas hielt sie davon ab Mary alles zu erzählen. Wenn sie sich an die Spielregeln halten wollte, durfte sie niemanden davon ein Sterbenswörtchen sagen, dass hatte dieser Ethan ihr als Regal genannt, dies war aber nicht der Grund warum sie es ihr nicht erzählen wollte. Vielmehr wollte sie diese nicht beunruhigen. Wahrscheinlich würde sich Mary nur Sorgen machen, sie predigte Alexa sowieso ständig, dass nur Irre unterwegs seien und ihr zufolge sei jeder zweite ein Perverser. Wie sie zu dieser Annahme kam konnte sich Alexa nicht erklären. Mary sah in jedem Mann eine potenzielle Bedrohung sie hingegen war eher unvoreingenommen, sie glaubte an das Gute im Menschen und an positive Begegnungen, war sie vielleicht zu naiv oder war Mary einfach zu verbittert?
,,Dann solltest du aber eine Adresse drauf schreiben Liebes, ich glaube kaum, dass die Hausnummer ausreichen wird", sagte Mary und prustete fast los vor Lachen, Alexa zog die Augenbrauen hoch. ,,Danke, Sherlock", erwiderte sie sarkastisch, rollte mit den Augen, als sie jedoch das Grinsen ihrer Freundin sah, musste sie doch lächeln.
In diesem Moment vernahm sie das Klingeln, es war schrill. Zuerst konnte sie nicht zuordnen woher das Geräusch kam. Bis sie bemerkte, dass alle Blicke in ihre Richtung gingen. ,,Mach das scheiß Handy aus", rief einer der Mitarbeiter hinter ihnen, dass war bestimmt Jakob dieser Penner, der hatte doch immer was zu meckern.
Das Handy, schoss es ihr plötzlich.
Eilig griff Alexa in die Tasche und drückte den Abheben-Knopf um den Lärm zu beenden. Sie hatte das klobige Steinzeit-Handy völlig vergessen, eigentlich wollte sie es nicht mit in die Arbeit nehmen, versehentlich hatte sie es wohl abends einfach in ihrer Umhängetasche liegen gelassen.
Langsam nahm sie das Telefon zur Ohrmuschel.
,,Hallo", sagte sie zögernd. Würde es wieder der Unbekannte sein?
Auf der anderen Leitung war es ruhig.
,,Guten Tag Alexa", vernahm sie plötzlich seine Stimme, sie war fast zusammen gezuckt vor Schreck ,,Schön Sie wieder zu hören, ich hoffe Sie haben den Umschlag erhalten", seine Stimme war schmeichelnd, nicht aufdringlich, sondern eher betörend. Er machte eine kurze Pause fuhr dann fort: ,,Damit ist natürlich der Umschlag für Ihre neue Aufgabe gemeint!"
Alexa nickte, dabei fiel ihr auf, dass er sie ja nicht sehen konnte, oder doch? Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.
,,Ja ich habe ihn", sprach sie weiter und passte auf ihre Wortwahl auf, da sie kritisch von Mary beäugt wurde.
,,Öffnen Sie ihn und entnehmen Sie den USB-Stick! Sehen Sie sich keinen Falls den Inhalt an! Mr Stone soll ihn erhalten, tauschen Sie ihn mit dem anderen aus der er auf seinem Schreibtisch liegt, bis 13 Uhr haben Sie Zeit. Die Belohnung erhalten Sie danach. Viel Erfolg, Alexa!" Es macht ein Klick Geräusch, dann war der Anruf wieder beendet. Wie er ihren Namen aussprach, versetzte ihr jedesmal aufs Neue ein seltsames Gefühl im Bauch.
Ungläubig schaute sie nochmal auf das Telefon, betätigte dann die rote Taste. Mary beobachtete sie immer noch und schaute verdutzt auf das Prepaidhandy. ,,Wirst du etwa nostalgisch, oder was soll dass mit diesem Totschläger?" Das nostalgische stimmte wohl, seit Anfang zweitausend hatte sie kein solches Handy mehr gesehen, aber ein Totschläger war es sicher nicht. ,,So groß ist es nun auch wieder nicht", verteidigte Alexa das Telefon und ließ es, nachdem sie es Lautlos gestellt hatte, schnell wieder in der Tasche verschwinden. Sie konnte es sich nicht leisten von Mr Stone eine Abmahnung zu erhalten, dieser war glücklicherweise noch nicht hier.
,,Irgendwie wird ja alles was bei uns früher hip war, bei euch auch wieder modern. Laura möchte seit neustem auch wieder diese schrecklichen Gummihalsbänder die wir in den Neunzigern getragen haben die, die aussahen als hätte man ein Tattoo, als nächstes will sie bestimmt auch so ein Retrohandy!" Laura war Marys 13 jährige Tochter, die sie zurzeit öfter mal auf die Palme brachte.
Kopfschüttelnd wendet sich Mary ihrer Liste zu, Alexa hatte noch einige Telefonnummern auf ihrer alten zu bearbeiten, weswegen sie noch keine neue erhalten hatte.
Bevor sie jedoch mit der Arbeit begann, konnte sie nicht anders, sie musste diesen besagten USB-Stick sehen. So lautlos wie möglich öffnete sie den Umschlag, sie wollte Marys neugierigen Blick nicht auf sich ziehen. Enttäuscht musste sie feststellen, das er ganz gewöhnlich aussah, ein ovaler, schwarzer Stick mit silberner Umrandung, sowie man ihn zu hunderten in jedem Elektrohandel bekam. Keine geheime Nachricht und keine Dollar.
Was wohl dort drauf war, welche Daten könnte dieser Stick beinhalten?
Was auch immer darauf zusehen sein würde, wird Mr Stone nicht gefallen davon konnte sie ausgehen, aber das war ihr egal. Dieser Prolet von einem Mann hatte vielleicht sogar eine kleine Lektion verdient und so schlimm konnte es wohl nicht sein.
Der weiße Lamellenvorhang zu Stones Büro war heute zugezogen, keine Ahnung warum er sich heute so zurück zog, aber spätestens in der Mittagspause konnte sie davon ausgehen, dass Stone sich einen Kaffee holen würde, so wie er es immer tat. Dabei lies er keine Chance aus, mit den hübschen Mitarbeiterinnen des Büros zu sprechen und versuchte sich dabei stets in gutes Licht zu rücken.
Mary verabschiedete sich zur Pause, so wie jeden Tag. Alexa beobachtete zufrieden, wie Mr Stone schon zehn Minuten früher in die Pause ging, dies tat er fast jeden Tag. Bei seinen Mitarbeitern schaute er jedoch auf jede Minute und wehe jemand verspätete sich, dann konnte man sein blaues Wunder erleben.
Alexa wartete ab bis alle in den Pausenraum gegangen waren, dies dauerte fast nochmals eine viertel Stunde, etwas verärgert ihre Pause zu verschwenden machte sie sich auf in Richtung des Büros.
Hoffentlich würde sich die Belohnung auszahlen.
Etwas Angst hatte sie schon erwischt zu werden, was sie nur noch mehr zur Eile antrieb.
In dem geräumigen Büro mit einem recht passablen Ausblick, war ein langer Tisch mit sechs Stühlen, drei auf jeder Seite. Der Beamer war eingeschaltet und leuchtete auf die Wand am Ende des Tisches, er war auf Standby. Das verriet ihr die blau beleuchtete Wand. Noch nie war Alexa in seinem Büro gewesen, nicht mal bei der Einstellung, sie kannte das Büro nur von Außen.
Auf der anderen Seite, rechts von dem Tisch, befand sich Mr Stones Buchenholzfarbener Schreibtisch. Ihr Herz klopfte wie wild, das Adrenalin schoss in ihr Blut, allein die Anspannung erwischt zu werden versetzte sie in eine Art Rausch.
Da war er, auf dem Mousepad neben der Tastatur lag der besagte USB-Stick. Dieser war identisch mit dem der sich in ihrer Hand befand. Ohne weiter über irgendwelche Folgen nachzudenken tauschte sie die beiden aus.
Mit hastigen Schritten verließ sie das Büro, gerade als sie lautlos die Türe hinter sich schließen wollte spürte sie eine Hand auf ihrer rechten Schulter.
Sie zuckte innerlich zusammen, jetzt war sie geliefert, ein Rausschmiss war ihr garantiert.
,,Hey was machst du da?", fragt eine bekannte männliche Stimme. Erleichtert atmete Alexa aus und drehte sich um.
Es war Michael, der sie stirnrunzelnd anschaute, was seine Glatze noch größer wirken ließ als sonst. In der anderen Hand hatte er einen Becher, der Geruch des Kaffees drang heraus.
,,Ach äh ich wollte", stammelte Alexa, wurde dann aber von Michael mit einem Abwinken unterbrochen.
,,Egal ich hab dich gesucht", gab er zu ,,Was sollte dass gestern? Wegen dir musste ich die Nacht auf der Couch verbringen, Marina war stocksauer. Sie hat mich alles geheißen. Du bist mir echt eine Erklärung schuldig und zwar eine gute!" Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah Alexa wartend an.
,,Oh man, dass tut mir leid und ist mir echt peinlich, sie hält mich jetzt sicher für total bescheuert", Alexa hoffte zumindest, dass Marina sie nicht für Michaels Affäre hielt, dies wäre auch sehr absurd, immerhin könnte er ihr Vater sein und zudem war er nicht gerade ein George Clooney.
,,Jemand hat mir einen blöden Streich gespielt und ich dachte du wärst es gewesen, es tut mir echt leid", log Alexa. Ihr war nichts Besseres eingefallen und es schien ihr die beste Ausrede darauf zu sein, zumal es ja irgendwo auch der Wahrheit entsprach, jemand spielte ihr einen Streich oder zumindest so etwas ähnliches.
,,Hmm ok, du hast echt sauer gewirkt, ich dachte du fällst mich gleich an, so wütend wie du warst hätte man glatt Angst bekommen können. Hast du den Übeltäter wenigstens erwischt?", Michael klang schon besänftigter.
,,Ja, hat sich aufgeklärt", sagte Alexa und versuchte eine unschuldige Miene aufzusetzten. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich bei dem Gedanken, dass Michael wegen ihr auf der Couch schlafen musste. Dieser lächelte jedoch schon wieder.
,,Mach dir keine Gedanken wegen Marina, die beruhigt sich schon wieder!" Mit diesen Worten machte sich Michael wieder auf zu seinem Sitzplatz.
Die Pause hatte nun endgültig ohne Alexa stattgefunden, um einen Kaffe zu holen hatte sie keine Zeit mehr, dass sollte besser eine verdammt gute Belohnung sein, wenn sie dafür auf ihren Kaffee verzichten musste.
Ein paar Minuten blieben ihr noch, Mausi und Kimerly waren auch noch nicht da. Mit schnellen Schritten lief sie zu ihrer Tasche und holte das Telefon hervor.
Eine neue Nachricht!
Gut gemacht Alexa!
Ihre Belohnung finden Sie hinter dem Mitarbeiter des Monats.
Genauer gesagt hinter seinem Kopf.
Woher wusste er das? Die Sache wurde immer seltsamer, es musste jemand aus dem Büro sein.
Mitarbeiter des Monats, dass war doch Loraine wenn sie sich nicht täuschte und diese saß genau vor ihr und in ihrem braunen Dutt konnte sie keinen Umschlag erkennen. Dies wäre auch sehr komisch gewesen, auch an deren Stuhl war nichts zu erkennen.
In dem Moment kam ihr die Erkenntnis, das Mitarbeiter-des-Monats Foto!
Schleunigst ging sie in den Eingangsbereich, dort hing es in einer schlecht beleuchteten Ecke, neben einem großen, eingerahmten Kopie von Zwölf Sonnenblumen in einer Vase von Vincent van Gogh. Neben dem imposantem Bild der riesigen Sonnenblumen, wirkte es winzige und unscheinbar.
Loraine hatte wie fast jeden Monat den Titel erhalten, dass war schon so seit Alexa angefangen hatte im Callcenter zu arbeiten und würde sich wahrscheinlich auch nicht ändern. Diese Frau war echt motiviert in dem was sie tat und sie konnte den Leuten Honig um den Mund schmieren, sie hatte kaum Menschen die bei ihrer Umfrage absprangen.
Alexa schaute sich nochmals um, im Flur war niemand zu sehen und nahm den Rahmen von der Wand. Dahinter war der Umschlag befestigt, sie löste ihn aus seiner Befestigung und platzierte das Bild wieder an seinen vorgesehenen Hacken. Die Dreizehn stand auch auf diesem Umschlag, da niemand zu sehen war beschloss sie ihn sofort zu öffnen.
Nicht zu fassen, dieser Ethan musste wirklich verrückt sein!
Benjamin Franklin blickte ihr entgegen, sie hatte sich noch nie so sehr gefreut den toten Gründungsvater zu sehen, denn dieser schaute sie von einem grünen Einhundert-Dollar-Schein aus an.
Echt der Wahnsinn, Alexa konnte ihr Glück kaum fassen, hatte sie etwa einen Goldesel gefunden?
Als sie sich wieder an ihrem Platz befand, sah sie aus den Augenwinkeln wie sich eine Gruppe von Anzugträgern zusammen mit Mr Stone, dessen Büro näherte. Das sah nach einer Besprechung aus, irgendwie hatte sie kein gutes Gefühl dabei. Leider hatte man durch den weißen Lamellenvorhang keinen Einblick auf das was in dem Büro vor sich ging. Nach zehn Minuten wurde die Tür aufgerissen.
,,Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein Mr Stone", ein grauhaariger, untersetzter Mann, in einem dunkelgrauen Anzug und einer Brille auf der Nase, lief mit einem hochroten Kopf und großen Schritten Richtung Ausgang.
,,Ich bin empört, dass wird noch Folgen haben, dass sage ich ihnen!", er hatte sich mit einem Ruck umgedreht, dabei war Mr Stone fast gegen ihn gelaufen. Stones Verzweiflung konnte man in seinem Gesicht ablesen, so hatte Alexa ihn noch nie gesehen. ,,Mr Watson ich weiß nicht wie dieses Video auf den Stick kommt, dass müssen sie mir glauben", stieß er flehend aus. Die anderen Anzugträger waren diesem Mr Watson gefolgt. Er ignorierte die Entschuldigung und lief einfach hinaus.
Im Büro war es mit einem Mal schlagartig still geworden, sogar Lorain hatte ihre Arbeit eingestellt. Alle schauten geschockt zu Mr Stone der sich verzweifelt durch die Haare fuhr, seine sonst so perfekt frisierten Haare standen nun querdurcheinander vom Kopf ab.
,,Du!", schrie er plötzlich und zeigte mit dem Finger in Alexas Richtung. Sein vorher noch verzweifelter Gesichtsausdruck hatte sich in eine wutverzerrte maskenähnliche Grimasse verwandelt.
Alle drehten sich geschockt um, währenddessen William Maximilian Stone sich seinen Weg in die hinteren Reihen bahnte.
Woher konnte er wisse, dass sie den USB-Stick vertauscht hatte. Wie erstarrt saß sie auf ihrem Stuhl, die Augen weit aufgerissen, ihr Herz pochte ihr bis zum Hals. Das wars dann wohl.
Mr Stone jedoch lief an ihr vorbei, verdutzt drehte sie sich um, er bliebt vor Jakob, dem ehemaligen, inzwischen kahlköpfigen Webdesinger stehen. ,,Du hast das mit Absicht gemacht! Packen Sie ihre Sachen zusammen und treten Sie mir nie wieder unter die Augen!", befahl er. ,,Aber, aber...", stammelte Jakob, seine Augen hinter der Nickelbrille wurden groß und sein bärtiges Kinn bebte, er war wie erstarrt. ,,Nichts aber, sofort!", brüllte Stone jetzt. Ruckartig stand Jakob auf, sein Gesicht war blass, er nahm seine Habseligkeiten und verließ mit gesenktem Kopf das Büro.
Was hatte sie nur getan...
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